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Veröffentlicht am 08.04.2019

Viele gute Gedanken in einem zu schnellen Tempo

Wenn du das hier liest
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Zur Autorin:

"Mary Adkins studierte Jura, arbeitete lange als Anwältin und unterrichtet heute Storytelling in New York. Sie ist preisgekrönte Autorin diverser Theaterstücke und hat für zahlreiche ...

Zur Autorin:

"Mary Adkins studierte Jura, arbeitete lange als Anwältin und unterrichtet heute Storytelling in New York. Sie ist preisgekrönte Autorin diverser Theaterstücke und hat für zahlreiche Zeitungen, u. a. die New York Times, geschrieben." (Bucheinband, 1. Auflage April 2019)


Zum Cover:

Das Cover hat direkt meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als ich es zum ersten Mal online sah. Irgendwie hat es mir direkt gut gefallen. Es ist dezent gehalten, eher in weiß und Pasteltönen. Dazu der Titel oberhalb einer angedeuteten Skyline, der wie eine Wolke erscheint. Ganz unten der Name der Autorin. Alles in allem eine runde Sache.

Hinzukommt: Entfernt man das Cover vom gebundenen Buch ist es in weiß gebunden, jedoch ist es ein irisierendes weiß, was einfach toll ausschaut!


Zum Buch:

Das Buch spielt nach dem Tod des eigentlichen Hauptcharakters: Iris ist 33 als sie die Diagnose Krebs im Endstadium erhält. Nur sechs Monate später stirbt sie.


Im Buch erlebt der Leser die Monate nach ihrem Tod aus Sicht ihres ehemaligen Chefs Smith und aus Sicht ihrer älteren Schwester Jade. Ihr Chef geht mit seiner Marketing Firma und einem übereifrigen Praktikanten gerade durch eine schwere Zeit und vermisst seine kompetente Mitarbeiterin, der er immer noch gelegentlich E-Mails schreibt, um ihr von seinen Problemen zu erzählen. Eines Tages findet der Praktikant Iris' Habseligkeiten sowie ihre ausgedruckten Blogbeiträge in einer Schublade, mit der Bitte an Smith versehen mit diesem Script irgendetwas zu tun. Bei dem Versuch die Gegenstände der Schwester zukommen zu lassen, kommen Smith und Jade in Kontakt, welchen sie fortan mit Höhen und Tiefen führen.

Auf diese Weise erfährt der Leser sehr viel aus dem Leben der Verstorbenen, da sich Smith und Jade natürlich sehr viel über diese austauschen, über ihre Ideen und Träume, aber auch über ihre Vergangenheit. Durch die Blogbeiträge selbst, die immer wieder inklusiver Zeichnungen in dem Buch eine Rolle spielen, erfährt der Leser zudem sehr genau, wie Iris sich mit ihrer Krankheit auseinandersetzte.


Die Charaktere fand ich durch die Bank sehr interessant. Sie sind vielschichtig und haben alle ihre Probleme im Leben, meistens haben diese mit ihren Familien zu tun.

Iris' Beiträge geben einem zu denken. Sie ist genau in meinem Alter, als sie stirbt und all ihre Fragen und unerfüllten Träume haben auch mir zu denken gegeben. Was verschiebt man nicht alles auf später, auf einen Moment, der besser passt als das "Jetzt". Aber wer kann uns mit Sicherheit sagen, dass dieser Moment kommen wird? Jeden von uns kann eine Diagnose wie die von Iris von heute auf morgen aus der heilen Welt voller Pläne reißen. Diesen Gedanken macht das Buch sehr deutlich ohne dabei dunkle Omen oder tieftraurige Handlungsstränge zu benutzen.

Jade und Smith dagegen stehen mitten im Leben, sind und waren immer mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und vor allem Jade fragt sich nun, wie sie so viel über ihre Schwester nicht wissen konnte. Man sieht an diesen beiden sehr deutlich, wie Menschen auf unterschiedliche Weisen mit einem Verlust umgehen und welche Gedanken sie sich oft erst zu spät machen. Ja, man sollte Zeit mit Menschen verbringen, Fragen stellen und gemeinsame Erfahrungen sammeln, solange man kann!

Aber auch die anderen Charaktere aus dem Buch geben dem Leser über unterschiedliche Thematiken zu denken.



Fazit:

Das Buch behandelt mit der Krebserkrankung einer jungen Frau ein ernsthaftes und trauriges Thema, drück aber nicht ständig auf die Tränendrüse. Man fühlt zwar mit der Betroffenen mit und kann sich selbst Gedanken zum Thema machen, jedoch lockern die vielen E-Mails ihrers ehemaligen Chefs und ihrer Schwester die Situation merklich auf. Nichts wird ins lächerliche gezogen, aber es wird doch ein Gewicht von den Schultern des Lesers genommen. Dies hat mir sehr gut gefallen. Auch die verschiedenen anderen Thematiken, die angesprochen werden, geben einem bei näherem Hinsehen einiges mit auf den Weg und zeigen vor allem, wie falsch man den einen oder anderen Menschen einschätzt oder nur meint ihn zu kennen, jedoch nicht wirklich weiß, wie er oder sie ist.


Auf der anderen Seite ging mir durch den Schreibstil ein wenig Tiefgründigkeit verloren. Es fühlte sich durchweg oberflächlich und rasant an. Zwar ist es wohl genau dieses stilistische Mittel, das dem Buch die Schwere nimmt, jedoch huscht man dadurch auch sehr schnell durch und es können schnell wichtige Details und Gedanken verloren gehen.


Leseempfehlung:

Für alle, die im digitalen Zeitalter angekommen sind und genre mal einen anderen Schreibstil lesen möchte, ist dieses Buch eine Option. Es ist sicherlich eine interessante Herangehensweise an ein ernstes und trauriges Thema, das zu denken gibt, aber nicht erdrückt.

Veröffentlicht am 11.03.2019

Eine starke Frau in einer clichebehafteten Story

Lola
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Zur Autorin:

Melissa Scrivner Love lebt in den USA und hat englische Literatur studiert. Sie arbeitete für diverse Fernsehsehrien wie CSI Miami oder Person of Interest, wofür sie mit einem Edgar ausgezeichnet ...

Zur Autorin:

Melissa Scrivner Love lebt in den USA und hat englische Literatur studiert. Sie arbeitete für diverse Fernsehsehrien wie CSI Miami oder Person of Interest, wofür sie mit einem Edgar ausgezeichnet wurde. (Quelle: https://www.suhrkamp.de/autoren/melissascrivnerlove_15269.html, 11.03.2019, 16:16 Uhr)


Zum Cover:

Das Cover hat sofort meine Aufmerksamkeit erweckt, als ich es online gesehen hatte. Die Farben des Sonnenuntergangs, im Hintergrund die Skyline einer Stadt inklusive Palmen und im Vordergrund die Silouette einer Frau mit Schusswaffe. Dazu noch der simple Titel "Lola" quer über dem Schatten der Frau. Einfach gigantisch! Als ich es dann in meinen Händen hielt, war es sogar noch schöner. Ein wirklich tolles Cover, das auch noch ausgesrpchen gut zum Inhalt passt.


Zum Buch:

Das Buch spielt in dem Latino-Viertel "South Central" in Los Angeles, in dem hauptsächlich Drogen und Armut regieren. Dort lebt Lola, eine zierliche Latina, mit ihrem Freund, ihrem Bruder und ihrer immer wieder rückfälligen Mutter. Verschiedene Drogenkartelle teilen sich die Gebiete in ihrer Nähe untereinander auf und auch sie selbst ist teil der kleinen Gang "The Crenshaw Six". Welche Rolle Lola in der Gang spielt, weiß außerhalb der "Crenshow Six" jedoch niemand. Im Laufe der Geschichte wird die Gang in einen Krieg zwischen rivilaisierenden Drogenkartellen gezogen, der bis hin zur Bedrohung von Lolas Leben führt. In diesem Moment zeigt Lola schließlich nicht nur den Drogenbossen gegenüber ihr wahres Ich und tritt aus dem Schatten hervor.


Die Handlung verlief die gesamte Zeit über eher gemächlich und nicht wie ich es für ein deartiges Thema erwarten würde, rasant und mit viel Action. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, es wäre noch nicht wirklich etwas passiert, aber bei genauem hinsehen, wurde schnell klar, dass durchaus sehr viel passiert war. Das Tempo machte die Geschichte keineswegs langweilig und gab auch nicht das Gefühl, dass die Handlung sich unnötig in die Länge zog, aber trotzdem plätscherte es gefühlt eher so vor sich hin.


Lola selbst entwickelte sich jedoch relativ flott zu einem interessanten Charakter. Nach außen hin die kleine Freundin eines Gangbosses, aber innerhalb der Gang tough und zielstrebig wie es von einem Leader erwartet wird. Zudem nimmt sie im Laufe des Buches ein kleines Mädchen als ihre Ziehtochter auf, dem eine ähnliche Kindheit droht, wie Lola sie gehabt hat. Um dieses Mädchen kümmert sie sich sehr liebevoll und zeigt wiederum eine neue, mütterliche Seite. Den Charakter der Lola habe ich als sehr vielschichtig erlebt und viele ihrer Facetten haben mir sehr gut gefallen. Es klang auch alles rund und nicht aufgesetzt oder unrealistisch.


Zu den anderen Charaktere des Buches konnte ich kaum eine Verbindung aufbauen, da die Handlung immer aus Lolas Sicht erzählt wird und man nur Eindrücke der anderen Gangmitglieder erhält. Lolas Freund Carlos hinterließ bei mir einen starken "ich betrüge sie nicht - ich betrüge sie doch" - Geschmack, soweil auf der Beziehungs- als auch auf der Gangebene. Und Lolas kleiner Bruder Hector kam als sehr blauäugig, impulsiv und unverlässlich rüber, was auch keinen allzu guten Eindruck hinterlassen hat.


Alles in allem bedient die Handlung sehr viele Clichés: Weiße, Latinos und ihre Lebensumstände und Eigenheiten, Drogenabhängige, Drogenbosse, Frauen in einer Männer-regierten Welt, Missbrauch, Unterwürfigkeit, Blauäugigkeit - alles drum und dran. Und mitten drin Lola, die sich gegen das eine oder andere Cliché stellt.



Fazit:

Ein interessantes Buch mit einem starken, weiblichen Charakter - eine Geschichte, wie ich sie so noch nicht gelesen habe. Auch wenn das Tempo für mich gewöhnungsbedürftig war, hatte die Handlung etwas mitreißendes an sich, etwas, das mich immer wieder neugierig auf den Fortgang der Geschichte gemacht hat. Trotzdem sollte man von Beginn an wissen, dass viele Clichés bedient werden und sich darauf einlassen, es als Teil der Handlung sehen und sich nicht darüber ärgern. Mir war dies sehr bewusst und auch wenn man ab und an denkt "Ja ne, war ja klar.", gehörte es für mich enfach dazu. Besonders der letzte Teil hat mir sehr gut gefallen, da ich ihn so nicht erwartet hatte und er hat dem Buch einen zusätzlichen Stern verliehen.



Leseempfehlung:

Wer sich über Clichés schnell aufregt, ist hier definitiv falsch, das muss wohl direkt zu Beginn so klar gesagt werden. Alle anderen bekommen einen interessanten, starken, weiblichen Hauptcharakter in einer extrem männerzentrierten Welt oder wie der Buchrücken so schön sagt, eine Frau "in einer Mucho-macho-Welt". Drogenmissbrauch, Mord und Missbrauch an Kindern werden teils detailreich beschrieben (letzteres glücklicher Weise nur oberflächlich - jedoch ohne Zweifel zu hinterlassen), was man ebenfalls vorher wissen sollte.

Ich selbst freue mich, das Buch gelesen zu haben und in eine andere Welt geschlümpft zu sein, eine Geschichte, in der mal nicht ein Kommisar oder Gerichtsmediziner die Hauptrolle spielt, sondern ein Charakter der "Bösen" und schließe nicht aus, im nächsten Jahr auch die Fortsetzung "American Heroin" (der derzeitige englische Titel) zu lesen.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Der Ausbruch

Racheopfer
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Zum Autor:
Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Schriftstellers, der mit der Reihe um Francis Ackerman Junior unter den Titeln "Ich bin der...." einige international erfolgreiche Bücher geschrieben ...

Zum Autor:
Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Schriftstellers, der mit der Reihe um Francis Ackerman Junior unter den Titeln "Ich bin der...." einige international erfolgreiche Bücher geschrieben hat.

Zum Cover:
Das Cover ist ähnlich aufgebaut, wie alle anderen der Reihe. Es zeigt im oberen Teil den Namen des Autors und im unteren Teil den Titel. Dieses Mal ist der Titel jedoch in rot geschrieben und mit zahlreichen roten Linien hinterlegt, während der Rest des Buches schwarz gehalten ist. Dies ist eine kleine Veränderung zu den anderne Bändern, in denen nur eine Farbe verwendet wurde. Ob der Schnitt eingefärbt ist, kann ich anhand des Rezensionsexemplars (noch kein Originalbuch, sondern ein Manuskript) nicht sagen.

Zum Buch:
Das Buch "Racheopfer" ist der Vorspann zur Serie um Francis Ackermann Jr. und die Shepherd Organisation. Es handelt hauptsächlich von seinem Ausbruch aus einer Klinik und gibt ein paar wenige Einblicke in seine Persönlichkeit und seine Vergangenheit. Anstatt Ackerman steht jedoch eine junge Frau im Mittelpunkt, deren Familie er vor einigen Jahren ausgelöscht hat. Sie ist voller Hass und Rachegefühlen und verspürrt das Verlangen ihn zu töten, um endlich Frieden zu finden.

Die Frau macht von Beginn an einen sehr naiven und emotionsgesteuerten Eindruck. Auch für Leser, die die anderen Bücher nicht kennen, wird zu erkennen sein, dass sie gegen eine Person wie Francis Ackerman Jr. niemals eine Chance haben wird und trotzdem begibt sie sich auf dieses dünne Eis um Rache zu üben. Dass dies ein aussichtsloses Vorhaben ist, ist schnell zu erkennen. Mich hat es an dieser Stelle geärgert, dass diese Rolle einer Frau zugeschrieben wurde und nicht einem Mann. Auch ein Mann hätte aus ähnlichen Gründen entsprechend handeln können, aber so ist es wieder das "schwache" Geschlecht, das dieses emotionsgesteuerte Verhalten an den Tag legt, über das man einfach nur den Kopf schütteln kann.

Alles was nach ihrem Fehler stattfindet, sind Konsequenzen und zeigen zwar teilweise Ackermans psychologische Kriegsführung, aber viel deutlicher zeigen sie die Verzweiflung der Frau und was so ein Trauma mit dem Leben machen kann.

Fazit:
Ein Rückblick, der hätte eindrucksvoller sein können. Meine Erwartungen waren hoch und konnten kaum erfüllt werden. Auch wenn das Buch eine leicht zu lesenden, kurzweilige Lektüre ist, hilft es wenig zu verstehen warum Ackerman Jr. so ist wie er ist. Ich hätte mir einen Rückblick gewünscht, der weiter in die Vergangenheit reicht, als dieses Werk, und der früher angesetzt ist, als erst beim Ausbruch. Außerdem fokusiert sich dieses Buch nicht wirklich auf Ackerman Jr., sondern stellt die Frau, die ihn hasst, absolut in den Vordergrund, wodurch das Buch einfach nicht zu dem wird, was es eigentlich sein sollte, nämlich ein Einblick in Ackermans Vergangenheit.

Leseempfehlung:
Wer die anderne Bände der Reihe gelesen hat, wird dieses Buch wohl aus reinem Interesse auch lesen wollen. Als Einstieg in die Reihe empfehle ich es aber nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Action
  • Handlung
  • Spannung
  • Tempo
Veröffentlicht am 22.02.2018

Viele Fragen bleiben

Ich bin das Mädchen aus Aleppo
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die Autorin:
Bana Alabed ist ein momentan 8jähriges Mädchen aus Syrien, das gemeinsam mit ihrer Mutter einen Twitter-Account eröffnet und darüber aus dem Krieg berichtet hat. Sie ist als "Twitter Mädchen" ...

die Autorin:
Bana Alabed ist ein momentan 8jähriges Mädchen aus Syrien, das gemeinsam mit ihrer Mutter einen Twitter-Account eröffnet und darüber aus dem Krieg berichtet hat. Sie ist als "Twitter Mädchen" bekannt geworden. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie in der Türkei und der Twitter Account wurde stillgelegt. (Quelle: https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/autoren/bana-alabed/id_6493693, 21.02.2018, 22:33 Uhr)

das Cover:
Das Cover zeigt ein Foto von Bana. Daneben ist der Titel sowie der Name der Autorin vermerkt, sowie zahlreiche weitere Dinge, wie der Untertitel "Ich widme dieses Buch allen Kindern im Krieg. Ihr seid nicht allein." und einen Kommentar von J. K. Rowling oberhalb des Titels. Alles in allem ist das Cover sehr schlicht, wie für eine Art Sachbuch oder wahre Erzählung angemessen.

das Buch:
Ich war sehr neugierig auf dieses Buch, da ich die letzten zwei Jahre mit Flüchtlingskindern gearbeitet habe. Im Vorfeld habe ich mir nicht viele Gedanken dazu gemacht, wie das Buch ermöglicht worden ist, wie ein Kind ein Buch schreiben kann, etc. Daher bin ich ersteinmal sehr unbefangen an die Sache gegangen. Lediglich einige Eindrücke und Erzählungen hatte ich bereits von meinen Schülern vermittelt bekommen.

Im Buch wird erst das Leben vor dem Krieg in Syrien beschrieben, als Banas Mutter mit ihr schwanger gewesen ist und die ersten friedlichen Jahre ihres Lebens. Diese werden hauptsächlich von der Mutter erzählt, bzw. das Kind schreibt oft "Wie mir XY erzählte.", was absolut glaubwürdig ist, da sie sich in so jungen Jahren natürlich nicht erinnern kann. Dann beginnt der Krieg und Bana erzählt sehr detailliert von den Erlebnissen. Zwischendurch kommen immer wieder kurze Abschnitte, die aus Sicht der Mutter geschrieben sind und noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Geschehennisse werfen. Unterlegt sind diese Erzählungen von Fotos der Familie. Man bekommt die Kinder, Aleppo, aber auch Bilder von Zerstörung zu sehen.

Es ist sehr emotional aufgezogen, wobei mich persönlich die Berichte der Mutter am meisten berührt haben. Für mich kam dies daher, da ich bei den Erzählungen von Bana oft gedacht habe, dass sie es als Kind so gar nicht begriffen haben kann und das auch in ihrer Darstellung der Lage sehr viele Einflüsse der Eltern enthalten sind, ihr sozusagen viele Dinge in den Mund gelegt worden sind. Das kam bei mir direkt zu Beginn an der Sprache auf. Natürlich muss die kindliche Erzählweise für ein Buch angepasst werden und in "Erwachsenen-Sprache" gebracht werden, aber dadurch geht natürlich auch vieles verloren. Zudem wurde das Buch auf Englisch verfasst, was auch nicht Banas Muttersprache ist, somit wurde da schon viel in der aller ersten Übersetzung verloren. Man sagt zwar, dass sie gut Englisch kann, aber das wage ich ganz stark zu bezweifeln. Nicht nur aufgrund dessen, was man so im Internet an Interviews findet, auch aus Erfahrung mit den Fremdsprachenkenntnissen eines Kindes in dem Alter. Zudem weiß ich, wie Kinder in dem Alter erzählen, woran sie sich erinnern können und wollen, was sie erzählen wollen und können und was für sie relevant ist und was nicht. Bei vielen Dingen, die im Buch von dem Mädchen erwähnt werden, kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass sie sich tatsächlich selbst so daran erinnert und es so wie erzählt, empfunden hat.

Auch die Fotos haben mir zu denken gegeben. Natürlich unterschreichen sie das Leid. Aber ich habe mich im Laufe des Buches immer wieder gefragt, ob ich in solch einer Situation daran denke würde, Fotos zu machen? Da wird gerade mein Haus zerstört und ich habe nichts anderes zu tun, als davon Fotos zu machen? Natürlich geht man mit solch einer Situation anders um, wenn man sie seit Monaten und Jahren durchlebt und diese Umstände zu einem Leben gehören, aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass man dann erst einmal zur Kamera greift... Das hat mich je weiter das Buch fortschritt, immer mehr verwirrt und mir zu denken gegeben.

Fazit:
Ich bin ohne große Erwartungen an das Buch gegangen, aber beim Lesen und beim Recherchieren zu der Familie und den Umständen ihres Lebens, bin ich auf viele Dinge gestoßen, die mir zu denken gegeben haben. Sei es, wie ein Kind sich an gewisse Details erinnern soll, wie es die Dinge so darstellen kann oder eben die Tatsache mit den Fotos. Es ist schade, wenn man Zweifel daran bekommt, ob das ganze nicht mehr PR ist als alles andere. Natürlich hat das Kind dadurch nicht weniger Schlimmes erlebt und es macht die Situation in Aleppo nicht besser oder schlimmer, aber es hat mein Empfinden gegenüber dem Buch doch getrübt. Es sind viele Fragen offen geblieben, es sind Zweifel gesäht worden, die das Genießen der Lektüre erschwert haben.

Leseempfehlung:
Aufgrund meiner ganzen Zweifel und Gedanken, die am Ende des Lesen da sind, kann ich keine wirkliche Leseempfehlung aussprechen. Es war interessant, ohne Zweifel. Es war traurig und emotional, aber es hat mich stellenweise auch wütend gemacht. Beispielsweise das Ende, als erzählt wird, dass das Kind nun in der Türkei Krankenhäuser besucht, etc. Warum? Warum lässt man das Kind nun nicht endlich Kind sein?

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Veröffentlicht am 11.08.2017

Interessanter Einstieg in eine neue Reihe

Spectrum
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Zum Autor:

Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Schriftstellers, der bereits mit der Reihe um Francis Ackerman Junior unter den Titel "Ich bin der...." einige international erfolgreiche ...

Zum Autor:

Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Schriftstellers, der bereits mit der Reihe um Francis Ackerman Junior unter den Titel "Ich bin der...." einige international erfolgreiche Bücher geschrieben hat. "Spectrum" ist der erste Band einer neuen Reihe, in der ein autistischer FBI-Berater eine zentrale Rolle einnimmt. Das Thema Autismus ist dem Autor auch privat sehr wichtig und er engagiert sich sozial in diesem Bereich.


Zum Cover:

Da ich als Rezensionexemplar ein Manuskript hatte, kann ich zum richtigen Cover nicht viel sagen. Ich habe es zwar schon in der Buchhandlung entdeckt, da ist jedoch nur hängen geblieben, dass auch in dieser Reihe die äußeren Seitenflächen farbig - blau - gestaltet sind, wie dies auch schon bei der Ackerman - Reihe der Fall gewesen ist. Diese Idee gefällt mir weiterhin sehr gut und setzt das Buch von anderen ab. Ansonsten ist das Cover schlicht gehalten: schwarz mit dem Namen des Autor im oberen Drittel, wie auch bei allen bisherigen Büchern. Der Titel macht den Eindruck, als ob er von einer Diskokugel beleuchtet wäre und zeigt diverse Farben ohne grell oder unpassend zu wirken. Falls der Titel schimmert, fände ich das persönlich genial, aber so genau habe ich mir das Buch in der Buchhandlung nicht angesehen.


Zum Buch:

Wie bereits erwähnt, ist "Spectrum" der erste Band einer neuen Reihe bei der das FBI mit einem autistischen Berater zusammenarbeitet, um den Fall zu lösen. August Burke hat diverse Studiengänge an Fernuniversitäten abgeschlossen, spricht diverse Sprachen, bastelt aber am liebsten in der Werkstatt seines Vaters an Autos und versteht den Hype um seine Person nicht so richtig. Auch sind ihm normale Menschen suspekt und er versucht immer wieder ihre wörtlichen Äußerungen zu verstehen und in sein "normales" Repertoire zu übernehmen. Das der Autor sich mit diesem Thema auskennt bzw. sich gut informiert hat, ist mir schon beim Lesen aufgefallen. Da ich selbst ein Jahr lang ein autistisches Kind unterrichtet habe, habe ich eine Idee wie schwierig es für diese Menschen ist, soziale Kontakte zu schließen und andere Menschen verstehen zu können. Diese besondere Welt bringt Ethan Cross gut rüber. Ab und zu musste ich schmunzeln, sogar lachen, aber der Autor macht in seiner Art der Beschreibung August Burkes immer wieder deutlich, dass diese Szenen zur Person gehören und damit auch in einem Thriller ein wenig Komik, für uns nicht-Autisten, absolut richtig platziert ist. Man fühlt schnell mit und versteht, dass das für die betroffene Person nicht so witzig ist.


Neben August Burke gibt es natürlich noch zahlreiche andere Charaktere, nicht gerade wenige muss ich sagen, die jedoch nicht so sehr meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben, obwohl auch Special Agent Carter mit seinen Wurzeln in einer Mafia-Familie ein interessanter Charakter ist und ich mir gut vorstellen kann, dass er uns in weiteren Büchern noch detallierter vorgestellt wird.


Die Geschichte spielt zuerst an zwei Orten, zum Einen in den USA zum Anderen in Südafrika. Da dies jedoch nicht weiter erläutert wird und man durch die diversen Charaktere erst herausfinden muss, wer wo dabei ist und wie mit wem verbunden ist, fand ich den Einstieg in das Buch eher schwierig und verwirrend. Nach einem Viertel wusste ich noch immer nicht was wo und mit wem spielt. Das hat den Lesefluss doch etwas gestört. Auch, dass man bei der Handlung in Südafrika nicht direkt wusste, welche Geschehennisse in der Vergangenheit und welche in der Gegenwart stattfinden und wer gut und wer böse ist. Im Laufe des Buches wurde dies dann zum Glück klarer, auch wenn die Charaktere aus Südafrika stellenweise ganz aus der Geschichte verschwanden und erst gegen Ende wieder dazukamen. Das fand ich ein wenig schade, da ich gerne mehr über sei erfahren hätte.


Nachdem sich das Gewirr von Personen und Orten aufgelöst hatte, stand fest, dass der Hauptteil der Geschichte in den USA spielt. Dabei ging es um eine Geiselnahme in einer Art Bank für Schließfächer. Diese hatten jedoch die Besonderheit, dass man sich seine aufbewahrten Gegenstände auch von einer Filiale in die nächste schicken konnte, was im Laufe der Geschehenisse zu einigen Spekulationen meinerseits führte - man hat sozusagen mitermittelt. Dieser Aspekt hat mir sehr gut gefallen! Ich hatte diverse Ideen, was wohl passiert war oder passieren würde und konnte selbst Ideen verwerfen, durchdenken und am Ende anpassen. Das war wirklich mal was anderes! Hat mir gut gefallen.


Das Ende des Buches führt dann wieder diverse Charaktere zusammen und der Ausgang lässt Raum für Fortsetzungen in verschiedenen Konstelationen was gut und böse bzw. wer gegen wen und wie angeht. Ein Cliffhänger ist es jedoch nicht. Dieses Buch wird hier abgeschlossen gibt aber interessante Möglichkeiten für die Fortsetzung der Reihe.



Fazit:

Ein interessanter Einstieg in eine neue Reihe, die sich durch ihre Charaktere, vor allem die des August Burke und die des Agenten Carter, deutlich von der Reihe um Francis Ackerman Junior absetzt. Es steckt eine ganz andere Idee dahinter, auch wenn hier wieder eine Spezialeinheit gebildet wird, die dann wohl auch in den nächsten Bänden ermitteln wird. Der erste Band der "Spectrum" Reihe scheint weniger grausam, dafür kognitiv anspruchsvoller zu sein. Wenn sich dieses "Mitermitteln", das ich in diesem Buch erfahren habe, so in den weiteren Bänden fortsetzen würde, würde es mir sehr gut gefallen.


Leseempfehlung:

Leser, die sich bisher nicht an Ethan Cross gewagt haben oder denen die Francis Ackerman Junior Reihe zu brutal gewesen ist, die können diesem Buch durchaus noch einmal eine Chance geben. Zwar geht es auch hier nicht friedlich zu, aber es spielt sich auf einem anderen Level ab. Auch jeder, der mal eine neue Idee lesen möchte, könnte Gefallen an dem Buch finden, da die Idee mit den Schließfächern, die man auch an einen anderen Ort verschicken kann, durchaus zu eigenen Hirngespinsten einläd!

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