Spannung? Nicht in Oslo!
Die Frau aus OsloIn „Die Frau aus Oslo“ von Kjell Ola Dahl begleiten wir die Jüdin Esther zur Zeit des NS Regimes in Norwegen auf ihrer Flucht nach Schweden und auf der Suche nach dem wahren Mörder ihrer besten Freundin. ...
In „Die Frau aus Oslo“ von Kjell Ola Dahl begleiten wir die Jüdin Esther zur Zeit des NS Regimes in Norwegen auf ihrer Flucht nach Schweden und auf der Suche nach dem wahren Mörder ihrer besten Freundin.
Bei diesem Katz und Maus Spiel lernen wir einige alte Bekannte, wie den Widerstandskämpfer Gerhard Falkum, oder den einst Gleichgesinnten Sverre Fenstad kennen, die alle eine tragende Rolle in den schrecklichen Ereignissen während des Krieges innehaben.
Welche aber genau und wieso, wer oder was, wie gehandelt hat, das gilt es in diesem Krimi herauszufinden.
Die Geschichte um den Mord und dessen Aufklärung entwickelt sich am Anfang wirklich rasant, aber auch nicht zu schnell, was mir wirklich gut gefallen hat, man bekommt kein allzu langes „Intro“, bei dem man ewig nicht weiß wo es hingehen soll, weshalb mich das Buch anfangs auch wirklich gut unterhalten hat und ich das Potenzial hinter der Geschichte meinte erahnen zu können.
Die Sprache ist ganz angenehm und leicht, kurze Sätze machen es dem Leser nicht schwer durch die Geschichte zu fliegen und versprechen Spannung auf den folgenden Seiten.
Auch die Perspektivenwechsel - wir erleben die Geschehnisse aus ca. 4-5 Sichtweisen - weisen auf einen gut durchdachten Krimi hin. Weiterhin spielt die Geschichte in 3 verschiedenen Zeiten
– 1942, 1967,2015 - am Anfang jedes Kapitels sind das aktuelle Jahr und der Ort aber immer deutlich als Überschrift angegeben, weshalb ich auch keine Schwierigkeiten hatte bei den Zeitenwechsel den Überblick zu behalten.
An sich stilistisch ganz feine Mittel, mit denen der Autor Spannung aufbauen und reichlich Informationen an den Leser weitergeben könnte. Müsste man meinen.
Leider finde ich, dass K. Dahl es nicht geschafft hat den guten und vielversprechenden Start im weiteren Verlauf der Geschichte beizubehalten oder dem gerecht zu werden.
Der Lesefluss wird durch unnötige Aneinanderreihung von gefühlt hunderten von Straßenbezeichnungen unterbrochen, fast jeder Gang eines Protagonisten (und sie gehen überaus viel), wird akribisch genau dokumentiert - „Esther biegt ab in die XY gate, geht weiter entlang am xy Friedhof, schaut hinauf zur XY gate und überlegt weiterhin der XY gate zu folgen..“ -, solche oder so ähnliche Stellen finden sich in den ersten 2 Dritteln des Krimis wirklich zu Hauf und den genaueren Sinn dahinter sehe ich nicht.
Im Fokus der Geschichte steht eben der Mord an Esthers Freundin Ase und ihr Mann Gerhard steht von Anfang an unter dringendem Mordverdacht, weshalb dieser, genau wie Esther, nach Schweden flieht. 1967 treffen die Zwei wieder aufeinander und Esther will den, seit 25 Jahren ungeklärten, Mord nun endlich aufdecken. Dieses Aufdecken des Mordes, bei dem durchaus auch andere Personen eine Rolle spielen, ist aber letztlich nur ein ewiges umeinander herschleichen, bespitzeln und rätseln der Protagonisten. Im Endeffekt wird dieser Mord dann, der damalige Hergang und die Motive dahinter, nur nacherzählt, wirklich passieren tut während der Handlung wenig.
Also A erzählt B seine neuen Erkenntnisse und C weiß immer noch nicht, was genau los ist..
Dass der Mörder für mich dann am Ende keine Überraschung war, verlieh mir leider auch kein Hochgefühl.
Das einzig unerwartete war eine von Esthers Reaktionen am Schluss, welche sich mir aber auch wirklich nicht erschließen konnte, viel zu schnell abgefertigt wurde und ich ungemein übertrieben fand.
Sonst muss ich leider auch sagen, dass mich die einzelnen Charaktere nicht wirklich überzeugen konnten.
Die Rolle von 2 Personen ist für mich auch nach Beenden des Buches noch ein Rätsel, im Grunde hätte sich die komplette Handlung auf 3, vielleicht 4 Personen beschränken können.
Über die komplette Erzählung hinweg werden Fässer aufgemacht, Hinweise gegeben, Dinge geschehen und andere Dinge werden gesagt, aber leider bleiben viele davon ungeklärt. Um nicht zu spoilern, will ich nicht zu genau auf deren Inhalt eingehen, aber nicht einmal das genaue Motiv hinter dem schrecklichen Mord an Ase und die Abgründe des Täters, erfahren wir befriedigend eindeutig.
„Die Frau aus Oslo“ erhielt 2015 die Auszeichnung als Norwegens bester Krimi.
Ich für meinen Teil muss feststellen, dieses Buch als das Beste irgendwas anzupreisen, würde mir wirklich nicht einfallen, ich bin zwar kein Krimi-Experte, geschweige denn einer, der einen Durchblick in der norwegischen Literatur hat, aber wenn das Norwegens Bester war, dann bin ich alles andere als angetan mal einen anderen zur Hand zu nehmen.
Alles in Allem hat mich die Geschichte leider nicht genug gefesselt, ich bin am Ende ratloser, als zu Beginn der Handlung und schlussendlich bleibe ich eher enttäuscht und verwirrt, als gut unterhalten, zurück.