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Veröffentlicht am 03.02.2024

Begrenzte Menge

Voll ungerecht!
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Ich hätte nicht gedacht, dass das Buch auch Erwachsene so sehr zum Nachdenken anregen würde. Was sind überhaupt die Voraussetzungen, damit sich die Frage von Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit stellt? ...

Ich hätte nicht gedacht, dass das Buch auch Erwachsene so sehr zum Nachdenken anregen würde. Was sind überhaupt die Voraussetzungen, damit sich die Frage von Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit stellt? Hier braucht es zunächst etwas, von dem nur eine begrenzte Menge vorhanden ist. Anders als zum Beispiel bei schlechtem Wetter muss die Möglichkeit bestehen, etwas zu verändern. Und letztendlich beginnt alles damit, dass man erst einmal Vergleiche anstellt. Sehr kluge, fast schon philosophische Betrachtungen, über die man sich zusammen mit Kindern ab acht Jahren hier Gedanken machen kann. Sind Fairness und Gerechtigkeit eigentlich identisch? Darf ich Ungleiches ungleich behandeln? Die Streifzüge durch Familie, Sport, Steuern, Menschenrechte, Klima usw. wandern vom Kleinen zum Großen und werden durch bunte, divers angelegte Zeichnungen aufgelockert und veranschaulicht. Sehr gelungen ist bereits das Cover, auf dem drei Kinder eine Pizza sehr ungleich unter sich aufteilen. Und was ist eigentlich mit dem anscheinend leer ausgehenden, bettelnden Haustier

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Ferraris mit Kratzer im Lack

Venusvenen
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Wo findet man bloß noch so kompetente, sympathische und an den Patienten interessierte Mediziner wie die Autorin?

In ihrem Buch mit dem schönen Titel Venusvenen nimmt sie uns zunächst mit auf die Reise ...

Wo findet man bloß noch so kompetente, sympathische und an den Patienten interessierte Mediziner wie die Autorin?

In ihrem Buch mit dem schönen Titel Venusvenen nimmt sie uns zunächst mit auf die Reise durch das Gefäßsystem, um im Anschluss 10 typische Probleme am anschaulichen Beispiel von 10 Frauen zu erörtern.

Besonders gut haben mir die Tipps von Frau zu Frau, Hinweise zur Prophylaxe von Erkrankungen und auch die kleinen Ausflüge in die Gendermedizin gefallen. Denn Frauen sind eben physisch wie physisch keine kleinen Männer, sondern funktionieren zum Teil ganz anders. Interessanterweise sind 95 % der Personen, die sich bei der Autorin und Gefäßchirurgin Besenreiser entfernen lassen, Frauen, obwohl Besenreiser kein Frauenproblem sind. An dieser Stelle wirbt die Autorin nachdrücklich für mehr Selbstvertrauen und Eigenbliebe, was dem Buch noch einmal eine zusätzliche Dimension verleiht. Sie bringt hier den schönen Vergleich von Frauen, die eher wie Ferraris mit Kratzer im Lack sind, sich aber fühlen wie ein Totalschaden.

Ein vielseitiges, äußerst lehrreiches Buch. Es lohnt sich sicherlich, auch nach dem Lesrn immer mal wieder hineinzuschauen.

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Veröffentlicht am 27.01.2024

Wieder düsterschön

Starling Nights 2
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"Vielleicht musste man, wenn man nichts Helles finden konnte, eben selbst versuchen, es zu sein."

Nachdem wir im ersten Teil der Dilogie mit etlichen Fragen zurückblieben, vor allem wie es mit den Mitgliedern ...

"Vielleicht musste man, wenn man nichts Helles finden konnte, eben selbst versuchen, es zu sein."

Nachdem wir im ersten Teil der Dilogie mit etlichen Fragen zurückblieben, vor allem wie es mit den Mitgliedern des Geheimordens vom Bund der Stare nach der Zerstörung des Artefakts weitergehen würde, ist es Merit Niemeitz im Abschlussband gelungen, mich mehrfach zu überraschen.

Das betrifft vor allem den Perspektivwechsel und das mir dieser dann auch noch so unerwartet gut gefiel. Während Cliff und Mabel, die Hauptpersonen des ersten Bandes, zwar noch wichtige Rollen spielen, stehen nun Ashton und Zoe im Vordergrund. Zoe hatte im ersten Teil einen eher oberflächlichen Eindruck hinterlassen. Ashton war sogar ein echter Antagonist. Es ist daher um so bemerkenswerter, wie es der Autorin gelingt, dass man relativ schnell Mitgefühl für Ashton und seine Motive gewinnt und Zoe ins Herz schließt.

Der Bund der Stare hat einen Großteil seiner Macht verloren, weswegen die Dark Academia Vibes leider etwas schwächer ausfallen. Dafür wird die Liebesgeschichte um so überzeugender dargestellt und die Mitglieder des Geheimordens haben noch die eine oder andere Überraschung in der Hinterhand. Vor allem fasziniert natürlich die Frage, ob sie tatsächlich nur noch kurze Zeit zu leben haben. Das runde Ende lässt zum Glück keine Fragen offen.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Fuchsmagie

Die Perlenjägerin
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"Kai fühlte sich jetzt schon wie ein Spiegel, der in eine Myriade Scherben zersprungen war - als trüge sie diese Splitter im Inneren und täte bloß so, als wären sie nicht da."

Obwohl ich schon lange nicht ...

"Kai fühlte sich jetzt schon wie ein Spiegel, der in eine Myriade Scherben zersprungen war - als trüge sie diese Splitter im Inneren und täte bloß so, als wären sie nicht da."

Obwohl ich schon lange nicht mehr zur Zielgruppe des Jugendbuches gehöre, hat es mich absolut begeistert. Die Geschichte spielt im japanisch inspirierten Heiwadai, in dem Zwillinge und Linkshänderinnnen als Unglücksboten gelten. Kai ist gleich beides und gehört zudem noch wie ihre ganze Familie zu den missachteten Perlentauchern. Als ein geheimnisvoller Geisterwal ihre Zwillingsschwester Kishi verschlingt, will Kai das Schicksal nicht akzeptieren und macht sich auf, Kishi von den Toten zurück zu holen.

Die ganze Story ist unglaublich farbenprächtig und einfallsreich. Kishi begegnet einer Göttin, einem Drachenkönig, einem zwielichtigen General, jede Menge Fuchsdämonen, Räubern und dem Jungen Ren, der den Räubern als Diener gehorchen muss. Kai und Ren haben mich als Protagonisten absolut überzeugen können. Die treue, tapfere Kai kann man nur bewundern und Ren wurde überragend zwiespältig geschildert.

Das Ende kam für mich unerwartet und ich bin damit auch inhaltlich nur zum Teil einverstanden. Dennoch ist es ein sehr mutiger, wenn auch auch ein wenig plötzlicher Schluss gewesen. Ich hoffe sehr auf weitere Romane der Autorin.


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Veröffentlicht am 13.01.2024

Zerrissene Fasern

Die Hexen von Cleftwater
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"Ihr Leben war wie ein abgenutztes Seil, bei dem nach und nach die Fasern rissen."

Martha Hallybread lebt in Cleftwater/East Anglia. Mit ihren 47 Jahren gilt sie im Jahr 1645 bereits als alte Frau. Ihr ...

"Ihr Leben war wie ein abgenutztes Seil, bei dem nach und nach die Fasern rissen."

Martha Hallybread lebt in Cleftwater/East Anglia. Mit ihren 47 Jahren gilt sie im Jahr 1645 bereits als alte Frau. Ihr ganzes Leben lang hat sie ihrem Herrn als Amme, Hebamme und Magd gedient. Als der Hexenjäger Makepiece nach Cleftwater kommt und die Küchenhilfe des Haushalts der Hexerei bezichtet und verhaftet, besinnt sich Matha der wächsernen Hexenpuppe ihrer Mutter. Schon bald gerät auch Martha in Gefahr...

Mit Martha hat Margaret Meyer eine äußerst sperrige Protagonistin geschaffen. Zum einen, weil Martha durch eine Krankheit, die stets nur in Metaphern beschrieben wird, überwiegend stumm ist und sich nur mühsam durch Gesten verständigen kann. Zum anderen weil ihre Motive nicht immer klar werden, so dass stets ein gewisser Abstand zu ihr bleibt. Dieser Abstand wirkt durchaus erleichternd, denn was die der Hexerei verdächtigen Menschen von Cleftwater erdulden müssen, ist in seiner Grausamkeit schwer zu ertragen. Lobenswerterweise tappt die Autorin nicht in die Falle, alle Männer zu verteufeln und die Frauen zu glorifizieren, im Gegensatz zu manch anderen historischen Romanen.

Trotz der leichten inneren Distanz hat mich Marthas Geschichte vor allem im letzten Drittel in einen faszinierten Lesesog gezogen und ich wollte unbedingt erfahren, wie es den Bewohnern von Cleftwatern ergeht. Bezüglich der Rolle der Hexenpuppe wurde aber meiner Meinung nach leider etwas an Potential verschenkt.

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