Herr Schmidt ist nicht Barbara
Barbara stirbt nichtHerr Schmidt findet seine Frau befremdlicherweise nicht bei der Kaffeezubereitung, sondern im Bad liegend. Er bereitet den Kaffee also selber zu, wie, liest man mit Grausen. Dass seine Frau sehr krank ...
Herr Schmidt findet seine Frau befremdlicherweise nicht bei der Kaffeezubereitung, sondern im Bad liegend. Er bereitet den Kaffee also selber zu, wie, liest man mit Grausen. Dass seine Frau sehr krank ist, bekommt er gar nicht mit, will es nicht wahrhaben. Seine Meinung über sie: „Aber sie tat einfach nie, was sie sollte und vor allem wann sie sollte.“
Herr Schmidt ist als Partner lange Zeit ein Totalausfall. Zudem ist er ein notorischer Besserwisser, Ignorant und Despot. Jagte die Kinder selbst am Wochenende um sieben aus dem Bett. Aber nun macht Herr Schmidt sich so seine Gedanken. Man merkt, bisher hat er sich nie gefragt, wie ein Haushalt funktioniert. Jetzt aber läuft gar nichts mehr. Er muss umdenken.
Wie er das macht, schildert Alina Bronsky witzig, bitterböse und ironisch. Der Leser darf teilhaben an Herrn Schmidts Lernprozess, an seinen ersten Schritten online, als er sich traut, um Hilfe zu fragen (er ist der naive Unterhaltsame im Kochchat), an der Erkenntnis, dass Barbaras Lebensmitteleinkäufe mehr waren als planlos Dinge in den Wagen zu werfen. Frau Bronsky schafft es, dass der schrullige Herr Schmidt Verständnis findet. Ja, er hat seine Macken, aber immerhin merkt er, was er an seiner Barbara hat. Er gibt sich wirklich Mühe, das verdient Anerkennung. Sehr schön erzählt, glaubhaft, authentisch, echt, herzzerreißend. Tolles Buch, das mit Humor und wichtigen Erkenntnissen punktet.
Bitte mehr davon!
Verlegt von Kiepenheuer und Witsch.