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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2017

Hochspannung

Spectrum
1

Eine Hauptfigur ist Krüger.
Er ist: 1. Idris Madeira, Südafrikaner, sehr groß und massig, liebevoller Vater und Ehemann
2. Krüger, skrupelloser Auftragserfüller, der ca. ...

Eine Hauptfigur ist Krüger.
Er ist: 1. Idris Madeira, Südafrikaner, sehr groß und massig, liebevoller Vater und Ehemann
2. Krüger, skrupelloser Auftragserfüller, der ca. 300 Slumbewohnern Kopf, Hände und Füße
abhackt, effektiv und brutal Leute einschüchtert, viel Geld verdienen will und
Er kann: - zwischen beiden Gestalten nicht mehr mühelos hin- und herwechseln

Isabel Price ist eine südafrikanische Polizistin, die den Massakerkiller jagt und töten will, dabei illegale Wege beschreitet.Die Story um sie entwickelt sich unvorhersehbar.Das Böse kommt nach oben....

Dr. August Burke fasziniert am meisten. Autist mit Aspergersyndrom. Mir war nicht bewusst, wie Menschen mit Asperger empfinden. Das wird emotional beschrieben und ist sehr beeindruckend.
Burke analysiert messerscharf, zieht die richtigen Schlüsse aus kleinsten Details, beherrscht Computer. Aber: soziale Interaktion ist nicht seins. Er stößt Leute durch seine Direktheit unbeabsichtigt vor den Kopf, ängstigt sich vor Kontakten und gibt dennoch die perfekte Hilfe bei schwierigen Fällen. Sehr sympathisch.

Des Weiteren: Nic, Sohn eines Mafia-Bosses, der aus diesen Kreisen aussteigt und Karriere beim FBI machen möchte. Er wird nicht als gefühlloser Agent dargestellt, sondern sorgt sich um Nichte und "Brüder". Nett: Was für ein glücklicher Zufall, dass sein Mafia-Onkel bereit ist, ihm zu helfen!

Carter: Senior-Agent, langweilt sich am Schreibtisch, betreut und hilft dem Nachwuchs.

Eine der Geiseln, Gabi Deshpande, bekommt viel Raum. Allerdings nicht immer nachvollziehbar, wie sie sich verhält. Mutig und uneigennützig ist sie jedoch schon.

Rätselhaft: was ist so enorm Wichtiges bei GoBox versteckt wird, was hat die CIA damit zu tun, wie wird der Fall gelöst. Die Geschehnisse in der Bank spitzen sich zu. Krüger und Gehilfin schrecken wirklich vor Nichts zurück, um an ihre Ziele zu kommen.

Weiterer Spannungsmoment: die Geiseln sind biologisch verseucht. Können sie gerettet werden?
Krüger plus "Doc" sind spurlos aus dem angeblich ausbruchsicheren Gebäude verschwunden.
Und dann ist da noch ein Verbündeter der Gangster unter den Geiseln....
Das Buch ist super zu lesen, spannend, kurze Kapitel helfen, sich zurecht zu finden. Eine packende Story, Ich würde gern mehr von Ethan Cross lesen, "Spectrum" hat mich fasziniert, interessiert und gut unterhalten.

Veröffentlicht am 29.08.2017

Rechtssprechung durch Zuschauervoting

Marthas Widerstand
1

Martha ist 16, Waise, lebt in einem der ärmeren Vororte einer Stadt in England und hat Jackson Paige erschossen. Ja, Jackson Paige, den Wohltäter! Und sie gibt es auch noch zu!! Dafür kommt sie natürlich ...

Martha ist 16, Waise, lebt in einem der ärmeren Vororte einer Stadt in England und hat Jackson Paige erschossen. Ja, Jackson Paige, den Wohltäter! Und sie gibt es auch noch zu!! Dafür kommt sie natürlich in Zelle 1, das heißt, sie hat noch sieben Tage bis zu ihrem Urteil. Das wird von aufgehetzten Zuschauern per Televoting gefällt. Kein Verfahren, keine Beweise, nur sensationslüsterne, zahlungskräftige Gaffer entscheiden. An jedem neuen Tag kommt Martha in eine noch erbärmlichere Zelle. in der letzten, siebenten, steht der Elektrische Stuhl.
Abendlich wird die Votingshow gesendet.
Warum bekennt sich Martha schuldig? War es überhaupt sie, die geschossen hat?
Eve Stanton, eine Betreuerin, hat ihre Zweifel und geht engagiert auf Spurensuche. Sie trifft auf Marthas Nachbarin, ihren Freund Isaac, der übrigens Paiges Adoptivsohn ist und andere, die dieses abartige Rechtssystem ablehnen. Man erfährt viel über Marthas Leben, ihre Gedanken und auch einiges über Paige, der bestimmt nicht der Mann war, für den die Öffentlichkeit ihn hält.
Das "Urteil" fällt wie erwartet aus: es wurde manipuliert, die perfide Stimmungsmache der überaus unsympathischen, aber rhetorisch gewandten Moderatorin trug nicht unwesentlich zu dem Ergebnis bei. Allein Eve, ein ehemaliger Richter und die Nachbarin versuchen, die Zuschauer zum Nachdenken zu bewegen. Vergeblich.
Ein absolut packendes Thema. Was wäre, wenn das Rechtssystem ausgehebelt und per Abstimmung durch zahlungsfähige Personen geurteilt wird? Was, wenn die Gier nach Profit alle Menschenrechte außer acht lässt?
Spannend geschrieben. Verwirrspuren werden gelegt, nicht alles erscheint logisch oder hat die erwarteten Folgen. Aber da es einen zweiten Band geben wird, erklärt sich in diesem sicher Einiges.
Auf jeden Fall ein empfehlenswertes Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Originalität
  • Spannung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2017

Eine Landlady mit Herz

Herzmuscheln
0

Kyla lässt Dublin mit gebrochenem Herzen zurück. Sie hat keinen Job, keine Wohnung, aber ein leicht verloddertes Guesthouse in Connemara. Das ist eigentlich sehr schön, aber mit einem eigenwilligen Bewohner, ...

Kyla lässt Dublin mit gebrochenem Herzen zurück. Sie hat keinen Job, keine Wohnung, aber ein leicht verloddertes Guesthouse in Connemara. Das ist eigentlich sehr schön, aber mit einem eigenwilligen Bewohner, den sie nicht los wird. Das erweist sich später als Glücksfall. Viel verwirrender ist ein merkwürdiger Gast, der schon mal durchs Fenster einbricht, wie tot auf dem Rasen liegt oder mit Pfeil uns Bogen schießt. Das Guesthouse wird hergerichtet, Freundinnen, nette Gäste und ein Pony stellen sich ein. Und das Geheimnis des komischen Mannes wird gelüftet.
Locker flockig geschrieben, gut zu lesen. Wenig Überraschendes, aber die Figuren werden mit Wärme dargestellt. Denkanstöße zum Umgang mit älteren Menschen werden gegeben. Ein Buch zum Träumen, schöne Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Entschleunigung

Ein Gentleman in Moskau
0

Graf Rostov hat Glück; statt zum Tode wird er im Jahr 1922 dazu verurteilt, sein weiteres Leben im Moskauer Edelhotel Metropol zu verbringen. Nicht in seiner großzügigen Suite, sondern in einem Dachkämmerchen. ...

Graf Rostov hat Glück; statt zum Tode wird er im Jahr 1922 dazu verurteilt, sein weiteres Leben im Moskauer Edelhotel Metropol zu verbringen. Nicht in seiner großzügigen Suite, sondern in einem Dachkämmerchen. Was tut er so Tag für Tag? Er schließt Bekanntschaft mit der neunjährigen Nina. Mit ihr erkundet er die Ecken und Kammern des Hotels, zu denen Gäste keinen Zutritt haben. Beobachtungen der neuen Herrschenden spiegeln Zeitgeschichte. Hintergrundinformationen werden lakonisch eingestreut.
Alexander Rostov hat verborgene Reserven.Diese ermöglichen es ihm, weiterhin ausgezeichnet zu speisen und Lieferungen von außerhalb zu empfangen.Gelegentlich trifft er alte Freunde und erhält Informationen, wie die neuen Machthaber ihre Vorstellungen umsetzen. Menschen werden wegen Lappalien verurteilt, Kulturgüter vernichtet, Etiketten von Weinflaschen gelöst, um fehlendes Wissen zu kaschieren, Posten mit unfähigen Emporkömmlingen besetzt. Aufgezeigt wird ein Kaleidoskop der 20-er Jahre und der folgenden Jahrzehnte in historischem Kontext.
Für den Grafen ergeben sich unerwartete Betätigungen und eine ebenso unerwartete Beziehung. Im Mikrokosmos des Hotels findet er neue Freunde und übernimmt Verantwortung für Sofia, ein kleines Mädchen.Dafür vorgesehen waren zwei Monate; es werden Jahre daraus.
Immer wieder erfährt die Handlung interessante Sprünge, die dem Leser Raum für eigene Schlussfolgerungen lassen. Mit bissigem Sarkasmus beschreibt Amor Towles die Entwicklungen in der Sowjetunion, schweift ab in glanzvolle Zeiten vor der Oktoberrevolution, gibt Benimmunterricht in unaufdringlicher Form.

Auf jeden Fall sollte man sich beim Lesen dieses wunderbaren Buches viel Zeit lassen, um all die geschickt eingestreuten Details zu erkennen und zu würdigen.

Veröffentlicht am 10.08.2017

Liebe auf Umwegen

Morgen ist es Liebe
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Martin möchte sein Leben beenden: Schlaftabletten nehmen und einschlafen im Schnee, das ist der Plan. Schuldgefühle erdrücken ihn. In der dafür geplanten eiskalten Dezembernacht muss er einen Unfall mit ...

Martin möchte sein Leben beenden: Schlaftabletten nehmen und einschlafen im Schnee, das ist der Plan. Schuldgefühle erdrücken ihn. In der dafür geplanten eiskalten Dezembernacht muss er einen Unfall mit ansehen. Alexandra überschlägt sich mit ihrem Auto. Kurz bevor sich das Benzin entzündet, zieht er sie aus dem Wagen, bedeckt sie mit seinem Mantel. Unglücklicherweise steckt sein Abschiedsbrief darin. Den muss er zurückbekommen!
Das erweist sich als schwierig. Martin erfährt Alexandras Adresse, traut sich im entscheidenen Moment aber nicht, seine Geschichte zu erzählen. Stattdessen fegt er für Alexandra und ihre verwitwete Mutter Schnee, führt den Hund aus und wird Gast im Gartenhäuschen. Zunächst mag Alexandra den vermeintlichen Bettler so gar nicht, unterstellt ihm unlautere Absichten. Zeit für einen verzweifelten Familienvater, sich als der bislang unbekannteRetter vom Unfallort zu profilieren. Schließlich taucht noch ihr treuloser Ex auf, möchte sie zurückerobern. Alexandra scheint nicht abgeneigt. Ein übereifriger Polizist und ein skrupelloser Zeitungsreporter machen die Situation nicht leichter.
Nach einem weiteren unglücklichen Zwischenfall wird Martin des Hauses verwiesen.
Anfänglich etwas lahm, kommt die Handlung aber bald in Fluss. Die handelnden Personen brauchen auch ziemlich lange, um auf einfachste Dinge zu kommen. Allerdings macht es trotzdem Spaß, das Buch zu lesen. Es ist gut geschrieben, die Figuren sind überwiegend sympathisch. Empfehlenswerte Sommerlektüre.