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Veröffentlicht am 06.11.2020

Von hinten aufgerollt

Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit
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Ich gebe es zu, dies war mein erster Roman von Ken Follett, aber es wird auf keinen Fall der letzte sein. Die Kingsbridge-Trilogie kannte ich also nicht. Da es sich bei "Der Morgen einer neuen Zeit" aber ...

Ich gebe es zu, dies war mein erster Roman von Ken Follett, aber es wird auf keinen Fall der letzte sein. Die Kingsbridge-Trilogie kannte ich also nicht. Da es sich bei "Der Morgen einer neuen Zeit" aber um ein Prequel dazu handelt, rolle ich das Feld eigentlich doch nicht von hinten auf. Ich bin eher unvoreingenommen ohne große Erwartungen eingestiegen, sogar ein wenig mit dem Vorurteil, dass es männlichen Autoren in historischen Romanen eher um Schlachten und Versorgungsprobleme geht und das Zwischenmenschliche wenger interessiert. Weit gefehlt, zum Glück!

Der junge Bootsbauer Edgar verliert Ende des 10. Jahrhuderts nicht nur seine Geliebte, sondern auch seinen Vater bei einem Wikingerüberfall. Völlig verarmt, zieht seine Mutter mit ihren drei Söhne auf einen kärglichen Hof in Dreng's Ferry, um dort ein neues Auskommen zu finden. Dorthin verschlägt es auch die junge Fürstentochter Ragna, die in der Ehe mit dem Alderman Wilfulf hofft, ihr Glück zu finden. Dritter im Bunde der Protagonisten ist der aufrechte Mönch Aldred, der hofft, in der Kirche aufzusteigen, um ein Zentrum der Gelehrsamheit zu gründen.

Doch Dreng's Ferry und das nahe gelegene Shiring entpuppen sich als wahrer Sündenpfuhl. Da ist nicht nur der Gastwirt Dreng, der seine blutjunge Sklavin jedem Gast für eine Nacht verkauft. Da sind auch Drengs machtgierige Verwandte, allen voran Bischof Wynstan, ein Bruder Wilfwulfs, der vor keiner Schandtat zurückschreckt. Und auch Wilwulf ist alles andere als ein Heiliger.

Dass Ragna und Edgar, zwei unglaubliche sympathische Menschen, trotz ihres Standesunterschieds füreinander bestimmt sein könnten, hofft und ahnt man bald. Auf dem Weg dahin hat ihnen aber der Autor derart viele einallsreiche Steine in den Weg gelegt, dass ein wahrer Lesesog entstand. Zudem ist der Roman und die damalige Zeit außerordentlich anschaulich geschildert. Wenn sich Edgar Mutter aufmachen muss, um sich irgendwo ein Stück Schnur zu borgen, wird einem klar, wie wertvoll der heutige Luxus ist. Neu war mir, dass in England walisische Sklaven gehalten wurden. Deren Elend und überhaupt die weitestgehend rechtlose Stellung der Frauen haben mich ebenso erschüttert wie die Allmacht der Kirchenmänner, die sich selbst über alle Gebote hinegsetzen.

Für Kenner der Serie wird natürlich Edgars allmähliche Weiterbildung zum Baumeister von Iteresse sein, denn er mausert sich vom Boots zum Erbauer der Kingsbridge und wagt sich schließlich sogar an eine Kathedrale.

Ja, Edgar, Ragna und Aldred sind einfach zu gut um wahr zu sein und Wynstan ist ein derartiger Bösewicht, dass vielleicht ein paar Zwischentöne nicht geschadet hätten. Dennoch muss ich sagen, dass dieses Konzept hier im Vergleich zu anderen Werken nicht nur funktioniert, sondern eine wahre Leselust schafft.


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Veröffentlicht am 04.11.2020

Späte Liebe

Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht
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Selten habe ich so lange gebraucht um mit einem Roman warm zu werden. Wie gut, dass dafür 900 Seiten Zeit war. Dann hat er mich aber so begeistert, dass ich den zweiten Teil kaum erwarten kann.

Die Gestaltung ...

Selten habe ich so lange gebraucht um mit einem Roman warm zu werden. Wie gut, dass dafür 900 Seiten Zeit war. Dann hat er mich aber so begeistert, dass ich den zweiten Teil kaum erwarten kann.

Die Gestaltung ist wohl die Spektakulärste, die ich je gesehen habe. Da ist nicht nur der rote Buchschnitt, sondern das Umschlag-Motiv wiederholt sich auch wie ein Wasserzeichen auf dem Buchschnitt.

Ohne viel Erklärung wird man in eine Urban Fantasy-Welt geworfen, die vor unterschiedlichen, abwechslungsreichen magischen Wesen schier zu bersten scheint. Das war für mich die große Stärke des Romans, die mich durchhalten ließ, obwohl ich mit Halb-Fae Bryce und ihrer Werwolf-Freundin Danika lange sehr wenig anfangen konnte. Bryce stöckelt auf absurden Stilettos, oft vollgepumpt mit Drogen, von Party zu Party und Mann zu Mann. Danika ist nicht viel besser. Als sie und ihr Rudel von einem geheimnisvollen Dämon abgeschlachtet werden, bricht für Bryce eine Welt zusammen. Als einige Zeit später der Dämon weiter mordet, findet sich Bryce mitten in den Ermittlungen zu den Mordfällen, ausgerechnet gemeindsam mit Hunt, dem Umbra Mortis, einem Engel, dessen Ruf kaum besser ist als der des Dämons.

Was habe ich mich an diesen Protagonisten gerieben! Bryce, die selbst mit enormen Beinschmerzen weiterstöckelt und sich gefühlt 100 mal wünscht, sie hätte ihre Sneaker angezogen. Und Hunt, der sich über sein Image als knurrendes Alphamännchen lustig macht und trotzdem genau das ist.

Und trotzdem: Nie haben sie mich wie Protagonisten anderer Bücher einfach kalt gelassen. Zudem gibt es eine Fülle interessanter Nebendarsteller wie Bryces Halbbruder Ruhn, den Herbstkönig, Chimäre Syrinx und Feuerkoboldin Lehabah, um nur einige zu nennen. Und als die Autorin plötzlich mit einem irren Plot twist aufwartet und die letzten 300 Seiten zu einer wahren Achterbahnfahrt der Ereignisse gestaltet, konnte ich nicht mehr genug von dieser einfallsreichen, farbenprächtigen Welt bekommen und habe förmlich an den Seiten geklebt. Bitte mehr davon!

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Schlafmagie

Calm – Die Magie des Schlafes
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Aus der Reihe Calm kenne ich bereits das Buch "Gelassen werden und die Welt verändern". Die zugehörige, überwiegend kostenpflichtige App kenne ich nur vom Hörensagen. Aber die Bücher sind auch ohne App ...

Aus der Reihe Calm kenne ich bereits das Buch "Gelassen werden und die Welt verändern". Die zugehörige, überwiegend kostenpflichtige App kenne ich nur vom Hörensagen. Aber die Bücher sind auch ohne App ein Genuss. Schon durch ihre abgerundeten Ecken nimmt man sie gern zur Hand. Von der Gelassenheit ist es gar nicht so weit bis zum Schlaf. Diesem in all seinen Facetten widmet sich nun der neue Band. Optisch ist er innen so schön gestaltet, dass man ihn immer wieder gern zur Hand nimmt und einige der vielfältigen Passagen liest, was durchaus unabhängig voneinaner funktioniert. Zunächst werden wissenschaftliche Fakten zum Thema Schlaf locker aufbereitet. Den ersten Aha-Moment gab es für mich, als mir ein Test bewies, dass ich nicht wie gedacht zum Chronotyp Nachtigall gehöre, sondern eine Mischform aus Lerche und Nachtigall darstelle.
Aufgelockert wird der Text nicht nur durch farbige Bilder, sondern immer wieder durch interessante Details. Wie schlafen beispielsweise Wale? Gänzlich neu war mir, dass man früher tatsächlich auf Steinkissen schlief! Etwas was sicher viele von uns quält, folgt als nächstes: Schlafprobleme und wie man ihnen begegnen kann. Weiter führt uns die Buchreise über die Welt der Träume schließlich zum vielfältigen Kapitel "Magie des Schlafes".

Durch das Buch wurde mir auf fast spielerische Weise vermittelt, wie essentiell guter Schlaf für ein gesundes Leben ist und wie stiefmüttelich ich den Schlaf oft behandele. Daran zu arbeiten, gelingt mit diesem Buch bestimmt!

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Rechtzeitig loslegen

Die Gesundheitsformel der 100-Jährigen
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Vom hundersten Lebensjahr bin ich noch fast ein halbes Jahrhundert entfernt. Aber es gilt eben, rechtzeitig loszulegen. Der renommierte Gesundheitsexperte Prof.Dr. Ingo Froböse liefert hier eine Fülle ...

Vom hundersten Lebensjahr bin ich noch fast ein halbes Jahrhundert entfernt. Aber es gilt eben, rechtzeitig loszulegen. Der renommierte Gesundheitsexperte Prof.Dr. Ingo Froböse liefert hier eine Fülle von Informationen und Tipps, die so verständlich und übersichtlich gestaltet sind, dass man stets am Ball bleibt und die Lust am Lesen erhalten bleibt.

Dass Langlebigkeit viel weniger von den Genen gesteuert wird, als die Wissenschaft früher angenommen hat, war für mich zunächst eine recht erleichternde Nachricht. Vielmehr kann jeder Mensch selbst sehr viel tun, um die Dauer seines Lebens positiv zu beeinflussen.

Die sieben Schlüssel, die der Autor dafür präsentiert, sind zwar keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Dennoch werden sie pointiert auf den Punkt gebracht, liefern Details, von denen ich noch nichts gehört hatte und leuchten unmittelbar ein. Vor allem bekommt man richtig Lust, dass eine oder andere zusätzlich auszuprobieren und noch mehr für die eigene Gesundheit zu tun. Klassenziel erreicht!




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Veröffentlicht am 21.10.2020

Weltrevolution im Zeitraffer

Blue Sky Black. Ohne Dunkelheit keine Sterne
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Sehr gern hätte ich mehr Freude mit dem Buch gehabt. Insgesamt überwiegen für mich aber die Schwächen die Stärken doch zu deutlich.

Es handelt sich hier gemäß der Buchwerbung um eine Dystopie mit Romantasyanteil. ...

Sehr gern hätte ich mehr Freude mit dem Buch gehabt. Insgesamt überwiegen für mich aber die Schwächen die Stärken doch zu deutlich.

Es handelt sich hier gemäß der Buchwerbung um eine Dystopie mit Romantasyanteil. Eigentlich bietet das dystopische Setting jedoch nur den lediglich skizzenhaft wirkenden Rahmen für eine Liebesgeschichte, die mich mangels Ausarbeitung der Charaktere leider nicht erreicht hat. Wieder einmal treffen wir auf die berühmte instant love, in der die Betroffenen innerhalb kürzester Zeit davon überzeugt sind: Der/die oder keine(r). Nun kann man sagen, so empfindet man in jungen Jahren eben. Um aber die Leser auch ein bisschen verliebt zu machen, braucht es schon plastische, liebenswerte Charaktere. Logan und Mila, so heißt unser Paar, changieren ständig zwischen Superhelden und einem Benehmen, dass eher an unreife Kinder erinnert. Natürlich geht es hier mal wieder um nicht weniger als die Weltherrschaft. Bei der Vorstellung, diese derartigen Protagonisten anzuvertrauen, wird mir eigentlich Angst und Bange. Dass der wichtigste Charakter für mich ein leider nur am Anfang auftauchender herziger Waschbär war, sagt schon viel.

 

Wie schon angedeutet, konnte mich das dystopische Setting leider nicht überzeugen. Hier wird vieles nur angedeutet, wirkt nicht richtig durchdacht oder selbst nicht verstanden. Die wenigen Seiten des Romans werden mit diesem Thema auch heillos überfrachtet. Es ist gar nicht die Zeit, ein solches Worldbuilding überzeugend auszuarbeiten.

Die Story bietet zwar in der Mitte einen interessanten Twist, wartet aber ansonsten mit glücklichen Zufällen zu Hauf auf, die einfach unglaubwürdig wirken. So stolpern die Protagonisten durch die Revolution wie durch ein Märchen.

So war ich dann am Ende froh, dass sich das Buch wenigstens kurzweilig so nebenbei weggelesen hat. Schade!

 

 

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