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Veröffentlicht am 31.05.2018

Siamesische Zwillinge

Eins
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Tippi und Grace sind hübsche und intelligente Mädchen, Zwillinge. Siamesische. An der Hüfte zusammengewachsen. Sie haben ihr Schicksal akzeptiert, mögen ähnliche Dinge, hassen es aber, angestarrt oder ...

Tippi und Grace sind hübsche und intelligente Mädchen, Zwillinge. Siamesische. An der Hüfte zusammengewachsen. Sie haben ihr Schicksal akzeptiert, mögen ähnliche Dinge, hassen es aber, angestarrt oder als Freaks fotografiert zu werden. Ärzte haben ihnen eine Lebenserwartung von zwei Jahren zugebilligt, inzwischen sind sie 16. Da Hausunterricht zu teuer und der Vater zudem arbeitslos ist, sollen Beide auf ein öffentliches Gymnasium. Wenig begeistert, finden sie in ihrer zugeteilten "Patin" Yasmeen und Jon Freunde. Yasmeen ist selbstbewusst, fürsorglich und HIV-positiv. Grace verliebt sich in Jon.
Das Geld wird immer knapper, der alkoholkranke Vater ist unberechenbar, die Mutter verliert einen ihrer zwei Jobs, auf alle Extras muss verzichtet werden, alles, was an Geld vorhanden ist, wird in die medizinische Betreuung der Zwillinge gesteckt. Was sie bisher vermieden haben - mit ihrem Aussehen Geld zu verdienen- soll jetzt umgesetzt werden. Grace und Tippi schließen einen Vertrag mit einem Fernsehsender. Reporterin Caroline soll ihren Alltag begleiten und dokumentieren.
Doch der Gesundheitszustand der Mädchen verschlechtert sich rapide, das Herz von Grace wird immer schwächer. Wie geht es weiter: nur eine chirurgische Trennung, ungewollt von Beiden, und eine Herztransplantation ermöglichen Weiterleben. Die Mädchen werden langsam auf diese riskante OP vorbereitet. Unerwartet mitfühlend und verständnisvoll werden sie von Caroline untertützt, die neugierige Kamera bleibt aussen vor.
Die Operation geht schief, Tippi stirbt. Grace, ihre Familie und Freunde bleiben in tiefer Trauer zurück. Diesen Verlust kann und wird Grace nie überwinden.
Sehr sensibel, aber ohne Pathos beschreibt Sarah Crossan das Leben der zusammengewachsenen Zwillinge, ihre Gedanken und Gefühle, die täglichen Schwierigkeiten, Reaktionen der Umwelt, die Liebe der Schwestern zueinander, die gegenseitige Rücksichtnahme. Schön, dass sie ihnen Freunde zur Seite stellt, die sie nicht als Monster ansehen.
Das Buch gibt durch Seitengestaltung, die nur wenig Text und viele Absätze enthält, viel Zeit für Gedankenpausen und zum Nachdenken.
Sehr anrührend, ein Plädoyer, Anderssein weder zu ignorieren noch abzulehnen, sondern einfach einzubeziehen in das alltägliche Leben.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Reise einem Fremden hinterher

Herzensschwestern
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Was haben Elsa, Carina und Isabella gemein? Auf den ersten Blick: wenig. Elsa und Isabella sind Schwedinnen, aber verschiedener Generationen, Carina und Isabella sind Freundinnen, aber mit unterschiedlichen ...

Was haben Elsa, Carina und Isabella gemein? Auf den ersten Blick: wenig. Elsa und Isabella sind Schwedinnen, aber verschiedener Generationen, Carina und Isabella sind Freundinnen, aber mit unterschiedlichen Charakteren. Nun, alle sind einsam und kommen auf die merkwürdigsten Ideen: Fremden hinterherreisen, ein Bed& Breakfast ohne jede Erfahrungen damit zu übernehmen u.ä. Elsa lernt auf ihren Exkursionen Bernhard, Carina und Sam kennen. Alle beeinflussen ihr Leben.
Im Bed&Breakfast trifft eine Filmcrew mit Verbindungen zu Isabellas und Elsas Vergangenheit ein, zufällig kommt auch der attraktive Millionär Sam vorbei, isabella bekommt unerwünschte Aufmerksamkeit und Carina kann sich zwischen Ex und wundervollem Liebhaber zunächst nicht entscheiden. Als Elsa mit einer alten Freundin nach Indien reist und diese dort entführt wird, gerät die Situation völlig aus dem Ruder.
Eine Story mit Überraschungen, klassischen Missverständnissen, vielen Zufällen, Anlehnungen an den Film " Marigold Hotel" und natürlich Liebe. Für mich nicht ganz nachvollziehbar, warum die Protagonisten in der Altersspanne ü50 bis 70 sich alle so verhalten, wie es eher typisch ist für mindestens zehn Jahre jüngere Menschen.
Trotzdem : flüssig geschrieben, gut und unterhaltsam zu lesen, lockere Entspannungslektüre.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Intrigen im Sultanspalast

Der Architekt des Sultans
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Jahan, ein indischer Junge, kommt als Elefantenführer des weißen Elefantenbullens Chota an den Hof des Sultans. Istanbul, die prächtige und auch heute noch wunderschöne Stadt, hat viel zu bieten. Allerdings ...

Jahan, ein indischer Junge, kommt als Elefantenführer des weißen Elefantenbullens Chota an den Hof des Sultans. Istanbul, die prächtige und auch heute noch wunderschöne Stadt, hat viel zu bieten. Allerdings ist das Leben im Palast für den gefühlvollen Jahan aus verschiedenenGründen nicht ungefährlich. Ein finsteres Geheimnis, missgünstige Tiertreiber, eine Freundschaft mit Balaban, dem Oberhaupt einer Zigeunerfamilie und die anmutige Sultanstochter Mirimah gehören zu seinem Alltag. Und natürlich Chota, um den er sich aufopferungsvoll kümmert und der für viel Aufsehen sorgt.
Jahan schließt Bekanntschaft mit dem berühmten Hofarchitekten Sinan und wird einer von dessen vier Schülern. Er hilft mit beim Bau vieler prächtiger und berühmter Gebäude. Aber auch hier lauern Gefahren, unerklärliche Unfälle ereignen sich.
Elif Shafak breitet ein Panorama des mittelalterlichen Osmanischen Reiches aus, schildert lebendig Sitten des Alltags im Sultanat, weckt Bewunderung für die architektonischen Meisterwerke jener Zeit, die teilweise auch heute noch beeindrucken.
Leider bleiben Jahan und Sinan ein wenig blass, obwohl ständig von ihnen die Rede ist.
Trotzdem: ein sehr interessanter historischer Roman, den ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Wie wird man zu einer Eiskönigin?

Die Königin der Orchard Street
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Als russische Juden in bitterer Armut leben - nein, das wollen Malkas Eltern nicht und beschließen, zu einem Onkel nach Südafrika auszuwandern. Durch Trickserei aber lotst sie der Vater aber nach Amerika, ...

Als russische Juden in bitterer Armut leben - nein, das wollen Malkas Eltern nicht und beschließen, zu einem Onkel nach Südafrika auszuwandern. Durch Trickserei aber lotst sie der Vater aber nach Amerika, dem Land, in dem "...die Pflastersteine aus Gold sind und Milch und Honig in den Bächen fliessen." Ernüchtert findet sich die sechsköpfige Familie in einem Zimmer einer Mietskaserne wieder. Das verzeiht Malkas Mutter ihrer Tochter nie. Sie zwingt die Mädchen, Geld zu verdienen - sonst gibt es nichts zu essen. Malka, gerade sechs Jahre alt, geht kreativ vor: sie singt, ihre jüngere Schwester tanzt, für je einen Penny; und für einen weiteren Penny hören sie damit auf.
Als sie wieder einmal ihren Vater sucht, wird sie von einem Eiswagen angefahren und wacht in einem Krankenhaus auf. Bis zur Hüfte in Gips. Der Vater bleibt verschwunden, die Mutter verstößt das Kind: "Sie ist häßlich, ein Krüppel, nutzlos." Letztendlich nimmt der Fahrer des Eiswagens, Mr. Dinello, sie zu sich. In seinem Heim wird sie als Arbeitssklavin ausgenutzt, ungeliebt, verspottet. Trotzdem lernt sie einiges über Eisherstellung und Vertrieb.
Den Kontakt zu ihrer Familie verliert sie bald ganz und lässt sich sogar taufen. Auf einen Gehstock angewiesen, unterernährt und unscheinbar kämpft sie sich durch. Als ihr die Liebe begegnet, heiratet sie den attraktiven, aber schüchternen und stotternden Bert trotz aller Widerstände. Hinter ihrem Rücken bootet Familie Dinello sie aus und lässt sie mittellos auf der Straße stehen.
Ehrgeizig und voller Wut schafft sie sich mühevoll und mit vielen Rückschlägen ein Eisimperium und wird zu Amerikas Eiskönigin, sogar mit eigener Fernsehshow. Alles gut? Nein....
Diese Malka, umgetauft in Lilian, macht es Einem nicht leicht, sie zu mögen. Von Menschen, von denen sie geliebt werden möchte, wird sie ausgenutzt. Den, der sie liebt, brüskiert sie. Erst im Alter lässt sie ein wenig Nähe zu. Herrschsüchtig, hartherzig will sie ihr Imperium nicht nur halten, sondern immer noch vergrößern. Sie nimmt Rache, verstösst gegen Gesetze, stets misstrauisch verprellt sie ihre Mitmenschen. Einzig ihr Enkel findet Zugang zu ihr. Auf eigene Art bedankt sie sich....
"Die Königin der Orchard Street" zeigt Amerika aus der Sicht europäischer Einwanderer von 1913 bis zum Ende der 80-er Jahre des 20. Jahrhunderts. Glanzvolle Fassaden, Not, Elend, davon geprägte Gefühle - authentisch und nachvollziehbar; ein spannendes Buch. Gut zu lesen, beeindruckend.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Leben in der WG

Alleine war gestern
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Philip liebt Ricarda. Zurück nach langem Einsatz als Arzt in Afrika erbt er die große Wohnung seiner Mutter. Um Ric in der Nähe zu haben, fragt er sie, ob sie in seine WG mit einziehen würde. Als sie bejaht ...

Philip liebt Ricarda. Zurück nach langem Einsatz als Arzt in Afrika erbt er die große Wohnung seiner Mutter. Um Ric in der Nähe zu haben, fragt er sie, ob sie in seine WG mit einziehen würde. Als sie bejaht -ihre Wohnung wird langfristig saniert- ist er in Zugzwang und muss schnell noch weitere Mitbewohner finden. Ein einsamer pensionierter Bankangestellter, eine kurzarbeitende Wurstverkäuferin und ein ruppiger Taxifahrer komplettieren die Truppe. Altersmäßig passt es auch, alle sind so um die 60. Ralf, ein übergewichtiger Dackel, wohnt schon dort.
Anfänglich läuft es trotz einiger Anpassungsschwierigkeiten gut. Man unternimmt viel gemeinsam, übt sich in Toleranz, kommt gut miteinander aus.
Bis ausgerechnet die lebensfrohe Uschi einen Schlaganfall erleidet und halbseitig gelähmt aus der Reha kommt. Ricarda stellt straffe Pläne auf, trotz einiger Probleme klappt das anfänglich auch. Dass sie dabei wie schon lange ihre eigene Tochter vernachlässigt, merkt sie nicht einmal.
Dann zeigt sich, dass die Situation alle überfordert. Rollstuhl und Uschi drei Treppen zu tragen, zu Behandlungen zu bringen, die häusliche Pflege -das ist zu anstrengend. Uschi fühlt sich als Last. Die Lage eskaliert.
Ob und wie die Mitglieder diese Konflikte bewältigen, wird in der zweiten Buchhälfte beschrieben. Die Gefühle werden nachvollziehbar geschildert, logische Konsequenzen gezogen, zu erwartende Handlungen angeboten.
Gut zu lesen, aber das Ende war nicht meins.
Ds Cover gefällt mir nicht. Klar, die fünf Macarons sollen die Unterschiedlichkeit und trotzdem gleiche Befindlichkeiten darstellen, aber süß und klebrig sind die Charaktere nicht.