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Veröffentlicht am 23.02.2023

Jeder macht seins

Malvenflug
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Episoden aus dem Leben einer getrennt lebenden Familie. Pavel Prochazka, „stattlicher“ Mann, der nach erster Ehe eine wohlhabende Frau sucht und sogar findet. Nachdem er seine frühere Gattin mit vier Kindern ...

Episoden aus dem Leben einer getrennt lebenden Familie. Pavel Prochazka, „stattlicher“ Mann, der nach erster Ehe eine wohlhabende Frau sucht und sogar findet. Nachdem er seine frühere Gattin mit vier Kindern und Schulden verlassen hat. Emma, eben jene Frau, arbeitet Schulden in einem Davoser Hotel ab, musste ihre Kinder irgendwie unterbringen. Sohn Alfred zum Beispiel kommt in die NAPOLA, die für ihn völlig unpassend ist. Helga, erst im Kloster, später arbeitet sie in einer Blindenanstalt. Die Zwillinge leben bei der Großmutter. Sehnsüchtig schreibt Lotte Briefe über das Leben daheim. Durch das Erwähnen von scheinbaren Nebensächlichkeiten bekommt der Leser ungefähre Vorstellungen vom Leben in den Kriegsjahren.
Ursula Wiegele zeichnet ihre Figuren differenziert, aber es sind keine ungewöhnlichen Lebensläufe. Zeitgeschichtliche Hintergründe werden mehr so nebenbei eingebaut.
Auch im zweiten Teil geht es um einen Lebensabschnitt. Helga erzählt, es liest sich fast wie ein Bericht über eine andere Person. Ihre Gefühle der Verlassenheit, des Ungeliebtseins allerdings treten deutlich zutage.
Wesentlich mehr hatte ich von dieser Familiengeschichte erwartet, die Vorschau hat mich neugierig gemacht. Die Handlung zog sich, die Figuren wirken unecht. Leider nicht meins.

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Im Altenheim ist was los

Sie haben Ihr Gebiss auf der Hüpfburg verloren
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Autorin Ramona Schukraft, bei der der schwäbische Zungenschlag immer wieder durchschimmert, läßt ihre Pflägeheldin Sybille Bullatschek über den Job in einem Seniorenheim plaudern. Eigenheiten der Angestellten, ...

Autorin Ramona Schukraft, bei der der schwäbische Zungenschlag immer wieder durchschimmert, läßt ihre Pflägeheldin Sybille Bullatschek über den Job in einem Seniorenheim plaudern. Eigenheiten der Angestellten, des Leiters und der Bewohner werden mit spitzer und humorvoller Feder beschrieben.
Irre Enthüllungen werden gemacht: Speeddating als Nachtbetreuung, Besuch im Rotlichtviertel, Duftdoping,… . Aufregend, bringt aber auch Punkte für den titelsüchtigen Heimleiter und unnötigen Stress für die Pflegekräfte.
Selbstironisch, satirisch und voller Komik, aber auch mit viel Verständnis, Schlagfertigkeit und einer gewissen Abgeklärtheit wird hier der ganz normale und manchmal auch der ausufernde Wahnsinn bei der Arbeit einer patenten Altenpflegerin geschildert. Eine gewisse Nervenstärke und Gelassenheit gehören wohl zum Job dazu.
Unterhaltsam und amüsant zu lesen.

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Veröffentlicht am 22.02.2023

Teegeschichten aus aller Welt

Das Erbe der Teehändlerin
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1889, Frankfurt. Tee ist inzwischen in Deutschland weit verbreitet, wird aus China, Ceylon und Indien importiert.
Rolf Ronnefeldt plant kurz vor seinem 26. Lebensjahr eine Weltreise, um danach ins Familienteegeschäft ...

1889, Frankfurt. Tee ist inzwischen in Deutschland weit verbreitet, wird aus China, Ceylon und Indien importiert.
Rolf Ronnefeldt plant kurz vor seinem 26. Lebensjahr eine Weltreise, um danach ins Familienteegeschäft einzusteigen. Wieder gibt es viele Ereignisse im Leben der Teedynastie. Konkurrenz durch Messmer droht, ein Grundstück in Amerika birgt Geheimnisse, die Liebe klopft an, es gibt natürlich auch Missverständnisse. Zudem beeinflussen technische Neuerungen das tägliche Leben. Über den Aufbau und das Aussehen einer Niederlassung erfährt man Interessantes, kann sich das Anwesen gut vorstellen. Aber auch Anbaugebiete und die dortigen Bedingungen finden Beachtung. Indien, Ceylon, Amerika - überall erleben die Familienmitglieder Aufregendes.
Susanne Popp hat im dritten und letzten Teil der Ronnefeldt-Saga wieder Unterhaltsames und gut zu Lesendes aus der Familiengeschichte zu Papier gebracht. Empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Heldinnen

Storchenherzen
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Madita hat hellrosa Haare, perfektioniert das Chaos und ist reichlich tollpatschig. Ob das ihrem Traumberuf Hebamme wirklich nützlich ist? Ob indische Geburtsgesänge oder Klangschalen hilfreich sind? Ihre ...

Madita hat hellrosa Haare, perfektioniert das Chaos und ist reichlich tollpatschig. Ob das ihrem Traumberuf Hebamme wirklich nützlich ist? Ob indische Geburtsgesänge oder Klangschalen hilfreich sind? Ihre korrekte Kollegin Helga hat da so ihre Zweifel. Auch sie liebt den Beruf und gibt oft mehr, als sie müßte. Durch ihre direkte Art eckt sie aber an, auch ihr Mann ist mit ihr nicht zufrieden und trennt sich.
Schön, dass Fritzi Teichert abwechselnd eine der beiden Frauen aus dem „Storchennest“ zu Wort kommen läßt. Dabei wird Interessantes, Emotionales, Überraschendes und Spannendes offenbart. Hilfreiche Ratschläge und originelle Problemlösungen werden angeboten. Komplikationen, die es reichlich gibt, werden offen angesprochen. Die beiden Frauen sind ein geniales Gegensatzpaar und der perfekte Beweis dafür, dass es oft nicht so ist, wie es zunächst scheint. Fazit: Hebammen sind Heldinnen!
Witzige Gedanken, fantasievolle Ideen und erstaunliche Dialoge bereichern diesen sehr unterhaltsamen und Denkanstöße gebenden Roman, in dem auch die Liebe nicht zu kurz kommt.

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Veröffentlicht am 18.02.2023

Ein Albtraum

Die marmornen Träume
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August 1939. Simon Kraus ist ein zu kurz geratener Psychiater bzw. Psychoanalytiker, auch als Teilzeitgigolo unterwegs. Profitiert vom Nazi-System, lebt in einer enteigneten jüdischen Wohnung und erpresst ...

August 1939. Simon Kraus ist ein zu kurz geratener Psychiater bzw. Psychoanalytiker, auch als Teilzeitgigolo unterwegs. Profitiert vom Nazi-System, lebt in einer enteigneten jüdischen Wohnung und erpresst seine Patientinnen. Gern spaziert er durch das Berlin der dreißiger Jahre und betrachtet Gebäude und Menschen. Der Leser kann sich die Gegend um den Potsdamer Platz gut vorstellen.
Seine Patientinnen haben bizarre Träume, die sich um einen Marmormann drehen. Den gibt es aber auch im wirklichen Leben. Er ermordet die Frauen wohlhabender Nazis. Grausam und ohne Spuren zu hinterlassen.
Beween ist ein besonderer Charakter, skrupelloser und widersprüchlicher Gestapomann. Er soll die Morde aufklären. Tut er das, darf er an die polnische Front (?), schafft er das nicht, droht ihm der Abtransport ins KZ. Mit den beiden hat Jean-Christophe Grangé ein unsympathisches, in sich widersprüchliches Paar kreiert. Ergänzt durch eine Psychiaterin.
Irritierend war für mich, dass der Autor Meinungen vorgibt. Bilde ich mir lieber selbst. Auch seine Wortwahl war mitunter befremdend, teilweise schwülstig, teilweise niveaulos oder ungeschickt. Sein Lieblingswort ist „klein“. Nicht immer sind seine Intentionen logisch oder nachvollziehbar. Klischees werden bemüht. Häufig gibt es Überraschungen
Alle Kritik vergisst man, je weiter man liest. Es entwickelt sich eine interessanter, erschreckender und sich enorm steigernder Thriller. Ungeheuerliche Taten, die die Vorstellungskraft weit überfordern, werden beschrieben. Ein Albtraum. Nur für Leser mit starken Nerven zu empfehlen.

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