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Veröffentlicht am 03.03.2019

Dämonenhaut

Das gefälschte Siegel
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Als lebenslanger Fantasy-Fan dachte ich eigentlich, High-Fantasy mit einer genretypischen Queste könnte mich nicht mehr unbedingt hinter dem Ofen hervor locken. Schon allein wegen des schönen Buchumschlags ...

Als lebenslanger Fantasy-Fan dachte ich eigentlich, High-Fantasy mit einer genretypischen Queste könnte mich nicht mehr unbedingt hinter dem Ofen hervor locken. Schon allein wegen des schönen Buchumschlags konnte ich hier aber nicht vorbei gehen. Die Autorin hat mich dann vollends überzeugt, dass ich doch noch einen weiteren Fantasy-Roman dieser Bauart unbedingt lesen musste. Zum einen fand ich die Grundidee um einen tödlichen Dämon, der in eine Schriftrolle gebannt wurde, sehr interessant. Zum anderen haben mich die Protagonisten wirklich in ihren Bann gezogen. Da ist die aufmüpfige, hochbegabte, aber äußerst junge Magierin Eniden zu nennen, weiterhin ein geschwätziger, eitler Prinz namens Tymur, der heruntergekommene Fälscher Kevron und Lorcan, ein Soldat, der die dämonische Schriftrolle früher bewachte. Als herauskommt, dass das Siegel der Schriftrolle gefälscht wurde, vereint Prinz Tymur diese unterschiedlichen Gesellen, um die unsterbliche Zauberin zu suchen, die den Dämon einst bannte. Dass Tymur nicht weiß, ob er Männer oder Frauen oder gar niemanden liebt als sich selbst, aber sowohl Lorcan als auch Eniden Gefühle für ihn hegen, macht die Suche ebenso wenig einfacher wie Kevrons Trunksucht.
Mit atmospärisch dichten Beschreibungen des Anderwaldes und des geheimnisumwobenen Nebelreiches punktet das Buch weiter. Einzige Kritikpunkte sind, dass die Geschichte mit einem gehörigen Cliffhanger endet, der mich nun sehr ungeduldig auf die Fortsetzung wartet lässt und dass es über 80 Seiten dauerte, bis mit Enidin auch eine Frau in den Kreis der Protagonisten rückte. Bis dahin hatte ich mich schon beinahe gefragt, wo denn in dieser Welt die Frauen sind und woher Tymurs zahlreiche Brüder kommen.

Veröffentlicht am 09.02.2019

Rückkehr zur Chronik

Der Klang der Täuschung
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Mit „Klang Der Täuschung“ bietet sich noch einmal die Chance in die Welt der „Chronik der Verbliebenen“ zurückzukehren, diesmal im Rahmen eines Zweiteilers, wodurch der typische handlungsarme Mittelteil ...

Mit „Klang Der Täuschung“ bietet sich noch einmal die Chance in die Welt der „Chronik der Verbliebenen“ zurückzukehren, diesmal im Rahmen eines Zweiteilers, wodurch der typische handlungsarme Mittelteil hoffentlich vermieden werden kann. Im ersten Teil erfährt man erfreulicherweise, wie es den Hauptakteuren der ersten Reihe weiter ergangen ist.
Der vorliegende erste Teil des Zweiteilers setzt einige Jahre später ein und präsentiert mit dem Clanführer Jase Ballenger und der Diebin Kazi zwei neue Hauptcharaktere. Ich habe ein Weilchen gebraucht, um mit beiden warm zu werden, denn auch wenn Kazi, nachdem sie von Königin Lia aus ehemaligem Elend errettet wurde, nun in ihrer Garde dient, kann sie doch von Diebereien nicht lassen. Jase, nach dem Tod seines Vaters frisch zum Anführer ernannt, wirkt zu Beginn eher verlottert. Als beide von Sklavenhändlern entführt werden, fliehen sie schließlich aneinander gekettet und kommen sich gegen ihren Willen näher. Was Jase nicht weiß: Kazi wurde von der Königin in sein Territorium entsandt, um ihn auszuspionieren und einen berüchtigten Kriegsverbrecher dingfest zu machen.
Während das Worlbuilding der Autorin immer mehr überzeugt, findet sie leider über weite Strecken nicht zur Raffinesse des Verwirrspiels in „Kuss der Lüge“ zurück. Nicht nur das Aneinanderketten der Hauptdarsteller ist ein Ladenhüter. Auch der Auftritt von Rafe aus den Vorgängerbänden, auf den ich lange gewartet habe, wirkte auf mich eher seltsam und unangenehm kindlich-putzig. Mit dem kurzen letzten Kapitel wird dann aber glücklicherweise ein mehrdeutiger Cliffhanger geliefert, der mich doch nägelkauend auf den nächsten Band warten lässt!

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 01.02.2019

Novelle

Agathe
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Eines vorweg: Indem der Verlag das kleinformatige, nur 155 Seiten währende Büchlein als Roman bezeichnet, tut er der Geschichte Unrecht und weckt falsche Erwartungen. Meiner Meinung nach haben wir es hier ...

Eines vorweg: Indem der Verlag das kleinformatige, nur 155 Seiten währende Büchlein als Roman bezeichnet, tut er der Geschichte Unrecht und weckt falsche Erwartungen. Meiner Meinung nach haben wir es hier mit einer Novelle zu tun, wie sie ab dem 19. Jahrhundert definiert wurde.
Der namenlose Protagonist, ein 71jähriger Psychiater, praktiziert Ende der 40er Jahre in einem Pariser Vorort noch immer. Am Leben nimmt er wenig Anteil und zählt die noch verbleibenden Therapiegespräche ungeduldig rückwärts. Doch wie es im Ruhestand weitergehen soll, davon hat er keine Vorstellung. Seine Vergangenheit bleibt zu großen Teilen im Dunkeln. Selbst seine Sekretärin Mme Surrugue, die seit Jahrzehnten für ihn arbeitet, ist ihm fremd geblieben. Als Mme Surrugue gegen seinen Willen einer weiteren Patientin, der 38jährigen Agathe, Termine einräumt, wird wie von Zauberhand ein Prozess eingeleitet, der das Leben des Protagonisten von Grund auf auf den Kopf stellt.
Der dänische Autorin, ebenfalls Psychologin, gelingt das Kunststück, in schwebend-leichten Sätzen Wehmut und Melancholie wachzurufen. Wer wie ich die Geschichte als Novelle liest, wird dies genießen können und sich zum Nachdenken über das Leben anregen lassen. Wer die Tiefgründigkeit und Detailvielfalt eines Romans in der Geschichte sucht, wird sie unweigerlich vermissen müssen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Geschichte
  • Gefühl
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 02.12.2018

Preisgekrönt

Als das Leben vor uns lag
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Auf diesen preisgekrönten spanischen Roman war ich sehr neugierig. Ich kann sagen, dass er meine Erwartungen noch übertroffen hat.

Zunächst zeichnet er sich durch eine äußerst raffinierte Konstruktion ...

Auf diesen preisgekrönten spanischen Roman war ich sehr neugierig. Ich kann sagen, dass er meine Erwartungen noch übertroffen hat.

Zunächst zeichnet er sich durch eine äußerst raffinierte Konstruktion aus. Wir begegnen den fünf Klosterschülerinnen Julia, Nina, Lola sowie den Zwilligen Olga und Marta 1950. Während eines kindlichen Pfänderspiels werden Grenzen übertreten und die Wege der Mädchen trennen sich kurz darauf. Doch was genau vor allem Julia damals widerfahren ist, darüber tappen wir lange im Dunkeln.

Dreißig Jahre später kommt Olga auf Anregung ihres Mannes auf die Idee, im Restaurant ihrer Schwester Marta ein Treffen der alten Mädchengruppe zu veranstalten. Bis es zu dieser Begegnung kommt, erfahren wir in verschiedenen Kapiteln aus Sicht der nun reifen Frauen, wie es ihnen bis zu diesem Tag ergangen ist, wobei auch durchaus unerwartete Verknüpfungen der Lebenswege zum Vorschein kommen.

Endlich ist der Abend da, und wieder erfolgt das Pfänderspiel. Bis alle Geheimnisse der Vergangenheit und Gegenwart gelüftet sind, überschlagen sich die Ereignisse und es gilt, nicht nur Affären, einen Unfall und eine Geburt zu verkraften.

Die Autorin punktet mit faszinierenden Frauenfiguren, lebensklugen Wahrnehmungen und einer stets durchdachten Handlung, die den Roman zu einem wahren Vergnügen machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 25.11.2018

Viel mehr als eine Gothic Novel

Die Melodie der Schatten
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Es handelt sich hier um einen Roman, der im Laufe der Handlung immer vielschichtiger wird. Er beginnt mit düsterer Atmosphäre und jagt einem zunächst wie eine Gothic Novel wohlige Schauer über den Rücken. ...

Es handelt sich hier um einen Roman, der im Laufe der Handlung immer vielschichtiger wird. Er beginnt mit düsterer Atmosphäre und jagt einem zunächst wie eine Gothic Novel wohlige Schauer über den Rücken.

Schottland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die behütetet aufgewachsene Richterstochter Lady Fiona reist nach dem Tod ihrer Mutter zum Anwesen ihrer Tante. Doch die Kutsche wird überfallen und nur Fiona überlebt. Zuflucht findet sie auf der Burg des Laird Aidan Thirstane. Nicht nur der übellaunige, unberechenbare Laird lässt das Anwesen unheimlich wirken. Fiona, von Kindheit an von Epilepsie und seltsamen Wahrnehmungen verfolgt, glaubt Schatten und Melodien wahrzunehmen, die sie sich nicht erklären kann.

Lange Zeit tappt man als Leser im Dunkeln, ob es sich hier um übernatürliche Erscheinungen handelt. Raffiniert bringt die Autorin immer mehr Elemente ins Spiel, die zudem noch historisch herausragend recherchiert sind. Schließlich entfaltet sich nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern auch ein komplexes Familiendrama, gewürzt mit einigen exotischen Anklängen.

Fiona macht eine überzeugende Entwicklung durch, von der unsicheren, ungeliebten Tochter zu einer jungen Frau, die für sich und andere einsteht. Aidan konnte mich als romantischer Held nicht ganz fesseln, auch wenn seine wenig liebenswürdige Art letztendlich wirklich überzeugend erklärt wird.

Ein atmosphärisch dichter Roman vor wild-romantischer schottischer Kulisse, der am besten rund um Halloween genossen werden sollte.

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  • Spannung