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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2022

Wunderbar ehrliche Geschichte mit einzigartigen Charakteren

Die gigantischen Dinge des Lebens
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Wilbur ist praktisch seit dem ersten Tag an der Schule ein Außenseiter, was er mal mehr, mal weniger mit Würde trägt. Als sich sein französischer Austauschschüler als ganz bezauberndes und außergewöhnliches ...

Wilbur ist praktisch seit dem ersten Tag an der Schule ein Außenseiter, was er mal mehr, mal weniger mit Würde trägt. Als sich sein französischer Austauschschüler als ganz bezauberndes und außergewöhnliches Mädchen entpuppt, scheint sich das Blatt zu wenden und Wilbur ist fest entschlossen, etwas zu ändern.

Susin Nielsen hat ein besonderes Händchen dafür, einzigartige und gleichzeitig durch und durch liebenswerte Protagonisten zu schreiben – was sie auch in diesem Buch wieder bewiesen hat. Ihre Hauptfiguren haben es nie leicht, und das ist bei Wilbur nicht anders. Aber trotz seines Außenseiterdaseins lässt er sich nicht unterkriegen. Auch das ist etwas, das die Autorin grandios beherrscht: Ein wunderbares Gleichgewicht zu finden zwischen wirklich traurigen Momenten und dem Silberstreifen am Horizont, den die Figuren nie wirklich aus den Augen verlieren.

So manche furchtbar peinliche Situation und der tolle Humor generell tragen dazu bei, dass die Geschichte trotz schwieriger Themen nie an Leichtigkeit verliert. Sehr gefallen hat mir außerdem die erfrischende Perspektive, die Charlie als Französin mit in die Geschichte bringt – und dass sich die Autorin hier nicht auf Stereotypen ausruht.

Insgesamt konnte mich Susin Nielsen wieder einmal mit einer sehr ehrlichen und emotionalen Geschichte mit einzigartigen Charakteren begeistern. Ich werde auch dieses Buch wieder gerne weiterempfehlen und freue mich schon jetzt auf das nächste Buch der Autorin.

Veröffentlicht am 21.02.2022

Wunderbare Ideen, bedingt gelungene Umsetzung

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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Zoe absolviert gerade ein Austauschjahr in London und fühlt sich mittlerweile richtig wohl in der fremden Stadt, als das Unglaubliche passiert: Nach einer nächtlichen Party wacht sie als Zofe der Familie ...

Zoe absolviert gerade ein Austauschjahr in London und fühlt sich mittlerweile richtig wohl in der fremden Stadt, als das Unglaubliche passiert: Nach einer nächtlichen Party wacht sie als Zofe der Familie Arlington im Jahr 1816 wieder auf und muss sich nun in einer ziemlich fremden Zeit behaupten. Statt Tipps auf Instagramm, darf sie sich nun ganz direkt und praktisch ins Zeug legen, um ihre Ratschläge an die Frau zu bringen.
Nach Aniela Leys fantastischer Kinderbuchreihe Lia Sturmgold war ich sehr gespannt darauf, wie das Jugendbuch-Debüt der Autorin ausfallen wird. London und Zeitreisen als Hintergrund klang für mich auf jeden Fall sehr vielversprechend. Leider konnte das Buch jedoch nicht ganz mit meinen Erwartungen mithalten.
Die Idee zum Buch finde ich einfach richtig toll und auch was es mit den Zeitreisen auf sich hat, fand ich wirklich spannend und interessant gelöst. Auch Zoes Zeitreise-Kollege und Love Interest Hayden war in jedem Fall gelungen und ich hätte mir viele Seiten mehr mit ihm gewünscht. Zoe selbst konnte mich allerdings nicht so recht begeistern – blieb sie doch für mein Empfinden recht eindimensional. Angesichts der großen kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Zoes Zeit und der, in der sie landet, hätte ich mir außerdem gewünscht, dass das mehr thematisiert wird, denn Zoes Eingewöhnung in ihrer neuen Rolle lief mir viel zu glatt.
Insgesamt war

London Whisper leider kein Volltreffer bei mir. Ich kann mir aber vorstellen, dass die direkte Zielgruppe das anders sieht. Wer kein zeitloses Jugendbuch sucht, sondern eine direkte Übertragung des heutigen

& Co. in die Vergangenheit amüsant findet, wird bestimmt gut unterhalten.

Veröffentlicht am 21.02.2022

Einfach zauberhaft schön

Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein
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Der Buchhändler Grimm lebt recht einsam und verbringt den Großteil seiner Zeit in seiner „Bücherkiste“ oder alleine zuhause. Da steht eines Tages Möhrchen, ein kleiner Zesel, im Laden und bringt schon ...

Der Buchhändler Grimm lebt recht einsam und verbringt den Großteil seiner Zeit in seiner „Bücherkiste“ oder alleine zuhause. Da steht eines Tages Möhrchen, ein kleiner Zesel, im Laden und bringt schon bald ganz viel Schwung und Farbe in sein Leben.
Dieses Vorlesebuch hat die Herzen unserer Familie direkt im Sturm erobert – und ich glaube, niemand kann sich des Charmes dieses Buches erwehren. Über mehrere Jahreszeiten hinweg darf man das ungleiche Gespann bei ihren kleinen Alltagsabenteuern begleiten, die sowohl lustig als auch zauberhaft schön sind. Es sind kleine, eher stille Geschichten, die aber so gekonnt Wünsche, Ideen und Gedanken von Kindern ansprechen, dass meine 6jährige Tochter immer voller Eifer mit dabei war – obwohl sie sonst eher zu spannenden Abenteuergeschichten tendiert.
Ganz besonders hat uns dabei der unglaubliche Sprachwitz gefallen, der für die Kleinen wie die Großen unterhaltsam ist und ganz wunderbar mit der deutschen Sprache spielt. Aber auch die Illustrationen waren richtig klasse und haben die Vorlesestunden perfekt abgerundet.
Von mir gibt es daher eine absolute und uneingeschränkte Leseempfehlung. Sollte es irgendwann einmal noch weitere Abenteuer mit Grimm und Möhrchen geben, wären wir auf jeden Fall wieder mit dabei!

Veröffentlicht am 16.02.2022

Rundum begeistert

Liebe beginnt, wo Pläne enden
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Völlig unverhofft stellt Kristin, Anfang vierzig, eines Tages fest, dass ihr Mann eine Geliebte hat. Im darauffolgenden Gefühlschaos ergibt sich die Chance, für sechs Wochen an dem „Gelebte Geschichte“-Projekt ...

Völlig unverhofft stellt Kristin, Anfang vierzig, eines Tages fest, dass ihr Mann eine Geliebte hat. Im darauffolgenden Gefühlschaos ergibt sich die Chance, für sechs Wochen an dem „Gelebte Geschichte“-Projekt des Freilichtmuseums teilzunehmen – welche Kristin prompt ergreift. Aus dem Alltag im 18. Jahrhunderts ergibt sich dann aber nicht nur eine völlig neue Perspektive, sondern auch eine ganze Reihe neuer Freundschaften.
Liebesromane sind nicht immer mein Genre erster Wahl, aber dieser hier hat mich aufgrund des außergewöhnlichen Settings direkt angesprochen: Sechs Wochen in der Vergangenheit zu leben, ganz ohne Zeitreise, klingt einfach richtig interessant. Tatsächlich aber hat mich dieses Buch dann nicht nur mit außergewöhnlichen Umständen, sondern auf ganzer Linie überzeugt.
Die Umsetzung des historischen Alltags war letztendlich sogar noch interessanter und unterhaltsamer als erwartet und weckte bei mir direkt das Interesse, das selbst einmal zu erleben. Aber auch die Figuren, die Entwicklung der Beziehungen zwischen den einzelnen Personen (auch innerhalb der Familie) und die Auseinandersetzung auf emotionaler Ebene war durchweg überzeugend und hat mich bis zur letzten Seite mitfiebern lassen. Es ist ein sehr ehrliches und authentisches Buch, wie ich finde – ohne dass Spaß und Romantik zu kurz kommen würden.
Für diese rundum tolle Geschichte gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.02.2022

Zweigeteilt

Drowning in Stars
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Pixie und Gaze wachsen beide in schwierigen Verhältnissen auf. Als Gaze im Haus nebenan einzieht, entwickelt sich bald eine enge Freundschaft, in der sie gegenseitig auf sich aufpassen und sich unterstützen, ...

Pixie und Gaze wachsen beide in schwierigen Verhältnissen auf. Als Gaze im Haus nebenan einzieht, entwickelt sich bald eine enge Freundschaft, in der sie gegenseitig auf sich aufpassen und sich unterstützen, wo immer es geht, um das Leben wenigstens etwas erträglicher zu machen. Als die familiäre Situation bei Gaze jedoch eskaliert, werden sie auseinandergerissen. Erst Jahre später kommt es zu einem Wiedersehen – aber können sie jetzt noch an die intensive Freundschaft von damals anknüpfen?
Das Buch beginnt – für mich überraschend – als Pixie und Gaze noch sehr jung sind (12, um genau zu sein). Das war aber letztendlich klasse, weil ich es richtig toll fand, dass man als Leser miterleben darf, wie sich die Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. So kann man später auch viel besser nachvollziehen, wieso das Band zwischen Pixie und Gaze so stark ist. Auch der Übergang zu ihrer „Trennung“, die familiäre Eskalation bei Gaze und die 180-Grad-Wendung, die sein Leben dann erfährt, fand ich grandios geschrieben und ich bin nur so durch die Seiten geflogen.
Das letzte Drittel des Buches war für mich wesentlich schwächer. Man wird als Leser mit diversen Ereignissen konfrontiert, die vorgefallen sind, als die beiden nicht zusammen waren – hier hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht, um Pixies Entwicklung nachvollziehen zu können. Während sich die Autorin im ersten Teil sehr viel Zeit für alles genommen hat (was mir gefallen hat), überschlagen sich die Ereignisse am Ende etwas zu sehr und ich hätte gerne mehr Zeit mit den beiden Hauptcharakteren in diesem Alter verbracht.
Aus diesem Grund bin ich alles in allem etwas zwiegespalten, denn für die erste Hälfte würde ich glatt volle Punktzahl geben. Daher gibt es von mir eine etwas eingeschränkte Leseempfehlung.