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Veröffentlicht am 18.10.2020

Viele Denkanstöße

Connect me - verbunden mit mir selbst
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Wer bin ich, wenn ich niemand mehr sein muss," dieser Frage widmet sich die Autorin und Diplom-Psychologin Jasmin Schott Carvalheiro in ihrem Buch "Connect me". Sich mit sich selbst wieder verbundenener ...

Wer bin ich, wenn ich niemand mehr sein muss," dieser Frage widmet sich die Autorin und Diplom-Psychologin Jasmin Schott Carvalheiro in ihrem Buch "Connect me". Sich mit sich selbst wieder verbundenener zu fühlen, anstatt sich zugunsten der Umwelt zu verbiegen oder, wie es hier heißt, einfach aus der Performance-Falle auszusteigen.

Die Autorin schafft Verbundenheit, indem sie von ihren eigenen Problemen berichtet und den Leser direkt adressiert. Leider wird aber durch die Flut englischer Begriffe auch gleich wieder Distanz aufgebaut. So ging es zumindest mir, obwohl ich das Englische liebe und sehr gut beherrsche. Aber muss einer der Schritte ihres Programms wirklich z.B. growing statt wachsen heißen? Der deutsche Begriff löst bei mir sofort Assoziationen eines üppig wuchernden Urwaldes aus, der englische bleibt für mich steril. Vielleicht lag es daran, dass ich zwar einige Aha-Erlebnisse während des Lebens hatte und über manche Sätze wirklich ins Reflektieren kam, aber trotzdem an der selben Stelle zunächst stocke wie bei thematisch ähnlichen Büchern: Im Kopf ist mir vieles klar, nur mit der täglichen Umsetzung stockt es dann.

Wirklich angenehm fand ich, mit wieviel Fachkompetenz die Autorin schreibt und dennoch anschaulich bleibt. Für mich hätten es gut und gern noch viel mehr Übungen und Meditationen sein können, um mich auf dem Weg zu mir weiter voran zu bringen.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Der Weg des Windes

Das Wörterbuch des Windes
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Nina Blazon gehört schon lange zu meinen Lieblingsautorinnen. Es freut mich, dass sie sich nach "Liebten wir" nun erneut Island, der wunderbaren Insel aus Feuer und Eis widmet. Mehr Islandflair als im ...

Nina Blazon gehört schon lange zu meinen Lieblingsautorinnen. Es freut mich, dass sie sich nach "Liebten wir" nun erneut Island, der wunderbaren Insel aus Feuer und Eis widmet. Mehr Islandflair als im vorliegenden Roman geht fast nicht.
Es sollte eine Versöhnungsreise werden. Doch ausgerechnet mitten in der isländischen Wildnis muss Bankerin Swea erfahren, dass Eheman Henrik, ein bekannter Künstler, sie erneut betrügt. Kurzerhand lässt sie ihn stehen und rast mit dem Mietwagen davon. Leider endet ihre Fahrt im Straßengraben. Einar, ein isländischer Lehrer, der kürzlich aus Deutschland in seine Heimat zurückgekehrt ist, sammelt sie auf. Aufgenommen in seinem Haus lernt sie nicht nur den schweigsamen Einar, sondern auch dessen Untermieter Jón und Islandstute Houdini näher kennen. Doch ähnlich wie Swea scheinen alle Bewohner des malerischen Sommerhauses eine schwere, geheimnisvolle Vergangenheit mit sich zu tragen. Und gibt es dort tatsächlich nur Lebende, oder verbergen sich hinter verschlossenen Türen noch viel größere Geheimnisse?
Mit ihrem beinahe poetischen, bildhaften Stil hat mich Nina Blazon wie immer verzaubert. Etwas gestört hat mich diesmal, dass Haupt-Ich-Erzählerin Swea an wenigen Stellen unvermutet von Einar mitten im Kapitel ohne weitere Kennzeichnung abgelöst wird. Ich bin immer noch Fan des alten Schriftsteller-Grundsatzes, die Perspektive nicht mitten im Kapitel zu wechseln. Zudem ist Sweas Geschichte so lebensprall, dass ich Einar nicht unbedingt gebraucht hätte. Oft war ich fast sprachlos, wie sehr sich Swea, eigentlich selbst ambitionierte Künstlerin, für ihre Familie und ihren Mann aufgegeben hatte. Insofern ist sie mir etwas fremd geblieben. Umso faszinierter war ich aber, Swea dabei zu folgen, wie sie versucht, Stück für Stück zu werden wie der Wind - ebenso ungebunden und flexibel wie er. Und am liebsten hätte ich sofort mein Köfferchen gepackt, um Island selbst zu bereisen. Bitte noch mehr davon!

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Urkraft-Entfacherin

Stopp! Burnout Ade - Selbstbestimmt ins neue Leben: Einfache Methoden für mehr Glück und Lebensqualität
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Ich finde es sehr unangenehm, eine schlechte Rezension schreiben zu müssen, insbesondere wenn ich wie in diesem Fall das Buch bei einer Verlosung gewonnen habe. Aber ich habe mich durch die Teilnahme an ...

Ich finde es sehr unangenehm, eine schlechte Rezension schreiben zu müssen, insbesondere wenn ich wie in diesem Fall das Buch bei einer Verlosung gewonnen habe. Aber ich habe mich durch die Teilnahme an der Verlosung zu einer Rezension verpflichtet und kann es daher kaum vermeiden. Ansonsten hätte ich, was bei mir sonst nie geschieht, das Buch abgebrochen. Tatsächlich konnte es mich nicht überzeugen.

Ich lese regelmäßig psychologische Ratgeber. Diese bewegen sich auf einem gewissen Standard, z.B. haben sie ein professionelles Layout und Lektorat, ein fundiertes Quellenverzeichnis, und sind in der Regel von Fachleuten geschrieben. Hier habe ich nicht aufgepasst, denn von außen habe ich übersehen, dass es sich wohl um ein self-publishing Erzeugnis handelt, das meiner Meinung nach diese Standards nicht erfüllt.

Beim Aufschlagen des Buches irritierte mich bereits das Layout. Ungewohnt riesige Schrift, keine Silbentrennung, alles linksbündig. Aber auf den Inhalt kommt es an, dachte ich. Doch auch der enttäuschte mich. Obwohl die Autorin betont, keine Allgemeinplätze liefern zu wollen, tut sie meiner Meinung nach genau das. Oberflächlich streift sie Themen, die ich mir schon lange selbst denken konnte: Schlaf, Bewegung, eine bestimmte Ernährung, sind gut gegen Burnout. Viele Themen, die ich mir zusätzlich selbst erfolgreich erarbeitet habe und die wirklich kein Hexenwerk sind, fehlen dagegen komplett. Stattdessen werden zum Teil seltsame Details gepriesen wie eine Schlafentzugstherapie, vor der die Autorin zurecht gleichzeitig warnt, wenn diese nicht in einer Klinik durchgeführt wird und bestimmte andere Erkrankungen vorliegen. Warum taucht das dann hier auf, fragte ich mich. Besonders eigenartig wirkt das unvermittelt eingestreute Kapitel über Urkraft-Therapie, die die Autorin als sog. Urkraft-Entfacherin anbietet, die aber hier komplett abstrakt bleibt. Ich bin durchaus für Esoterik offen, aber dieses Kapitel wirkte auf mich wie simple Eigenwerbung.

Lediglich zu den von anderen übernommenen und im Buch wiedergegebenen Yoga-Übungen (bilderlos) gibt es Quellenangaben. Und warum? "Das Wissen stammt aus dem Leben und des eigenen Lebensweges" schwärmt der Buchrücken (Grammatikfehler nicht von mir). Leider wird hier allenfalls an der Oberfläche gekratzt.

Im Anschluss habe ich ein Buch über Stressmanagement begonnen, verfasst von einer Diplom-Psychologin und erschienen in einem renommierten Verlag. Es ist populärwissenschaftlich, sogar manchmal witzig und liefert ein Aha-Erlebnis nach dem anderen. Und es tut mir sehr leid sagen zu müssen, zwischen den beiden Büchern liegen Welten.


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Veröffentlicht am 27.09.2020

Inspiration

Das Erbe der Päpstin
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Der Klappentext bezeichnet das Buch als vom Bestseller "Die Päpstin" inspiriert.
Diesen Roman muss man nicht gelesen haben, um viel Lesefreude an Helga Glaeseners in derselben Zeit, dem Rom des 9. Jahrhunderts, ...

Der Klappentext bezeichnet das Buch als vom Bestseller "Die Päpstin" inspiriert.
Diesen Roman muss man nicht gelesen haben, um viel Lesefreude an Helga Glaeseners in derselben Zeit, dem Rom des 9. Jahrhunderts, angesiedelten Nachfolger zu haben. Ich kenne Donna W. Cross' Vorläufer nicht, allerdings die Figur der historischen Johanna, die unerkannt in Männerkleidern bis zur Päpstin aufstieg.
Im vorliegenden Buch ist Johannas Geliebter und Wachkommandant Gero der Großvater der Hauptprotagonistin Freya. Im Rückblick wird geschildert, wie Geros Tochter Gisla von Wikingern entführt und versklavt wird.

In der dänischen Fremde gebiert sie zwangsläufig ihrem Entführer Björn zwei sehr unterschiedliche Töchter, Freya und Asta. Während Asta sich willig in ihr Schicksal fügt, ist Freya ein intelligenter Freigeist, wie auch Johanna, die eine Jugendfreundin Gislas war. Freyas Aufbegehren führt schließlich dazu, dass die Mädchen fliehen müssen. Sehr unterschiedlich gestaltet sich ihr Lebensweg. Freya erkennt wie Johanna die Vorteile, die es bringen kann, wenn eine Frau sich als Mann ausgibt. Dorstadt in Deutschland, Rom und Paris sind die weiteren Schauplätze dieser abenteuerlichen Geschichte, in der Freya um ihre Sicherheit, ihre Liebe und das Recht, als Frau die Heilkunde zu praktizieren, immer wieder kämpfen muss.

Eindrucksvoll schildert Helga Glaesener, von der ich bisher vorrangig Fantasyromane kannte, das Elend versklavter Frauen und deren Benachteiligung in finsteren Zeiten. Wie gkücklich kann man sein, heute zu leben, wo eine Frau nicht fürchten muss, für ihr Wissen als Hexe verbrannt zu werden!

Freyas Kampf gegen heimtückische Feinde wie ihren dänischen Onkel, den Dänen Hasteinn, bin ich atemlos gefolgt. Nur an wenigen Stellen hätte ich mir noch etwas mehr Gefühlstiefe vorstellen können, etwa als Freya ihren Geliebten tot wähnt. Ingesamt aber handelt es sich um einen Roman, der die Zugkraft des Bestsellers "Die Päpstin" eigentlich nicht braucht, sondern für sich allein lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Knochenknackerin

Die Insel der wilden Träume
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Als Pferdehalterin, die auch fasziniert von Island und seinen Pferden ist, hat mich dieses Buch begeistert. Hut ab vor Susanne Braun, die ihrem Traum folgt und Pferdetierärztin auf Island wird, aller Widrigkeiten ...

Als Pferdehalterin, die auch fasziniert von Island und seinen Pferden ist, hat mich dieses Buch begeistert. Hut ab vor Susanne Braun, die ihrem Traum folgt und Pferdetierärztin auf Island wird, aller Widrigkeiten zum Trotz. Und das sind viele. Lange kalte Winter, rückständige Praxisbedingungen, die Trennung von der Herkunftsfamilie...

Besonders beeindruckt hat mich, wie Susanne im Sinne der Pferde kämpft, als eine ansteckende Erkrankung umgeht und dies von offizieller Seite einfach geleugnet wird. Denn auch hinter Islandpferden stecken ganz handfeste wirtschaftliche Interessen. Aber die von den Isländern Knochenknackerin genannte Tierärztin und Osteopathin geht weiter ihren Weg und man kann als Leser nicht anders, als ihr dabei von Herzen alles Gute zu wünschen.

Der zauberhafte Charme Islands mit seinen Vulkanen, Elfen und Geysiren wurde wunderbar eingefangen. Etwas enttäuscht hat mich, dass man so wenig Details über Susannes Pferde erfährt. Sie beiben allenfalls Randfiguren, was bedauerlich ist, da das Buch wohl vor allem Pferdefreunde lesen werden.Auch manche Entwicklung in Susannes Partnerschaft war für mich nicht ganz nachvollziehbar. Hier wurde etwas angerissen, war dann vielleicht zu persönlich und blieb im Raume stehen. Geschrieben hat denn auch nicht Susanne Braun selbst, wie es der Titel verheißt, was die fehlenden Details vielleicht erklären mag.


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