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Veröffentlicht am 31.05.2018

Ein Mann am Fluss

Die Freundin meines Sohnes
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Ein Mann am Fluss. Ein Zimmer über der Garage ist sein derzeitiges Zuhause, er wird beschimpft und mit Bierdosen beworfen. Unverständlich, hatte er doch über eine gutgehende Arztpraxis in einem besseren ...

Ein Mann am Fluss. Ein Zimmer über der Garage ist sein derzeitiges Zuhause, er wird beschimpft und mit Bierdosen beworfen. Unverständlich, hatte er doch über eine gutgehende Arztpraxis in einem besseren Viertel, über eine ihn liebende Ehefrau, über einen erwachsenen, künstlerisch begabten Sohn und über ein schönes Eigenheim in einem großen Garten berichtet.

Wehmütig beschreibt er sein Leben, seine Familie, seine Studienzeit, sein Zusammensein mit Freunden, die Geburt des lang erwarteten Sohnes Alec. All das hat er nicht gebührend geschätzt, ja als ihm zustehend angenommen. Seine Frau, die für ihn nicht die große Liebe war (diese konnte er nicht bekommen), ihn aber liebte und ihre Interessen stets zurückstellte, seine Freunde, denen er bei Problemen nicht beistand und sie sogar für erlittenes Leid verachtete, Kollegen, auf deren Rat er nicht hörte- das war für ihn normal.

Er ging sogar so weit, seine Wunschvorstellungen hinsichtlich des Sohnes mit enormem Druck durchsetzen zu wollen und maßte sich an, bei anderen Personen seine Wünsche rücksichtslos einzufordern. Gefühle und Interessen ihm nahestehender Menschen schätzte er gering ein und hielt sich für besser als sie.

Aber das war doch bisher gutgegangen - etwas Schreckliches musste geschehen sein. Auf jeden Fall etwas mit der titelgebenden Freundin seines Sohnes, die gleichzeitig die Tochter seines besten Freundes war. Sie erschien ihm nicht gut genug für seinen Sohn, ausserdem war sie wesentlich älter als der 21-jährige Alec. Er vergötterte seinen Sohn, aber der Junge sollte strikt den vom Vater gewünschten Lebensweg einschlagen, was dieser jedoch ablehnte. Aber Liebe oder Nicht-Liebe konnte Dr. Pete nicht befehlen, so sehr er das auch versuchte. Ebensowenig konnte er Alec auf ein College zwingen. Das hätte ihm gefallen: sein Sohn an einer berühmten Hochschule, mit Logo-Shirt und Uni-Kaffeebecher für ihn zum Renomieren.

Was ihm wirklich bevorstand : ein Kunstfehler-Prozess, eine -wenn überhaupt- abgelegene Praxis in einem ärmlichen Viertel, ein Scheidungstermin, Verachtung von Familie, Freunden, Bekannten. Kein bzw. ein bescheidenes Zuhause, ein altes Auto.

Langsam, aber unausweichlich steuert Lauren Grodstein auf die Katastrophe zu. Der Leser weiß, dass der große Knall kommt und ist doch über das "Wie" überrascht. Auch dieses Ende habe ich nicht erwartet.

Die Autorin erzählt ruhig, gleichsam dahinplätschernd, aber doch faszinierend. Ein Roman, der die Scheinheiligkeit des Protagonisten entlarvt und zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Sommerlektüre

Das Regenmädchen
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Regen.Autobahn.Früher Junimorgen. Ein Auto erfasst ein Mädchen, sie stirbt. Ein Unfall? Nein.

Franziska Oberwieser, genannt Franza, und Felix Herz übernehmen die Ermittlungen. Warum geriet Marie schwer ...

Regen.Autobahn.Früher Junimorgen. Ein Auto erfasst ein Mädchen, sie stirbt. Ein Unfall? Nein.

Franziska Oberwieser, genannt Franza, und Felix Herz übernehmen die Ermittlungen. Warum geriet Marie schwer verletzt auf die Autobahn? Wer hatte sie ihrem tödlichen Schicksal überlassen? Akribisch werden Hinweise gesammelt, in alle Richtungen wird ermittelt. Wer war Marie? Vom Großvater missbraucht, von den Eltern nicht beschützt, sich selbst verletzend, von einem Freund geliebt...?

Franza, Anfang 40, zehn Kilo zuviel, unzufrieden mit ihrem Ehemann, hat ein Verhältnis mit einem jüngeren Schauspieler. Bei ihm findet sie Kraft für ihren Beruf. Ihr Sohn Ben hat sich abgenabelt, sie vermisst ihn.

Felix Herz hat drei Kinder, seine Frau ist schwanger mit Zwillingen. Er hat Magenprobleme, liebt Franzas selbstgebackene Kekse, engagiert sich im Beruf.

Zusammen mit ihrem jungen Kollegen Arthur verfolgen sie die vielversprechendsten Spuren: in Maries Schule, im Wohnheim, mögliche Kunden.... Selbst Ben, Franzas Sohn, steht unter Verdacht als herauskommt, dass er Maries Freund war.

Das Erstlingswerk von Gabi Kreslehner ist ein teilweise neugierig machender Krimi, der leicht und flüssig zu lesen ist. Spannung ist durchaus vorhanden, manches wirkt aber arg bemüht, wie zum Beispiel die Szene im Haus des Autofahrers Bohrmann.

Die Figur Franza ist warmherzig geschildert, an ihrer Gedankenwelt kann der Leser ausführlich teilhaben. Was allerdings ihr jüngerer und erfolgreicher Liebhaber an ihr findet, erschließt sich mir nicht.

Der zweite Ermittler bleibt ein wenig blass, ebenso die Verdächtigen.

Über Marie hätte ich gern ein wenig mehr erfahren als in den kursiv gedruckten Gedanken ihrer "Bekannten" und in den sparsam gehaltenen Erklärungen ihrer Mutter. Andere Krimileser mögen das aber vielleicht nicht so gern.

Fazit: ein leichter Kriminalroman, auf Reisen oder zum Abschalten gut zu lesen.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Der Schnarcher an sich

Nachts im Sägewerk
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Markus, der "Terrorist der Dunkelheit", hat ein Problem. Er schnarcht. Genial, um one-night-stand-Damen morgens nicht mehr sehen zu müssen. Mehr als ärgerlich, wenn man eine feste Beziehung anstrebt. Gar ...

Markus, der "Terrorist der Dunkelheit", hat ein Problem. Er schnarcht. Genial, um one-night-stand-Damen morgens nicht mehr sehen zu müssen. Mehr als ärgerlich, wenn man eine feste Beziehung anstrebt. Gar nicht schlafen ist keine Alternative. Aber es gibt ja Mittel gegen das Schnarchen. Markus lernt eine mütterliche Apothekerin kennen, bekommt viele Tipps und steigert ihren Umsatz gewaltig - aber keins der Mittelchen hilft. Schnarchpflaster auch nicht. Die Beziehung zur wunderbaren Lena leidet. Eine OP wird bestimmt Abhilfe schaffen. Oder eben nicht. Ein renommierter Professor wird helfen. Nein, wird er nicht. Aber ein Zahnarzt. Oder...

Locker-flockig geschrieben aus Sicht eines Super-Schnarchers. Das Buch ist amüsant zu lesen und beschreibt oft Situationen, die man aus dem Alltag bzw. aus den Nächten mit einem ebenfalls stark röhrendem Partner leidvoll erleben muss. Was aber Markus auf sich nimmt, ist enorm und unterhaltsam.

Leichte Lektüre mit Hinweis auf Probleme, die sich nicht unbedingt schwerwiegend anhören, für Betroffene aber durchaus störend sind. Sollte man mal drüber nachdenken.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Wer ist Alice?

Die Wahrheit über Alice
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316 Seiten in einem Zug gelesen, die Umwelt völlig ausgeblendet - das ist die Bilanz des gestrigen Tages. Katherines jüngere Schwester wurde ermordet. Sie gibt sich dafür die Schuld und glaubt, dass Rachel ...

316 Seiten in einem Zug gelesen, die Umwelt völlig ausgeblendet - das ist die Bilanz des gestrigen Tages. Katherines jüngere Schwester wurde ermordet. Sie gibt sich dafür die Schuld und glaubt, dass Rachel die bessere Schwester war. Weggezogen und unter anderem Namen versucht sie, ein neues Leben anzufangen. Sie ist 17 Jahre alt. Völlig überraschend sucht die bewunderte Schönheitskönigin der Schule zu ihr Kontakt. Katherine lässt sich auf diese Freundschaft ein und genießt sie. Je ein Kapitel aus der Gegenwart löst ein Kapitel der Geschehnisse, die zu Rachels Tod führten, ab. Rachel ist also immer dabei, beeinflusst Katherines Leben. Die Spannung steigert sich dramatisch, man möchte nicht und tut es doch: weiterlesen. Katherine lernt neue Seiten an Alice kennen. Aus der charmanten, schönen Freundin wird zeitweise eine bösartige, verletzende Frau, die genussvoll auf den Gefühlen ihrer Freunde herumtrampelt. Katherine entschuldigt das oft. Bis sie Mick kennenlernt. Instinktiv will sie ihn von Alice fernhalten. Welche Reaktionen das bei der "Freundin" auslöst, welche Intrigen und Dramen folgen und das Gefühl auf das Hinsteuern auf einen grausamen Höhepunkt sollte jeder Leser selbst erfahren. Thrill und Spannung sind garantiert. "Die Wahrheit über Alice" von Rebecca James kann man nicht aus der Hand legen bis man diese \ kennt. Der Roman vermittelt ein latentes Gefühl von Bedrohung, stimmt nachdenklich und dennoch optimistisch. Sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Nie aufgeben!

Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand
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Mr Rosenblum emigriert 1937 mit seiner Frau Sarah und seiner einjährigen Tochter Elizabeth nach Großbritannien. Sein sehnlichster Wunsch ist es, als Engländer anerkannt zu werden. Eine bei der Einreise ...

Mr Rosenblum emigriert 1937 mit seiner Frau Sarah und seiner einjährigen Tochter Elizabeth nach Großbritannien. Sein sehnlichster Wunsch ist es, als Engländer anerkannt zu werden. Eine bei der Einreise überreichte Liste mit Ratschlägen dazu wird zur Richtlinie seines Lebens; er versucht nach Kräften, vorgegebene Verhaltensregeln einzuhalten. Er unterwirft sich und seine Familie selbst den skurrilsten Regeln ohne Zweifel an deren Richtigkeit. Durch Zufall und Unternehmensgeist erkennt er eine Marktlücke und kommt zu Wohlstand.

15 Jahre später. Alle und noch zusätzliche Punkte auf seiner Liste gelten ihm als abgearbeitet, nur der letzte, der 150ste nicht: die Aufnahme in einen Golfklub. Als Deutscher und Jude erfährt er überall Ablehnung. Also verkauft er sein Haus und erwirbt ein Anwesen in Dorset. Ganz allein, nur ausgerüstet mit Bücherwissen, arbeitet er unermüdlich an seinem Plan, einen eigenen Golfplatz zu erschaffen. Ihm dabei zuzusehen, wird für die Dorfbewohner ein Sonntagspicknickvergnügen. In der Nacht vor seinem ersten Spiel wird sein Platz verwüstet. Nach erster Enttäuschung und Frust sucht er den Kontakt zu den Dörflern, unter denen er die Übeltäter vermutet. Die versuchen ihm zu erklären, dass nicht sie, sondern ein fabelähnliches Wollschwein den Schaden verursacht hat. Gewitzt erweckt er den Anschein, das zu glauben.

Jack Rosenblum fängt von vorn an. Seine Frau versteht und unterstützt ihn nicht. Ihren Kummer bemerkt Jack nicht einmal. Unüberwindlich erscheinende Schwierigkeiten tauchen auf. Manchmal sind es Regen, Kälte, abrutschende Hänge oder auch finanzielle Probleme, die seine Arbeit behindern. Curtis, der Vertreter der Wollschweintheorie und alter Dorfbewohner, fängt an, Jack zu helfen. Beide beschließen, einem amerikanischen Meistergolfer um Ratschläge zu ersuchen. Jede Woche schicken sie ihm einen Brief, bekommen aber nie eine Antwort. Um sein selbstgestecktes Ziel, sein erster Turnier am Krönungstag der Königin abhalten zu können, muss Jack Arbeitskräfte anwerben. Von seinem Plan besessen, merkt er nicht, dass sein Haus verfällt und ignoriert Probleme in seiner Fabrik. Damit nicht genug, muss er seine Bautätigkeit wegen fehlender Genehmigungen einstellen und erfährt, dass er einen starken Konkurrenten hat.

Es war nicht immer leicht, dieses Buch zu lesen. Zu belächeln war Jacks Obsession, alle Punkte auf dem Weg, ein "richtiger" Engländer zu werden, mit grenzenloser Naivität abzuarbeiten. Tragisch, seine Rückschläge mitzuerleben, ebenso tragisch, wie seine Frau Sarah versucht, ihre Vergangenheit und das Schicksal ihrer Familie zu verarbeiten, so ganz ohne das Verständnis ihres Mannes. Als Leser meint man, dass dieses gegenseitige Nicht-Verstehen abolut nicht sein müsste. Bewundernswert die unermüdliche Annahme der ständigen Rückschläge und das Weitermachen in scheinbar ausweglosen Situationen.

Als ich den Buchtitel zur Leseprobe las, dachte ich, dass im Buch heitere Anekdoten und amüsante Lebensweisheiten zu finden seien. Dies bestätigte sich durchaus nicht. Auch wenn ab und an eine gelöste Grundstimmung aufkam, lustig war das keineswegs.

Natasha Solomons hat ihre Helden liebenswert beschrieben, sich nie lustig gemacht über ihre Eigenheiten. Im Gegenteil, sie beschreibt starke Menschen, die, allen Widrigkeiten zum Trotz, bis an die absoluten Grenzen ihrer Möglichkeiten gehen. Erstaunlich, wie sie aber auch die kleinen Schikanen unter Eheleuten, die doch nur der Ruf nach Aufmerksamkeit sind, skizziert, aber auch andererseits die anrührenden Gesten der Vertrautheit und des Zusammenhalts. Aus einem unspektakulären Beginn wird ein allmählich wachsendes dramatisches Geschehen.

Sehr lesenswert, auch wenn man sich für die Lektüre wirklich Zeit nehmen sollte und keine leichte Unterhaltung erwarten darf.