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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2018

Liebe in Alaska

Liebe und Verderben
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Auch mit ihrem neuen Roman konnte Kristin Hannah mich wieder vollends überzeugen. Durch das einzigartige, in Alaska angesiedelte Setting, das die Autorin in atmosphärischer Dichte transportiert, ist die ...

Auch mit ihrem neuen Roman konnte Kristin Hannah mich wieder vollends überzeugen. Durch das einzigartige, in Alaska angesiedelte Setting, das die Autorin in atmosphärischer Dichte transportiert, ist die Story außergewöhnlich. Man meint förmlich, die Kälte und die Entbehrungen am eigenen Leib zu spüren.
Die junge Leni ist eine starke Protagonistin. Ihr Vater Ernt kehrt paranoid aus dem Vietnamkrieg zurück. Mit seiner Frau Cora hofft er, im Leben wieder Fuß zu fassen, als er von einem verstorbenen Kriegskameraden eine einsame Hütte in Alaska erbt. Die kleine Familie ist ohnehin auf sich gestellt, denn Lenis Mutter Cora, die aus besseren Verhältnissen stammt, hat Ernt gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet.
Wie hart die Lebensbedingungen in Alaska tatsächlich sind, darauf sind die drei jedoch nicht wirklich vorbereitet. Nur durch den starken Zusammenhalt aller Nachbarn ist ein Leben dort möglich. Die Autorin schafft hier auch überzeugende, interessante Nebenfiguren, wie Large Marge, die Cora und Leni manchesmal zur Seite steht. Denn die lange Winter und die Einsamkeit lassen Ernt immer mehr den Bezug zur Realität verlieren. Selbst Cora und Leni sind vor ihm nicht mehr sicher....
Gleichzeitig lernt Leni den Nachbarssohn Matthew kennen. Bald wird aus Freundschaft Liebe. Doch ausgerechnet Matthews Vater ist Ernt der größte Dorn im Aufge.
Die Geschichte wird auch als "Romeo und Julia in Alaska" beworben. Die Liebesgeschichte nimmt aber erst im hinteren Teil des Buches größeren Raum ein und ist wirklich vielschichtig und dramatisch. Kristin Hannah schafft es wieder einmal, die Leser emotional zu packen, ohne ins Kitschige abzugleiten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzähstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 19.08.2018

Ungewöhnlich und berührend

Beim Ruf der Eule
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Als Vielleserin bin ich immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Geschichten. Eine solche habe ich in diesem Buch gefunden. Zunächst hat mich das wunderschöne, pastellfarbene, eulengeschmückte Cover angezogen. ...

Als Vielleserin bin ich immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Geschichten. Eine solche habe ich in diesem Buch gefunden. Zunächst hat mich das wunderschöne, pastellfarbene, eulengeschmückte Cover angezogen. Was war wohl beim "Ruf der Eule" geschehen? Dieses Geheimnis enthüllt sich erst gegen Ende des Buches.

Maeves ist um die 80 und führt immer noch mit viel Energie eine Pension für Menschen mit Behinderungen in einem kleinen Küstenstädtchen. Geheiratet hat sie nie. Ihre Wahlfamilie besteht aus ihrem Patenkind Steph und deren Freund Len. Die beiden wurden mit dem Down-Syndrom geboren, stehen Maeve aber bei der Arbeit in der Pension tatkräftig zur Seite.

Plötzlich erscheint Vincent Roper, Maeves bester Freund aus Jugendtagen, vor der Tür, doch Maeve weist ihn zunächst ab. Zu viele schmerzliche Erinnerungen werden wach, und auch eine alte Schuld scheint im Raum zu stehen.

Die Geschiche der Ich-Erzählerin Maeve zeichnet sich durch Zeitsprünge aus, die virtuos und fließend ineinander übergehen und beim Lesen Konzentration erfordern. Nach und nach erfahren wir, dass Maeve einst eine körperlich und geistig behinderte Zwillingsschwester namens Edith hatte, deren früher Tod sie noch immer belastet. Maeves ehemaliger Verlobter Frank heiratete eine andere, Wie kam es dazu und wie ist Vincent, den Maeve nun zögernd doch wieder in ihr Leben lässt, darin verwickelt?

Die Autorin wurde von ihrer eigenen behinderen Schwester zu der Geschichte inspiriert. Diese Authenzität spürt man in jeder Zeile, vor allem wenn Edith in der Vergangenheit selbst zu Wort kommt. Die Erzählung bleibt dabei immer anmutig und melancholisch, ohne die Grenze zur Nervigkeit oder des Kitsche zu überschreiten. Auch die Nebencharaktere, allen voran Steph und Len, sind liebevoll ausgearbeitet. Der Roman hat mich durchweg gefesselt. Einzig die Auflösung, was Maeve Vincent jahrzehntelang nachgetrage hat, überzeugte mich leider nicht. Eine Lektüre, die noch lange nachhallen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Umsetzung
Veröffentlicht am 29.07.2018

Drehbuch

A Stranger in the House
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Karen gilt eigentlich als vorsichtige Autofahrerin. Dennoch rast sie eines Nachts mit ihrem Wagen frontal in einen Laterenmast. Es stellt sich heraus, dass sie überstürzt zu Hause aufgebrochen ist. Doch ...

Karen gilt eigentlich als vorsichtige Autofahrerin. Dennoch rast sie eines Nachts mit ihrem Wagen frontal in einen Laterenmast. Es stellt sich heraus, dass sie überstürzt zu Hause aufgebrochen ist. Doch an den Grund für all das vermag sich Karen beim Erwachen im Krankenhaus nicht zu erinnern. Sie und ihr Mann Tom sind ratlos. Zudem gerät Karen auch noch unter Mordverdacht, denn in der Nähe ihres Unfalls werden eine Männerleiche und Karens Gummihandschuhe entdeckt. Selbst Tom beginnt an seiner Frau zu zweifeln. Und kann Karen sich selbst trauen?

Eigentlich ein wunderbarer Stoff für einen spannenden Thriller und eine Handlung, die geradezu nach einer Verfilmung ruft. Die Riege der Protagonisten ist kammerspielartig klein und wird nur noch ergänzt durch zwei Detectives sowie die Nachbarn Brigid und Bob.

Eine Verfilmung scheint mir auch die Autorin im Sinn gehabt zu gaben, hatte ich doch stetig das Gefühl, eher einem Drehbuch zu folgen als einem Roman. Hier gibt es keinen überflüssigen Satz, was auf Kosten der atmosphärischen Dichte, der Figurenzeichnung und des Mitfieberns geht. Man rast förmlich durch die Seiten, die Spannung wird gehalten, doch gleichzeitig wirkt alles bedauernswert steril und schnell runtergeschrieben. Leider kein Vergleich zu einem seitenstarken Pageturner wie etwa "Gone Girl".

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Psychologie
Veröffentlicht am 01.07.2018

Bücher an der Kette

Die Bücherjäger
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Poggio Bracciolini geht einer äußerst interessanten Profession nach: Er ist ein Bücherjäger, immer auf der Suche nach antiken Handschriften, um sie vor dem Überschreiben durch christliche Texte zu bewahren. ...

Poggio Bracciolini geht einer äußerst interessanten Profession nach: Er ist ein Bücherjäger, immer auf der Suche nach antiken Handschriften, um sie vor dem Überschreiben durch christliche Texte zu bewahren. Außerdem ist er ein Gefolgsmann des in Ungnade gefallenen Papstes Johannes XXIII., nur einer von drei Päpsten während des Konstanzer Konzils anno 1417.

Als Poggio in einem Kloster ein angekettetes Buch findet, kommt er einer geradezu unglaublichen Verschwörung auf die Spur, einer Theorie, von der ich persönlich noch nie etwas gehört hatte, die aber tatsächlich durch die Historie zu geistern scheint. Eine atemlose Bücherjagd beginnt, und nicht nur Poggio hat manchmal Mühe, Freund von Feind zu unterscheiden, als so wendungsreich erweist sich die Geschichte.

Hauptprotagonisten sind neben Poggio der Barde Oswald von Wolkenstein, die geheimnisvolle Agnes von Mähren und der Papst auf der Flucht. Für Agnes entwickelt Poggio bald Gefühle, doch kann er ihr wirklich trauen?

Diese vier Figuren sind tatsächlich historisch verbürgt und der Autor hat ihnen gekonnt neues Leben eingehaucht. Leider muss ich aber sagen, dass ich mit keinem der Charaktere völlig warm geworden bin, wenn sie mich auch nicht kalt gelassen haben. Es hat jedoch das Mitfiebern etwas gedämpft. Insgesamt fand ich die männlichen Protagonisten gelungener als Agnes.

Ein großes Lob gebührt der Sprachkunst des Autors, der immer wieder ungewöhnliche Bilder findet, die man zitieren möchte.

Fazit: ein gelungener Histotienroman mit ansprechendem Mix aus Fakten und Fiktion.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Originalität
Veröffentlicht am 10.06.2018

Wolf im Schafspelz

Das Finkenmädchen
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Das Cover kommt wunderschön verspielt und romantisch daher, aber der Inhalt des Buches hat es wirklich in sich.
Die Farm ist ein sehr moderates australisches Gefängnis, in dem weibliche Insassen auf die ...

Das Cover kommt wunderschön verspielt und romantisch daher, aber der Inhalt des Buches hat es wirklich in sich.
Die Farm ist ein sehr moderates australisches Gefängnis, in dem weibliche Insassen auf die Freiheit vorbereitet werden. Die junge Birdy ist geistig recht einfach gestrickt und wirkt zunächst eher harmlos, so dass man sich als Leser fragt, was sie überhaupt dorthin verschlagen hat. Doch als eine neue Insassin, die fünfzigjährige gutsituierte Rose, dort inhaftiert wird, scheint Rose plötzlich finstere Pläne zu schmieden. Die beiden so unterschiedlichen Frauen eint eine gemeinsame geheimnisvolle Vergangenheit, von der Rose zunächst nichts ahnt. Denn die einstige Nachbarstochter Felicity, jetzt unter dem Spitznamen Birdy bekannt, hat sich auch optisch sehr verändert. Was plant Birdy, und was haben Rose und Birdy verbrochen?
In hoch interessanten Rückblenden, bei denen Birdy und Rose jeweils als Ich-Erzählerinnen fungieren, werden diese Fragen auf erschütternde Weise beantwortet. Die Autorin gibt dabei ihren beiden Protagonistinnen unverwechselbare Stimmen. Während Felicity ihre Umwelt zum Teil rätselhaft bleibt, ist Rose die bekannte Frau eines einstigen Fernsehstars, der viele Jahre eine erfolgreiche Kindersendung moderierte. Doch dann kam er gewaltsam ums Leben und sein Tod wirft viele Fragen auf…
Geschickt manövriert die Autorin ihre Leserschaft durch die Rätsel der Vergangenheit, während man gleichzeitig von der Frage in Atem gehalten wird, ob Birdy Rose etwas antun wird. Die Erzählung blieb fesselnd bis zu einem Schluss, der für mich alle Fragen beantwortet hat. Ein ungewöhnliches Buch, in dem nicht einmal eine Voliere voller Finken so harmlos ist, wie sie erscheint.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Thema