Profilbild von Sago

Sago

Lesejury Star
offline

Sago ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sago über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2021

Lügennetz

Wer zuletzt lügt
0

Warum müssen Untertitel eigenlich oft zu geschwätzig sein? Der Satz mit der toxischen Freundschaft, der sich bei manchen Online-Buchhandlungen findet, ist zum Glück nicht auf dem Buch abgedruckt. Warum ...

Warum müssen Untertitel eigenlich oft zu geschwätzig sein? Der Satz mit der toxischen Freundschaft, der sich bei manchen Online-Buchhandlungen findet, ist zum Glück nicht auf dem Buch abgedruckt. Warum so viel verraten? Einige Zeit lang fragt man sich nämlich, was es mit der Freundschaft der braven Fiona und der wilden Trixie auf sich hatte. Denn Trixie ist bereits im Meer verschwunden, ebenso wie Toby einige Zeit zuvor. Toby war ausgerechnet der große Bruder von Fionas Langzeit-Schwarm Beau. Beau und Fiona hätten durchaus ein Paar werden können, wäre Beau nicht nach Tobys Tod in Kummer und Alkohol versunken.
Aber war dieses Verschwinden gleich zweier Schüler wirklich zufällig? Und sind sie überhauptwirklich tot? Von Fiona als Ich-Erzählerin erfahren wir in Rückblenden häppchenweise, was früher geschah, während Fiona gemeinsam mit dem geheimnisvollen Jasper, Trixies Ex, auf Spurensuche geht. Wem kann Fiona wirklich trauen, und ist sie selbst überhaupt zuverlässig in dem, was sie berichtet?
Das Buch hat mich in einen Lesestrudel gesogen, was immer ein gutes Zeichen ist. Sehr gut hat mir gefallen, wie authentisch unsicher und ambivalent Fionas Charakter angelegt wurde. Auch die anderen Protagonisten wie Jasper und Beau werden faszinierend zwiespältig geschildert, was für mich rückblickend allerdings auch zu einigen Ungereimtheiten geführt hat. Trotzdem ein raffiniert angelegtes Highschool-Verwirrspiel, das mich auch als Erwachsene sehr gefesselt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2021

Geist und Materie

Im Lichte der Quanten
0

Dieses Buch wird sicher polarisieren. Das Ideengut basiert auf "Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik"´, des gleichen Autorenteams, das ich leider nicht gelesen habe.

In ...

Dieses Buch wird sicher polarisieren. Das Ideengut basiert auf "Es werde Licht. Die Einheit von Geist und Materie in der Quantenphysik"´, des gleichen Autorenteams, das ich leider nicht gelesen habe.

In diesem Buch nun verbinden sich Essays von Fachleuten der Psychologie, Psychatrie, Pädagogik, Umweltwissenschaft, Physik und Biologie mit dem hehren Anspruch, Geist und Materie zusammenzubringen.

Was die Welt im Innersten zusammenhält, fragte sich schon Goethes Faust. Ob die auf der Interpretation der Quantenphysik beruhenden Antworten, die hier geliefert wird, zutreffen, kann nur jeder Leser selbst für sich entscheiden, denn wir bewegen uns in den Texten über die Empirik des heute schon Nachweisbaren hinaus.
Und so wird, so fürchte ich, dem strikt wissenschaftlich Orientierten das Buch zu esoterisch angehaucht sein, aber denjenigen, die glauben, dass es "mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt", dagegen zu nüchtern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.06.2021

Vom Podcast zum Buch

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
0

Selten war ich wohl bei einem Buch so zwiegespalten zwischen Hadern und Gefallen. Unerwarteterweise hat für mich dann das Hadern aber überwogen. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte der Essays zusammen, ...

Selten war ich wohl bei einem Buch so zwiegespalten zwischen Hadern und Gefallen. Unerwarteterweise hat für mich dann das Hadern aber überwogen. Das hängt mit der Entstehungsgeschichte der Essays zusammen, die in diesem Buch versammelt wurden, welche ganz am Ende verraten wird. Ursprünglich waren es überwiegend einzelne Podcasts. Hätte ich die einzelnen Essays etwa gelegentlich in einer Zeitschrift oder mit einem wöchentlichen Newsletter gelesen, hätte ich wohl mehr Positives an den klugen Gedanken des Autors gefunden.
So aber wurde mir John Greens wirklich sehr origineller und persönlicher Blick irgendwann einfach zu viel. Seine Aufhänger, mit denen er nach meinem Empfinden oft sehr virtuos, immer wieder aber auch aprupt vom Speziellen zum Allgemeinen überleitet, sind so spezifisch am Erleben eines US-Amerikaners und an seiner eigenen Lebensgeschichte orientiert, dass sie mich nur gelegentlich fesseln konnten. Dabei sind meine eigenen Interessen eigentlich sehr breit gefächert. Vermutlich wäre es noch ein wenig anders gewesen, wenn ich seine Romane gelesen hätte und mir hier endlich die Frage beantwortet worden wäre, was für eine Art Mensch ein Lieblingsschriftsteller denn eigentlich ist. Ohne spezielles Interesse an John Green entstand bei mir aber verblüffenderweise irgendwann ein überbordend Nabelschau-artiger Eindruck, obwohl Green vermutlich eher bescheiden als selbstverliebt ist. Schade, denn seine Formulierungen sind gekonnt und haben oft auch einen feinen, selbstironischen Unterton.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.06.2021

Schwedisch nicht nur für Fortgeschrittene

Ein Meer aus Licht und Farben
0

Die Eden Books zum Thema Sehnsuchtsorte verzaubern mich einfach immer wieder. Hier folgen wir der Autorin Sylvia B. Lindström, wie sie nach einer gescheiterten Beziehung mit ihrem kleinen Sohn Hauke zunächst ...

Die Eden Books zum Thema Sehnsuchtsorte verzaubern mich einfach immer wieder. Hier folgen wir der Autorin Sylvia B. Lindström, wie sie nach einer gescheiterten Beziehung mit ihrem kleinen Sohn Hauke zunächst probeweise von Deutschland nach Schweden auswandert.

Man kann Sylvia wohl eine Lebenskünstlerin nennen. Was sie an Abenteuerlust, Optimismus, Geschäftssinn und Tatkraft mitbringt, hat mir immer wieder einigen Respekt abgenötigt. Und Hauke ist ein Junge, der selbst in der Beschreibung einfach nur Spaß macht. Auch wenn die Autorin mit manchen Details zurückhält - es sind ja schließlich tatsächliche Menschen involviert - wird hier nichts weichgezeichnet. Heimweh und bürokratische Hemmnisse werden genauso interessant und anschaulich geschildert wie Land und Leute und die neue Liebe. Ein klein wenig habe ich mich wohl jetzt auch in Schweden verliebt. Als Tierfreundin und Pferdefreundin hat mir natürlich besonders gefallen, dass die Autorin selbst Pferdefrau ist. Dieses Thema nimmt jedoch keinen so breiten Raum ein, dass es einen Nicht-Pferdekenner stören würde.

Für mich hatte die faszinierende Lebensgeschichte tatsächlich keinerlei Längen. Auch dass hier das Erlebte selbst geschildert wird, was ja nicht bei allen Büchern dieser Reihe so ist, kam dem Buch sehr zugute.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.06.2021

Zwei Männer und drei Mädchen in einem Boot

Die Erfindung von Alice im Wunderland
0

Zwei Männer und drei Mädchen in einem Boot - so nahm die berühmte Geschichte um "Alice im Wunderland" einst ihren Anfang. Obwohl ich das Buch und seinen Nachfolger "Alice hinter den Spiegeln" seit meiner ...

Zwei Männer und drei Mädchen in einem Boot - so nahm die berühmte Geschichte um "Alice im Wunderland" einst ihren Anfang. Obwohl ich das Buch und seinen Nachfolger "Alice hinter den Spiegeln" seit meiner Kindheit kenne und schätze, war mir sein Ursprung doch bisher völlig unbekannt. Ich ahnte ebenso wenig, dass ein Mädchen namens Alice Liddell reales Vorbild war, noch das Lewis Carroll lediglich der Künstlername des Autors und Mathematikdozenten Charles Dodgson war. Während einer Bootspartie mit den Töchtern seines Dekans fand die Idee zu diesem für die damalige Zeit völlig neuartigen Kinderbuch ihren Ursprung.

Der Autor und Literaturprofessor Peter Hunt folgt von dort aus der Entstehung, Illustration und Veröffentlichung von "Alice". Mit den zahlreichen Hinweisen zu mir bisher verborgenen Anspielungen auf zeitgenössische Literatur, historische Vorbilder der Protagonisten aber auch auf mathematische Regeln, hat mir Hunt förmlich eine neue Tür in dieses Wunderland aufgestoßen.

Ausgestattet ist das großformatige Buch mit Fotos von früheren Illustrationen sowie des Autors und seiner Inspirationsquellen. Mir persönlichen hat besonderen Spaß gemacht, dass ich von heutiger Fantasy-Literatur einen Bogen zurückschlagen konnte zu "Alice". Dass Joanne K. Rowlings Vorbild des Schnatz aus Harry Potter anscheinend aus "Alice" stammt, ist mir erst jetzt aufgefallen, wodurch sich für mich ein Kries geschlossen hat.

Ein wahres Kunststück vollbringt Hunt bei der Auseinandersetzung mit der Frage, ob irgend etwas Unziemliches an der Faszination von Dodgson durch die junge Alice war. Dies bleibt letztendlich der Fantasie der Leser überlassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere