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Veröffentlicht am 12.09.2021

Bleischwere Hoffnungslosigkeit

Die vier Winde
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Kristin Hannahs Romane sind für mich eigentlich immer etwas Besonderes. Ich lese sonst eher andere Genres, aber bei ihr mache ich stets eine Ausnahme.

Auch dieser Roman ist wieder virtuos verfasst und ...

Kristin Hannahs Romane sind für mich eigentlich immer etwas Besonderes. Ich lese sonst eher andere Genres, aber bei ihr mache ich stets eine Ausnahme.

Auch dieser Roman ist wieder virtuos verfasst und bewegend. Allerdings muss ich sagen, hier mutet Hannah ihren Protagonisten so viel zu , dass es nur schwer zu ertragen ist. Einfach alles scheint für Elsa schief zu gehen. Ungeliebt von ihren Eltern, angeblich wegen Unscheinbarkeit und Kränklichkeit, lässt sie sich schwängern und wird nun auch noch verstoßen. Auch wenn die Ehe nicht glücklich wird, findet sie liebevolle Schwiegereltern und Trost in der Liebe zu ihren Kindern Loreda und Anthony. Doch dann bricht 1934 die Weltwirtschaftskrise herein und nicht nur die Farm der Schwiegereltern, sondern ganz Texas wird Teil der sog. Dust Bowl, nicht mehr zu bewirtschaften und von vernichtenden Sandstürmen geplagt. Elsa verlässt die Farm nicht einmal, als ihr Mann plötzlich auf und davon ist. Erst viel später macht sie sich mit ihren Kindern auf nach Kalifornien. Dass dort nicht Milch und Honig für Zugezogene fließen, sondern Ausgrenzung und eine Armut herrschen, die mich selbst beim Lesen bleischwer heruntergezogen hat, müssen die drei schmerzlich erfahren.

Auch in "Liebe und Verderben" ließ Hannah ihre Protagonisten gegen allmächtige Naturgewalten kämpfen. Aber an eine solche Ausweglosigkeit erinnere ich mich dort nicht. Auch wenn Elsa und Loreda eine beeindruckende Entwicklung durchmachen, war der Preis, der hier zum Ende für Zivilcourage und Kampf gegen Ungerechtigkeit gefordert wurde, in meinen Augen zu hoch. Die Hoffnung, die in der Inhaltsangabe beschworen wird, habe ich nicht nachhaltig gespürt.

Ich habe viel über die USA in der Weltwirtschaftskrise gelernt und war stets gefesselt. Dennoch habe ich Kristin Hannahs andere Romane mehr genossen.

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Veröffentlicht am 31.08.2021

Cozy Wellness

Frau Maier macht Dampf
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Wenn ich jemals in ein Wellnesshotel fahren würde, wäre dieses Buch die perfekte Cozy Crime dafür. Aber auch so hat es mich sehr gut unterhalten. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass Frau Maiers schwarze ...

Wenn ich jemals in ein Wellnesshotel fahren würde, wäre dieses Buch die perfekte Cozy Crime dafür. Aber auch so hat es mich sehr gut unterhalten. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass Frau Maiers schwarze Katze fast nur auf Bildern auftaucht: dem wunderschönen Cover und auf Fotos, die Freund Andreas ihr von zu Hause schickt.

Frau Maier, eine erfolgreiche Hobbydetektivin, hat sich nämlich von einer Freundin nötigen lassen, an deren statt den gewonnenen Wellnessurlaub anzutreten. In vier früheren Bänden hat sie bereits erfolgreich Verbrechen aufgeklärt. Diese kenne ich leider nicht, hatte aber trotzdem von Anfang an großen Spaß an der Lektüre.

Jessica Kremser schreibt flockig leicht, ohne dabei seicht zu werden. Ihre etwas kauzige Frau Maier hat mir sofort gefallen, ebenso wie das Konzept, jedem Abschnitt einen kleinen Teil aus einem fiktiven Wellnessratgeber voranzustellen, den Frau Maier dann wunderbar bissig kommentiert. Auch zwischendurch flackerte hin und wieder ein feiner Witz auf, der die mysteriösen Ereignisse um den verschwundenen Direktor des Hotels, einen Todesfall und weitere dunkle Machenschften auf Schönste begeistert.

Wirklich gelungene Cozy Crime. Nur wesentlich mehr Katze hätte ich mir gewünscht.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Cyrian und Nayla

Der Schwur der Göttin, Band 1: Beyond Eternity
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Dies ist wieder eines der Jugendbücher, von dem ich mir weniger Romance nach den üblichen Klischees und dafür mehr einfallsreiche Fantasy wünschen würde. Die Liebesgeschichte zwischen Nayla und Cyrian ...

Dies ist wieder eines der Jugendbücher, von dem ich mir weniger Romance nach den üblichen Klischees und dafür mehr einfallsreiche Fantasy wünschen würde. Die Liebesgeschichte zwischen Nayla und Cyrian folgt leider viel zu sehr dem üblichen Muster "schöner dunkler Fremder, der eigentlich gar nicht wirklich sympathisch ist" und die Protagonistin ständig nach dem abgegriffenen Motto "liebe mich nicht" wegstößt, um sie dann wieder anzuziehen. Nayla ist zu unerfahren und launisch, als dass ich voll mit ihr mitfiebern konnte. Es fehlte ihr auch eine gewisse Tiefe. Einzig ihre Tierliebe gefiel mir außerordentlich. Dieses Oberflächliche war leider ebenso bei der Ausarbeitung der eigentlich recht originellen Grundidee der Fall, aus der man aber mit atmosphärischer Dichte, einer ausgefeilteren Mythologie und vielleicht ein wenig Düsternis so viel mehr hätte machen können. Wenn alt-römische Götter ebenso unreif wirken wie die Teenager, lässt das schon zu wünschen übrig.

Nayla überlebt auf mysteriöse Weise als einzige einen schweren Unfall. Kurz darauf erscheinen an ihrer Schule zwei äußerst attraktive Mitschüler, Philemon und Cyrian. Philemon ist ein wahrer Goldjunge, während Cyrian eher schweigsam und ruppig scheint. Bald hegt Nayla einen Verdacht, dass es sich hier nicht wirklich um Austauschschüler handelt. Als sie plötzlich mysteriöse Kräfte entwickelt, ist dies nicht die einzige Entwicklung, die Naylas Welt komplett auf den Kopf stellt...

Trotz meiner Kritik hat mir das Buch mit dem traumschönen Cover auch viel Spaß gemacht. Es liest sich im Rekordtempo weg. Ein wenig gewundert habe ich mich, dass Nayla Cyrian verfällt und nicht dem so netten Philemon. Letzterer ist aber tatsächlich ein Charakter, den ich nicht völlig einschätzen kann, was mein Interesse wach gehalten hat. Vielleicht hält die Autorin hier im zweiten Teil der Dilogie noch eine Überraschung bereit. Auch einen kleinen Cliffhanger gab es, der mich auf jeden Fall weiter folgen lässt.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Sternflüstern - ja bitte!

Sternflüstern
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Sternflüstern - danach habe ich nun auch ganz viel Sehnsucht bekommen. Wie ich gelernt habe, beschreibt der Begriff ein Phänomen, wenn der Dampf in Atemwolken knisternd gefriert, wozu es äußerst großer ...

Sternflüstern - danach habe ich nun auch ganz viel Sehnsucht bekommen. Wie ich gelernt habe, beschreibt der Begriff ein Phänomen, wenn der Dampf in Atemwolken knisternd gefriert, wozu es äußerst großer Kälte bedarf. Fantasievoll überträgt die Autorin hier den Namen des Naturphänomens auf die Momente im Leben, wenn zwischen Menschen ein wunderbarer Austausch, ein Gleichklang, entsteht.
Irith muss mit Mitte 50 den Tod ihres Geliebten Lunis verwinden. Ihre Beziehung war unkonventionell, geprägt vom Wechsel zwischen Nähe und Distanz. Von Lunis' Tod erfährt Irith tatsächlich erst durch einen Testamentsvollstrecker. Unter anderem hat Lunis ihr ein Päckchen anvertraut, das sie einer unbekannten Frau senden soll. Doch dazu ist Irith noch nicht bereit. Lunis, selbst Künstler, hatte Irith, die ursprünglich Hotelfachfrau ist, einst zu ihrer eigenen Kunst angeregt. Aus Glas, Naturmaterialien und Gegenständen, die niemandem mehr gehören, schafft Irith seitdem Collagen und Mosaike, bunt und verschlungen wie das Leben. Als ihr Chef sie bittet, die Wand seines Hotels zu gestalten, kommt Irith unvermutet die junge Sophie zu Hilfe, die Bildern ungewöhnliche Rahmen gibt. Ich ahnte schnell, dass es mit Sophie eine tiefere Bewandtnis hat. Spannend blieb für mich die Frage, was es mit der Paketempfängerin auf sich hat und wie Irith ihren weiteren, ganz eigenständigen Weg findet.
Mit ihrer Schilderung, wie Irith lernt, mit Lunis' Tod zu leben, hat die Autorin mich berührt. Vor allem ihre naturverbundene, poetische Beschreibung des verwilderten Gartens eines leerstehenden Hauses, in den sich Irith zurückzieht, ist sehr gelungen, ebenso wie die Sternflüstern-Momente, die Irith auch in Freundschaften immer wieder findet. Ein heilendes Buch mit wunderschönem Cover, das sicher noch lange nachwirkt.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Romantik ist relativ

Die letzten Romantiker
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„Die letzten Romantiker“ ist ein sehr ambitionierter Familienroman, der zum Teil herkömmliche Genregrenzen zu sprengen vermag. Denn die gefeierte Dichterin Fiona Skinner erzählt mit über hundert Jahren ...

„Die letzten Romantiker“ ist ein sehr ambitionierter Familienroman, der zum Teil herkömmliche Genregrenzen zu sprengen vermag. Denn die gefeierte Dichterin Fiona Skinner erzählt mit über hundert Jahren im Jahr 2079 rückblickend die zum Teil tragische Geschichte ihrer Schwestern Renee und Caroline, ihres Bruders Joe und ihrer selbst. Das Leben auf der Erde scheint zu diesem Zeitpunkt ein sehr gefährdetes geworden zu sein. Hier ergeht sich die Autorin Tara Conklin lediglich in Andeutungen, ohne Details zu verraten, was zum Teil große Neugier weckt und einen raffinierten Kunstgriff darstellt, teilweise den Roman allerdings auch überfrachtet und die Lesenden ein wenig unbefriedigt zurücklässt.
Als der Vater mit Mitte 30 überraschend stirbt, ist Noni, die Mutter der Geschwister, komplett überfordert und zieht sich zur „Großen Pause“ zurück. So nennen die vier Nonis tiefen Fall in eine jahrelange Depression, in der die Kinder fast völlig sich selbst überlassen bleiben. Renee als Älteste kümmert sich trotz ihrer Jugend aufopferungsvoll um Schwestern und Bruder. Und alle Schwestern sind sich einig: Sie müssen vor allem für Joe da sein. Diese Jahre führen zu einer besonders tiefen Verbindung untereinander. Aber können Kinder ein solches Aufwachsen tatsächlich unbeschadet überstehen?
Oft einzigartig poetisch, fast märchenhaft und gleichzeitig mit beinahe sezierend scharfem Blick beschreibt Tara Conklin das Leben und Sterben ihrer Protagonisten. Dies ist nicht nur brillant formuliert und durch die Perspektivwechsel sehr anschaulich gelungen. Fiona, die Jüngste, fungiert als Ich-Erzählerin, vermag jedoch gleichzeitig, Begebenheiten aus der Perspektive ihrer Geschwister darzustellen. Dennoch bleibt gerade sie, die enge Bindungen scheut und Männer oft eher als nummerierte Studienobjekte für ihren Blog und nicht als Menschen wahrnimmt, seltsam blass und nicht unbedingt sympathisch.

Familiäre Nähe und vor allem Verlust sind die großen, bewegenden Themen des Romans, mit denen mich Conklin beinahe durchgängig berührt hat. Lediglich im letzten Drittel hatte die Geschichte für mich einige Längen. Zudem erschienen mir manche Handlungen Fionas und Carolines bei der Suche nach der Verlobten ihres Bruders wenig plausibel. Ohne zu spoilern, kann dies leider nicht näher erläutert werden.
Regelrecht geärgert habe ich mich, als im Buch eine Katzenmutter, eigentlich wohlmeinend, mit mehreren Schmerztabletten betäubt wird, um sie aus einem Haus zu bringen. Damit könnte man sowohl Mutter als auch Kitten in der Realität dauerhaft schädigen oder töten. Als Tierfreundin muss ich sagen, dass Derartiges selbst in einer fiktiven Geschichte nicht kommentarlos verbreitet werden dürfte. Man sollte es nicht glauben, aber leider gibt es genug Tierhalter, die ein solches Verhalten dann tatsächlich nachmachen.
Eher unzufrieden bin ich mit dem einfach gehaltenen Cover, das Trübsinn vermittelt und dem Titel, der für ich trotz Erklärung im Roman wenig passend erscheint. Dennoch ein tiefgründiger, stilistisch herausragender Roman.

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