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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2023

Fesselnde und toll geschriebene Jugend-Dystopie

Gameshow – Der Preis der Gier
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Was die Familie angeht, hat es Cass nicht leicht, als sie aber plötzlich als Gamer in der untersten Klasse der Gesellschaft landet, muss sie ihr Leben komplett neu überdenken – und auch darum kämpfen, ...

Was die Familie angeht, hat es Cass nicht leicht, als sie aber plötzlich als Gamer in der untersten Klasse der Gesellschaft landet, muss sie ihr Leben komplett neu überdenken – und auch darum kämpfen, denn als Gamer geht es bei nahezu jedem Wettkampf um Leben und Tod.
In ihrem Debüt schafft Franzi Kopka eine Welt etwa hundert Jahre in der Zukunft, in der sich alles ums Verlieren und Gewinnen dreht. Die Unterteilung in „Gamer“ und „Gambler“ und die verschiedenen Klassen, aus denen ein Aufstieg nur mit großer Mühe (oder großem Glück) möglich ist, sind ein interessantes, aber auch ziemlich grausames System, in dem man ohne Unterstützung sehr schnell untergeht.
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch und bin schwer begeistert, dass die Geschichte tatsächlich mit meinen Erwartungen mithalten konnte. Das Wordbuilding war wirklich klasse und originell und hat mich durchweg überzeugen können. Besonders toll fand ich aber, dass auch die Figuren Substanz haben, was ja manchmal bei so actionreichen Dystopien auf der Strecke bleibt. Cass war mir als Protagonistin durchweg sympathisch, und auch bei den anderen zentralen und nebensächlicheren Figuren waren viele interessante dabei, die nie platt oder gekünstelt wirkten.
Wer Lust auf eine fesselnde und wirklich toll geschriebene Jugend-Dystopie hat, der kann hier direkt zugreifen. Für mich war die Geschichte auf jeden Fall eine Jahreshighlight und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung im Herbst!

Veröffentlicht am 29.03.2023

Ein Land in einer Abwärtsspirale

Nacht in Caracas
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Venezuela versinkt im Chaos und mittendrin muss Adelaida nach langer Krankheit ihre Mutter beerdigen. Bald schon muss sie feststellen, dass die Abwärtsspirale unaufhaltsam weitergeht und sie dringend einen ...

Venezuela versinkt im Chaos und mittendrin muss Adelaida nach langer Krankheit ihre Mutter beerdigen. Bald schon muss sie feststellen, dass die Abwärtsspirale unaufhaltsam weitergeht und sie dringend einen Ausweg finden muss.
In ihrem Buch erzählt die Autorin Karina Sainz Borgos von einem Land, in dem es weder Recht noch Ordnung, wenig Menschlichkeit und kaum zu essen gibt. Zwischendurch blickt Adelaida, die Protagonistin, zurück auf die Vergangenheit und erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend und all die Menschen, die nicht mehr da sind – selbst typisches Essen bekommt seinen Platz in ihrer Erzählung. Das trifft einen ganz besonders, wenn man das Land selbst noch in einem relativ heilen Zustand kennenlernen durfte.
Der Autorin gelingt es, diese Unterschiede und auch die gegenwärtige Situation der Protagonistin unheimlich eindrücklich zu schildern. Es ist ein beklemmendes Buch, das sich kaum entspannt im Sessel lesen lässt, und es gab nicht wenige Stellen, von denen man sich wohl wünscht, sie wären reine Fiktion.
Wer mehr über Venezuela, seine Kultur, seine Politik und seine Geschichte erfahren möchte, und dabei nicht vor einer schonungslosen Erzählung zurückschreckt, dem kann ich dieses Buch in jedem Fall empfehlen.

Veröffentlicht am 29.03.2023

Fesselnd bis dramatisch

In blaukalter Tiefe
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Zwischen Caroline und ihrem Mann Andreas kriselt es, aber beide freuen sich auf ihre Weise auf den Segelurlaub in Schweden. Mit einem weiteren Pärchen, Andreas jüngerem Kollegen und dessen Freundin, und ...

Zwischen Caroline und ihrem Mann Andreas kriselt es, aber beide freuen sich auf ihre Weise auf den Segelurlaub in Schweden. Mit einem weiteren Pärchen, Andreas jüngerem Kollegen und dessen Freundin, und dem erfahrenen, aber irgendwie mysteriösen Skipper Eric begeben sie sich auf eine Reise, auf der die Stimmung genauso wechselhaft ist wie das Wetter.
Einen Segeltörn auf der Weite des Meeres habe ich schon immer als ein besonderes Setting für ein Buch empfunden – die Art und Weise, wie die Menschen auf einem kleinen Boot zusammenrücken müssen und dem Wetter praktisch ausgeliefert sind, das hat einfach etwas. Die Autorin Kristina Hauff hat diese beiden Aspekte jedenfalls wunderbar für ihre Geschichte genutzt und eine spannende und atmosphärische Geschichte geschrieben.
Sämtliche Figuren haben ihre Macken, so dass es stellenweise nicht ganz einfach ist, für sie Sympathie aufzubringen – aber tatsächlich finde ich, dass es das gar nicht braucht. Man ist auch so als Leser sehr nah an den Geschehnissen dabei und kann sich der Stimmung in der Reisegruppe kaum entziehen.
Wer Lust auf eine fesselnde, konfliktreiche und stellenweise auch dramatische Geschichte vor der Kulisse der schwedischen Schäreninseln hat, kann hier gar nicht falsch liegen. Nur Lust auf einen Segelurlaub bekommt man dabei eher nicht…

Veröffentlicht am 24.03.2023

Eine Geschichte um Freundschaft und Identität

Best Bro Ever!
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Statt Urlaub darf der 11jährige Mans den Sommer mit seiner Mutter in Malmö verbringen, da diese dort beruflich zu tun hat. Er lernt zufällig den coolen Mikkel kennen und die beiden verstehen sich auf Anhieb ...

Statt Urlaub darf der 11jährige Mans den Sommer mit seiner Mutter in Malmö verbringen, da diese dort beruflich zu tun hat. Er lernt zufällig den coolen Mikkel kennen und die beiden verstehen sich auf Anhieb blendend. Mans hat allerdings ein Geheimnis und als Mikkel eines Tages zufällig darauf stößt, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.
Jenny Jägerfeld konnte mich schon mit ihren vorherigen Büchern sehr begeistern und hat es nun auch mit „Best Bro Ever!“ geschafft. In ihrer besonderen einfühlsamen und gleichzeitig jugendnahen Sprache erzählt sie von Mans, der schon lange weiß, dass er kein Mädchen ist, was aber die Personen in seinem Umfeld nicht alle gleichermaßen nachvollziehen können.
Mans ist ein grandios sympathischer Protagonist und ich fand es wunderbar, seine Entwicklung, seine Sorgen und seine Gedanken zu verfolgen. Auch wenn die Geschichte mal nachdenklich oder auch traurig wird, ist trotzdem viel Humor und Spaß dabei, so dass das Positive definitiv überwiegt, was ich bei diesem Thema und für diese Altersgruppe sehr wichtig finde.
Alles in allem gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung für dieses besondere Buch. Hoffentlich hat die Autorin noch viele weitere dieser lesenswerten Geschichten auf Lager.

Veröffentlicht am 24.03.2023

Emotional packend und grandios erzählt

Unsichtbar
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Ein Junge liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus und blickt zurück auf die letzten Wochen und Monate, die ihn hergeführt haben – die zunächst harmlosen Schikanen, die irgendwann alles beeinflussten, ...

Ein Junge liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus und blickt zurück auf die letzten Wochen und Monate, die ihn hergeführt haben – die zunächst harmlosen Schikanen, die irgendwann alles beeinflussten, und die Menschen um ihn herum, für die er unsichtbar war.
In seinem Buch erzählt der spanische Autor Eloy Moreno die Geschichte eines Mobbing-Opfers, eines Jungen, der in der Schule von Mitschülern mehr und mehr drangsaliert wird. Als Leser erfährt man von den Ereignissen aus Sicht des Jungen, aber auch zum Beispiel aus der Perspektive einer Lehrerin, seinen Freunden und dem Mobber. Sich in die Gefühlswelten von Letzterem zu begeben, fällt definitiv nicht leicht, macht aber auch das Besondere aus.
In recht einfacher Sprache und häufig sehr kurzen Kapiteln gelingt es dem Autor, dem Leser die Entwicklung unheimlich eindringlich zu vermitteln. Die Fantasiewelt, die sich der Junge aufgrund der furchtbaren Situation erschafft, macht die emotionale Seite nur noch eindrucksvoller. Die allmähliche Entwicklung, die Verzweiflung des Protagonisten, erlebt man gefühlt hautnah mit.
Für mich war dieses Buch eine grandios erzählte Geschichte zu einem wichtigen Thema, das alle angeht, weshalb ich es unbedingt weiterempfehlen werde.