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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2019

Schön, aber da wäre mehr möglich gewesen

Mein Weihnachtswunsch bist du
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Mein Weihnachtswunsch bist du - Jenny Hale

Der Inhalt und die Leserunde:
Es hat mich sehr gefreut, dass gleich mein erster Besuch im neuen Portal der Lesejury (und so neu ist es ja nun auch wieder nicht, ...

Mein Weihnachtswunsch bist du - Jenny Hale

Der Inhalt und die Leserunde:
Es hat mich sehr gefreut, dass gleich mein erster Besuch im neuen Portal der Lesejury (und so neu ist es ja nun auch wieder nicht, ich war dort einfach schon sehr lange nicht mehr online...), mit einem Buchgewinn gekrönt wurde. Meine erste Bewerbung, die ich nach so langer Pause abgeschickt habe, war also erfolgreich und ich ich habe mich sehr auf die Leserunde gefreut, die genau an meinem Geburtstag gestartet wurde. Der Austausch war wundervoll und obwohl unsere Meinungen teilweise sehr unterschiedlich sind und waren, so war es ein Genuss, über das Buch zu diskutieren. Die aktuellen Lichtverhältnisse lassen ja leider keine wirklich tollen Fotos zu, aber es soll hier definitiv noch erwähnt sein, dass dieses Buch nicht nur wunderbar kitschig anzusehen ist, sondern dass die vielen Schneesterne auf dem ganzen Einband auch noch herrlich glitzern...

Meine Meinung zum Inhalt:
Nun aber noch zum Inhalt. Ich bin mir sehr sicher, dass mein Lesegeschmack sich in den letzten Jahren stark verändert hat und dass ich insgesamt kritischer, aufmerksamer, emanzipierter und neugieriger geworden bin. Trotz allem vergeht für mich keine Adventszeit ohne Kitsch und da darf auch ein richtig guter romantischer Roman nicht fehlen. Was aber ist ein richtig guter und romantischer Roman? Meiner Meinung nach können (und sollen) auch Romane mit Happy End-Garantie hochwertig, intelligent, humorvoll und mit einem gewissen Anspruch an die Leserschaft geschrieben sein.
Debbie Macomber und Debbie Johnson, sowie Kerry Fisher oder auch Lucinda Riley machen dies in meinen Augen grandios und die Bücher von Gilles Legardinier sind ein wahrer Genuss. Fundierte Recherchen, starke, menschliche und sehr authentische Protagonistinnen und Protagonisten mit Stärken und Schwächen, Romantik, Drama, Tiefgang, Humor und eine in sich stimmige Handlung sind da in wirklich jedem Buch anzutreffen. Jenny Hale ist dies mit "Mein Weihnachtswunsch bist du" nicht immer ganz gelungen. Da finden sich nämlich sich widersprechende Aussagen, nicht wirklich stimmige Szenen, grosse Lücken, die sich in einem normalen Leben nie ergeben hätten, und, und... Zum Beispiel erbt Leah die Hälfte des Hauses ihrer Grossmutter und wird dann vor eine schwere Entscheidung gestellt, ihre Eltern aber lässt sie komplett aussen vor, bespricht sich nicht einmal mit ihnen, sie tauchen erst am Ende einmal auf und ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob Leahs Mutter oder Leahs Vater das Kind ihrer Grossmutter war, so unwichtig sind sie für das Geschehen. Auch wird über den Preis des Grundstücks verhandelt, das riesig sein muss, bei allem, was es beinhaltet und doch konnte ich es mir am Ende immer noch nicht richtig vorstellen, weil es der Autorin wohl nicht ganz so wichtig war und das Lektorat da auch nicht Einspruch erhoben hat.
Von solchen nicht wirklich falschen und nicht komplett unlogischen aber doch störenden Unstimmigkeiten wimmelt dieses Buch. Einige Mitleserinnen in der Leserunde taten diese Einwände mit "Es ist doch nur ein Liebesroman" ab. Aber muss das wirklich sein? Sind wir Leserinnen und Leser, die einfach einmal etwas fürs Herz wollen, so leicht zu bedienen? Müssen Bücher, die wir gerne lesen, wirklich seicht und eher realitätsfremd sein? Dürfen wir so einfach abgespiesen werden?
Versteht mich nicht falsch. Das Buch war in Ordnung. Das Ende hat gepasst, ein wenig Romantik und Kitsch kamen auf, es gab Schnee, Kinderlachen und ein schönes Weihnachtsfest, aber das reicht mir leider noch nicht ganz. Ich persönlich vermute, dass hier an der Recherchearbeit und am (inhaltlichen) Lektorat gespart worden ist, um dieses Buch schnell auf den Markt zu bringen und fühle mich diesbezüglich ein wenig hintergangen. So einfach möchte ich eigentlich nicht (mehr) mit Lesestoff beliefert werden.

Schreibstil und Handlung:
Die Sprache liest sich flüssig und humorvoll und so fliegt man beim Lesen nur so durch die Seiten. Mir fehlte vor allem am Anfang ein wenig Tiefgang und die Emotionen waren für mich nicht fassbar. Leah erzählt zum Beispiel viel von ihrer Trauer über den plötzlichen Verlust ihrer Nan. Ich bin normalerweise sehr schnell zu Tränen gerührt, aber das kam bei mir leider so gar nicht an (und war auch nicht der einzige Aspekt, der mich leider kaltgelassen hat).
Ansonsten hat mich das Buch gut unterhalten, sämtliche weihnachtlichen Klischees wurden bedient (inklusive dem ewig gestrigen und mittlerweile nicht mehr salonfähigen Bild der eigentlich ohne Mann total hilflosen Protagonistin und der Frauen, die "in der Küche stehen", während die Männer "arbeiten", wow, das liest sich noch schlimmer als im Buch, wenn ich es in Anführungszeichen setze) und ein glitzerndes Weihnachtsfest voller Lichterglanz und Wärme durfte auch nicht fehlen.
Insgesamt war mir das aber - wie gesagt - alles ein wenig zu seicht, zu konservativ und leider einfach zu wenig ausgereift. Sehr enttäuscht war ich dann aber vom Epilog. Der hätte gar nicht sein müssen. Im Gegenteil, die Autorin hätte sich diesen Teil der Geschichte besser für ein paar Folgebände aufgespart, da hätte man nämlich wirklich noch etwas aus der Erzählung herausholen können. Schade, da wurde einiges an inhaltlichem Potenzial verschenkt, wo es doch sprachlich am Ende wirklich super gepasst hat und die Weihnachtsstimmung perfekt war.

Mein Fazit:
Dieses Buch empfehle ich euch nicht. Nicht, weil es schlecht wäre oder zu wenig romantisch und nicht, weil die negativen Seiten überwiegen. Vielmehr verpasst ihr einfach nichts, wenn ihr dieses Buch nicht lest und da die Geschichte einfach ingesamt zu wenig ausgereift ist, greift ihr lieber zu einem anderen Buch aus diesem Genre, Auswahl gibt es ja genug

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Leider enttäuschend, obwohl einzelne Texte mich abholen konnten

Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien
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Inhalt:
"Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien" beinhaltet ein Vorwort und neun sehr persönliche Essays zu ganz unterschiedlichen Themen. Ausserdem ist jedem Essay ein ausführliches Quellenverzeichnis ...

Inhalt:
"Blut, Stolz, Fernweh und andere Mysterien" beinhaltet ein Vorwort und neun sehr persönliche Essays zu ganz unterschiedlichen Themen. Ausserdem ist jedem Essay ein ausführliches Quellenverzeichnis angehängt, was das weitere Stöbern und Nachforschen erleichtert.

Meine Meinung:
Der Zeit, zu der diese Rezension online geht, seht ihr an, wie sehr ich um Worte gerungen habe. Nicht nur, weil dieses Buch mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt worden ist und weil die Autorin Ellen Kuhn es mir in einem sehr angenehmen Austausch erst angeboten hatte, wollte ich unbedingt ein paar Worte dazu verlieren. Vielmehr ist es mir wichtig, die Lektüre und die Gründe, weshalb sie mir eben nicht wie erwartet zugesagt hat, einzuordnen, damit ihr euch ein eigenes Bild davon machen könnt.
Gleich im Vorwort lädt Kuhn dazu ein, sich den Texten neugierig und offen zu nähern, diese aber auch nach Lust und Laune selektiv zu lesen. Eine schöne Bitte einerseits, aber auch eine Art Disclaimer für alles, was folgt. Schliesslich muss niemand diese Essays lesen und schon gar nicht, wenn sie nicht gefallen. So einfach ist es aber dann doch nicht. Schliesslich wird gleich im ersten Essay ("Die Frage nach dem „Warum lese ich?“ nochmals neu gestellt") darauf eingegangen, wie durchaus lohnenswert und befriedigend es sein kann, ein Buch auch komplett anspruchslos zu lesen, sich durchzubeissen oder es immer wieder neu mit einem Buch zu probieren, wenn es beim ersten Aufschlagen nicht gleich funkt.
Das habe ich mir sehr zu Herzen genommen, musste aber einige der Texte querlesen und immer mal wieder sowohl den Kopf schütteln, als auch Seiten überspringen.
Dies lag ein wenig am Schreibstil und auch an der Haltung der Autorin selber. Schon in ihrer Beschreibung erwähnt Kuhn, wie sie sich ihren Themen mit philosophischem und psychologischen Tiefgang nähert und verwendet eine vermeintlich sehr akademische und hochstehende Sprache. Nach jedem Essay finden sich die entsprechenden Quellenverzeichnisse, was mir sehr gut gefallen hat, da ich so nicht immer an den Schluss des Buches blättern wollte, wenn ich mir die Liste der weiterführenden Literatur ansehen wollte. Ich bin es mir gewohnt, wissenschaftliche Texte aus den unterschiedlichen Sparten zu erarbeiten, somit war diese Herangehensweise kein Stolpersein für mich. Vielmehr hat mich gestört, dass Kuhn allen Ausführungen zum Trotz nie zum Punkt kommt und kein einziges Thema wirklich tiefsinnig aufschlüsselt. Beispielsweise wird im Essay "Evolution (m)eines Zyklus" in einem Nebensatz Menstruationshütten in Nepal (zu recht) kritisiert, ohne aber darauf einzugehen, dass solche in vielen indigenen Kulturen gang und gäbe sind und waren und dort eine sehr wichtige spirituelle Rolle innehatten, deren Ursprünge man sich durchaus einmal anschauen könnte. Auch wird die Waschtemperatur von Periodenunterwäsche im selben Artikel nicht ganz korrekt angegeben. Gerade weil "Periode ist politisch" von Franka Frei so oft zitiert wird, empfehle ich euch so oder so, Franka Freis Buch zu lesen, wenn ihr euch mit der Menstruation auseinandersetzen wollte. Ihr lernt mehr und werdet dabei auch noch wunderbar unterhalten.
Auch in anderen längeren Essays werden wahllos Themen durcheinandergewürfelt und dies geschieht - womit wir beim zweiten mich störenden Punkt angelangt wären - aus einer massiv privilegierten und nicht wirklich reflektierten Perspektive heraus. Beispiel gefällig? Im Essay "Klima und Kinder – eine hoffnungslose Kombination?", der eigentlich sehr viele gute Gedanken und sogar Entscheidungshilfen beinhaltet und einfühlsam darauf hinweist, dass letztendlich alle Entscheidungen ihre Berechtigung haben, sinniert Kuhn über Frauen, die sich schon immer unter den widrigsten Umständen entschieden haben, Kinder zu bekommen. Es habe also schon immer Frauen gegeben, die sich trotz scheinbar ausweglosen Situationen für Kinder, für die Hoffnung, für die Zukunft entschieden haben und Kuhn schliesst diesen Gedankengang ernsthaft damit ab, dass schon Frauen im Mittelalter oder während und zwischen Kriegen bereit gewesen wären, Kinder zu bekommen, ohne auch nur annähernd zu bedenken, dass das Konzept der Wahlfreiheit in Bezug auf Kinderfragen leider sehr, sehr neu und immer noch nicht überall gegeben ist, was der jahrtausendelangen Unterdrückung der Frau und den schlicht nicht funktionalen Verhütungsmitteln der alten und sogar jüngeren Vergangenheit geschuldet ist und somit ist eine Frau im Mittelalter wohl die letzte Person gewesen, die immer komplett freiwillig und gewünscht schwanger geworden ist und geboren hat. Vielmehr sind wohl die meisten Frauen/Menschen damals gar nicht in der Lage gewesen, zu verhüten oder sicher abzutreiben, geschweige denn persönliche Wünsche und Lebensentwürfe zu verwirklichen. Und wie viele Frauen im Krieg schwanger werden, darüber wollen wir alle uns am liebsten gar nicht zu viele Gedanken machen, weil die Wahrheit zu grausam ist. Dass dann die meisten Schwangerschaften auch noch ausgetragen werden müssen ist nur ein weiterer furchtbarer Aspekt dieses abscheulichen Kriegsverbrechens und gehört definitiv - auch mit den besten Absichten und auch wenn es natürlich trotzdem immer Menschen gibt, die auch unter widrigen Umständen eine Familie gründen wollen - nicht glorifiziert.
Auch irritieren mich binäre Systeme in Büchern, die von vermeintlichen Feministinnen geschrieben worden sind, immer sehr. Wenn von weiblicher und männlicher Energie die Rede ist, stelle ich innerlich auf Durchzug, entsprechend habe ich wohl nicht alles mitbekommen, was Kuhn noch ausgeführt hat...
Sie selbst bezeichnet sich übrigens als digitale Nomadin und reist seit über zehn Jahren um die Welt um mal hier, mal da zu leben. Dabei hat sie schon einiges erlebt, betrachtet ihren Lebensstil in Bezug auf die Zukunft des Planeten nicht wirklich kritisch. Dafür hat sie dank ihren Reiseerfahrungen im Essay "Obdachlosigkeit – eine existentielle Begegnung" etwas geschafft, was ich gegen Ende dieses Buches nicht mehr erwartet hätte: sie hat mich mit ihren einfühlsamen Schilderungen und ihrer aufrechten Anteilnahme am Schicksal obdachloser Menschen tief berührt und sogar ein wenig mit diesem Buch versöhnt.

Fazit:
Leider bin ich mit diesem Buch nicht warm geworden, obwohl mich Inas Rezension so neugierig gemacht hat und obwohl mich jedes einzelne Thema dieser Essays sehr interessiert. Es wird nicht bei mir bleiben und andere Lesende dürfen hoffentlich davon profitieren, sich in den Texten wiederfinden oder zum Weiterdenken angeregt werden.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Aufgeblasen und oberflächlich, den Hype kann ich nicht nachvollziehen

Schöne Welt, wo bist du
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Inhalt:
"Schöne Welt, wo bist du", das sind vier junge, schöne Menschen in Irland, die sich und einander suchen, an ihren Karrieren feilen und ihre Werte immer wieder neu überdenken. Sie pendeln zwischen ...

Inhalt:
"Schöne Welt, wo bist du", das sind vier junge, schöne Menschen in Irland, die sich und einander suchen, an ihren Karrieren feilen und ihre Werte immer wieder neu überdenken. Sie pendeln zwischen Liebe, Schmerz und Verlangen hin und her, verbringen zu viel Zeit auf schlechten Partys, tauschen sich in langen Mails aus und lernen jeden Tag neu, ob und wie sehr sie sich und ihrem Gegenüber trauen können.

Meine Meinung:
Zuerst einmal möchte ich erwähnen, dass dieses Buch sehr gute Kritiken erhalten und bereits vor seinem offiziellen Erscheinungstermine einen richtigen Hype ausgelöst hat. Meine persönliche Meinung sieht ein wenig anders aus und das liegt wahrscheinlich daran, dass mich die Geschichte unangenehm an "Cleopatra und Frankenstein", das ich nach 200 Seiten abgebrochen habe, erinnert hat. Ich habe "Schöne Welt, wo bist du" zwar beendet, habe aber leider von der Geschichte nichts mitnehmen können und empfand auch die Figuren als sehr eindimensional und austauschbar beschrieben.
Besonders langweilig empfand ich übrigens den regen Mailverkehr zwischen den Freundinnen Alice und Eileen. Ausgerechnet dieser Part wurde von vielen Leser*innen in den höchsten Tönen gelobt, weil die beiden darin anscheinend äusserst intellektuell daherkommen würden. In meinen Augen waren diese Mails allerdings leider absolut nicht aus dem Leben gegriffen und ehrlich gesagt auch ziemlich aufgesetzt und herablassend geschrieben, was mich irgendwann nur noch genervt hat.
Spannender waren die direkten Interaktionen, die teilweise albernen, manchmal auch tiefsinnigen Gespräche, die erotischen Begegnungen, Diskussionen und der Streit. Dies alles wirkte für mich nämlich viel realistischer.

Fazit:
Der sehr oberflächliche und leider teilweise aufgesetzt wirkende Schreibstil dieses Buches und der eher ein wenig vor sich hin plätschernde Inhalt haben mich leider ein wenig ratlos zurückgelassen. Dieses Buch und ich werden - Hype und begeisterte Kritiken hin und her - einfach keine Freundinnen.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Trotz heftiger Handlung und tollem Plot sehr langsam und ziellos erzählt

Alles, was wir geben mussten
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Inhalt:
In Hailsham, einem ganz speziellen Internat, wohnen aussergewöhnliche Kinder. Kinder, die nur dafür geboren worden sind, einem Zweck zu folgen, den sie selber nicht kennen. Abgeschirmt vom Rest ...

Inhalt:
In Hailsham, einem ganz speziellen Internat, wohnen aussergewöhnliche Kinder. Kinder, die nur dafür geboren worden sind, einem Zweck zu folgen, den sie selber nicht kennen. Abgeschirmt vom Rest der Welt werden sie auf ein Leben vorbereitet, das gar nie ihr eigenes sein wird.

Meine Meinung:
Ich war sehr neugierig auf diese Geschichte, deren Verfilmung wohl ziemlich bekannt ist, die ich aber nie gesehen habe. Die ersten paar Seiten waren spannend, düster und ich wurde komplett im Ungewissen darüber gelassen, wohin die Handlung sich entwickeln würde. Und dann kam genau das Problem...die Handlung entwickelt sich leider so langsam, dass ich mir überlegt habe, das Buch abzubrechen. Ich wollte aber unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt und was das Buch am Ende für mich bereithalten würde. Irgendwie hatte ich mit einer Art Moral gerechnet, einer Form von erhobenem Zeigefinger. Ich lag komplett falsch und das Ende bleibt eher offen und hat mich komplett ernüchtert (im positien Sinne, sofern das geht) zurückgelassen. Das ist in meinen Augen die definitiv beste Idee des Autors, das Buch hinterlässt nämlich eine grosse Leere und eine Enge, die ich wirklich gefühlt habe.
Auch die Charakterskizzen sind sehr tiefgründig und sehr genau beobachtend erzählt. Und trotz das heftigen Themas und der grandiosen Plotidee ist diese Geschichte einfach viel zu langsam und ausschweifend erzählt, vieles wird einfach so dahingestellt und wirkt dann leider doch wieder eher nichtssagend.

Fazit:
Das wäre fast ein Abbruch geworden und obwohl das bedrückende Ende mir eigentlich gut gefallen hat und ich beeindruckt bin von den Details bin, die Ishiguro in seine Personenbeschreibungen eingebaut hat, hat mir die sehr, sehr langsame und ziellose Erzählweise nicht zugesagt und das Buch kommt zurück in den Bücherschrank.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Billige Effekthascherei und ein verheerender Ermittlungsfehler

Tote Augen
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TW: Folter, sexualisierte Gewalt (an Kindern), Stalking

Inhalt:
Eine grausam gefolterte Frau wird - wohl auf der Flucht vor ihrem Peiniger - angefahren und bei der Untersuchung des Unfallorts stellt sich ...

TW: Folter, sexualisierte Gewalt (an Kindern), Stalking

Inhalt:
Eine grausam gefolterte Frau wird - wohl auf der Flucht vor ihrem Peiniger - angefahren und bei der Untersuchung des Unfallorts stellt sich heraus, dass es mindestens ein weiteres Opfer geben muss. Für das Ermittlertrio aus Sara Linton, Faith Mitchell und Will Trent beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.


Meine Meinung:
Das Buch lag schon lange lange auf meinem SuB und nachdem mich "Dreh dich nicht um" von Karin Slaughter vor einiger Zeit zwar unterhalten, aber nicht komplett überzeugen konnte, wollte ich der Autorin noch einmal eine Chance geben. Schliesslich kenne ich einige Leute, welche auf ihre Thriller schwören.
Der Anfang beginnt mit einem Schocker, dann zieht sich die Handlung über ca. 200 Seiten sehr, bis endlich wieder ein wenig Fahrt aufkommt. Was mich stört: der Fokus wird nicht so sehr auf den Täter und seine Motive, seine Handlungen, seine Spuren usw. sowie auf die Täterjagd an sich gelegt, sondern lediglich auf die Brutalität, mit der er seine Opfer foltert. Dies ist in meinen Augen reisserisch und der Handlung nicht dienlich geschrieben. Mir ist bewusst, dass wohl genau diese Schockerszenen bei einzelnenen Leser*innen sehr gut ankommen, weil sie definitiv für Gänsehaut sorgen, ein solide geschriebener Thriller beinhaltet für mich aber noch viel mehr, muss vielschichtiger sein, muss klar aufzeigen, warum etwas passiert und muss vor allem vor Spannung triefen.
Vielmehr werden aber das Ermittlerteam und die privaten Sorgen und Nöte dieses Trios sehr in der Vordergrund gerückt, war für einige sicher spannend zu lesen ist, mir persönlich hätte das nicht so detailliert sein müssen. Viel lieber hätte ich erfahren, weshalb der Täter so handelt, wie er es tut...
Sehr, sehr, sehr genervt hat mich, dass nach 500 Seiten klar wird, dass ein deutlicher Ermittlungsfehler am Anfang (der mindestens dreimal hätte korrigiert werden können) sehr viel schneller zu einer Auflösung des Falles geführt hätte. Nein, so nicht...

Fazit:
Dieses Buch lasse ich in Leipzig und mit Karin Slaughter werde ich es wohl längere Zeit nicht mehr probieren. Evtl. werde ich mal noch einen Einzelband von ihr lesen, aber Schreibkunst sieht für mich anders aus, ich würde den Stil eher "Effekthascherei" nennen und bin ehrlich enttäuscht von diesem Buch und dem Ermittlungsfehler, der mir die Lektüre definitiv ziemlich verdorben hat.

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