Dieser erste Band der Silbermeersaga ist einfach märchenhaft! Nicht nur weil sich die junge Edda aufmacht, ihren entführten Bruder Tobin zu suchen wie einst Gerda ihren Bruder Kai im Märchen von der Schneekönigin. ...
Dieser erste Band der Silbermeersaga ist einfach märchenhaft! Nicht nur weil sich die junge Edda aufmacht, ihren entführten Bruder Tobin zu suchen wie einst Gerda ihren Bruder Kai im Märchen von der Schneekönigin. Nein, hier stimmte für mich einfach alles: die wunderschöne Aufmachung, der bildgewaltige Sprachstil, der Einfallreichtum der Autorin, die teils düstere Atmosphäre und die plastischen Charaktere.
Die Findelkinder Edda und Tobin leben in einem kleiner Fischerdorf, aus dem regelmäßig Kinder verschwinden. Als es Eddas kleinen Bruder Tobin trifft, sieht Edda nur einen geflügelten Schatten. Zurück bleibt eine geheimnisvolle Feder. Eine Hexe prohezeit Edda, ihr Bruder befände sich auf fernen Inseln. Auch Eddas Freund Teofin kann Edda nicht aufhalten. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Fremden Brand macht sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder. Ein aufregendes farbenprächtiges Märchen beginnt...
Hier findet sich Fantasy fern aller Klischees. Mit Edda hat die Autorin eine starke Identifikationsfigur geschaffen und mit Brand einen Antagonisten, der so ambivalent und geheimnisvoll erscheint, dass es eine wahre Freude ist. Schade nur, dass es nun heißt, ein Jahr auf die Fortsetzung zu warten. Ich habe aber keinen Zweifel, dass mir die Geschichte bis dahin im Gedächtnis bleiben wird.
Dieses Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Vom ungewöhnlichen Genremix über den beinahe poetischen Sprachstil bis hin zur wunderschönen Ausstattung war alles ein Lesevergnügen.
London zur Zeit der ...
Dieses Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Vom ungewöhnlichen Genremix über den beinahe poetischen Sprachstil bis hin zur wunderschönen Ausstattung war alles ein Lesevergnügen.
London zur Zeit der erstenWeltausstellung 1851. Es ist ein authentisches, schmutziges London, in dem Iris und ihre Schwester Rose darum kämpfen, ihren Lebensunterhalt als Puppenmacherinnen zu verdienen. Durch ihr ungewöhnliches Aussehen fällt Iris den Malern der Präraffaelitischen Bruderschaft auf, jedoch ebenso dem verwirrten Tierpräparator Silas. Während Iris sich bald entscheiden muss, ob sie es wagt, ihren Ruf zu verlieren, wenn sie Modell steht und ihren Traum verfolgt, selbst zu malen, ahnt sie nicht, welchen immer größeren Raum sie in Silas' Gedanken einnimmt. Und auf welchen gefährlichen Pfaden diese Gedanken entlag irren...
Geradezu meisterlich versteht es die Autorin, plastische Charaktere zu schaffen, mit denen man mitfiebert und -leidet, so zum Beispiel den Straßenjungen Albie, aber auch Iris selbst. Außerordentlich ist auch Macneals Fähigkeit, sich in Silas' abstruse Welt einzufühlen und diese dem Leser zu schildern. Ihr bildhafter Stil hat mich besonders begeistert ("Erversucht die Spinnweben des Grolls von sich abzustreifen..."..."Hier saß sie jahrelang fest wie eine Spinne in einem Bernsteintropfen.").
Lediglich das Ende hätte ich mir etwas ausführlicher dargestellt gewünscht. Inhaltlich hat es mich aber völlig überzeugt.
Der Debütroman einer Autorin, deren Namen ich mir merken werde!
Die Welt ist nicht mehr, wie wir sie kennen. Die Menschheit hat den Planeten in die Klimakatastrophe getrieben und auch weitgehend die Fähigkeit zu träumen verloren. Bis auf die kanadischen Ureinwohner, ...
Die Welt ist nicht mehr, wie wir sie kennen. Die Menschheit hat den Planeten in die Klimakatastrophe getrieben und auch weitgehend die Fähigkeit zu träumen verloren. Bis auf die kanadischen Ureinwohner, Indianer, die ständig auf der Flucht sind und sich selbst kaum mehr an die Magie ihrer Ahnen erinnern können. Auch der junge Frenchie irrt, getrennt von seiner Familie, durch die Gegend, bis er auf eine Gruppe trifft, die noch ist wie er. Doch es gilt, sich vor den Anwerbern zu verbergen, die für Institutionen, die sie euphemistisch "Schulen" nennen, auf der Jagd sind, um sich die Fähigkeit zu träumen wieder anzueignen, von denen, die sie noch besitzen.
Obwohl man zunächst verloren durch die Geschichte irrt, hat sie einen schnell am Haken. Erst nach und nach gewährt die Autorin Einblicke in diese neue Welt. Leider bleibt sie dabei oft extrem vage und es entsteht der Eindruck, dass das nicht nur Taktik ist, sondern sie es selbst nicht so genau weiß. Dies betrifft zum Beispiel das Vorgehen in den Schulen, aber auch die Hauptcharaktere, in deren Geschichten Löcher klaffen. Auch deren Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar. So läuft beispielsweise Rose, ein Mädchen, in das sich Frenchie verliebt hat, eines Tages einfach los, um die Gruppe, die ihr Sicherheit gibt, zu verlassen. Dabei gilt es gerade eigentlich gemeindsam eine Freundin aus den Fängen der Anwerber zu retten. Auch das Lektorat hat manchmal durchgeschlafen Als erstes fällt Frenchie zum Beispiel auf, wie hell Roses Augen sind, nur um dann später wiederholt ihre dunklen Augen zu bewundern.
Ein Buch mit unglaublichem Potential und erschreckender Aktualität. Gelegentlich gelingen der Autorin Sätze von fast poetischer Schönheit, nur um dann plötzlich wieder oberflächlich und wie im Zeitraffer durch die Geschichte zu rasen. Hätte sie sich nur mehr Zeit genommen, es hätte brilliant werden können. Trotz seiner Schwächen hat mir das Buch mit dem wunderschönen Umschlag aber gut gefallen. Ich hoffe, dass die geplante Fortsetzung das Potential der Geschichte noch besser nutzen wird.
Jessie Burton ist eine Wortkünstlerin. Immer wieder gelingen ihr Sätze, die ich markiert habe, um sie wiederzufinden.
Mütter und Töchter spielen eine große Rolle im Roman, vor allem abwesende Mütter. ...
Jessie Burton ist eine Wortkünstlerin. Immer wieder gelingen ihr Sätze, die ich markiert habe, um sie wiederzufinden.
Mütter und Töchter spielen eine große Rolle im Roman, vor allem abwesende Mütter. Die Geschichte bewegt sich auf zwei Zeitebenen, in den 80er Jahren und annähernd in der Gegenwart. In den 80ern lernt die junge Elise die charismatische Schriftstellerin Constance Holden kennen. Beide werden ein Liebespaar. In der Gegenwart begegnen wir Elises Tochter Rose, die mutterlos aufgewachsen ist. Genau wie einst Elise mäandert sie ziellos durchs Leben, obwohl schon Mitte 30. Als sie von der Verbindung ihrer Mutter zu der bekannten Schriftstellerin erfährt, gelingt es ihr, sich mit einer falschen Identität eine Stelle im Haushalt von Constance zu erschleichen. Was war vorgefallen, dass Elise einst kurz nach Roses Geburt spurlos verschwand? In Constances neuen Roman hofft sie, die Antwort zu finden und verirrt sich bald, wie sie es nennt, in Constances Wortwald...
"Ich muss gestehen, dass ich ein hexenartiges Wesen erwartet hatte. Eine zurückgezogen lebende Norne, die Cornflakesschachteln hortet, ein verrücktes, vertrocknetes Wesen mit zersausten Haar, aber mit einem genialen Geist. So sah Constance nicht aus."
Mit solchen scharfsichtigen Beschreibungen weiß die Autorin zu beeindrucken. Sie schafft plastische Frauenfiguren, die trotz mancher Orientierungslosigkeiten im Gedächtnis bleiben. Männer kommen im Roman dagegen überwiegend weniger gut weg, da ihnen Charakterschwächen anhaften.
Beide beschriebenen Zeitebenen faszinieren gleichermaßen, was allein schon ein Kunststück ist. Dennoch hatte die Handlung für mich einige Längen. Auch das brilliant skizierte Ende wies ein wenig zuviel Raum für Spekulationen auf. Dennoch ein beeindruckender Roman!
Die wenigen Mainstream-Romane deutscher Autorinnen, die ich in letzter Zeit gelesen habe, litten für mich alle an den gleichen Mankos: zu oberflächliche, schablonenhafte Charaktere und eine geradezu exzessive ...
Die wenigen Mainstream-Romane deutscher Autorinnen, die ich in letzter Zeit gelesen habe, litten für mich alle an den gleichen Mankos: zu oberflächliche, schablonenhafte Charaktere und eine geradezu exzessive Bemühung des Deus ex machina. Zwar kann „Das Geheimnis des Feldkojoten“ immerhin für sich verbuchen, für diesen Deus ex machina das Wirken des Großen Geistes der Indianer heranzuziehen, was ja gut zur Thematik des Romans passt. Mache Zufälle sind aber zu viel des Guten, beispielsweise dass der männliche Hauptprotagonist, der Halbindianer Shane Storm Hawk, zu Beginn ausgerechnet auf die Luftschächte in dem Nationalpark stößt, welche das brisante Geheimnis verbergen, das die Handlung des Romans erst auslöst. Genau diese Geheimnis hat aber bereits früher unabhängig davon sein Freund Fabian aufgedeckt, als er für einen fragwürdigen Konzern angeworben werden sollte, und musste sich seitdem in einem Kloster verbergen. Doch Fabian treibt nach längerer Zeit sein Gewissen aus dem Kloster; er will die dunklen Machenschaften aufdecken. Aus Sorge folgt ihm seine Schwester Serena bis nach Nordamerika und begibt sich auf die Suche nach ihm, unterstützt von Shane Storm Hawk. Diese beiden verlieben sich natürlich ineinander. In der Hoffnung, den Bruder so dingfest zu machen, verfolgen Serena und Shane im Auftrag des Konzerns zunächst in Deutschland und dann in Nordamerika ein paar Dunkelmänner. Ich muss sagen, Figuren für Kinder wie Dysneys Panzerknacker wirken glaubwürdiger als diese zwielichtigen Gestalten. Die in Deutschland zeichnen sich dadurch aus, dass sie 90 % ihrer Sätze mit Chef beenden, die in Nordamerika beschließen 90 % ihrer Aussagen mit Boss. Hat das Lektorat hier durchgeschlafen? Die Bösewichter wirken wie Abziehbilder, völlig eindimensional. Überhaupt sind die handelnden Personen eher schlichten Gemüts. Wenn Shane extra sein Handy liegen lässt, um es den Verfolgern nicht zu ermöglichen, sie zu orten, vergisst er sicherzustellen, dass Serena das auch tut. Naja, noch nachvollziehbar, denn wer ist heutzutage noch so blauäugig, nicht zu wissen, dass Handys prima Peilsender sind? Offensichtlich Serena. Als Shane den Fehler bemerkt und das Handy einem Lastwagenfahrer unterschiebt , findet Serena diese Idee, die jeder Fünfjährige gehabt hätte „genial“. Und die Verfolger halten ihre Zielpersonen daraufhin für „unheimlich raffiniert“. Oje! Und was soll der Wahnwitz, dass sich Fabian allein in die Höhle des Löwen, die Labore des Konzerns, wagt? Dem Fass den Boden aus schlägt aber der Dialog zwischen Shane und Serena auf Seite 386. Ihr Bruder Fabian musste durch den Einsturz des Höhlensystems sein Leben lassen. Serena fragt Shane nach einer ganzen Weile sinngemäß, ach, wo wir sowieso gerade von Fabian sprechen, Du hast ihn nicht zufällig irgendwo gesehen? Mein über alles geliebter Bruder lebt nicht zufällig doch noch? Hast Du vielleicht gaaaaanz zufällig vergessen, mir das zu sagen? Ja, den letzten Satz habe ich jetzt dazugesponnen. Aber wer bitte würde denn Serena nicht gleich als Top-News mitteilen, dass ihr Bruder doch noch lebt? Kann man doch mal vergessen zu erwähnen, oder? Hier wird es wirklich haarsträubend.
Ich würde diesen Roman gern mehr mögen, denn ich interessiere mich für indianische Mystik. Leider hat er mich nicht sehr gefesselt, wenn ich mich auch nicht gelangweilt habe. Die Umsetzung der Geschichte kann nicht mit der schönen Zeichnung vom Felskojoten auf dem Cover, angefertigt vom indianischen Ehemann der Autorin, mithalten.