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Veröffentlicht am 07.04.2020

Jüdische Geschichte in Berlin

AHAWAH. Das vergessene Haus
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AHAWA heißt Liebe. Was für ein Haus trägt diesen Namen? Nun, zum Beispiel befand sich die Schule der Autorin darin. Ein altes, verwinkeltes Haus mit ungewöhnlicher Raumaufteilung. Und mit ungewöhnlicher ...

AHAWA heißt Liebe. Was für ein Haus trägt diesen Namen? Nun, zum Beispiel befand sich die Schule der Autorin darin. Ein altes, verwinkeltes Haus mit ungewöhnlicher Raumaufteilung. Und mit ungewöhnlicher Geschichte.
Diese und die Schicksale vieler Menschen, die darin Zeit verbracht haben, möchte Regina Scheer aufarbeiten.
Was hat der Bau in der Berliner Auguststraße nicht alles hinter sich. Dort untergebracht waren eine Mädchenschule, ein Krankenhaus, eine Kinderkrippe, eine Kindervolksküche, eine Kleiderkammer, Obdachlose. Alles in jüdischem Glauben, mit selbstlosen Ideen gestaltet. Auch ein dunkles Kapitel wurde hier geschrieben: hier befand sich eine Sammelstelle für den Abtransport jüdischer Menschen.
Akribische Recherche in Archiven, Listen, Büchern und viele, sehr viele Gespräche mit Bewohnern dieser Gegend liegen zugrunde.
Sehr deutlich tritt der Wunsch der Autorin zutage, die Geschichte des vergessenen Hauses offen zu legen. Nicht nur dieses Hauses, auch umliegende Gebäude und Straßen werden mit historischen Fakten näher gebracht.
Fotos veranschaulichen ein wenig, wie das Leben in diesem Haus ablief.
Eine Aktualisierung bzw. Ergänzung vervollständigt das Geschriebene.
Verlegt vom Aufbau Verlag.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Zeitreise zu Boticelli, den Medicis und anderen

Aquarius – Herz über Kopf durch die Zeit
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Rosalie ist eine Zeitreisende! Das weiß sie aber nicht und findet sich nach Berührung eines Gemäldes im 15. Jahrhundert wieder. Kurz danach ploppt sie zurück in ihre Zeit, ihr Ausflug jedoch hat schwerwiegende ...

Rosalie ist eine Zeitreisende! Das weiß sie aber nicht und findet sich nach Berührung eines Gemäldes im 15. Jahrhundert wieder. Kurz danach ploppt sie zurück in ihre Zeit, ihr Ausflug jedoch hat schwerwiegende Folgen: sie soll im Auftrag einer Geheimgesellschaft verhindern, dass ein Bösewicht Meisterwerke des Mittelalters manipuliert und damit Geschichte verändert. Also: ab mit ihr und einem italienischen Adelssproß 500 Jahre zurück nach Florenz. Dort müssen beide ein Attentat auf den historisch bedeutsamen Lorenzo de Medici verhindern. Einen Haken aber gibt es: Rosalies Begleiter Leopoldo Orlandi del Mazza ist unerträglich arrogant und selbstherrlich.
Marina Neumeier hat ein spannendes Abenteuer um Lorenzo de Medici, Boticelli und deren Zeitgenossen gewoben. Sie zeichnet ein buntes Bild des mittelalterlichen Florenz und seiner Bewohner. Wie lebt es sich in der Frührenaissance mit den Augen von heute? Wie geht es in Boticellis Werkstatt zu, wie wurden Frauen behandelt? Gewürzt wird das alles mit Kabbelleien zwischen Rosa und Leopoldo, dessen Name sich wunderbar verballhornen lässt.
Macht großen Spaß zu lesen!
Fantasievolle und unterhaltsame Lektüre aus dem Piper Verlag .

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Schicksale in der Salpetriere

Die Tanzenden
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Zitat aus Wikipedia: „Das Hôpital de la Salpêtrière in Paris war im 19. Jahrhundert die wohl bekannteste psychiatrische Anstalt Europas. ...
Für die öffentlich zur Schau gestellten Patientinnen und ihre ...

Zitat aus Wikipedia: „Das Hôpital de la Salpêtrière in Paris war im 19. Jahrhundert die wohl bekannteste psychiatrische Anstalt Europas. ...
Für die öffentlich zur Schau gestellten Patientinnen und ihre behandelnden Ärzte war eigens ein Amphitheater auf dem Gelände der Salpêtrière gebaut worden.“
Genau dort ist die Handlung des Romans „Die Tanzenden“ angelegt.
Ein erschütterndes Bild der Rechtlosigkeit der Frauen wird aufgezeigt. Egal ob Vater, Bruder, Ehemann oder Schwiegermutter - jeder von ihnen konnte eine Frau als geistesgestört bezeichnen und zwangseinweisen lassen. Jahre- oder lebenslang. Ärzte konnten an ihnen herumexperimentieren, über sie verfügen, sie bei einem sogenannten Ball reichen Leuten zur Schau stellen. Nervenkitzel für die Wohlhabenden, eventuell bekam so eine Verrückte sogar Krämpfe, wie aufregend! Für die Insassinnen dennoch ein herbeigesehntes Ereignis, nahm doch endlich Jemand von ihnen Notiz. Wie in einem Zoo.
Einige wenige fühlten sich sicher, andere verzweifelten.
Im Mittelpunkt steht Eugénie, Tochter eines angesehenen Notars. Sie kann Verstorbene „hören“. Das schickt sich nicht, ihr Vater schiebt sie in die sogenannte Heilanstalt für Geisteskranke ab. Oberschwester Geneviève erfasst ein ungutes Gefühl. Zwischen beiden entwickelt sich eine besondere Beziehung. Mit gravierenden Folgen.
Victoria Mas schildert die unfassbaren Zustände in der gefängnisartigen Anstalt.
Selbstverliebte, despotische Männer behandeln die Frauen als rechtlose Wesen. Das wird von der Gesellschaft nicht nur toleriert, sondern auch als selbstverständlich akzeptiert.
Historische Gegebenheiten werden zu einem phantasievollen Geschehen gegeben, ein beeindruckender Roman ist entstanden. Interessant zu lesen. Fazit: im Paris der 80-er Jahre des 19. Jahrhunderts möchte man als Frau keinesfalls gelebt haben.
Aus dem Französischen übersetzt von Julia Schoch, herausgegeben vom Piper Verlag.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Kriegsbräute

Über uns der Himmel, unter uns das Meer
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Jojo Moyes hat es wieder geschafft: "Über uns der Himmel, unter uns das Meer", ist so packend, dass ich die Nacht durchgelesen habe.
Zu Beginn: eine alte Dame ist genervt von einer anstrengenden Reise, ...

Jojo Moyes hat es wieder geschafft: "Über uns der Himmel, unter uns das Meer", ist so packend, dass ich die Nacht durchgelesen habe.
Zu Beginn: eine alte Dame ist genervt von einer anstrengenden Reise, von ihrer wenig rücksichtsvollen Enkelin (die ich auch gleich nicht leiden mochte) und erleidet einen Schock beim Anblick eines alten Flugzeugträgers. Warum? Erinnerungen stellen sich ein...
1946: Über 600 Australische Kriegbräute wollen zu ihren Englischen Männern. Mangels geeigneten Schiffen gehen sie auf eine für sechs Wochen geplante Reise auf eben diesen Flugzeugträger. Mit 1000 Männern ,19 Flugzeugen und einem unwilligen Kapitän. Konfliktpotenzial ohne Ende.
Im Mittelpunkt stehen Margaret, Avice, Francis und zunächst Jean. Sie finden sich in einer gemeinsamen Kajüte wieder. Unterschiedlichere Charaktere lassen sich kaum finden. Alle kann ich dank Frau Moyes Erzählkunst leibhaftig vor mir sehen. Jede hat ihre Geschichte, und jede wird genial erzählt. Zwei der Damen waren mir auf Anhieb sympathisch. Die Reise dauert; das gibt viel Zeit, den Alltag an Bord, die Hochs und Tiefs zu erzählen.
Sehr authentisch wirkt der Plot dadurch, dass Jojo Moyes Großmutter auf diesem Schiff gereist ist. Auch die Einbeziehung von Zeugenberichten, historischen Zeitungsartikeln und Tagebuchauszügen lässt den Leser mitten im Geschehen sein.
Das ist wieder ein Pageturner, der wohl keinen Leser unberührt zurücklässt.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Die Bibliothek in der Satteltasche

Eine Handvoll Worte
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Tief im Süden Kentuckys, in der Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts... platzt die eigenwillige Engländerin Alice in die konservative Gesellschaft einer spießbürgerlichen Szenerie. Um der Enge ...

Tief im Süden Kentuckys, in der Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts... platzt die eigenwillige Engländerin Alice in die konservative Gesellschaft einer spießbürgerlichen Szenerie. Um der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen, folgte sie ihrem nach kurzer Bekanntschaft geheirateten Mann in eine vermeintlich völlig andere Welt. Ja, die Landschaft war eine völlig andere, die Erwartungen an sie aber sind die gleichen wie daheim: ein untergeordnetes, dem Mann gefälliges Leben als rechtlose Ehefrau zu führen. Todunglücklich schließt Alice sich den Satteltaschenbibliothekarinnen, die regelmäßig Bücher zu den entlegenen Behausungen in den Bergen bringen, an. Kann sie hier Erfüllung und Freundschaft finden?
Wieder hat Jojo Moyes einen Roman geschrieben, der fasziniert und bezaubert. Vor dem historischen Hintergrund des WPA-Programms der Packhorse Library (1935-1943), mit welchem mehr als 100000 Landbewohner mit Büchern versorgt wurden, hat sie ein wunderbares Bild von Alice und ihren sowohl engagierten als auch liebenswerten Mitkämpferinnen gezeichnet. Margery- was für eine streitbare und sympathische Frau. Beth, schlagfertig und lustig, Izzy, kämpferisch und tapfer, Sophia- ach, auch sie ein Juwel und die vielen anderen, die wir in diesem Buch kennenlernen, werden lebensecht und authentisch beschrieben. Natürlich auch die männlichen Vertreter, egal ob profitorientiert, altmodisch, um ihre Vormachtstellung ringend oder aber als gefühlvolle, partnerschaftliche Protagonisten - alle kommen vor. Rassenkonflikte werden genauso wenig ausgespart wie die gnadenlose Ausbeutung von Mensch und Landschaft.
Die Gefühle beim Lesen schlagen hoch, Mitleid, Freude, Anerkennung, Wut, Trauer; alles wird durchlebt.
Wunderbares aus dem Hause Rowohlt. Muss man lesen.

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