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Sanne

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2017

Eine Landlady mit Herz

Herzmuscheln
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Kyla lässt Dublin mit gebrochenem Herzen zurück. Sie hat keinen Job, keine Wohnung, aber ein leicht verloddertes Guesthouse in Connemara. Das ist eigentlich sehr schön, aber mit einem eigenwilligen Bewohner, ...

Kyla lässt Dublin mit gebrochenem Herzen zurück. Sie hat keinen Job, keine Wohnung, aber ein leicht verloddertes Guesthouse in Connemara. Das ist eigentlich sehr schön, aber mit einem eigenwilligen Bewohner, den sie nicht los wird. Das erweist sich später als Glücksfall. Viel verwirrender ist ein merkwürdiger Gast, der schon mal durchs Fenster einbricht, wie tot auf dem Rasen liegt oder mit Pfeil uns Bogen schießt. Das Guesthouse wird hergerichtet, Freundinnen, nette Gäste und ein Pony stellen sich ein. Und das Geheimnis des komischen Mannes wird gelüftet.
Locker flockig geschrieben, gut zu lesen. Wenig Überraschendes, aber die Figuren werden mit Wärme dargestellt. Denkanstöße zum Umgang mit älteren Menschen werden gegeben. Ein Buch zum Träumen, schöne Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Entschleunigung

Ein Gentleman in Moskau
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Graf Rostov hat Glück; statt zum Tode wird er im Jahr 1922 dazu verurteilt, sein weiteres Leben im Moskauer Edelhotel Metropol zu verbringen. Nicht in seiner großzügigen Suite, sondern in einem Dachkämmerchen. ...

Graf Rostov hat Glück; statt zum Tode wird er im Jahr 1922 dazu verurteilt, sein weiteres Leben im Moskauer Edelhotel Metropol zu verbringen. Nicht in seiner großzügigen Suite, sondern in einem Dachkämmerchen. Was tut er so Tag für Tag? Er schließt Bekanntschaft mit der neunjährigen Nina. Mit ihr erkundet er die Ecken und Kammern des Hotels, zu denen Gäste keinen Zutritt haben. Beobachtungen der neuen Herrschenden spiegeln Zeitgeschichte. Hintergrundinformationen werden lakonisch eingestreut.
Alexander Rostov hat verborgene Reserven.Diese ermöglichen es ihm, weiterhin ausgezeichnet zu speisen und Lieferungen von außerhalb zu empfangen.Gelegentlich trifft er alte Freunde und erhält Informationen, wie die neuen Machthaber ihre Vorstellungen umsetzen. Menschen werden wegen Lappalien verurteilt, Kulturgüter vernichtet, Etiketten von Weinflaschen gelöst, um fehlendes Wissen zu kaschieren, Posten mit unfähigen Emporkömmlingen besetzt. Aufgezeigt wird ein Kaleidoskop der 20-er Jahre und der folgenden Jahrzehnte in historischem Kontext.
Für den Grafen ergeben sich unerwartete Betätigungen und eine ebenso unerwartete Beziehung. Im Mikrokosmos des Hotels findet er neue Freunde und übernimmt Verantwortung für Sofia, ein kleines Mädchen.Dafür vorgesehen waren zwei Monate; es werden Jahre daraus.
Immer wieder erfährt die Handlung interessante Sprünge, die dem Leser Raum für eigene Schlussfolgerungen lassen. Mit bissigem Sarkasmus beschreibt Amor Towles die Entwicklungen in der Sowjetunion, schweift ab in glanzvolle Zeiten vor der Oktoberrevolution, gibt Benimmunterricht in unaufdringlicher Form.

Auf jeden Fall sollte man sich beim Lesen dieses wunderbaren Buches viel Zeit lassen, um all die geschickt eingestreuten Details zu erkennen und zu würdigen.

Veröffentlicht am 10.08.2017

Liebe auf Umwegen

Morgen ist es Liebe
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Martin möchte sein Leben beenden: Schlaftabletten nehmen und einschlafen im Schnee, das ist der Plan. Schuldgefühle erdrücken ihn. In der dafür geplanten eiskalten Dezembernacht muss er einen Unfall mit ...

Martin möchte sein Leben beenden: Schlaftabletten nehmen und einschlafen im Schnee, das ist der Plan. Schuldgefühle erdrücken ihn. In der dafür geplanten eiskalten Dezembernacht muss er einen Unfall mit ansehen. Alexandra überschlägt sich mit ihrem Auto. Kurz bevor sich das Benzin entzündet, zieht er sie aus dem Wagen, bedeckt sie mit seinem Mantel. Unglücklicherweise steckt sein Abschiedsbrief darin. Den muss er zurückbekommen!
Das erweist sich als schwierig. Martin erfährt Alexandras Adresse, traut sich im entscheidenen Moment aber nicht, seine Geschichte zu erzählen. Stattdessen fegt er für Alexandra und ihre verwitwete Mutter Schnee, führt den Hund aus und wird Gast im Gartenhäuschen. Zunächst mag Alexandra den vermeintlichen Bettler so gar nicht, unterstellt ihm unlautere Absichten. Zeit für einen verzweifelten Familienvater, sich als der bislang unbekannteRetter vom Unfallort zu profilieren. Schließlich taucht noch ihr treuloser Ex auf, möchte sie zurückerobern. Alexandra scheint nicht abgeneigt. Ein übereifriger Polizist und ein skrupelloser Zeitungsreporter machen die Situation nicht leichter.
Nach einem weiteren unglücklichen Zwischenfall wird Martin des Hauses verwiesen.
Anfänglich etwas lahm, kommt die Handlung aber bald in Fluss. Die handelnden Personen brauchen auch ziemlich lange, um auf einfachste Dinge zu kommen. Allerdings macht es trotzdem Spaß, das Buch zu lesen. Es ist gut geschrieben, die Figuren sind überwiegend sympathisch. Empfehlenswerte Sommerlektüre.

Veröffentlicht am 09.08.2017

Der Nowhere-Man lebt

Projekt Orphan
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Der Nowhere-Man Evan Soak ist perfekt ausgebildet. Er überlebt, wo Keiner überleben kann, er befreit sich aus Situationen, aus der sich Niemand befreien kann. Als Waisenjunge wurde er von einem knallharten ...

Der Nowhere-Man Evan Soak ist perfekt ausgebildet. Er überlebt, wo Keiner überleben kann, er befreit sich aus Situationen, aus der sich Niemand befreien kann. Als Waisenjunge wurde er von einem knallharten Agenten einer streng geheimen Regierungsorganisation aufgezogen und trainiert. Er wird in das Projekt Orphan aufgenommen.
Seine Aufgabe: Die weltweite Beseitigung von Verbrechern, Waffenhändlern, Drogendealern, Verhinderung von Anschlägen. Dabei geht er skrupellos über Leichen.
Evan ist überzeugt, den Tod seines Ziehvaters verursacht zu haben, steigt aus dem Programm aus und hilft, nötigenfalls mit brachialer Gewalt, Menschen in Not.
Einer Reihe von Leuten gefällt das gar nicht: weil er zu viel weiß oder weil sein Vermögen lockt. Er gerät in eine Falle und soll sein gut verstecktes Geld aushändigen. Unglaublich, was dann in seinem Gefängnischalet abgeht: Täuschungen, Folter, Hightecausrüstung für Experimente. Evan schaltet einige Bösewichte aus, übersteht schlimmste Angriffe und verliert sein Ziel, Umschuldigen zu helfen, nie aus den Augen.
Gregg Hurwitz hat eine Helden kreiert, der besser ist als James Bond, MacGuyver und der Terminator zusammen. Detailreiche Kampfszenen, kreative Finten und schurkige Aktionen bestimmen das Geschehen. Evan als der heldenhafte, einsame Wolf mit dem immer noch weichen Herzen führt durch eine spannende Hau-Drauf-Geschichte. Muss auch mal sein und ist gut zu lesen.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Letzte Worte

Targa - Der Moment, bevor du stirbst
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Attraktiv ist er, ausserdem wohlhabend, gebildet, angesehen. Und ein Serienkiller. Falk Sandmann ist besessen davon, die letzten Worte Sterbender zu hören, zu archivieren und geht dafür buchstäblich über ...

Attraktiv ist er, ausserdem wohlhabend, gebildet, angesehen. Und ein Serienkiller. Falk Sandmann ist besessen davon, die letzten Worte Sterbender zu hören, zu archivieren und geht dafür buchstäblich über Leichen. Aber allein gibt ihm das nicht den gewünschten Kick. Er sucht eine Gehilfin.
Targa lebt abgeschieden in einem alten VW-Bus. Sie meidet Kontakte, ist mit der Gesellschaft von Hund zufrieden. Manchmal wird sie aufgrund ihrer Fähigkeit, extrem rational zu denken und zu handeln zu besonderen Einsätzen einer Spezialeinheit herangezogen. So trifft sie auf Sandmann, der bisher verdächtig, aber nicht zu stellen war. Geschickt nähert sie sich ihm an, er sieht in ihr die ersehnte Gefährtin. Er unterzieht sie als Prüfungen, die er Liebesbeweis nennt. Targa stößt an ihre Grenzen, entdeckt aber auch Schwachstellen bei dem Mörder. Sie ist überzeugt, dass sie ihn besiegen wird.
Fast durchweg spannend, viele Überraschungen und rasante Aktionen.
Ein Nebenschauplatz in einem Hochsicherheitsgefängnis. Das ist ausbaufähig.
Habe ich in einem Rutsch durchgelesen und meine, B.C.Schiller ist ein packender Thriller gelungen.