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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2022

Gruselig und spannend

Tot ist sie dein
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Brasilien. Macholand. Hier muss Polizistin Verô einem egoistischen Chef zuarbeiten, alles Unangenehme abwehren, seine Fehler ausbügeln. Und sein Ego streicheln. Ohne selbst ermitteln zu dürfen. Tut sie ...

Brasilien. Macholand. Hier muss Polizistin Verô einem egoistischen Chef zuarbeiten, alles Unangenehme abwehren, seine Fehler ausbügeln. Und sein Ego streicheln. Ohne selbst ermitteln zu dürfen. Tut sie aber doch. Dabei unterlaufen ihr eklatante Fehler oder sie scheitert an ungünstigen Gegebenheiten. Zudem wird sie von ihren Pflichten als Ehefrau und Mutter ausgebremst. Ständig hat sie ein schlechtes Gewissen, ihre Kinder und ihr Mann kommen viel zu kurz. Aber sie macht weiter, sind doch die Verbrecher, die sie jagt, die reinsten Psychopathen. Unvorstellbare Grausamkeiten werden anschaulich, sehr anschaulich, geschildert.
Gruselig, spannend, gleichzeitig abstoßend und faszinierend ist dieser Pageturner.
Geschrieben von Ilana Casoy und Raphael Montes, verlegt vom S. Fischer Verlag.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Beeindruckend

Wo vielleicht das Leben wartet
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500 elternlose Kinder sollen 1923 in Kasan vor dem Hunger- und Kältetod gerettet und mit einem Zug nach Samarkand gebracht werden. Dejew, ehemaliger Rotarmist, wird diese Mission leiten. An seiner Seite ...

500 elternlose Kinder sollen 1923 in Kasan vor dem Hunger- und Kältetod gerettet und mit einem Zug nach Samarkand gebracht werden. Dejew, ehemaliger Rotarmist, wird diese Mission leiten. An seiner Seite agiert die strenge und rigorose Belaja.
Es fehlt an allem: an Kleidung, Proviant, Heizmaterial für die Lokomotive, Seife, Medikamenten. Nicht einmal Schuhe gibt es. Es sind mehr Kinder als die vorgegebene Anzahl, viele sind krank und eigentlich auch zu klein für die strapaziöse Fahrt.
Dejew engagiert sich unermüdlich, organisiert, droht, bettelt, geht ungewöhnliche Wege und kämpft um jedes einzelne Leben. Mit viel Herz kümmert er sich um die ihm anvertrauten Kinder. Auf dieser ganz besonderen Reise gibt es zahlreiche Begebenheiten, die dem Leser Tränen in die Augen treiben. Die Kinder sind hart im Nehmen, machen das beste aus der Situation. Allein ihre selbstgewählten Namen! Ihre Eheschließungen!
Dejews Mitgefühl und Verständnis setzt allerdings für Erwachsene oft aus. Deren Schicksal ist meist nicht minder erbärmlich.
Ein emotional mitnehmender Bericht über unglaubliche Not, Armut, Verzweiflung, Fieberphantasien und entsetzliches Elend. Aber es wird auch von großer Menschlichkeit, Opfermut und unerschütterlichem Optimismus erzählt. Und über sozialistische Idealgestalten. Die dieser „Sozialismus“ nicht verdient hatte. Ein unmenschliches, korruptes und schlecht organisiertes System.
Beeindruckender, schwer zu ertragender und doch sehr lesenswerter Roman von Gusel Jachina, verlegt vom Aufbau Verlag.

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Veröffentlicht am 13.08.2022

Kaffeegeschichten

Töchter der Speicherstadt – Das Versprechen von Glück
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Nach dem Krieg folgten Jahre des mühsamen Wiederaufbaus für den Hamburger Kaffeehandel. Anna, Tochter einer wohlhabenden Kaffee-Familie, möchte ihren Weg finden. Ein Kunststudium durfte sie nicht aufnehmen, ...

Nach dem Krieg folgten Jahre des mühsamen Wiederaufbaus für den Hamburger Kaffeehandel. Anna, Tochter einer wohlhabenden Kaffee-Familie, möchte ihren Weg finden. Ein Kunststudium durfte sie nicht aufnehmen, also heiratet sie den Mann, den ihre Eltern aussuchen. Ihre Mutter Cläre ist eine kluge Geschäftsfrau. Aber leicht hat auch sie es nicht.
Ein ganz anderes Kaliber ist die burschikose Erna Klappke. Originell angelegt.
Inge, Parteisekretärin in Magdeburg, lebt mit ihrer kleinen Tochter In Magdeburg, ist zunächst zufrieden in der DDR. Ihr Mann nicht, der flieht nach Hamburg. Dafür wird sie bestraft. Stasimachenschaften folgen.
Ganz unterschiedliche Lebenswelten, die Anja Marschall zeichnet. Glaubhaft, authentisch für die 60er- und 70er Jahre beschreibt sie Frauen, die sich nicht mehr mit den altbackenen Vorstellungen einiger fürchterlicher Männer abfinden wollen und ihre Träume verwirklichen wollen.
Gut zu lesen, geschickt mit zeitgeschichtlichen Ereignissen ergänzt, ist dieser Roman aus dem Piper Verlag interessant und unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Von Vierbeinern und Menschen

Das macht der sonst nie
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„Der Hund heißt Chantal“, staunt die junge Reporterin, die Guiseppe Infantino, den Hundetrainer, porträtieren soll. Chantal steht für eine lange Reihe von Hunden, deren Besitzer denken, ihr Wauwi hätte ...

„Der Hund heißt Chantal“, staunt die junge Reporterin, die Guiseppe Infantino, den Hundetrainer, porträtieren soll. Chantal steht für eine lange Reihe von Hunden, deren Besitzer denken, ihr Wauwi hätte ein Problem. Allerdings haben sie meistens auch Eines. Angst vorm eigenen Cockerspaniel? Endloser Redefluss? Nutellabrote fordernde Vierbeiner? Hunde, die den Trainer mehr lieben als ihre eigentlichen Besitzer? Ausreißer? Nur ein kleiner Auszug aus Infantinos Berufsalltag.
Und sogar Guiseppe selbst hat so seine Sorgen. Ruinierte Gemälde, verscheuchte Vaterfreundinnen und andere „schwanzwedelnden Goldschätzchen“ begegnen dem amüsierten Leser.
Italienischer Charme, Fachwissen und nützliche Tipps findet man in dem Büchlein von Günter Krieger und Guiseppe Infantino und läßt sich nebenbei gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Der Prozess

Turmschatten
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Gut recherchiert wird hier die Entwicklung nach dem Mauerfall aufgezeigt, das Versagen der Politiker und die Profitgier zahlreicher Unternehmer dargelegt.
Aber auch der Werdegang einzelner Personen wie ...

Gut recherchiert wird hier die Entwicklung nach dem Mauerfall aufgezeigt, das Versagen der Politiker und die Profitgier zahlreicher Unternehmer dargelegt.
Aber auch der Werdegang einzelner Personen wie Oberbürgermeisterin Seligmann, Thomas, Karl, Marie ist nachzulesen.
Karl war „Einer, der andere für eine Sache begeistern konnte.“ Nämlich für die Ideen des Nationalsozialismus. Im Kontrast dazu Oberbürgermeisterin Seligmann. Rechtsgerichteten Kräfte inszenieren ihre Entführung mit dem Ziel, sie einzuschüchtern und den Bau einer Synagoge zu stoppen. Dann ist da noch Marie, 29, Bewährungshelferin.
Sie alle spielen eine Rolle. In nahezu strikter schwarz-weiß- Malerei werden die Charaktere geschildert, ihre Jugend mit verschiedenen, prägenden Einflüssen.
Die Handlung spitzt sich zu, drei Geiseln werden im Turm gefangen gesetzt und verurteilt. Vor den Augen der Öffentlichkeit, die über Leben und Tod der Gefangenen abstimmt.
Peter Grandl offenbart ein geschickt inszeniertes und faszinierendes Spektakel, sensationslüsterne Zuschauer und Quotengeier. Gefühle kochen hoch.
Dieser Roman ist im Reportagestil verfasst, der Autor verzichtet meist auf eine Wertung. Die überlässt er dem Leser. Sehr empfehlenswert!

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