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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2018

Wer hasst Paddington-Bär?

Der Verfolger
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Eine irrige Einschätzung der Notlage einer Mutter von drei Kindern, die diese zu Waisen machte. Dr. Starks, Psychoanalytiker, machte am Anfang seiner Laufbahn diesen Fehler. Dafür wurde er von diesen, ...

Eine irrige Einschätzung der Notlage einer Mutter von drei Kindern, die diese zu Waisen machte. Dr. Starks, Psychoanalytiker, machte am Anfang seiner Laufbahn diesen Fehler. Dafür wurde er von diesen, jetzt erwachsenen,
Kindern gejagt, aus seinem Leben gerissen, ruiniert und beinahe getötet. Seitdem plagen ihn Albträume und die Frage: hatte er den Verfolger getötet? Nein, denn der taucht wieder auf und erpresst Hilfe, weil er und seine Geschwister von einem Psychopathen bedroht werden.
Eine spannende Jagd beginnt. Viele Spuren müssen verfolgt werden, wer ist so voller Hass, dass er unbedingt töten will? Pikant, dass eines der damaligen Kinder jetzt ein erfolgreicher, aber skrupelloser Anwalt ist, der viele potenzielle Feinde hat. Eine erfolgversprechende Fährte führt zu einem Mädchenmörder, der dank des Anwaltes freigesprochen wurde und dem der Hass einer ganzen Stadt gilt. Aber der ist jetzt auch tot. Wer ist noch verdächtig? Der aufopferungsvolle Lehrer? Ricky Starks gerät immer mehr in Schwierigkeiten.
John Katzenbach ist es wieder gelungen, einen packenden Thriller mit überraschenden Wendungen zu verfassen. Sehr engagiert verfolgt seine Hauptfigur die Spur von Jack, dem Paddington-Ripper. Der ist allerdings etwas grob gezeichnet, auch Ricky ist mir etwas zu heldenhaft. Trotzdem: spannend und gut zu lesen.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Es gibt ihn doch!

Hauptsache, der Baum brennt
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Sina Beerwald hat eine märchenhafte Weihnachtsgeschichte geschrieben. Man stelle sich vor: an einem frühen verkaterten Morgen steht der Weihnachtsmann vor der Tür, und zwar der Echte. Er sieht hammermäßig ...

Sina Beerwald hat eine märchenhafte Weihnachtsgeschichte geschrieben. Man stelle sich vor: an einem frühen verkaterten Morgen steht der Weihnachtsmann vor der Tür, und zwar der Echte. Er sieht hammermäßig aus, hat aber ein Problem: da er das Christkind mit seinem Rentierschlitten überfahren hat, braucht er Ersatz. Sonst muss Weihnachten ausfallen. Gut, dass er bei der Psychologin Sarah Christkind gelandet ist, sie wird ihn sicher von seinen Wahnvorstellungen heilen. Leider ist das doch nicht ganz so einfach in München, wo überall weihnachtliche Anspielungen wie die Christkindltram, der Christkindlmarkt und vieles mehr locken. Erschwerend kommt hinzu, dass Sarah einen fremdgängerischen Mann und zwei heftig pubertierende Teenies im Nacken hat. Da der Weihnachtsmann direkt aus seiner Welt ins heutige Bayern fällt, ist er auch lebenspraktisch untauglich. Wer wärmt schon Waschwasser mit einem Holzfeuer in der Badewanne, säubert Geschirr in der Waschmaschine, hält Bratwürste für unmoralisch und läuft ohne Hose durch die Gegend? Sarah, was hast du dir da vorgenommen?
Ein locker geschriebener Roman, voll mit Situationskomik und kreativen Einfällen, einem Weihnachtsmann zum Haare raufen und Verlieben und einer sehr sympathischen, aber eindeutig überforderten Heldin.
Der Droemer Knaur Verlag bietet den Lesern hiermit einen entspannenden und humorvollen Lesestoff in der hektischen Vorweihnachtszeit.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Ein Kartell in Südkorea - die Plotter

Die Plotter
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Die Plotter“ - kein Titel, der Aufmerksamkeit erregt. Was oder wer sind Plotter? Das Cover ist ansprechender, deutet auf einen Thriller hin.
Der Inhalt aber ist anrührend. Man begleitet Raeseng, die Hauptfigur ...

Die Plotter“ - kein Titel, der Aufmerksamkeit erregt. Was oder wer sind Plotter? Das Cover ist ansprechender, deutet auf einen Thriller hin.
Der Inhalt aber ist anrührend. Man begleitet Raeseng, die Hauptfigur vom Auffinden in einer Mülltonne über eine ganze Strecke seines Lebens. Ungeliebt, isoliert, ohne jeglichen Schulbesuch, wächst er in einer Bibliothek auf. Jedoch ist dieser Ort seines Namens nicht würdig, ist er jedoch Planungs- und Schaltzentrale für Auftragsmorde und spurlose Leichenbeseitigung. Die Morde werden durch Tracker und Plotter durchgeführt. „Die Welt der Plotter war ein einziges, großes Kartell.“ Zwangsläufig wird Raeseng einer von ihnen.
Er beobachtet seine Opfer, spricht mit ihnen, erfüllt ihnen Wünsche und tötet sie trotzdem unbeirrt. Er erfährt Lebensgeschichten, findet Freunde, sogar eine Frau und wirft alles weg, um weiter ein Plotter zu sein. Kann Mito das ändern?
Un-Su Kim zeigt eine abstruse Welt, zeichnet seine Charaktere so anschaulich, als ob sie vor einem stünden und bedient sich manchmal einer sehr poetischen und blumigen Sprache. Es gelingt ihm, Mörder gleichzeitig als eiskalt zu beschreiben und trotzdem ein wenig Verständnis für sie zu erwecken. Für die Umwelt sind „normale“ Friseure, Anwälte, Ärzte, Verkäufer oder Bibliothekare unauffällig, in Wirklichkeit sind sie jedoch erbarmungslose Plotter, die für ein Geringes ihre Auftragsmorde begehen. Verloren für eine humane Gesellschaft.
Die Handlung spielt in Südkorea, vielleicht wirkt dadurch für mich Vieles sehr fremd, aber interessant.
Dieser Thriller aus dem Europa Verlag, übersetzt aus dem Englischen von Rainer Schmidt, ist sehr lesenswert. Meine Empfehlung!

Veröffentlicht am 28.11.2018

Galgenmännchen

Deine letzte Stunde
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Raquel bekommt eine befristete Stelle als Vertretungslehrerin, ausgerechnet im galicischen Heimatort ihres arbeitslosen Ehemannes. Was sie zunächst nicht weiß: ihre allseits beliebte Vorgängerin hat Selbstmord ...

Raquel bekommt eine befristete Stelle als Vertretungslehrerin, ausgerechnet im galicischen Heimatort ihres arbeitslosen Ehemannes. Was sie zunächst nicht weiß: ihre allseits beliebte Vorgängerin hat Selbstmord begangen. Wirklich? Waren ihre Schüler schuld und droht ihr dasselbe Schicksal? Schon in ihrer ersten Stunde wird ihr ein Blatt mit einem unvollständigen Galgenmännchen mit ihrem Namen zugespielt. Erpressungsversuche folgen. Wer weiß von ihrer Affäre und besitzt die entlarvenden Fotos? Raquel stellt auf eigene Faust Ermittlungen an. Das gefällt nicht jedem.
Carlos Montero hat viele immer aktuelle Themen angeschnitten: Mobbing, Erpressung, Drogen, Internetkriminalität, Sex und Beziehungen, die schlechte Arbeitsmarktsituation in vielen Regionen Spaniens. Alles spielt eine Rolle, alles betrifft Raquel. Diese ist permanent überfordert, handelt naiv und unlogisch. Ihr Ehemann ist ihr keine Stütze, der Polizei vertraut sie nicht, Schüler bedrohen sie. Trotzdem forscht sie weiter.
Ein interessanter und flüssig zu lesender Schreibstil. Aber: Bis auf die widersprüchliche Hauptfigur bleiben die Charaktere blass und undurchsichtig. Hintergründe werden nur angerissen, wirkliche Spannung kommt selten auf. Schade, hier gäbe es so viel mehr Potenzial.

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Veröffentlicht am 20.11.2018

Mia verbessert die Welt

Fuck the Reiswaffel
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Mia ist schon fast ein Jahr alt und fühlt sich als Mittelpunkt ihrer Familie, die da aus Papa Chris, dem Musiker, und Mama Heike, der Kunstdozentin besteht. Und aus Fritz, der gemütlich in Mamas Bauch ...

Mia ist schon fast ein Jahr alt und fühlt sich als Mittelpunkt ihrer Familie, die da aus Papa Chris, dem Musiker, und Mama Heike, der Kunstdozentin besteht. Und aus Fritz, der gemütlich in Mamas Bauch hockt. Von Mia sehr unerwünscht. Guter Freund ist Teddy, welterfahren, zynisch und Ratgeber. Sönke-Wotan, gleich alt und rotgelockt, ist favorisierter Spielkamerad. Den braucht Mia dringend als Verbündeten gegen überkorrekte Öko-, Bio-, Fairtrade- usw. Eltern. Oma lässt auch mal Schokolade durchgehen, dafür ist sie hoffnungslos altmodisch. Bei Mama gibt es nur Dinkel- oder Quinoagesundes. Aber Mama spielt mit ihr, sorgt für sie, möchte jedoch gern auch arbeiten und Geld verdienen. Also soll Papa in Elternzeit. Das gefällt weder ihm noch den Großeltern. Doch so geschieht es.
Herrlich, wie Mia den Alltag schildert, Begebenheiten in der Waldkita zum Besten gibt, spießige Doppelnamengeber bloßstellt und mit gutgemeinten Eherettungsaktionen den Haushalt auf den Kopf stellt, teure Naturseidenkleider ruiniert und Heucheleien entlarvt.
Barbara Ruscher offenbart, dass die angebliche Gleichberechtigung oft nur ein Lippenbekenntnis ist und zeigt, dass hier noch viel Handlungsbedarf besteht. Das Ganze so humorvoll und überspitzt dargestellt, dass das Lesen dieses Buches aus dem Aufbau Verlag ein großer Spaß ist.