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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2020

Wintermärchen in Buchformat

Der Winter des Bären
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In einem Land, in dem ewiger Winter herrscht, machen sich drei Schwestern auf die Suche nach ihrem Bruder und müssen dabei immer wieder großen Gefahren trotzen. Was wie ein Märchen klingt, hat sich tatsächlich ...

In einem Land, in dem ewiger Winter herrscht, machen sich drei Schwestern auf die Suche nach ihrem Bruder und müssen dabei immer wieder großen Gefahren trotzen. Was wie ein Märchen klingt, hat sich tatsächlich auch beim gesamten Lesen wie eines angefühlt, nur eben im Buchformat. Ich habe es unheimlich gerne gelesen und war fast ein bisschen traurig, dass es sich so schnell weggelesen hat.
Die Geschichte wird aus Sicht von Mila, der mittleren der drei Schwestern, erzählt und ich mochte es sehr, wie sie tatkräftig die Sache in die Hand nimmt und fest an den Bruder glaubt. Ihre kleine Schwester Pípa steht ihr aber, obwohl sie noch so jung ist, in nichts nach. Ihr Gegenspieler, der „Bär“, ist eine beeindruckende und angsteinflößende Figur, die geradezu mit der Landschaft verschmilzt. Ich mochte aber auch Rune, den Zauberer sehr, auch wenn ich gerne noch viel mehr zu seinem Hintergrund erfahren hätte.
Insgesamt ist die Geschichte wunderschön geschrieben und ich kann mir gut vorstellen, dass ich das Buch im Winter noch einmal aus dem Regal holen und erneut lesen werde: Wenn es draußen richtig kalt ist, ist dieses Wintermärchen bestimmt noch eindrucksvoller.

Veröffentlicht am 04.10.2020

Eindrucksvolle und fesselnde Geschichte

Unter uns das Meer
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Das Meer ist etwas, was mich fasziniert, und ich bin gerne in seiner Nähe – aber vorzugsweise mit Land unter meinen Füßen. Gerade deswegen aber fand ich diese Geschichte reizvoll: Eine Familie beschließt, ...

Das Meer ist etwas, was mich fasziniert, und ich bin gerne in seiner Nähe – aber vorzugsweise mit Land unter meinen Füßen. Gerade deswegen aber fand ich diese Geschichte reizvoll: Eine Familie beschließt, ein Jahr auszusteigen und mit zwei kleinen Kindern auf einem relativ kleinen Boot allein durch die Karibik zu segeln. Das klang für mich nach einem gewagten und unvorstellbaren Abenteuer.
Juliet und Michael wirken zunächst wie ein amerikanisches Durchschnittspaar, entwickeln sich aber im Laufe des Buches zu interessanten Figuren mit ungeahnten Tiefen, die sich letztendlich auf das Abenteuer wirklich einlassen. Die zentrale Perspektive ist die von Juliet, aber über die Einträge im Logbuch, die immer wieder eingeschoben werden, erfährt der Leser auch jede Menge über die Gedanken und Gefühle von Michael. Dabei ist der Wechsel alles andere als störend, sondern bietet vielmehr einen dreidimensionalen Blick auf die Geschehnisse.
Das Meer hat für mich eine wichtige Rolle im Buch eingenommen, manchmal beinahe wie ein eigenständiger Charakter in der Geschichte. Gerade die Beschreibungen dieser Naturgewalt haben die Geschichte für mich so eindrucksvoll gemacht: Man hatte tatsächlich das Gefühl, mit auf dem Boot zu sein und es hautnah mitzuerleben, was ich teilweise ziemlich beängstigend fand.
Auf zweiter Ebene ist die Beziehung zwischen den beiden, einschließlich ihrer Vergangenheit, ein zentrales Thema. Die aktuelle Situation und Gefühlslage der beiden ist zunächst (und auch zwischendurch immer wieder) alles andere als klar und wird erst Stück für Stück und sehr gekonnt freigelegt. Ich fand diese Vielschichtigkeit der Beziehung ganz wunderbar und richtig spannend.
Und ja: Dieses Buch ist richtig spannend. Die zweite Hälfte habe ich in einem Rutsch gelesen, weil es mich nicht mehr losgelassen hat. Die Geschichte hat mich gepackt und mitgenommen und wird mir auch noch lange eindrucksvoll im Gedächtnis bleiben - für mich definitiv ein Lesehighlight in diesem Jahr.

Veröffentlicht am 28.09.2020

Tipps und Ideen (nicht nur) für miese Tage

Handbuch für miese Tage
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Die Autorin kann ihren beruflichen Hintergrund nicht leugnen: Das Buch liest sich häufig eher wie eine Zeitschrift. Das ist aber durchweg positiv gemeint, denn es sind wirklich unzählige interessante und ...

Die Autorin kann ihren beruflichen Hintergrund nicht leugnen: Das Buch liest sich häufig eher wie eine Zeitschrift. Das ist aber durchweg positiv gemeint, denn es sind wirklich unzählige interessante und inhaltvolle "Artikel" enthalten, die sich leicht in kleinen Happen lesen lassen. Man kann es aber durchaus auch (so wie ich) in einem Rutsch lesen, denn Langeweile kommt nicht auf.

Der Autorin geht es zwar schon hauptsächlich darum, wie man "miese Tage" nicht eliminiert, sondern diese mit mehr Gelassenheit meistert, im Grunde eignet sich das Buch aber auch an vielen Stellen als Ratgeber mit vielen Tipps für ein bunteres, achtsameres Leben auch an den nicht miesen Tagen.

Ganz offensichtlich hat sich Eveline Helmink intensiv mit dem Thema "miese Tage" und allem, was diese beeinflusst, auseinander gesetzt. Es werden reichlich Quellen und weiterführende Lektüre genannt, an vielen Stellen erhält der Leser aber auch sehr persönliche Einblicke und Ideen, so dass es sehr ehrlich und alltagsnah wirkt, was mir an dem Buch besonders gefallen hat. Es masst sich auch an keiner Stelle an, etwas zu sein, was es nicht ist (etwa eine Generallösung für alles und jeden).

Hervorheben möchte ich noch die wirklich tolle grafische Gestaltung: Optisch ist das Buch ein richtiger Hingucker, so dass man noch mal so gerne darain blättert.

Alles in allem habe ich dieses Buch wirklich gerne gelesen und ich konnte - bis auf ein paar Kapitel am Ende, die mir etwas zu esoterisch/abstrakt waren - sehr viel daraus mitnehmen. Ich denke, es wird noch so manchen miesen Tag geben, an dem ich das Buch wieder in die Hand nehme.

Veröffentlicht am 14.09.2020

Prädikat besonders wertvoll

Mein Familienkompass
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Wenn ich wählen kann zwischen Sachbuch und Roman, dann gehen die Sachbücher meistens als Verlierer hervor. Auf diesen Ratgeber habe ich mich allerdings sehr gefreut, da ich bereits zwei Bücher von Nora ...

Wenn ich wählen kann zwischen Sachbuch und Roman, dann gehen die Sachbücher meistens als Verlierer hervor. Auf diesen Ratgeber habe ich mich allerdings sehr gefreut, da ich bereits zwei Bücher von Nora Imlau gelesen hatte und immer sehr begeistert gewesen war.
Anfangs war ich etwas erschrocken: Beinahe 400 dichtbeschriebene Seiten, keine Grafiken oder Ähnliches zum Auflockern und kaum einmal eine halbe weiße Seite zum „Verschnaufen“.
Doch das Buch liest sich überraschend schnell. Es ist definitiv kein „leichter“ Ratgeber für nebenbei und auch sprachlich wie gedanklich anspruchsvoll. Es gibt so manchen Moment, in dem einem ein doch recht unangenehmer Spiegel vorgehalten wird. Aber wer sich auf die Lektüre einlässt und bewusst liest, wird hier einen kleinen Schatz finden, wie ich meine.
Das Buch ist voll mit unzähligen gut recherchierten fachlichen Informationen auf der einen Seite, aber auch persönlichen Gedanken und Erfahrungen von Frau Imlau auf der anderen. Es gibt so gut wie keine Wiederholungen (wie man das etwa aus englischsprachigen Ratgebern kennt), auch nicht für Leser, die bereits andere Bücher von ihr kennen.
Im ersten Drittel gab es ein oder zwei Kapitel, die ich etwas zäh, weil sehr theoretisch, fand, aber insgesamt wurde die Thematik so spannend vermittelt, dass ich es wirklich gerne gelesen habe. Es regt sehr zum Nachdenken an und die Ideen und Gedanken fanden, zumindest für mich, unmittelbar im persönlichen Alltag Anwendung.
Ich kann dieses Buch wirklich jedem, der Kinder hat, uneingeschränkt empfehlen. Bei uns bekommt es einen festen Platz in der Familienbibliothek.

Veröffentlicht am 10.09.2020

Feste Bleibe gesucht

Adresse unbekannt - Nominiert zum Deutschen Jugendliteraturpreis
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Felix ist zwölf Jahre alt, was an sich schon nicht einfach ist, aber wenn man dann auch noch keine feste Bleibe hat, sondern mit seiner Mutter in einem Bus wohnt, wird es erst recht kompliziert.
Diese ...

Felix ist zwölf Jahre alt, was an sich schon nicht einfach ist, aber wenn man dann auch noch keine feste Bleibe hat, sondern mit seiner Mutter in einem Bus wohnt, wird es erst recht kompliziert.
Diese Geschichte hat mich wirklich gefesselt und ich habe von Anfang an mit Felix mitgefiebert, auch wenn wir doch so gar nichts gemeinsam haben. Die Idee zur Geschichte, die vielen wunderbaren Details und Charaktere und der einfühlsame Schreibstil haben für mich zusammen ein Lesehighlight des aktuellen Jahres ergeben.
Felix ist ein ganz besonderer Charakter (was er sicher auch seiner Familie zu verdanken hat), aber auch ein besonders liebenswürdiger. Susin Nielsen hat es auf wunderbare Art und Weise geschafft, das gerade noch Kindliche in ihm auf der einen Seite und das weit über sein Alter hinaus Lebenserfahrene auf der anderen Seite trotz der Gegensätze authentisch zu einer Stimme zu verbinden, die einen in dieser Geschichte wirklich mitnimmt. Man freut sich mit ihm, wenn es Anlass dazu gibt, und man leidet mit ihm, wenn sich wieder einmal eine unerträgliche Situation ergibt. Bei all dem bleibt er immer ganz undramatisch, was einem gerade als Erwachsenen dann besonders mitnimmt.
Das Buch behandelt ernste Themen, die die Autorin ganz hervorragend recherchiert und aufbereitet und in der Geschichte um Felix verpackt hat. Empfehlenswert ist es sicherlich nicht nur für Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren, sondern auch für jeden Erwachsenen. Bei mir kommt es auf jeden Fall auf das Regalbrett mit den Lieblingsbüchern.