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Veröffentlicht am 18.04.2020

Flötenunterricht und seltsame Nachbarn

Der Mann von nebenan
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Kate zieht aufs Land. Mit dabei, wenn auch zunächst unfreiwillig, Sohn Samuel. Ihre Scheidung hat Kate ganz gut verkraftet, aber aus Stolz auf Geld verzichtet und hat jetzt ein Problem. Ihr Broterwerb: ...

Kate zieht aufs Land. Mit dabei, wenn auch zunächst unfreiwillig, Sohn Samuel. Ihre Scheidung hat Kate ganz gut verkraftet, aber aus Stolz auf Geld verzichtet und hat jetzt ein Problem. Ihr Broterwerb: Flöten anzufertigen und Flötenunterricht zu erteilen. Reich wird man dabei nicht. Gut, dass der Nachbar so hilfsbereit ist, oder? Und gut auch, dass sie zunächst mietfrei im altersschwachen Häuschen eines Freundes wohnen kann. Das bairische Dörfchen ist schön, Samuel findet Freunde und der Ex-Gatte verhält sich erträglich. Nach Startschwierigkeiten freundet sich Kate mit Malise, Inge und Rita an. Alles sehr spezielle Damen. Doch was ist das? Der einst so nette Nachbar macht allen das Leben zur Hölle. Wie? Wird hier nicht verraten und auch nicht, ob die Mädels da so hinnehmen.
Nicht ganz am rabenschwarzen Humor einer Ingrid Noll, aber trotzdem gut zu lesen. Für mich steht fest: in einem solchen, wenn auch idyllischem Dorf, möchte ich niemals wohnen.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Schönes Thema

Das Lavendelzimmer
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Jean Perdu, Pariser Buchhändler, verkauft Bücher fast nur an Leute, die seiner Meinung nach ein ganz bestimmtes Buch für ihre derzeitige Seelenlage brauchen. Dabei verzichtet er auch schon mal auf ein ...

Jean Perdu, Pariser Buchhändler, verkauft Bücher fast nur an Leute, die seiner Meinung nach ein ganz bestimmtes Buch für ihre derzeitige Seelenlage brauchen. Dabei verzichtet er auch schon mal auf ein Geschäft. Das Besondere an seiner Buchhandlung: sie befindet sich auf einer alten Peniche (eine Art Flussboot), die er zu einem originellen Bücherschiff umgebaut hat und die am Flußufer eine Oase der Ruhe bietet.
Privat ist er unglücklich wegen einer Frau, die ihn vor über 20 Jahren verlassen hatte. Eine Frauenbekanntschaft und ihre Folgen lassen ihn zu einer Suche nach dem Glück aufbrechen. Begleitet wird er von einem jungen, etwas verschrobenen Autoren, der mit dem Erfolg seins Erstlingswerks und mit seinen Eltern nicht klarkommt.
Die besten Stellen hat das Buch, wenn Perdu seinen Begegnungen erklärt, was sie tief im Innersten bewegt. Das Leben seiner Mitbewohner wird liebevoll und lebendig beschrieben. Ansonsten finde ich, ist viel Potenzial verschenkt und die Handlung zieht sich unnötig.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Eine Buchhandlung auf Rügen

Meine Inselbuchhandlung
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Der Buchladen in Gingst ist schön. Das sieht man gut auf den Fotos im Anhang des Buches „Meine Inselbuchhandlung“.
Petra Dittrich, die Autorin dieser Biografie, hat dieses Geschäft aufgebaut. Viel erfährt ...

Der Buchladen in Gingst ist schön. Das sieht man gut auf den Fotos im Anhang des Buches „Meine Inselbuchhandlung“.
Petra Dittrich, die Autorin dieser Biografie, hat dieses Geschäft aufgebaut. Viel erfährt man über ihr Leben. Eine unbeschwerte Kindheit auf Rügen, Jahre der Suche in Berlin und Hamburg. Oft der Bezug zu Büchern, die Lieblingsbücher der Kindheit werden aufgezählt.
In Berlin erlebte Frau Dittrich viel, über ihre Siebener-WG hätte sie gern mehr erzählen können. Der Aufenthalt war nicht von Dauer, nach ihrer Rückkehr nach zuhause machte sie erste Erfahrungen im Buchhandel. Erfolgreich, was auch von der Geschäftsführung wohlwollend registriert und mit dem Ruf nach Hamburg honoriert wurde. Allerdings lässt sich Frau Dittrich weder gern bevormunden noch einschränken und wagte den Sprung in die Selbständigkeit. Eine Gelegenheit in Gingst bot sich, sie packte zu.
Gingst? Wo liegt das eigentlich? Auf der schönen Ostseeinsel Rügen, somit bot sich ein starker Bezug zur Literatur dieser Gegend an. Dieses Sortiment wurde ausgebaut, vergessene literarische Schätze und Hinweise auf Geheimtipps und eher nicht überlaufenen Routen wurden gesucht und eingepflegt. Diese Speziälität und die Wohlfühlatmosphäre im „Literaturhaus“ sowie das oft persönliche Verhältnis zu den Kunden werden sehr betont.
Frau Dittrich beschreibt sowohl ihre Lieblingsplätze auf Rügen als auch ihre Lieblingsbücher, nennt Titel und gibt Leseempfehlungen.
Ihr Engagement bezüglich Autorenlesungen und den starken Zuspruch seitens Buchliebhabern, auch aus weiter entfernten Gegenden, findet Raum. Namhafte Schriftsteller und Autoren sind zu Gast und werden umsorgt. Das erregt Aufmerksamkeit, Ihre Buchhandlung erhält Auszeichnungen.
Natürlich erfordert ihre Arbeit viel Einsatz, zum Glück helfen Verwandte und Freunde gern. Auch Persönliches wird erzählt, sei es die Angst vor Gewitter oder der Streit mit dem Vermieter. Anekdoten sind sparsam gesät, auch ein tieferer Einblick in den Alltag eines Buchhändlers hätte mir gefallen. Wie arbeitet es sich mit den Verlagen, wie angelt man sich interessante Gäste, klappen Lieferungen,.....
Petra Dittrich hat zusammen mit Rainer Moritz ein solides, ordentlich gegliedertes Buch über wichtige Abschnitte ihres Lebens verfasst und bringt dem Leser die Insel Rügen und das Leben dort ein wenig näher.
Biografischer Roman aus dem Verlag der Edel Germany GmbH, Eden Books.

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Veröffentlicht am 15.04.2020

Panda, Stripperinnen und Co.

Pandatage
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Danny steht am Grab seiner vor einem Jahr verstorbenen Frau. Nicht allein, sein Sohn Will ist bei ihm. Seit dem Unfall hat der nicht ein Wort gesprochen, Danny ist hilf- und ratlos. Zudem pleite, sein ...

Danny steht am Grab seiner vor einem Jahr verstorbenen Frau. Nicht allein, sein Sohn Will ist bei ihm. Seit dem Unfall hat der nicht ein Wort gesprochen, Danny ist hilf- und ratlos. Zudem pleite, sein brutaler Vermieter droht mit Rausschmiss. Als noch die Kündigung des Arbeitsplatzes dazu kommt, hat der ungelernte Vater ein Riesenproblem. Können ein abgeranztes Pandakostüm und sein nicht vorhandenes Tanztalent eine Lösung sein?
James Gould-Bourn greift ein schwieriges Thema auf. Wirtschaftliche Verhältnisse in England, Trauerbewältigung, Mobbing- all das wird thematisiert. Aber großartig: gefühlvoll und mit viel Humor wird eine Geschichte erzählt, die unwahrscheinlich, aber trotzdem glaubhaft, scheint.
Sympathische Menschen, einige Schurken, einige Klischees, mafiöse Strukturen, Willenskraft und Missverständnisse beleben die Handlung.
Super zu lesen, Optimismus hinterlassend macht das Buch aus dem Kiepenheuer & Witsch Verlag Lust auf mehr Lesestoff von diesem Autoren.
Aus dem Englischen von S. Kleiner.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Anders als erwartet

Zeugin der Toten
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Ein faszinierendes Buch, wenn auch anders, als erwartet.

1985, in einem Kinderheim in Stralsund. Ein fünfjähriges Mädchen wird gegen ein anderes ausgetauscht und heißt ab sofort wie diese: Judith Kepler.
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Ein faszinierendes Buch, wenn auch anders, als erwartet.

1985, in einem Kinderheim in Stralsund. Ein fünfjähriges Mädchen wird gegen ein anderes ausgetauscht und heißt ab sofort wie diese: Judith Kepler.
Mehr als 20 Jahre später hat Judith einiges hinter sich; lieblose Kindheit und Jugend im Heim, Alkoholmissbrauch, Drogenabhängigkeit. Jetzt arbeitet sie als Cleaner in einem Gebäudereinigungsunternehmen, putzt in öffentlichen Einrichtungen oder reinigt Haushalte Verstorbener. Das ist bei weitem nicht so harmlos, wie sich das zunächst anhört. Nicht nur die Todesumstände werden ersichtlich, oft trifft Judith auf Verwesung und eklige Hinterlassenschaften, die beseitigt werden müssen. Die Beschreibung der Szene in der Wohnung der alten Frau ist besonders gelungen, hier wird ein Schicksal erzählt.
Im Haushalt einer ermordeten jungen Frau findet Judith ihre Heimakte. Warum und wieso bei einer Unbekannten? Warum wurde diese ermordet? Nach und nach findet Judith Spuren, die ins Jahr 1985 zurückreichen. An speziellen Dokumenten aus dieser Zeit haben mehrere Organisationen Interesse, der BND, ausländische Geheimdienste, die StaSi. Auf ihrer Suche erlebt Judith brisante Situationen, sie wird bedroht, entführt, als Mörderin hingestellt. Allmählich werden Zusammenhänge klar, im Dunkeln Liegendes wird erhellt. Hilfe bekommt Judith von einem Exagenten des BND, auch von ihrem väterlichen Chef.
Mit Mut, Glück und Dreistigkeit erreicht sie... ja was?
Elisabeth Herrmann schreibt spannend, die handelnden Personen werden anschaulich dargestellt, man empfindet auch für sperrige Charaktere Sympathie. Nicht alles ist glaubhaft, aber der Handlungsablauf ist nachvollziehbar.

Ein lesenswertes Buch, das die Zeit des Kalten Krieges und seine Auswirkungen bis heute erhellt.

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