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Veröffentlicht am 18.02.2023

Ein Albtraum

Die marmornen Träume
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August 1939. Simon Kraus ist ein zu kurz geratener Psychiater bzw. Psychoanalytiker, auch als Teilzeitgigolo unterwegs. Profitiert vom Nazi-System, lebt in einer enteigneten jüdischen Wohnung und erpresst ...

August 1939. Simon Kraus ist ein zu kurz geratener Psychiater bzw. Psychoanalytiker, auch als Teilzeitgigolo unterwegs. Profitiert vom Nazi-System, lebt in einer enteigneten jüdischen Wohnung und erpresst seine Patientinnen. Gern spaziert er durch das Berlin der dreißiger Jahre und betrachtet Gebäude und Menschen. Der Leser kann sich die Gegend um den Potsdamer Platz gut vorstellen.
Seine Patientinnen haben bizarre Träume, die sich um einen Marmormann drehen. Den gibt es aber auch im wirklichen Leben. Er ermordet die Frauen wohlhabender Nazis. Grausam und ohne Spuren zu hinterlassen.
Beween ist ein besonderer Charakter, skrupelloser und widersprüchlicher Gestapomann. Er soll die Morde aufklären. Tut er das, darf er an die polnische Front (?), schafft er das nicht, droht ihm der Abtransport ins KZ. Mit den beiden hat Jean-Christophe Grangé ein unsympathisches, in sich widersprüchliches Paar kreiert. Ergänzt durch eine Psychiaterin.
Irritierend war für mich, dass der Autor Meinungen vorgibt. Bilde ich mir lieber selbst. Auch seine Wortwahl war mitunter befremdend, teilweise schwülstig, teilweise niveaulos oder ungeschickt. Sein Lieblingswort ist „klein“. Nicht immer sind seine Intentionen logisch oder nachvollziehbar. Klischees werden bemüht. Häufig gibt es Überraschungen
Alle Kritik vergisst man, je weiter man liest. Es entwickelt sich eine interessanter, erschreckender und sich enorm steigernder Thriller. Ungeheuerliche Taten, die die Vorstellungskraft weit überfordern, werden beschrieben. Ein Albtraum. Nur für Leser mit starken Nerven zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 18.02.2023

Der Außenseiter

Der Paria
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Alwyn blickt zurück auf ein abenteuerliches Leben voller Gefahren, Kämpfe, Intrigen. Als elternloses, misshandeltes Kind von einer Bande Gesetzloser aufgelesen, lebt er in den Wäldern. Er gilt als geschickter ...

Alwyn blickt zurück auf ein abenteuerliches Leben voller Gefahren, Kämpfe, Intrigen. Als elternloses, misshandeltes Kind von einer Bande Gesetzloser aufgelesen, lebt er in den Wäldern. Er gilt als geschickter Spion, ist gewitzt und reaktionsschnell. Zudem ein guter Beobachter, manchmal sentimental. Das ist mitunter ausgesprochen selbstschädigend, bringt ihm vielerlei Ungemach, beispielsweise Verbannung, Strafarbeit und Prügel ein. Allerdings kann Alwyn Scribe, der Schreiber, der er geworden ist, bei seinen Vorgesetzten Nützliches leisten, erringt einige Anerkennung.
Es geht um Glauben, Religion, Visionen, Verblendung, Feldzüge, Ausbeutung. Parallelen zur Geschichte scheinen gewollt. Die Missionierung birgt zahlreiche vermeidbare Längen.
Anthony Ryan bezieht den Leser mit ein, ihm werden Voraussagen für Kommendes gewährt. Das erhöht teilweise die Spannung. Detailreiche Beschreibungen vieler Ereignisse und Personen lassen Alwyns Schilderungen gut vorstellbar scheinen. Seine Erlebnisse sind vielfältig, spannend und geben einige Anregungen zum Nachdenken über Glaubensbekenntnisse, Fanatismus und Machtkämpfe.

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Veröffentlicht am 15.02.2023

Aufwachen

Freischwimmer
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Donatus wächst in einem wohlsituierten Elternhaus auf, der Vater ist Kunsthändler mit Prinzipien. Der Junge ist recht introvertiert, hat nur wenige Freunde, und diese sind seinen Eltern nicht recht. Donnie ...

Donatus wächst in einem wohlsituierten Elternhaus auf, der Vater ist Kunsthändler mit Prinzipien. Der Junge ist recht introvertiert, hat nur wenige Freunde, und diese sind seinen Eltern nicht recht. Donnie hat also die falschen Freunde, baut viel Mist und will einfach nur weg. Zunächst muss er aber Sozialstunden im Seniorenheim ableisten. Eine Bekanntschaft dort lässt ihn alle seine Pläne ändern.
Gabriel Herlich beschreibt präzise einen Mitläufertypen, der egoistisch jedem Konflikt ausweicht. Ob der irgendwann aufwacht und Konsequenzen zieht?
Könnte hier und heute so oder so ähnlich passiert sein, etwas plakativ, aber ziemlich anschaulich geschrieben.

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Wie wird man zu …

Mit aller Macht
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… einem Henker? Peter, im sozialistischen Sinn erzogen, macht widersprüchliche Erfahrungen. Die DDR findet er nicht so schlecht, hat durch seinen Adoptivvater einige Privilegien. Fragen tauchen während ...

… einem Henker? Peter, im sozialistischen Sinn erzogen, macht widersprüchliche Erfahrungen. Die DDR findet er nicht so schlecht, hat durch seinen Adoptivvater einige Privilegien. Fragen tauchen während des Rechtsstudiums auf, als er nicht nur Marxismus-Leninismus büffeln muß, sondern mit den juristischen Auslegungen der Todesstrafe konfrontiert wird. Von Erich Mielke persönlich gebrieft. Dann der Mauerbau, von Peter begeistert begrüßt. Das empfiehlt in geradezu für einen Job bei der Stasi. Er nimmt an, geht in seinen Spitzelaufgaben auf. Bis der große Knall kommt.
Rainer Wittkamp berichtet chronologisch über ein Leben. Die perfiden Machenschaften des Staatssicherheitsdienstes werden deutlich geschildert, Erpressung, Schikane, und Machtbesessenheit werden aufgezeigt. Wehe dem, der nicht so mitgespielt hat, wie es erwartet wurde. Hatte Peter eine Wahl?
Das ist aber nur der erste Teil. Größeren Raum nehmen die Tagebücher des Vaters ein. Beginn 1924. Hier nur einige Stichworte: Karriere, Todesstrafe, Scharfrichterhelfer, Fallschwertmaschine, täglich zehn bis zwanzig Menschen. Nicht vorstellbar. Was macht das mit Einem?
Fakten, aneinandergereiht. Das Grauen bleibt dem Leser. Nicht einverstanden mit der Aussage: es lag ihm im Blut. Jeder bilde sich seine Meinung. Zum Töten per Gesetz und zur Tätigkeit eines Henkers.

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Veröffentlicht am 14.02.2023

Geschichte einer Familie

Zuckerjahre – Die Frauen der Backmanufaktur
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Jeder kennt Pudding- oder Backpulver. Hier gibt es eine Geschichte dazu.
Bielefeld, Mai 1914. Fabrikant Carl Meister stellt erfolgreich Backpulver her. Sein Sohn Julius trifft Lotte, die hübsche Apothekerstochter, ...

Jeder kennt Pudding- oder Backpulver. Hier gibt es eine Geschichte dazu.
Bielefeld, Mai 1914. Fabrikant Carl Meister stellt erfolgreich Backpulver her. Sein Sohn Julius trifft Lotte, die hübsche Apothekerstochter, verliebt sich in sie, bald darauf findet die Hochzeit statt. Geschrieben voller Herz und gefühlvoll.
Lottes Heimatstadt Berlin wird besucht. Eva-Maria Bast bezieht geschickt Mode, Baukunst und angesagte Speisen in ihre Schilderung ein. Natürlich kommen auch zeitgeschichtliche Fakten zum Tragen. Der 1. Weltkrieg kündigt sich an, bricht aus. Junge Männer ziehen begeistert in den Kampf. Und kehren - wenn überhaupt- ernüchtert wieder heim. Die Arbeit bleibt den Frauen.
Diese Familiengeschichte ist in drei Abschnitte gegliedert: 1914, 1916, 1919. Vor, während, nach dem Krieg. Interessante Hintergründe, persönliche Schicksale, Liebe und Mut spielen jeweils eine Rolle. Liest sich gut, ist anschaulich geschildert, emotional geschrieben, unterhaltsam zu schmökern.

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