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Veröffentlicht am 03.12.2020

Jahresringe

Das Flüstern der Bäume
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"Je betrunkener er wird, desto stärker wird ihm bewusst, dass seine Mutter ihr Leben lang vor einer Gebrochenheit geflohen ist, einer Gebrochenheit, die von den gebrochenen Menschen vor ihr an sie weitergegeben ...

"Je betrunkener er wird, desto stärker wird ihm bewusst, dass seine Mutter ihr Leben lang vor einer Gebrochenheit geflohen ist, einer Gebrochenheit, die von den gebrochenen Menschen vor ihr an sie weitergegeben wurde, und dass sie etwas von dieser Gebrochenheit an ihn weitergegeben hat, wie Kohlen, die man aus einem Feuer nimmt, um ein weiteres zu entfachen. Und dass er mit seinem eigenen Kind dasselbe machen würde, wenn er je eins hätte.“

Nach dem Lesen dieses sprachlich herausragenden Romans werde ich Holz wohl für immer mit anderen Augen betrachten, derartig ungewöhnliche und poetische Worte findet der Autor dafür.

Im Jahr 2038 sind Bäume eine Rarität geworden. Jacinda Greenwood verdient ihr Geld als Führerin auf einer abgeschiedenen amerikanischen Insel, auf der es noch eine sogenannte Baumkathedrale gibt, zu der täglich reiche Menschen pilgern, auch wenn Flüge extrem teuer geworden sind. Wie sehr Jacinta und ihr Name Greenwood mit der Insel verbunden ist, ahnt weder Jacinda noch der Leser. Doch der Autor nimmt uns mit in die Vergangenheit zu einer Reise in ihre Familiengeschichte, als reise man immer tiefer in die Jahresringe eines Baumes. Nach und nach entfaltet sich die Tragik der Familie Greenwood. Dies ist so raffiniert konstruiert, dass mich die Geschichte nach einigen Anfangsschwierigkeiten immer mehr gefesselt hat, auch wenn die Protagonisten nicht unbedingt Sympathieträger sind und eine Identifikation erschweren.  Stilistisch wird der Autor bereits mit John Steinbeck verglichen, so dass man hier durchaus einen modernen Klassiker vor sich haben könnte.

 

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Whiteout

Frostgrab
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„Irgendwas hat dieser Ort. Es ist fast, als ob die Wildheit dieser Berge in uns hineinkriecht.Oder vielleicht liegt es auch nur daran, dass wir so weit weg sind vom Rest der Zivilisation. Hier oben wird ...

„Irgendwas hat dieser Ort. Es ist fast, als ob die Wildheit dieser Berge in uns hineinkriecht.Oder vielleicht liegt es auch nur daran, dass wir so weit weg sind vom Rest der Zivilisation. Hier oben wird man von nichts und niemandem im Zaum gehalten.“
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ein Thriller, der Snowboarder zum Thema hat, mich so packen könnte. Das ist eine der Sportarten, mit der ich wirklich wenig anfangen kann. Ich weiß auch kaum etwas darüber und halte Snowboarden für ziemlich gefährlich. An letzterem scheint etwas dran zu sein, denn Ausgangspunkt der Geschichte ist das spurlose Verschwinden einer jungen, erfolgreichen Snowboarderin, Saskia, vor zehn Jahren. Ich-Erzählerin Milla, Saskias Bruder Curtis und drei weitere Freunde von damals erhalten eine mysteriöse Einladung an den Ort, an dem Saskia verschwand, ein Snowboard-Gebiet in Frankreich, unmittelbar nachdem Saskia für tot erklärt wurde. Doch keiner will die Einladung ausgesprochenhaben. Kaum in dem Panoramahaus auf dem Berg angekommen, verweigert die Seilbahn den Dienst und die Handys verschwinden. Irgendjemand scheint ein perfides Spiel mit ihnen zu treiben. Wer steckt hinter Saskias damaligen Verschwinden? Ist sie überhaupt wirklich tot,oder die Drahtzieherin des Ganzen? Und sind die Fünf wirklich Freunde?
Abwechselnd mit den immer unheimlicher werdenden Geschehnissen im Panoramahaus, erzählt Milla in Rückblenden, was vor zehn Jahren geschah. Das Beziehungsgeflecht, das dabei zwischen den ehemaligen Elitesportlern zutage kommt, hat mich in seiner Raffiniertheit wirklich fasziniert und dem Thriller seine atemberaubende Spannung gegeben. Nach und nach begreift der Leser, niemanden ist hier zu trauen. Das gilt auch für Milla....

Es hat etwas gedauert, bis die Geschichte mich am Haken hatte. Dann habe ich aber der Auflösung regelrecht entgegengefiebert. Diese konnte ich auch ausnahmsweise nicht einmal ansatzweise erahnen. Insgesamt hat mich der Thriller trotz der immer wieder auftauchenden, mir unverständlichen Snowboardbegriffe so überzeugt, dass ich auch kommende Bücher derAutorin lesen werde.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Highlight

Heimische Hexenkunst
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Ich befasse mich schon seit Jahrzehnten mit Wicca oder dem neuen Hexentum, wie man früher sagte. Dennoch hat dieses Buch mir überraschender Weise noch einiges Neue geboten. Claire befasst sich hier mit ...

Ich befasse mich schon seit Jahrzehnten mit Wicca oder dem neuen Hexentum, wie man früher sagte. Dennoch hat dieses Buch mir überraschender Weise noch einiges Neue geboten. Claire befasst sich hier mit der heimischen Hexenkunst, also unseren magischen Wurzeln. Dabei haben in Deutschland neben den germanischen Göttern z.B. sowohl die Römer als auch der Isis-Kult und die Slawen ihre Spuren hinterlassen.
Der Aufbau des Buches ist durchaus ungewöhnlich, denn mit allerlei Zaubern geht es sofort in media res. Dabei betont Claire vor allem bei den Liebeszaubern, dass Zauber keine Selbstläufer sind, sondern helfen, zu Wendepunkten zu gelangen. Diese Aussage fand ich besonders wichtig.
Erst nach den diversen Zaubern geht es dann zu den Basics, etwa dem Aufbau eines Altars, der Vorstellung diverser Götter, den Geistwesen, Ahnen und Kräutern. Beeindruckt hat mich nicht nur das äußerst Pragmatische, Bodenständige, sondern auch die Fülle an Details, aus denen ich für mich einiges herausziehen konnte. Hier ist zum Beispiel der Rat von Claires Großmutter zu nennen, einen Besen nie auf die Spitze zu stellen.
In der Mitte des Buches befindet sich sehr schöne passende Farbfotos, von denen mich der abgebildete Hausaltar besonders angesprochen hat. Fazit: Ein hilfreiches Buch, dass ich auch als Fortgeschrittene immer zur Hand nehmen werde.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Ocean's Irene

Die verborgene Geschichte
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Von Irene, Kai und der unsichtbaren Bibliothek kann ich einfach nicht genug bekommen und so war es keine Frage, dass ich ihnen auch bei ihrem 6. Abenteuer folgen würde.
Nur wer die Bände von Beginn an ...

Von Irene, Kai und der unsichtbaren Bibliothek kann ich einfach nicht genug bekommen und so war es keine Frage, dass ich ihnen auch bei ihrem 6. Abenteuer folgen würde.
Nur wer die Bände von Beginn an liest, wird die volle Freude daran, auch wenn dieser Teil sicherlich zu den besten der Reihe zählt.
Mit dem Auftauchen von Irenes Eltern zu Beginn wird wieder geschickt Neugier auf Irenes wahre Herkunft geweckt. Dennoch erfahren wir hier nicht mehr, denn Irene und Kai müssen zu ihrem nächsten Auftrag aufbrechen. Nur ein bestimmtes Buch kann ausgerechnet die Welt retten, in der Irene auf ein Internat gegangen ist. Doch es befindet sich in den Händen eines Elfen, der jedem Bond-Bösewicht Konkurrenz macht. Das Buch gibt er nur heraus, wenn Kai und Irene in einer anderen Welt ein bestimmtes Gemälde stehlen, gemeinsam mit einem Sammelsurium an gaunerartigen Charakteren, die augenzwinkernd an Ocean's Eleven denken lassen. Nur dass das Team hier neben Elfen auch aus einer bisher unbekannten Verwandten Kais besteht, der dieser gar nicht wohlgesonnen ist...
Schlag auf Schlag geht die Handlung voran. In der Parallelwelt gibt nicht nur eine Organisation namens CENSOR Rätsel auf, sondern auch das Auftauchen von Drachen, die es dort gar nicht geben sollte. Wieder einmal finden sich Kai und Irene in ein brandgefährliches, geheimnisvolles Abenteuer verstrickt.
Ich liebe wirklich den feinen Humor der Autorin. Die Dynamik zwischen Kai und Irene macht mir am meisten Spaß, und über die Drachen kann ich gar nicht genug erfahren. Von beidem gab es in diesem Teil endlich einmal besonders viel. Zudem wurde das Ende wieder so raffiniert gestrickt, dass man auch ohne einen klassischen Cliffhanger die Rückkehr zur unsichtbaren Bibliothek gar nicht erwarten kann.

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Veröffentlicht am 22.11.2020

Verbundenheit

Die Lichtwerkzeuge von Avalon
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Fünfzehn spirituelle Reisen bietet die Autorin in diesem Buch, die zum großen Teil von der mystischen Insel Avalon und dem tatsächlich existierenden Ort Glastobury - einer der Plätze, an dem Avalon den ...

Fünfzehn spirituelle Reisen bietet die Autorin in diesem Buch, die zum großen Teil von der mystischen Insel Avalon und dem tatsächlich existierenden Ort Glastobury - einer der Plätze, an dem Avalon den Legenden nach verortet sein soll - inspiriert sind. Dabei findet man eine Einsteigerübung auch als Audiodatei über die Homepage der Autorin. Zu den übrigen Meditationen wird empfohlen, sie zum Beispiel aufmerksam zu lesen und dabei zu meditieren, was ich persönlich schwierig finden würde. Ich habe sie mir daher eingeprägt und dann vorgestellt, so wie ich sie in Erinnerung hatte.

Der einführende Teil ist knapp gehalten, was mich als geübte Fantasiereisende nicht gestört hat. Ich glaube aber nicht, dass ich vor Beginn meiner langjährigen Meditationspraxis so ohne Weiteres in die entsprechende Geisteshaltung hätte finden können.

Die Übungen selbst haben mir aber größtenteils gut gefallen und ich kann mir vorstellen, mit einigen länger gewinnbringend zu arbeiten.

Um eine Vorstellung vom tatsächlichen Glastonbury zu bekommen, empfiehlt die Autorin Fotos ihrer Website. Als Glastonbury-Kennerin musste ich darauf nicht zurückgreifen. Wunderschön und inspirierend wären natürlich Farbfotos im Buch gewesen, das auf seinen 96 Seiten aber fast ausschließlich Text bietet. Der letzte Teil entfällt dabei auf Tabellen, nach denen man die Arbeit mit den Lichtwerkzeugen aus den Meditationen planen kann. Das Buch stellt damit eine kurze, aber dennoch intensive und nachhaltige Anleitung dar, die mich bereichert hat.




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