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Sarah203

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein kurzweiliger Debütroman

Das Weinen der Kinder
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Kurzfassung

Als Anke Neuhaus in die bayrische Provinz zieht, um ihren Chef beim Aufbau einer Galerie zu unterstützen, ahnt sie nicht, mit welchen Schwierigkeiten sie konfrontiert wird. Nahezu ihr gesamtes ...

Kurzfassung

Als Anke Neuhaus in die bayrische Provinz zieht, um ihren Chef beim Aufbau einer Galerie zu unterstützen, ahnt sie nicht, mit welchen Schwierigkeiten sie konfrontiert wird. Nahezu ihr gesamtes Leben gerät aus den Fugen und sie kämpft an allen Fronten: gegen ihren Exmann, das Jugendamt, ihre pubertierende Tochter und vor allem gegen die Zeit. Denn wie sich herausstellt bringen die Bilder der weinenden Kinder des berühmten Künstlers Niels Sörensen nicht den erhofften finanziellen Befreiungsschlag für die Galerie, sondern entfesseln die Wut eines Mörders, der von Rache getrieben, Ankes Leben in einen Albtraum verwandelt.


Handlung

Gleich im ersten Kapitel geschieht ein Mord, der viele Fragen offen lässt. So bleiben Motiv und Täter im Dunkeln. In den nächsten Kapiteln werden einige der Hauptcharaktere eingeführt und erste Zusammenhänge zwischen der Tat und den Personen ersichtlich. Arne M. Boehler versteht es geschickt, den Leser in die Irre zu führen und so ergeben sich viele Spekulationen und Möglichkeiten, die die Geschichte vorantreiben. Natürlich erweisen sich viele Spuren als Finten, während andere zu Antworten führen, die erneuten Platz für Spekulationen lassen. Es entstehen mehrere Handlungsstränge, die am Ende zu einem großen Ganzen zusammengeführt werden.


Charaktere

Als Leser wird man mit einer Unzahl an Personen konfrontiert, die für die einzelnen Handlungsstränge von Bedeutung, jedoch nicht immer für den Ausgang des Buches von Relevanz sind. Im Mittelpunkt stehen Anke, die Galeristin, Niels, der Künstler, Jakob und Charlie, die Polizisten, und natürlich der Mörder, dessen Identität erst in den letzten Kapiteln geklärt wird.


Schreibstil

Der Roman ist gut zu lesen, die Ausdrucksweise modern. Auch schafft es Arne M. Boehler die ein oder andere Situation mit einem Augenzwinkern zu beschreiben, so dass das Buch in einigen Kapiteln echten Charme entwickelt.


Fazit

Die Idee Arne M. Boehlers, die Handlung für seinen Debütroman in der Kunstszene anzusiedeln und als Dreh und Angelpunkt der Geschichte die Gemälde von weinenden Kindern zu benutzen, hat mich sehr angesprochen. Der Roman spielt im Hier und Jetzt, was sich sowohl durch die moderne Sprache als auch durch die Beschäftigung mit aktuellen Gesellschaftsproblematiken unterstreicht. Doch genau darin liegt in meinen Augen auch eines der größten Schwächen des Buches: die Handlung vergaloppiert sich in so vielen unterschiedlichen Themenbereichen (von psychologischen Problematiken über sexuelle Nötigung, von Flüchtlingsproblemen zu Teenagerkatastrophen, von unerfüllten Lebensträumen zu Mobbing), dass jedes Gebiet nur kurz angerissen wird und die Relevanz für den jeweils Betroffenen und vor allem für den Verlauf der Story nicht mehr ersichtlich ist. Auch führt die Unmenge an Charakteren dazu, dass mir der Zugang zu ihnen gänzlich verwehrt bleibt. Ebenso wie die angesprochenen Problemfelder werden auch die Charaktere lediglich skizziert, eine Verbindung mit ihnen aufzubauen oder gar mit ihnen mitzufühlen, fiel mir im Verlauf des Buches immer schwerer. Gerade von den Hauptcharakteren hätte ich gern mehr erfahren, um ihre Intentionen und Handlungen besser nachvollziehen zu können. Während ich am Anfang des Buches noch nah an den Protagonisten war, entfernte ich mich merkwürdigerweise, je weiter die Geschichte fortschritt, immer mehr von ihnen, bis ich zum Schluss nur noch ein außenstehender Beobachter war, der distanziert das Geschehen verfolgte. Auch fehlten mir Umschreibungen, die Atmosphäre erzeugen, die Bilder im Kopf entstehen lassen und mich in die Geschichte hineinziehen. Gerade zum Schluss wirkte die Handlung sehr getrieben, so dass sie mich emotional überhaupt nicht mehr erreichte.


"Das Weinen der Kinder" besitzt sehr viel Potential, verliert sich aber in unendlich vielen Protagonisten und Problematiken. Dennoch ist es kurzweilig zu lesen, so dass ich drei von fünf Sternen vergebe und mich auf den zweiten Roman des Autors freue.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Viel Luft nach oben

Die Reise
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In dem Science-fiction-Roman „Die Reise“ von Marina Lostetter macht sich die Menschheit auf, ein geheimnisvolles Objekt im All zu erkunden, das Wissenschaftler entdeckt haben. Die Reise dorthin ist mehrere ...

In dem Science-fiction-Roman „Die Reise“ von Marina Lostetter macht sich die Menschheit auf, ein geheimnisvolles Objekt im All zu erkunden, das Wissenschaftler entdeckt haben. Die Reise dorthin ist mehrere Menschenleben lang, eine Schwierigkeit, die durch das zyklische Klonen der Besatzung gelöst wird. Doch unterscheiden sich die Generationen von Klonen, bringen ihre eigenen Besonderheiten und Vorstellungen mit, was zu unvorhergesehenen Problemen führt.

Ein spannendes Konzept, an dessen Umsetzung die Autorin meiner Meinung nach schon aufgrund der Kürze des Buches (561 Seiten) scheitern muss. Mir fiel es sehr schwer, mich in das Erleben und die Charaktere der einzelnen Klongenerationen hineinzuversetzen, da diese zu schemenhaft und nur oberflächlich beschrieben werden. Kaum hatte ich mich in die eine Klongeneration hineingefühlt, schon kam ein Zeitsprung und die nächste Generation übernahm das Geschehen. Konflikte und scheinbar ausweglose Situationen werden nicht aufgelöst, sondern durch Zeitsprünge in die Zukunft beendet, ohne dass der Leser den Lösungsweg nachvollziehen kann. Auch die vielen aufkommenden soziologischen und psychologischen elementaren Fragen des menschlichen Daseins, z.B. wer bin ich? was ist der Sinn meines Lebens?, wie gestaltet man das Leben in einer Gruppe?, werden von Lostetter zwar angerissen, jedoch aufgrund des begrenzten Seitenumfangs nur oberflächlich ausgebreitet, zumal auch noch wissenschaftliche Thematiken im Bereich von Astrophysik und Technik behandelt werden.

All diese Ansatzpunkte hätten hochinteressanten und vielschichtigen Stoff für ein mehrbändiges Epos gegeben. Schade, dass Lostetter versucht, dies alles in einem Buch zu verarbeiten. Ich habe mir mehr versprochen, hoffe aber nun auf die Fortsetzung, denn Potential ist vorhanden!

Wirklich ärgerlich sind für mich die vielen Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler, hier sollte bei einer Neuauflage noch einmal Zeit seitens des Verlags investiert werden.

Veröffentlicht am 17.09.2019

Ein Buch ohne Tiefe

Mehr als Worte sagen können
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Im Buch "Mehr als Worte sagen können" von Jill Santopolo begleitet der Leser die Hauptprotagonistin Nina, eine reiche junge Frau aus der New Yorker High Society, die durch den Tod des Vaters mit Familiengeheimnissen ...

Im Buch "Mehr als Worte sagen können" von Jill Santopolo begleitet der Leser die Hauptprotagonistin Nina, eine reiche junge Frau aus der New Yorker High Society, die durch den Tod des Vaters mit Familiengeheimnissen und der Suche nach dem Sinn ihres eigenen Lebens konfrontiert wird.

Was sich nach einem spannenden und tiefsinnigen Roman anhört, ist leider an Trivialität, Klischees und Oberflächlichkeiten kaum zu überbieten. Abgesehen davon, dass das ganze Setting NATÜRLICH in der High Society spielt und Nina eine reiche Hotelerbin ist, denn eine kleine Pension in Soho oder auf dem Land wäre wohl als Schauplatz der Geschichte zu profan, sind NATÜRLICH alle Hauptpersonen unfassbar gut aussehend, intelligent und erfolgreich. Und NATÜRLICH wird zum Schluss alles gut und die Protagonisten gehen stärker und gereifter aus der Krise hervor, während lediglich zwei Charaktere im Verlauf der Geschichte auf der Strecke bleiben. Über diese beiden wird allerdings auch kein Wort mehr verloren, obwohl es doch zwei der angeblich wichtigsten Personen in Ninas Leben waren.

Und damit wären wir schon beim Hauptproblem des Buches: Die Charaktere sind dermaßen eindimensional, ohne Tiefgang, ohne Ecken und Kanten, dass es mir bis zum Schluss nicht gelungen ist, auch nur irgendeine Verbindung oder Gefühlsregung für sie aufzubauen. Lediglich die Hauptprotagonistin Nina hätte ich zu gern während des Lesens mehr als ein Mal geschüttelt, denn ja, das Entdecken, dass die eigenen Eltern nur Menschen sind und Fehler machen, mag schmerzlich sein und es gibt gewiß im Leben eine Zeit, in der man über diese Fehlbarkeit traurig oder zornig sein kann, doch normalerweise durchlebt man diese Regungen in der Pubertät und nicht mit 33 Jahren wie Nina. Hinzu kommt, dass der Schreibstil der Autorin dermaßen hölzern und wenig facettenreich ist, dass der ganze Roman eher den Eindruck eines Tagebuches vermittelt als fesselnd und spannend zu sein.

Auch die Sexszenen, die für die Geschichte völlig bedeutungslos und nicht mal im Ansatz sinnstiftend sind, tragen zu meinem Urteil bei: eines der schlechtesten Bücher, das ich je gelesen habe.