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Veröffentlicht am 06.09.2020

Magisches London

Meridian Princess 2. Die Zeiterben von London
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Anja Ukpai schafft es spielend zu vermeiden, woran viele Trilogien leiden: einen langweiligen Mittelteil, der nur Zeit schindet. Dieser zweite Band hat mich vielmehr restlos von der Reihe überzeugt.

Die ...

Anja Ukpai schafft es spielend zu vermeiden, woran viele Trilogien leiden: einen langweiligen Mittelteil, der nur Zeit schindet. Dieser zweite Band hat mich vielmehr restlos von der Reihe überzeugt.

Die Welt der Zeiterben in diesem magisch verwandelten London mit ihren Zeitstillständen, den Schattenhunden, Galeonen und Prognosetieren hat mich nun völlig in ihren Bann gezogen und etwas Unverwechselbares bekommen.

Den ersten Teil sollte man meiner Meinung nach unbedingt gelesen haben, um die ganze Lesefreude zu erfahren.

Mit dem Auftauchen eines Schattenhundes geht es gleich fulminant zu Sache. Dessen Erscheinen wird aber ausgerechnet Jade in die Schuhe geschoben, so dass sie sich glech zu Beginn ihres zweiten Jahres an der Academy vor einem Tribunal verantworten muss. Jade bekommt es mit heimtückischen Gegnern zu tun. Nicht nur an der Academy hat sie zu kämpfen, auch die gefährlichen Timeknights treiben ihr Unwesen und werfen Jade auf der Suche nach den Geheimnissen ihrer Familie und dem zweiten verschwundenen magischen Uhrzeiger viele Steine in den Weg. Erneut muss sich Jade auf die Hilfe ihrer Freunde, allen voran Mat, Orla und Geistermädchen Harper verlassen. Ihr Schwarm Henry bleibt weiterhin undurchschaubar und scheint selbst von dunlen Familiengeheimnissen umschattet. Kann Jade ihm überhaupt trauen und wird es ihr gelingen, den Uhrzeiger zu finden, derallein Mat seine Zeiterben-Kräfte zurückgeben kann?

Der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss auf hohem Niveau und erfährt im Epilog noch einmal eine unerwartete Wendung. Der bildhafte Erzählstil, Fantasiereichtum und plastische Protagonisten haben mir wirklich viel Spaß bereitet. Ich freue mich auf den nächsten Band!

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Flügel

Zugvögel
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"Es war einmal , vor langer Zeit, eine Frau, die ihr Leben lang Federn aushustete, und eines Tages, als sie längst grau und knorrig war, erwuchs aus der Frauengestalt die eines schwarzen Vogels. ...

"Es war einmal , vor langer Zeit, eine Frau, die ihr Leben lang Federn aushustete, und eines Tages, als sie längst grau und knorrig war, erwuchs aus der Frauengestalt die eines schwarzen Vogels. Von da an hielt die Dämmerung sie in ihrem Bann, und der große gähnende Schlund der Nacht verschluckte sie ganz und gar."
Eine ebenso rätselhaftes Wesen wie diese Vogelfrau scheint auch Franny zu sein. Vaterlos aufgewachsen an der irischen Küste, hat sie statt Flügeln sprichwörtliche Wanderfüße und ist unfähig, lange an einem Ort zu bleiben. Dies scheint schon bei ihren Vorfahren so gewesen zu sein. Auch ihre Mutter ist eines Tages nicht mehr da. Überhaupt ist Frannys Geschichte eine voller Geheimnisse, so düster, dass sie selbst sie nicht zu sehen vermag. Als sie eines Tages dem Professsor Niall Lynch begegnet, scheint sie so etwas wie Heimat zu finden. Aber wird ihre Liebe stark genug sein, sie zu halten? Überschattet wird alles zudem vom Aussterben der Wildtiere. Selbst Vögel sind ene echte Rarität geworden. Warum ist Franny so besessen davon, den letzten Küstenseeschwalben auf ihrer Wanderung um die halbe Welt zu folgen?
Erzählt wird die Geschichte von Franny selbst in Rückblenden. Immer tiefer wird man als Leser in die Abgründe von Frannys Vergangenheit gesogen, während sie auf einem Fischerboot voller exentrischer Fischer den Schwalben folgt. Manches was man erfährt ist so düster, dass es einem zusammen mit dem beklemmenden Artensterben herunterzieht wie Blei. Die Autorin erzählt packend und sprachlich dicht. Dennoch ist mir Franny bis zum Schluss in ihrer Andersartigkeit fremd geblieben. Immerhin kann man ihre Beweggründe umso besser nachvollziehen, je mehr man von ihrer traurigen Vergangenheit erfährt. Glücklicherweise stimmt das Ende etwas hoffnungsvoller. Eine teils beklemmende Geschichte auf sprachlich hohem Niveau, die durchgehend zu faszinieren weiß.

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Veröffentlicht am 26.08.2020

Lesehighlight 2020

Das Buch Ana
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Was wenn Jesus eine Frau gehabt hätte? Wenn sie Judas`Schwester gewesen wäre und zudem eine ganz außerordentliche Persönlichkeit, ihrer Zeit weit voraus? Diese Fragestellungen und noch viel mehr verwebt ...

Was wenn Jesus eine Frau gehabt hätte? Wenn sie Judas`Schwester gewesen wäre und zudem eine ganz außerordentliche Persönlichkeit, ihrer Zeit weit voraus? Diese Fragestellungen und noch viel mehr verwebt Sue Monk Kidd in ihrem neuen Roman zu einer Geschichte, die nur als grandios bezeichnet werden kann.

Ich hätte nicht gedacht, dass mich ein Roman, in dem Jesus eine so große Rolle spielt, derartig faszinieren könnte. Doch hier geht es vorwiegend um die Jahre in seinem Leben, über die kaum etwas überliefert wurde. Jesus wird hier zu einem plastischen Menschen aus Fleisch und Blut. Die Frage, ob er tatsächlich von göttlicher Abstammung gewesen sein könnte, spielt nur eine vollkommen untergeordnete Rolle. Der Roman ist auch für Menschen wie mich, die das Christentum für zu patriarchalisch und zu wenig naturverbunden halten, von großer Faszination.

Im Mittelpunkt steht hier nämlich die junge Ana, Tochter aus gutem Hause, die viel lieber ein Schriftgelehrte wäre, als den ihr von den Eltern aufgezwungenen Verlobten zu heiraten. Als Frau hat sie kaum eine Wahl, was die Autorin so beeindruckend zu schildern weiß, dass ich den Roman nach kurzer Zeit kaum mehr aus der Hand legen mochte. Dass Ana ihren Traum weiter verfolgen und schließlich sogar eine Liebesheirat mit Jesus eingehen kann, verdankt sie vor allem Zufällen.

Virtuos baut Kidd historische Figuren in den Roman ein, so etwa Herodes Antipas und, wie schon erwähnt, Judas als Anas Bruder. Zu Judas' Beweggründen für seinen sprichwörtlich gewordenen Verrat an Jesus bekommt man hier einen völlig neuen, sehr stimmigen Blickwinkel geliefert.
Durch die Nebenfiguren, allen voran starke Protagonistinnen wie Anas Tante Yaltha oder ihre Freundin Tabitha, gewinnt Anas Geschichte eine große Vielschichtigkeit und bewegt sich immer wieder fort von Jesus, hin zu Anas eigenem Lebensweg. Der ganze Roman wirkt dabei historisch hervorragend recherchiert und trotzdem neuartig. Über die in Alexandria tätigen Therapeute hatte ich beispielsweise noch nie etwas gehört.

Sue Monk Kidd erzählt gewandt, mitreißend und sprachlich bildgewaltig. Am Ende des Romans war ich nicht nur tief bewegt. Ich hatte auch das Gefühl, ja, genau so könnte es gewesen sein.
Dies war mein erster Roman der Autorin, wird aber keinesfalls der letzte gewesen sein.

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Schattenjack

Immernacht
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"Entsprungen aus Feuer, entsprungen aus Mut,
entsprungen aus Mutter Erdes Glut,
Benutze es weise, benutz es bedacht,
mein Herz, mein Blut, zum Zauber erwacht."

Mit seiner Immernacht hat mich der Autor ...

"Entsprungen aus Feuer, entsprungen aus Mut,
entsprungen aus Mutter Erdes Glut,
Benutze es weise, benutz es bedacht,
mein Herz, mein Blut, zum Zauber erwacht."

Mit seiner Immernacht hat mich der Autor buchstäblich von der ersten Seite an verzaubert. Heimlicher Star des Buches war für mich ausgerechnet ein Bösewicht, der Dschinn Schattenjack, der unglaublich düster und bildgewaltig beschrieben wird. Gleichzeitig gelingt es, keine schwarz-weiß-Malerei zu betreiben, sondern den Dschinn als Gefangenen zu präsentieren, der nicht anders kann, als der dunklen Seite zu dienen. Diese besteht hier vorrangig aus der Zauberin Mrs. Hester, die an der Spitze der weißen Magier steht. Diese Magier sind jedoch alles andere als mächtig. Ihrer Seelen beraubt, fristen sie im Grunde ein sklavenartiges Dasein, dazu verdammt, im Akkord die immer gleichen, farblosen Zauber zu schaffen. Für das Gute kämpfen Hexen, deren Zauber dagegen wunderbar wild-exotisch beschrieben werden.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Waise Lara, die sich allein durchs Leben schlägt, indem sie verlorene Dinge aus der Kanalisation fischt. Als durch Schattenjacks Schuld dort ein gewaltiger Zauber verschwindet und dieser in Laras Hände gelangt, wird sie unversehens zu Mrs. Hesters Gegenspielerin. Denn diese plant nichts Geringeres, als die Immernacht über die Welt zu bringen…
Wie schon anhand von Schattenjack aufgezeigt, lebt die Geschichte von ihren Protagonisten und zeichnet sich auch durch die Nebenfiguren aus, die immer wieder ins Zentrum des Geschehens rücken. Besonders ans Herz gewachsen sind mir Doppelacht, ein aufmüpfiger weißer Magier mit einem kleinen Seelenrest, sowie Mondflügel, ein Zaubervogel mit gewaltigen Kräften.
Auch als erwachsenen Fantasy-Fan hat mich der Roman begeistert. Hier trifft Magie auf Steampunk und die beiden ergeben ein wunderbares Ganzes.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Excalibur ganz anders

Cursed - Die Auserwählte
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Schon mein Leben lang fasziniert mih die Sage um Arthur und Avalon. Insofern konnte ich mir diese Neuinterpretation nicht entgehen lassen. Mit den bekannten Protagonisten wird hier mehr als frei umgegangen, ...

Schon mein Leben lang fasziniert mih die Sage um Arthur und Avalon. Insofern konnte ich mir diese Neuinterpretation nicht entgehen lassen. Mit den bekannten Protagonisten wird hier mehr als frei umgegangen, was für mich persönlich aber gerade den Reiz des Buches ausmachte. Man erlebt dabei nämlich die eine oder andere Überraschung, wie bei einer spannenden Schnitzeljagd.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht die junge Nimue vom Himmelsvolk der Fey. Die Fey sehen sich der Verfolgung uns Auslöschung durch die Roten Paladine ausgesetzt, fanatische Glaubenskrieger. Als Nimue an das uralte Schwert der Macht gelangt, wird sie in seinen Bann gezogen und steht unversehens an der Spitze des Kampfes, um ihr Volk zu retten.

Besonders begeistert hat mich die vielfältige und exotische Beschreibung der Feyvölker. Davon konnte ich gar nicht genug bekommen. An anderer Stelle hätte sich Thomas Wheeler tatsächlich viel mehr Zeit nehmen können, Szenen und Charaktere tiefgründiger auszuarbeiten. Die Handlung schreitet meistens beinahe atemlos voran. Die eingestreuten, von Comic Legende Frank Miller geschaffenen Illustrationen haben meinen persönlichen Geschmack gar nicht getroffen und hatten auch wenig Ähnlichkeit mit den beschriebenen Figuren. Ich habe sie eher ausgeblendet.

Die ganze Gestaltung der Geschichte ist so neu, dass es für mich dennoch ohne Weiteres für fünf Sterne gereicht hat. Merlin als Säufer ohne Magie, Arthur als Söldner - das sind alles frische moderne Ideen. Ich werde Nimues Abenteuern ganz sicher weiter folgen. Mal sehen, ob aus Arthur tatsächlich ein König wird.

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