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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2020

Eine runde Sache

Paradise City
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Im Deutschland der Zukunft recherchiert Liina heimlich für die freie Presse und stößt mit ihren Fragen immer wieder auf Schweigen oder fadenscheinige Erklärungen. Als ihr Chef schwer verletzt und eine ...

Im Deutschland der Zukunft recherchiert Liina heimlich für die freie Presse und stößt mit ihren Fragen immer wieder auf Schweigen oder fadenscheinige Erklärungen. Als ihr Chef schwer verletzt und eine Kollegin tot aufgefunden wird, intensivieren sie und ihre Kollegen die gefährlichen Nachforschungen.
Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut und hatte dementsprechend auch hohe Erwartungen. Ich war etwas skeptisch, wie diese Geschichte auf nur 280 Seiten untergebracht werden kann, muss aber sagen, dass ich die Länge letztendlich als genau richtig empfand.
Die Geschichte um Liina und das Deutschland der nahen Zukunft ist dicht und präzise geschrieben. Es gibt keine Längen, aber ich hatte auch nie das Gefühl, das etwas fehlt. Man erfährt eingehend, wie dieses Deutschland aussieht und funktioniert, aber auch sehr viel darüber, was in Liina persönlich vorgeht und welche Vorgeschichte sie hat. Auch die Beziehung der Figuren untereinander sind immer wieder ein wichtiges Thema und sorgen dafür, dass man ein lebendiges Bild vor Augen hat und sich leicht in die Protagonistin hineinversetzen kann.
Die Darstellung der Situation in der Zukunft ist wirklich interessant gemacht: Sie sorgt definitiv immer wieder für Gänsehaut, aber gleichzeitig erscheint sie alles andere als unrealistisch, da man Anfänge der beschriebenen Entwicklungen bereits aus der Gegenwart kennt. Unheimlich ist es insbesondere, wenn man Frankfurt gut kennt und die einzelnen Schauplätze bildlich vor Augen hat. Dass Frankfurt eine so zentrale Rolle im Buch spielt, hatte ich gar nicht erwartet, war aber für mich aber dann eine schöne Überraschung.
Gefallen hat mir auch die düstere Spannung im Buch, die so ganz anders daherkommt, als die häufig actiongeladene Spannung in Krimis oder Thrillern. Spannend bleibt es wirklich bis ganz zum Schluss, aber Zoe Beck kriegt auf den letzten Seiten noch ganz souverän die Kurve, so dass mir auch das Ende noch richtig gut gefallen hat.
Fazit: Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. Selten habe ich so ein kurzes und intensives Buch gelesen, in das ich so tief eingetaucht bin.

Veröffentlicht am 10.07.2020

Reich bebilderter Informationsschatz

Expedition Natur: WILD! Die Wildkatze
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Das in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz herausgegebene Buch über die Wildkatze in Deutschland ist ein wahrlich reich bebilderter Informationsschatz. In der ersten Hälfte sind die ...

Das in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz herausgegebene Buch über die Wildkatze in Deutschland ist ein wahrlich reich bebilderter Informationsschatz. In der ersten Hälfte sind die Informationen über das scheue Wesen in einer Geschichte über eine Wildkatzenfamilie verpackt, die eine neue Bleibe sucht. In der zweiten Hälfte, dem Sachbuchteil, finden sich Details zu allen möglichen Aspekten des Lebens der Wildkatze und ihrer Situation in Deutschland.

Da unsere Stubentiger der Wildkatze äußerlich sehr ähnlich sind, war bei uns das Interesse an dem Buch besonders groß. Interessant fanden wir daher auch insbesondere, was die Wildkatze denn nun von unseren Hauskatzen unterscheidet, aber auch worin sie sich ähneln – was im Buch ausführlich behandelt wird.

In der Geschichte am Anfang wird wirklich geschickt verpackt, wie das Leben einer Wildkatze aussieht, wie sie sich verhält und wie die kleinen Wildkatzenkinder aufwachsen. Dabei wird auch auf die Schwierigkeiten eingegangen, die sich ergeben, wenn die Wildkatze ein neues Revier finden muss und dabei von Menschen besiedelte Gebiete durchqueren muss. Die Geschichte ist in einzelne Kapitel unterteilt, so dass man sie den Kleineren auch gut vorlesen kann, und enthält immer wieder Zeichnungen, so dass man sich die Wildkatzen noch besser vorstellen kann.

Der Sachbuchteil ist wirklich toll gestaltet: Viele wunderschöne Fotos, Schaubilder, Boxen mit Extrawissen und interessante Fragen und Antworten. Hier wird man, denke ich, immer wieder neue Infos entdecken – und je nach Alter des Kindes kann man weiter in die Details gehen. Interessant fand ich persönlich auch, was für den Schutz der Wildkatze in Deutschland unternommen wird.

Fazit: Bei uns sind sowohl die Großen als auch die Kleinen sehr begeistert von dem Buch und ich kann es daher uneingeschränkt weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 08.07.2020

Stürmisches Finale

Die Spiegelreisende 4 – Im Sturm der Echos
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Auf den nun letzten Teil der Reihe um Ophelia musste ich nicht lange warten, da ich die vier Bücher fast direkt nacheinander gelesen habe. Das war nun also das große Finale und ich war sehr gespannt, wie ...

Auf den nun letzten Teil der Reihe um Ophelia musste ich nicht lange warten, da ich die vier Bücher fast direkt nacheinander gelesen habe. Das war nun also das große Finale und ich war sehr gespannt, wie Ophelias Suche nach dem Anderen in Babel weitergeht und ob sie und Thorn letzten Endes etwas tun können, um die Welt zu retten.

Der Schreibstil von Christelle Dabos hat mir in allen Bänden durchweg gut gefallen. So gut, dass ich sagen möchte, dass ich gerne alles von ihr lesen werde, was da vielleicht irgendwann noch kommt. Während ich allerdings durch die ersten drei Bände hindurchgerast bin und nie genug bekommen konnte, war der letzte Band nun gefühlt keine leichte Kost und ich war am Ende froh, als sich endlich alles – zumindest etwas – aufgelöst hat. Sagen wir mal so: Es wird etwas kompliziert. Wer ist wer – und ist er/sie das auch wirklich? Was ist Illusion und was ist Realität, das muss man sich in diesem Band fast durchweg fragen.

Die Charaktere sind nach wie vor alle ganz toll herausgearbeitet und es macht sehr viel Spaß, mit diesen Figuren noch ein bisschen Zeit zu verbringen – allen voran Ophelia selbst. Hatte sie es schon im letzten Band nicht leicht, wird dem hier noch die Krone aufgesetzt. Man möchte wirklich nicht in ihren Schuhen stecken. Andere Nebenfiguren kommen leider ein bisschen kurz, wie etwa Archibald, was ich doch ein bisschen schade fand.

Das Ende kommt, wie bereits angemerkt, gewaltig und kompliziert daher, ist aber stimmig und passt zu der Gesamtgeschichte aller vier Bände, wie ich finde. Ein kleines bisschen weniger chaotisch und klitzekleines bisschen mehr Happy End hätte ich mir vielleicht gewünscht – aber eigentlich finde ich es doch gelungen so wie es ist.

Veröffentlicht am 29.06.2020

Nett, aber leider nichts Besonderes

Lessons from a One-Night-Stand
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Holly und Austin begegnen sich eines Abends in einer Bar - und müssen am nächsten Tag feststellen, dass sie nicht nur den Arbeitsplatz teilen, sondern dass Holly auch noch Austins Chefin ist. Das ist aber ...

Holly und Austin begegnen sich eines Abends in einer Bar - und müssen am nächsten Tag feststellen, dass sie nicht nur den Arbeitsplatz teilen, sondern dass Holly auch noch Austins Chefin ist. Das ist aber noch lange nicht das Einzige, was ihrer Beziehung im Wege steht.

Die Geschichte hat meines Erachtens durchaus großes Potenzial: Alaska als interessanter Schauplatz, ein kleiner familiärer Ort mit vielen Charakteren, die Dynamik in der Schule und der geheimnisvolle Blog, der die Geheimnisse der Anwohner gerne ausplaudert, die beiden so ganz und gar nicht typischen Familien.

Leider nutzt das Buch das Potenzial aber nicht wirklich aus. Es liest sich ganz nett, plätschert aber nur so dahin und es war mich nicht möglich, eine wirkliche Beziehung zu den beiden Protagonisten aufzubauen.

Da es sich wohl um eine Reihe handeln wird, werde ich gegebenenfalls dem nächsten Band noch eine Chance geben - eventuell klappt das dann mit dem Potenzialausschöpfen...

Veröffentlicht am 22.06.2020

Turbulentes Leben mit wechselndem Tempo

City of Girls
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“Die Welt folgt keinem Plan. Menschen haben ein bestimmtes Wesen, so ist das nun mal.“

Vivian kommt als junges, recht naives Mädchen zum ersten Mal nach New York und genießt das aufregende Künstler- und ...

“Die Welt folgt keinem Plan. Menschen haben ein bestimmtes Wesen, so ist das nun mal.“

Vivian kommt als junges, recht naives Mädchen zum ersten Mal nach New York und genießt das aufregende Künstler- und Nachtleben der Stadt, fernab von ihrem betuchten Elternhaus. Ihre Fähigkeiten als Schneiderin darf sie recht bald unter Beweis stellen, menschlich muss sie aber noch viel dazulernen.

Dieses Buch zu bewerten fällt mir recht schwer, da es sich ein bisschen so anfühlt, als bestünde es nicht aus einer Geschichte, sondern aus mehreren. Insbesondere das Tempo variiert so stark, dass es kaum als ein Ganzes zu bewerten ist.

Die Geschichte von Vivian liest sich wie eine Autobiographie und wird aus der Sicht der Ich-Erzählerin in Briefform einer unbekannten „Angela“ erzählt, deren Identität erst ganz am Schluss geklärt wird. Eigentlich funktioniert dieser Stil ganz gut, da die ältere Vivian häufig selbstkritisch Situationen Revue passieren lässt. Der Leser erfährt viel über das New York Anfang der 40er Jahre – einschließlich dem Leben am Broadway, Theater und von Schauspielern im Allgemeinen. Auch allgemeine gesellschaftliche Themen und die Einflüsse des 2. Weltkriegs in den USA kommen nicht zu kurz, was ich auch als sehr interessant empfand. An vielen Stellen ist das Buch auch eine Liebeserklärung an die Stadt New York: „Wir fuhren über die stille, gebieterische Brücke […] und kamen in die Stadt. Dieser dichte Ort. Dieser bedeutsame Ort. Die großartigste Metropole der Welt […].“

Bis zum in der Zusammenfassung angedeuteten Skandal ist die Geschichte sehr temporeich und auch unterhaltsam, flacht dann aber stark ab und fühlt sich eher wie eine Aneinanderreihung von autobiographischen Anekdoten an.

Erst das letzte Viertel des Buches, als Vivian mit ihrer Freundin endlich die Boutique für Hochzeitskleider eröffnet, konnte mich wieder mehr begeistern, da das Ende wieder persönlicher und emotionaler wird.

Insgesamt würde ich sagen, dass die Geschichte sehr viel Potenzial hat, trotz oder gerade wegen des sehr eigenen Stils der Erzählerin. Leider wurde dieses aber nicht ausgeschöpft und durch den Aufbau des Buches fiel es mir zwischenzeitlich doch etwas schwer, nicht das Interesse an Vivians Lebensgeschichte zu verlieren.