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Veröffentlicht am 15.09.2016

spannend bis zur letzten Seite

Die Lebenden und die Toten (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 7)
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Pia Kirchhoff und Christoph Sander haben heimlich geheiratet und wollen über Weihnachten und Silvester in die Flitterwochen fliegen. Doch als Pia schon am Packen ist, erreicht sie ein Hilferuf von ihrem ...

Pia Kirchhoff und Christoph Sander haben heimlich geheiratet und wollen über Weihnachten und Silvester in die Flitterwochen fliegen. Doch als Pia schon am Packen ist, erreicht sie ein Hilferuf von ihrem Chef, Oliver von Bodenstein, der kaum noch einsatzfähige Leute hat, weil fast alle krank sind oder Urlaub haben, er aber einen Mord aufzudecken hat: Eine ältere Frau, die gerade mit ihrem Hund spazieren war, wurde aus einem Hinterhalt erschossen. Eigentlich will Pia nur kurzfristig einspringen, aber als die Ermittlungen nicht voran kommen und es zu einem zweiten Opfer kommt, ändert sie ihre Meinung und cancelt die Flitterwochen. Denn die Frage bleibt: Warum mussten die beiden Frauen sterben? Und tötet der Mörder wahllos, oder verfolgt er ein Muster? Pia und Oliver läuft die Zeit davon, denn die Menschen im Taunus trauen sich vor Angst kaum noch auf die Straße - und der Mörder macht weiter.

Wow, das war mal wieder ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi, wie ich ihn erwartet habe. War "Böser Wolf" schon ein Buch, das ich kaum weglegen wollte, ging es hier im Endeffekt genauso weiter. Dabei hat es nicht gestört, dass die Ermittler lange Zeit kaum einen Ansatzpunkt hatten, denn mir ging es genauso. Noch nicht einmal die Frage, ob es ein Heckenschütze sein könnte oder nicht konnte ich beantworten. Dabei hatte ich noch den Vorteil, dass ich ab und zu die Gedanken des Täters lesen konnte, aber auch das hat mich sehr lange nicht auf eine Spur gebracht, wer er sein könnte - und selbst da lag ich falsch. Das Motiv war das einzige, was ich kurz vor den Ermittlern halbwegs einordnen konnte, aber die Zusammenhänge hatte ich lange nicht klar.

Das Buch liest sich extrem flüssig, wie ich es von Büchern von Nele Neuhaus gewohnt bin. Die Spannung ist von Anfang an da, bleibt lange konstant und steigert sich ab der Hälfte bis zum Finale. Man bekommt zwar auch privates von den Ermittlern mit, aber im Vergleich zu z.B. skandinavischen Autoren ist das ziemlich knapp gehalten. Allerdings heißt das nicht, dass die Protagonisten sich seit Beginn der Reihe nicht weiter entwickelt hätten, sowohl beruflich als auch privat hat sich einiges getan und verändert. Quasi nebenbei lernt man in diesem Band auch Pias Schwester Kim kennen - die aber auch gleich ins Ermittlungsteam aufgenommen wird und also auch nicht nur privat bleibt.

Die Auflösung des Falls fand ich schlüssig, ähnlich wie die Tätersuche. Für mich blieben keine Fragen offen, was mir bei einem Krimi (auch wenn er zu einer Reihe gehört) wichtig ist. Gegen Ende wurde mir der Fall allerdings schon ziemlich fies... dazu kommt, dass sich wieder menschliche Abgründe aufgetan haben. Diesmal waren sie zwar von einer anderen Sorte als in "Böser Wolf", aber deshalb nicht minder erschreckend.

Wegen der Entwicklung der Protagonisten und weil an einigen Stellen Bezug auf andere Fälle genommen wird, empfiehlt es sich, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Fazit: Für Fans von deutschen Krimis eine ganz klare Empfehlung!

Reihenfolge:
1. Eine unbeliebte Frau
2. Mordsfreunde
3. Tiefe Wunden
4. Schneewittchen muss sterben
5. Wer Wind sät
6. Böser Wolf
7. Die Lebenden und die Toten

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der letzte Weg

Tote Mädchen lügen nicht
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Als Clay aus der Schule kommt, wartet auf ihn zu Hause ein Päckchen mit 7 Kassetten. Jede Seite ist fortlaufend nummeriert. Verwirrt, was das sein soll, sucht er erst einmal einen Kassettenrekorder und ...

Als Clay aus der Schule kommt, wartet auf ihn zu Hause ein Päckchen mit 7 Kassetten. Jede Seite ist fortlaufend nummeriert. Verwirrt, was das sein soll, sucht er erst einmal einen Kassettenrekorder und beginnt, die Kassetten zu hören. Doch gleich am Anfang stockt ihm der Atem: Die Stimme vom Band gehört Hannah Baker - seiner Mitschülerin, die sich vor zwei Wochen das Leben genommen hat. Auf jeder Seite der Kassette geht es nun um eine von 13 Personen, die zu Hannahs Entschluss beigetragen hat. Obwohl oder weil er keine Ahnung hat, was seine Rolle auf der Kassette sein wird, hört Clay sie sich an, "leiht" sich von seinem besten Freund dessen alten Walkman und läuft eine Nacht lang die Stationen ab, von denen Hannah auf den Kassetten erzählt, ihre Stimme im Ohr.

Wow, dieses Buch hat mich sehr beeindruckt und gleichzeitig sehr nachdenklich zurückgelassen. Beeindruckt, weil ich den Stil von Jay Asher sehr passend zum Buch finde. Er wird nicht pathetisch, sondern findet genau die richtigen Worte und immer, wenn ich Zweifel anbringen wollte, kommt Hannah mir zuvor. Das Buch liest sich sehr flüssig, ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Gleichzeitig stimmt die Thematik sehr nachdenklich. Wie kann es sein, dass so offensichtliche Signale niemandem auffallen? Mir sind noch viele andere Fragen eingefallen, aber die würden hier zu weit führen. Dieses Buch gehört auf jeden Fall nicht zu der Sorte, die man nach dem Lesen so weglegt und kaum noch darüber nachdenkt. Und gerade angesichts des Themas ist das auch gut so. Ich habe mit Hannah und Clay gelitten und mir gleichzeitig viele Fragen zu meinem eigenen Leben gestellt. Hätte ich diese Signale gesehen und ernst genommen? Habe ich - vielleicht unbewusst - schon jemanden tief getroffen? Auch wenn es sich hier um ein Jugendbuch handelt, sollte man es nicht unterschätzen.

Fazit: Klare Empfehlung!