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Veröffentlicht am 28.05.2019

Ein Klassiker, der alle abholen kann

Homo faber
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Inhalt:
Walter Faber, ein Ingenieur aus der Schweiz, sitzt im Flugzeug nach Venezuela, um dort eine Montage zu beaufsichtigen. Er reist im Auftrag der UNESCO und macht sich während des Fluges einige Gedanken ...

Inhalt:
Walter Faber, ein Ingenieur aus der Schweiz, sitzt im Flugzeug nach Venezuela, um dort eine Montage zu beaufsichtigen. Er reist im Auftrag der UNESCO und macht sich während des Fluges einige Gedanken über sich und sein Leben. Aber sein Sitznachbar Herbert Hencke lässt ihm keine Ruhe. Der eigentlich liebenswürdige Mann, ein Deutscher, ist ständig dabei, Faber in ein Gespräch zu verwickeln und stört diesen damit in seinen Gedanken. Doch irgendwann hält es Faber nicht mehr aus und er beginnt, sich auf seinen Gesprächspartner einzulassen. Es stellt sich heraus, dass dieser der Bruder eines Studienfreundes von Faber ist. Und als zwei Motoren der Maschine ausfallen und so den Pilot zu einer Notlandung zwingen, verbringen die beiden Männer ihre Zeit bis zur Rettung aus der Wüste mit einigen Schachpartien. In dieser Zeit des endlos langen Wartens entschliesst sich Faber, seine Reiseroute zu ändern und Herbert Hencke zu begleiten, der seinen Bruder suchen will. Es stellt sich heraus, dass der Bruder, Joachim, die ehemalige Geliebte Fabers geheiratet hat. Als Faber nach New York zurückkehrt, wartet seine Geliebte Ivy, welche ihm den letzten Nerv raubt, auf ihn und so reist Faber so schnell wie möglich mit dem Schiff nach Europa. Unterwegs lernt er die junge und schöne Sabeth kennen und der Kreis aus Verandtschaft, Freundschaft und Vertrauen schliesst sich immer mehr um Faber. Bis er seiner Vergangenheit und seiner Zukunft und somit auch dem Leben eines jeden Menschen ins Auge blicken und sich damit arrangieren muss.

Meine Meinung:
Ich habe Homo faber von einer lieben Freundin ans Herz gelegt bekommen und ich muss sagen, dass mich die Geschichte und vor allem der extrem durchdachte Schreibstil auf höchstem literarischen Niveau begeistert und überzeugt hat. So viel Tiefe, Weisheit und Philosophie wie dieses Buch beinhaltet, kann man fast gar nicht beim ersten Lesen erfassen und trotzdem schien es mir in keiner Weise von oben herab geschrieben oder gar unverständlich. Vielmehr holt es jeden Leser dort ab, wo er sich in seinem Leben gerade befindet.

Meine Empfehlung:
Max Frsich mag einige abschrecken, aber das ist komplett unbegründet. Lasst euch ein auf dieses tolle und nach wie vor sehr aktuelle Buch. Die Sprache hat mich überzeugt, die Handlung war spannend und der Protagonist ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, was ihn uns nahbar macht. Auch nach Jahren gerate ich ins Schwärmen, dieses Buch ist wirklich ein Schatz.

Veröffentlicht am 25.05.2019

Ein liebevoll erzählter Sommerroman

Die Katze im Lavendelfeld
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Inhalt:
Auf knapp dreihundert Seiten wird eine Geschichte erzählt, die uns direkt in die Provence katapultiert. Nicht nur lernen wir die leidenschafliche Foodbloggerin Alice kennen, die sich mit ihren ...

Inhalt:
Auf knapp dreihundert Seiten wird eine Geschichte erzählt, die uns direkt in die Provence katapultiert. Nicht nur lernen wir die leidenschafliche Foodbloggerin Alice kennen, die sich mit ihren "Genussberichten" bereits ins Herz zahlreicher Gourmets geschrieben hat, sondern wir erfahren auch einiges aus dem Leben ihrer Mitmenschen. Alice lebt nämlich eingebettet in einen kunterbunt durchmischten und hilfsbereiten Freundeskreis und ist gerade dabei, sich ein neues Zuhause zu suchen, als sich die Umstände plötzlich ändern. Plötzlich sind nicht nur zwei, sondern gleich drei Vierbeiner zu versorgen und Alice muss sich immer intensiver um ihre langsam dement werdende Freundin Jeanine kümmern und im Restaurant ihres guten Freundes Georges aushelfen.

Meine Meinung:
Hermien Stellmacher begleitet mich schon seit vier Jahren. Durch ihr Buch "Cottage mit Kater" (2015) bin ich auf sie aufmerksam geworden und habe vor zwei Jahren auch "Katzenglück und Dolce Vita" (2017) gelesen und geliebt. Auch im vorliegenden Buch ist es der Autorin wieder gelungen, ganz viele Stränge zusammenfliessen und eine sommerliche Stimmung entstehen zu lassen. "Die Katze im Lavendelfeld" hat mich berührt, mit feinsinnigem Humor unterhalten, hungrig gemacht, mich ein paar Tränchen verdrücken lassen und mich am Ende mit einem positiven Gefühl zurückgelassen.

Alle Figuren haben eine Vorgeschichte, die nach und nach in die Handlung einfliesst und Hermien Stellmacher schafft es dabei, sehr einfühlsam mit dem Thema Demenz umzugehen, immer wieder für viele humorvolle Situationen zu sorgen, ganz tiefe Gefühle entstehen zu lassen und immer auch noch das kulinarische Wohl ihrer Figuren im Auge zu behalten. Die Provence ist ausserdem in diesem Buch nicht nur eine (traumhaft schöne) Region und perfekte Kulisse für die Handlung, es ist auch eine Stimmung, eine Lebenseinstellung, die in der Gestalt von Marktbesuchen, Lavendelfeldern, Kräutergärten, gutem Wein und französischer Eleganz in die Geschichte einfliesst und bei mir einen Hauch von Sommer in die trüben Maitage gebracht hat.

Meine Empfehlung:
Von mir gibt es eine sehr, sehr herzliche Leseempfehlung für dieses tiefgründige, berührende aber sehr positive Wohlfühlbuch, das euch in eine sommerliche Provence und mitten in einen liebenswerten Freundeskreis mit einem Herz für Katzen und alte Gebäuden entführt. Schaut, dass ihr für diese Reise unbedingt mit genügend Proviant und dem einen oder anderen Glas Wein ausgerüstet seid.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Überraschend gut erzählt, wenn auch ein wenig kindlich

Das Vermächtnis der Drachenreiter
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Inhalt:
Der junge Eragon ist mutig, leichtsinnig und lebt in ärmlichen Verhältnissen auf dem Hof seines Onkels. Bei einem waghalsigen Ausflug findet er einen Stein, der sich bald als Drachenei entpuppt ...

Inhalt:
Der junge Eragon ist mutig, leichtsinnig und lebt in ärmlichen Verhältnissen auf dem Hof seines Onkels. Bei einem waghalsigen Ausflug findet er einen Stein, der sich bald als Drachenei entpuppt und so beginnt ein ganz besonderes Abenteuer. Gemeinsam mit dem Geschichtenerzähler Brom macht er sich auf in eine ungewisse Zukunft und lernt dabei immer mehr, sich auf seine Instinkte, seine Magie und seinen Drachen zu verlassen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass es Christopher Paolini gelungen ist, eine ganz eigene Welt zu erschaffen, in denen es gefährliche Aufgaben zu lösen, Leben zu retten und immer wieder Mut und Klugheit zu beweisen gilt. Flüssig und spannend erzählt Paolini die Geschichte des armen Bauernjungen, der als Drachenreiter das Schicksal vieler Menschen und Wesen beeinflussen soll und auch wenn einige Stellen auf mich ein wenig zu simpel und kindlich dargestellt wirkten, habe ich grosse Achtung vor diesem monumentalen Werk.

Meine Meinung:
Ja, dass man bei mir Fantasy findet, ist wirklich eher ungewöhnlich, aber da "Eragon" mittlerweile fast schon als Klassiker angesehen wird und schon wirklich lange in meinem Regal steht, wollte ich das Buch unbedingt einmal lesen. Ich bin im Fantasybereich jeweils ein wenig skeptisch, weil es meiner Meinung nach schon ziemlich viele Hintergründe, also ein sehr starkes Fundament braucht, bis ich einer Schriftstellerin oder einem Schriftsteller eine ganz eigene Welt mit eigener Logik, speziellen Wesen, Sprachen und Fähigkeiten abnehme. Dies allerdings ist Christopher Paolini durchaus gelungen. Anfangs hat mich der sehr kindliche Schreibstil zwar stark irritiert, dann aber habe ich ein paar biografische Informationen zu Christopher Paolini gelesen und dann hat natürlich alles zusammengepasst. Hier war ein Jugendlicher - fast noch ein Kind - am Werk und hat mit "Eragon" eine eigene, stimmige Welt geschaffen und eine Geschichte in einer Sprache erzählt, die fesselt, eingängig ist und über einzelne eher irritierende Begebenheiten hinwegsehen lässt. Nämlich dass in einem mittelalterlich anmutenden Fantasy-Kontext der Metzger beispielsweise über eine Ladentheke verfügt oder ein Drache eine katzenhafte und sehr anschmiegsame Art an den Tag legt und fast schon romantische Gefühle zu seinem Drachenreiter hegt, aber auch, dass die einzelnen Konflikte sich jeweils ein wenig gar einfach auflösen.

Meine Empfehlung:
Sehr positiv überrascht von diesem nicht ganz dünnen Buch möchte ich euch "Eragon" herzlich empfehlen. Es eignet sich wunderbar zum Vorlesen und zum ersten Entdecken des Genres für junge Leserinnen und Leser und kann auch Erwachsene noch verzaubern.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Erzählt mit einer enormen Sprachgewalt

Hundeherz
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Versehentlich wird ein Hundewelpe in der Wildnis zurückgelassen. Getrennt von seiner Mutter und den Menschen hat er kaum eine Chance, den harten Winter zu überstehen. Er schafft es allen Widrigkeiten zum ...

Versehentlich wird ein Hundewelpe in der Wildnis zurückgelassen. Getrennt von seiner Mutter und den Menschen hat er kaum eine Chance, den harten Winter zu überstehen. Er schafft es allen Widrigkeiten zum Trotz, übersteht Kälte, Schmerz, Einsamkeit und Hunger und wird stärker und stärker, bis ein neuer Frühling kommt, der mit seinen warmen Sonnenstrahlen Hoffnung weckt. Der Welpe wächst zum Hund heran, muss einige bittere Erfahrungen machen, aus denen er das Jagen und Töten lernt und schon bald kommt er auch wieder in Kontakt mit einem Menschen.
Mit ans Herz gehenden Worten beschreibt Kerstin Ekman die Natur, das Rascheln von Ästen und Laub, das Flattern von Vogelflügeln und das Pochen kleiner Herzen, die auf dem Waldboden entlanghuschen. Jedes Leben, jede Bewegung wird mit wundervoll passenden Worten beschrieben und so entsteht nach und nach ein grosses Ganzes, in das sich unser kleine Hund einfügt und in dem er bestehen und überleben lernt.

Meine Meinung:
Der erste Satz, der erste Abschnitt, die erste Seite...ich war von Anfang an verliebt in dieses wunderbare Buch, das so direkt - manchmal brutal, manchmal poetisch - vom Leben und Überleben, vom Jagen, vom Töten, von Blut und Kälte erzählt. Beim Lesen der Schilderungen der rauen Natur fühlte ich mich ab und an ein wenig an den "Regenroman" von Karen Duve erinnert, wenn auch "Hundeherz" sogar noch ein wenig mystischer ist.
Auf sehr wenigen Seiten ist mit einer enormen Wucht und sehr berührend die Geschichte eines harten Winters, der in einen warmen Frühling übergeht und dem Gefühl von Einsamkeit, Hunger und der Zugehörigkeit zu anderen Lebewesen erzählt. Innerhalb von kürzester Zeit bin ich durch die Seiten dieses dünnen Büchleins geflogen und habe dabei mitgelitten, gefroren und einfach nur diese bewegende Sprache genossen.

Meine Empfehlung:
Ich empfehle euch dieses kleine Büchlein aufgrund der poetischen Sprache und der vielen authentischen Naturschilderungen von Herzen weiter. Ausserdem wird die Beziehung zwischen Mensch und Hund liebevoll und einfühlsam und vor allem sehr respektvoll beschrieben, was mich tief beeindruckt hat.

Veröffentlicht am 13.05.2019

Überraschend unterhaltsam

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
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Inhalt:
Julia Karnick ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund, arbeitet als Journalistin und lebt in einer Mietwohnung. So könnte es ...

Inhalt:
Julia Karnick ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund, arbeitet als Journalistin und lebt in einer Mietwohnung. So könnte es für immer bleiben, denn eine Mietwohnung bedeutet, dass man sich noch nicht festlegen muss, dass man seinen Standort noch jederzeit ändern kann und dass man vielleicht an einem anderen Ort sterben wird, als in dem Haus, in dem man über dreissig Jahre gewohnt hat. Doch ihr Mann sieht dies alles ein wenig anders. Da sie zusammen viel erreicht haben als Familie und da sie als Paar gutes Geld verdienen, möchte er als Krönung ihres Lebens ein Haus kaufen. Er schafft es, seine Frau zu überzeugen und gemeinsam beginnen sie die Suche nach einem Haus. Nach mehreren missglückten Versuchen, die Verkäufer, die Makler und immer wieder auch sich selbst zu überzeugen, gelingt es ihnen doch, ein altes Haus zu kaufen, in das sie sich nach und nach verlieben werden können. Doch nachdem tausend bürokratische Hürden überwunden und endlich die passenden Architektinnen gefunden worden sind, beginnen die Probleme erst richtig. Das Haus ist nämlich in einem sehr schlechten Zustand und ein Neubau würde wohl voraussichtlich günstiger ausfallen, als eine Renovierung und Sanierung. Und so beginnt eine fast unendliche Reise von Banken zu Architektinnen, von Behörden zu Behörden und als der Entwurf steht auch noch von Baufirma zu Baufirma und wieder zurück zur Bank. Und was sich dann alles ereignet, dass doch kein Keller gebaut und doch kein ganzer Eltern- und Kindertrakt errichtet und doch einige Abstriche gemacht werden müssen, also vom ersten Stein bis zum letzten Wasserschaden, dies liest man am besten nach im Buch "Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!". Dieses zum Schreien komische aber eigentlich ziemlich tragische Buch über Unfähigkeiten von Handwerkern und Baufirmen, behördliches Nichtwissen und dem ganz grossen Traum vom eigenen Haus enthält sogar eine genaue Kostenaufstellung von der ersten Schraube bis hin zum Anwalt.

Meine Meinung:
Am Anfang war ich eher skeptisch, ob es wirklich so spannend sein kann, ein Buch zu lesen, über einen Hausbau, die Planung und die gesamten Detailinformationen. Ich muss aber sagen, dass mich der frische Schreibstil der Autorin, die zuweilen ironischen, manchmal zynischen Kostenabrechnungen nach jedem Kapitel und die genau festgehaltenen Abläufe des ganzen Abriss-, Bau- und Verarbeitungsvorganges mich unendlich unterhalten haben. Trotz allen Pannen und missglückten Traumverwirklichungen, trotz allen Streits mit Handwerkern und Baufirmen vermittelt dieses Buch genau das, was Menschen dazu bringt, ein Haus zu bauen oder bauen zu lassen: die grosse Sehnsucht nach einem eigenen, selber verwirklichten Zuhause und die Liebesbeziehung zu einem Gebäude, welches bald mehr als ein Gebäude, nämlich Familienmittelpunkt, Gesprächspartner und irgendwann doch ein geliebtes und geschätztes Wohnheim wird.

Meine Empfehlung:
Nicht nur, wer mitten in der Hausbauphase steckt oder bald ein Haus kaufen möchte, wird sich in diesem Buch wiedererkennen. Auch, wer einfach bestens unterhalten werden oder Einblicke in eine chaotische, aber liebevolle Familie gewinnen will, ist mit diesem Buch bestens beraten. Von mir gibt es deshalb eine sehr herzliche Leseempfehlung.