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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.10.2019

Träume, exotische Wesen und wundersame Reiche

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte
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Es gab einmal eine ferne Stadt, in der zahme Hirsche durch die Straßen promenierten, die lange Haare der Damen von Vögeln gestützt wurden, Torten für Jedermann in offenen Fenstern bereitstanden und viel ...

Es gab einmal eine ferne Stadt, in der zahme Hirsche durch die Straßen promenierten, die lange Haare der Damen von Vögeln gestützt wurden, Torten für Jedermann in offenen Fenstern bereitstanden und viel Wundersames mehr - das erzählte ein alternder Mönch dem Kriegswaisen Laszlo. Besessen von dieser Idee, suchte er Beweise für die Existenz dieser Zauberwelt und trug unermüdlich Wissensschnipsel zusammen. Gutmütigkeit brachte ihn dazu, seine Erkenntnisse mit dem Königssohn zu teilen. Ob das klug war?
Laini Taylor hat eine märchenhafte Geschichte, in der es nur so wimmelt von unbekannten Erscheinungen und Wesen, von unerklärlichen Phänomenen und Magie, gestaltet. Laszlo kämpft für seinen Traum, der Leser fiebert mit. Und es gibt nicht nur eine verwunschene Stadt mit einem großen Problem, sondern noch eine ganz andere Welt.
Spannend wird es, wenn es um Laszlo geht, seine Reise. Ein weiterer Erzählstrang wirkt verworren, die Vielzahl neu kreierter Worte ist ermüdend. Schade, entwickelt sich doch eine absolut ausbaufähige Geschichte mit viel Potenzial. Aber es gibt ja eine Fortsetzung.
Ein phantasievoller Roman aus dem Bastei Lübbe Verlag, aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von U. Raimer-Nolte.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Satteltaschenbibliothekarinnen

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Tief im Süden Kentuckys, in der Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts... platzt die eigenwillige Engländerin Alice in die konservative Gesellschaft einer spießbürgerlichen Szenerie. Um der Enge ...

Tief im Süden Kentuckys, in der Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts... platzt die eigenwillige Engländerin Alice in die konservative Gesellschaft einer spießbürgerlichen Szenerie. Um der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen, folgte sie ihrem nach kurzer Bekanntschaft geheirateten Mann in eine vermeintlich völlig andere Welt. Ja, die Landschaft war eine völlig andere, die Erwartungen an sie aber sind die gleichen wie daheim: ein untergeordnetes, dem Mann gefälliges Leben als rechtlose Ehefrau zu führen. Todunglücklich schließt Alice sich den Satteltaschenbibliothekarinnen, die regelmäßig Bücher zu den entlegenen Behausungen in den Bergen bringen, an. Kann sie hier Erfüllung und Freundschaft finden?
Wieder hat Jojo Moyes einen Roman geschrieben, der fasziniert und bezaubert. Vor dem historischen Hintergrund des WPA-Programms der Packhorse Library (1935-1943), mit welchem mehr als 100000 Landbewohner mit Büchern versorgt wurden, hat sie ein wunderbares Bild von Alice und ihren sowohl engagierten als auch liebenswerten Mitkämpferinnen gezeichnet. Margery- was für eine streitbare und sympathische Frau. Beth, schlagfertig und lustig, Izzy, kämpferisch und tapfer, Sophia- ach, auch sie ein Juwel und die vielen anderen, die wir in diesem Buch kennenlernen, werden lebensecht und authentisch beschrieben. Natürlich auch die männlichen Vertreter, egal ob profitorientiert, altmodisch, um ihre Vormachtstellung ringend oder aber als gefühlvolle, partnerschaftliche Protagonisten - alle kommen vor. Rassenkonflikte werden genauso wenig ausgespart wie die gnadenlose Ausbeutung von Mensch und Landschaft.
Die Gefühle beim Lesen schlagen hoch, Mitleid, Freude, Anerkennung, Wut, Trauer; alles wird durchlebt.
Wunderbares aus dem Hause Rowohlt. Muss man lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.10.2019

Mörderjagd

Der siebte Schrei
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Sechs Jungen hat er entführt, gefoltert. Einer konnte fliehen, die anderen sind tot. Und jetzt wurde ein weiterer Schüler entführt.
Auf diesen Alt- und jetzt aktuellen Fall wird auch Special Agent Dean ...

Sechs Jungen hat er entführt, gefoltert. Einer konnte fliehen, die anderen sind tot. Und jetzt wurde ein weiterer Schüler entführt.
Auf diesen Alt- und jetzt aktuellen Fall wird auch Special Agent Dean Hamilton angesetzt. Eigentlich schwer traumatisiert, soll und will er eine Chance bekommen, sich zu beweisen.
Ein großes Problem ist, dass auch Steve unter einem Trauma leidet und zudem noch stumm ist. Zur Traumabewältigung darf er auf eine Pferderanch in Idaho und dort mit Therapiepferden arbeiten. Kann Dean sein Vertrauen erwerben?
Auch der Mörder kommt regelmäßig zu Wort. Er hat ein Faible für Musik und eine abartige Besonderheit. Darauf muss man erst einmal kommen!
Das zu einem spannenden Thriller zu verweben, gelingt der Autorin Linda Budinger sehr gut. Mehrere Erzählstränge werden aufgegriffen ( mysteriöse Bankkarten, übereifrige Polizisten, Bankraub, seltene Eigenschaften wie Synästhesie, mühselige polizeiliche Ermittlungsarbeit, Korruption) und mehr oder weniger sympathische Figuren gestaltet. Besonders gefallen mir natürlich die beiden Protagonisten Dean und Reittherapeutin Marina, sehr engagiert in ihrem jeweiligen Bereich. Beiden wünscht man alles Gute und sich selbst eine Fortsetzung mit den Zweien.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 01.10.2019

Mord als Aphrodisiakum

Meine wunderbare Frau
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Sie sind attraktiv, anerkannt, gesund, leben in angenehmem Wohlstand. Sie haben ein schönes Haus, zwei Kinder, Rory und Jenna, 13 und 12 Jahre alt. Und eine bizarre Leidenschaft: Mord als Aphrodisiakum. ...

Sie sind attraktiv, anerkannt, gesund, leben in angenehmem Wohlstand. Sie haben ein schönes Haus, zwei Kinder, Rory und Jenna, 13 und 12 Jahre alt. Und eine bizarre Leidenschaft: Mord als Aphrodisiakum.

Beider Kindheit war schwierig: sie wurde von ihrer Schwester schikaniert, seine Eltern waren zu erfolgsorientiert. Ist das der Grund für ihre Obsession?
Samantha Downing beschreibt fast wie nebenher schreckliche Taten aus der Sicht des Protagonisten, den zwar an und ab das Gewissen plagt, allerdings nie so heftig, dass er seiner Frau Einhalt gebietet, im Gegenteil, er findet das sexy, kämpft um ihre Anerkennung und um den Kick.
Das Pärchen hat den clever scheinenden Einfall, einen früher agierenden Mörder für ihre Taten verantwortlich zu machen. Ihre Mitmenschen, auch ihre Kinder, reagieren unerwartet heftig.
Sehr spannend, wie die Mordplanung und deren Vertuschung aufgebaut werden. Unfassbar, wozu Menschen aus niederen Beweggründen fähig sind. Und unglaublich, dass Trittbrettfahrer profitieren.
Überraschende Wendungen packen den Leser, man mag das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Ein gelungener Thriller aus dem Goldmann Verlag.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Eingesperrt

Sterbekammer
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Was so sanft beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Horrorszenario: eine junge Frau wird 2010 verschleppt und in einem Kellerverlies gefangen gehalten. Jahre später. Frida Paulsen ist die „Neue“ ...

Was so sanft beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Horrorszenario: eine junge Frau wird 2010 verschleppt und in einem Kellerverlies gefangen gehalten. Jahre später. Frida Paulsen ist die „Neue“ im Team der Itzehoer Polizei. 10 Jahre lang ist sie in Hamburg Streife gefahren, hat sich zur Kriminalpolizei versetzen lassen. Ihr „Ziehvater“ Bjarne Haverkorn, erholt sich von einer im Dienst erlittenen Verletzung. Ein neuer Chef, der sich als strenger Vorgesetzter erweist, macht ihr das Leben schwer, betraut sie mit einem Cold Case, eben mit der Entführung aus dem Jahre 2010. Gibt es einen Zusammenhang mit dem Tod des alten Hader, in dessen abseits gelegener Wohnmühle ein Kellerverlies mit DNA-Spuren einer Frau gefunden werden?
Eine schreckliche Vorstellung, viele Jahre in einem fensterlosen Loch gefangen gehalten zu werden. Was macht das mit Einem?
Romy Fölck hat einen spannenden Krimi verfasst, der den Leser sofort packt und mit auf Spurensuche gehen lässt. Interessant, welche Ansätze verfolgt werden. Welche Enttäuschung, wenn eine viel versprechende Fährte mit einem Fehlschlag endet. Spannung wird aufgebaut und konstant gehalten. Und natürlich ist Offensichtliches doch nicht so, wie es zunächst scheint.
Sachlich geschildert, aber gerade deshalb so emotional, sind die Gedanken der Entführten, die die Tage ihrer Gefangenschaft zählt. Mehr bleibt ihr nicht.
Schön, dass Lokalkolorit einfließt, die Sorgen der Obstbauern eingeflochten werden und auch die Liebe eine Rolle spielt. Sehr sympathische und weniger nette Kollegen werden bei ihrer mühseligen, oft großen persönlichen Einsatz fordernden Arbeit beobachtet.
Spannendes aus dem Bastei Lübbe Verlag, gut zu lesen.