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Veröffentlicht am 02.12.2017

Mit so einer Geschichte hätte ich nicht gerechnet

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt
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Edie flirtet schon länger immer wieder mit ihrem Arbeitskollegen Jack. Allerdings ist ihr bewusst, dass er eine Freundin hat (die ebenfalls eine Arbeitskollegin von den Beiden ist) und er diese auch bald ...

Edie flirtet schon länger immer wieder mit ihrem Arbeitskollegen Jack. Allerdings ist ihr bewusst, dass er eine Freundin hat (die ebenfalls eine Arbeitskollegin von den Beiden ist) und er diese auch bald heiraten wird. Als er Edie dann noch zu der Hochzeit einlädt, würde sie am liebsten absagen, aber letzten Endes geht sie hin. Als sie vor einer peinlichen Darbietung der Trauzeugin nach draußen flieht, folgt Jack ihr - und küsst sie. Blöderweise werden sie dabei von seiner frisch Angetrauten erwischt, die allerdings nur Edie dafür verantwortlich macht und online und im Büro dafür sorgt, dass Edie sich nirgends mehr blicken lassen kann. Glücklicherweise steht ihr Chef hinter ihr und besorgt ihr einen Auftrag, für den sie von zu Hause aus arbeiten kann - wobei "zu Hause" in diesem Fall heißt, dass sie wieder bei ihrem Vater und ihrer Schwester in Nottingham einziehen muss. Und gerade zu ihrer Schwester hat sie leider auch nicht das Beste Verhältnis...

Edie ist eine starke Frau - wie stark, merkt man erst im Verlauf der Geschichte, aber schon zu Beginn wird deutlich, dass sie kein kleines Mäuschen ist. Klar will sie sich nach der ganzen Geschichte erst mal verkriechen (ein Übermensch ist sie auch nicht), aber als ihr Chef ihr dann das Angebot macht, weiter für ihn zu arbeiten, nimmt sie es an, obwohl auch das kein einfacher Auftrag ist. Sie stellt sich ihrer Schwester, dem Shitstorm (so gut man sich so etwas eben stellen kann) und auch wenn es nicht leicht ist, sorgt sie für sich und ihr Wohlbefinden. Ihr Glück ist es, dass zum selben Zeiten auch ihre beiden besten Freunde aus Schulzeiten wieder in der alten Heimat aufschlagen und sie sich gemeinsam Halt geben können.

Edies neuer Auftrag hat nämlich damit zu tun, die Biographie eines Serienstars zu schreiben, der aber schon ihre Vorgängerin gefeuert hat und die Arbeit an der Biographie eigentlich aufkündigen wollte. Edie gibt ihr Bestes - aber ob das genug ist?

Mir hat sehr gut gefallen, dass alle Charaktere vom Leben geschliffen wurden, Ecken, Kanten und Macken haben, aber bei allen mit der Zeit auch aufgedeckt wird, woher diese kommen. Bei allen sind es Geschichten, die das Leben schreibt und die nicht sonderlich weit hergeholt sind, was dazu führt, dass ich auch für Edies Schwester mit der Zeit Sympathie entwickelt habe. Es ist ein Roman, der zeigt, dass es doch möglich ist, dass die Fiesen am Ende auch ihre Strafe bekommen.

Leider hat der Roman einige Längen und Stellen, an denen ich überlegt habe, was wohl noch alles kommen mag, weil ich dachte, dass der Roman jetzt eigentlich ein gutes Ende gefunden hätte. Das Ende, wie es dann stattfindet, war mir persönlich zu offen. Natürlich kann ich mir meinen Teil denken und das Ende so gestalten, wie es mir gefällt, aber leider bleibt auch eine komplett andere Möglichkeit, die mir so gar nicht gefallen würde...

Fazit: Trotz einiger Längen ein sehr guter und fesselnder Roman über das Leben und warum man nicht aufgeben sollte.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Hinter den Kulissen

Landliebe
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Ellie ist ziemlich verschuldet, doch ihre beste Freundin hat eine Idee, wie sie schnell an Geld kommen kann: Sie nimmt an der Kuppelshow "Landliebe" teil. Ähnlich geht es Tom, der zusammen mit seinem Bruder ...

Ellie ist ziemlich verschuldet, doch ihre beste Freundin hat eine Idee, wie sie schnell an Geld kommen kann: Sie nimmt an der Kuppelshow "Landliebe" teil. Ähnlich geht es Tom, der zusammen mit seinem Bruder Eric um die Zukunft des gemeinsamen Weinguts bangen muss. Dass in einer solchen Show die Dinge und Personen gerne etwas anders überspitzt dargestellt werden, ist beiden klar, aber was dann auf sie zukommt, damit hatte keiner von ihnen gerechnet. Dazu kommt, dass gerade Weinlese ist, die existenziell wichtig für Toms Weingut ist - und die Beiden auf einmal feststellen, dass so ein gemeinsames Zusammenleben doch anziehender wirken kann, als einem lieb ist.

"Landliebe" liest sich sehr flüssig, spannend und witzig, ich habe es nur ungern zur Seite gelegt. Auch wenn ich nur ziemlich selten mal "Bauer sucht Frau" und Konsorten schaue, fand ich den Blick hinter die Kulissen sehr spannend, aber auch durchaus gruselig. Auf der einen Seite erklärte es manches, was man so im Fernsehen geboten bekommt, auf der anderen Seite hoffe ich doch sehr, dass dieser Einblick überspitzt ist.

Die Charaktere sind jeder für sich sehr sympathisch, auch wenn gerade Tom erst mal darauf angelegt ist, den mürrischen Winzer zu geben, der von seinem Bruder zur Teilnahme an der Show gedrängt wurde (besagter Bruder ist verheiratet und fällt daher aus). Dass er in Wahrheit ein großes Herz hat, erfährt man erst mit der Zeit, wobei man es schon früh vermuten kann. Ellie ist da das genaue Gegenteil: Sie nimmt zwar nicht an der Show teil, um sich zu verlieben und ist von der Story, die ihr angehängt wird, ziemlich genervt, aber sie ist nett und offen und gewillt, das Beste aus der Situation zu machen. So hilft sie Tom sogar bei der Arbeit im Weinberg, um ihm zu zeigen, dass sie ihm nicht im Weg sein will. Im Endeffekt haben beide das Herz am rechten Fleck, nur leider ist Tom ein ziemlicher Zweifler...

Sehr gut gefallen haben mir auch die Landschaftsbeschreibungen. Ich war schon öfter an der Mosel und hatte sofort ein Bild vor Augen und das Verlangen, dort mal wieder durch die Weinberge zu spazieren, anschließend ein Glas Wein zu trinken,...

Fazit: Ein toller Wohlfühlroman, der hoffen lässt, dass Jana Lukas ihm noch einige andere folgen lässt.

Veröffentlicht am 02.12.2017

Feelgood Roman mit Nachdenkpotential

Wir sehen uns beim Happy End
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Ella ist ein großer Fan von Happy Ends und betreibt deshalb seit Jahren ihren Blog "Better Endings", in dem sie alternative Enden zu Büchern und Filmen schreibt, die im Original mit dem "Makel" versehen ...

Ella ist ein großer Fan von Happy Ends und betreibt deshalb seit Jahren ihren Blog "Better Endings", in dem sie alternative Enden zu Büchern und Filmen schreibt, die im Original mit dem "Makel" versehen sind, kein Happy End zu haben. Ihre Leserinnen lieben sie dafür - nur ein Leser (vielleicht auch Leserin) stellt ihre Leidenschaft immer wieder in Frage.
Ella ist schon seit einigen Jahren mit Philip zusammen, der ihr nun endlich die Frage aller Fragen gestellt hat - doch dann erfährt Ella durch einen Zufall, dass er sie betrogen hat.

Oscar weiß nicht, was in seinem Leben schief gelaufen ist - durch einen Gedächtnisverlust fehlt ihm jegliche Erinnerung daran, dass er überhaupt in einer Villa an der noblen Hamburger Elbchaussee wohnt und wer er ist.

Durch einige Zufälle lernen sich Oscar und Ella kennen und Ella zieht als Hauswirtschafterin bei Oscar ein - und kann dem Drang nicht widerstehen, ihm zu einem Happy End zu verhelfen.

Ella ist eine Romantikerin, wie sie im Buche steht. Für sie muss die Welt aus Liebe und Frieden bestehen, sonst ist sie nicht glücklich. Entsprechend lässt ihr auch Philips Liaison keine Ruhe, genauso wenig wie Oscars Schicksal. An sich meint Ella es immer gut und verfolgt die besten Absichten, aber leider ist "gut gemeint" auch oft das Gegenteil von "gut gemacht", woran Ella nur leider nicht denkt. Sie ist in dieser Hinsicht eine idealistische Träumerin, die sich schon beim Ersinnen ihrer Pläne ausmalt, wie am Ende alles gut werden wird - was leider mitunter ziemlich langatmig gerät, weil dabei die Handlung natürlich nicht voran kommt und man selbst die nächste Katastrophe kommen sieht, weil Ella dabei auch die Wahrheit gerne mal ein bisschen dreht und wendet. Diese Stellen haben mich an dem Buch leider auch sehr gestört.

Oscar ist ein spannender Gegenpol zu Ella: nüchtern und eher resigniert, weil er einfach nicht weiß, wer er ist und wie er an Anhaltspunkte zu seiner Identität kommen könnte. Dass ihn das mitunter zur Verzweiflung treibt, ist verständlich, dass er aber z.B. nie mit Ella zusammen in sein Arbeitszimmer geht, um dort nach Hinweisen zu suchen, habe ich nicht so ganz verstanden. Er verlässt sich insgesamt sehr auf Ella, wobei er mit der Zeit auch merkt, dass er selbst aktiv werden muss - und auch den einen oder anderen Widerspruch aufdeckt, in den Ella sich verstrickt.

Sein Gedächtnisverlust ist es aber auch, der mich immer wieder ins Grübeln gebracht hat, sowohl über die möglichen Hintergründe als auch darüber, wie ich wohl mit so etwas umgehen würde, ob ein Gedächtnisverlust wirklich die Chance auf einen Neuanfang ist,...

Das Buch liest sich insgesamt sehr flüssig, wobei ich nach manchen Aktionen und Gedanken von Ella auch eine Pause gebraucht habe. Sehr interessant fand ich ihre Blogeinträge, die immer wieder eingestreut werden und in denen man immer noch ein bisschen mehr über ihre persönlichen Träume und Gedanken erfährt. Besonders interessant war dann am Ende die Auflösung, woher Ellas Hang zu Happy Ends kommt. Ein bisschen hatte ich mit so etwas gerechnet, aber bei der genauen Fassung tat sie mir einfach nur leid.

Das Ende kommt etwas plötzlich und ich muss zugeben, dass ich damit kaum noch gerechnet hatte - aber es passt zu dem Buch.

Fazit: Ein Feelgood-Roman, der in vielen Dingen aber auch zum Nachdenken anregt.

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  • Handlung
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 09.10.2017

Ella und Micha I

Das Geheimnis von Ella und Micha
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Ella hat nach ihrem ersten Semester auf der Uni von Las Vegas Semesterferien und wird von ihrer Mitbewohnerin Lila nach Hause gefahren. Eigentlich will diese nur eine Nacht bleiben und dann weiterfahren ...

Ella hat nach ihrem ersten Semester auf der Uni von Las Vegas Semesterferien und wird von ihrer Mitbewohnerin Lila nach Hause gefahren. Eigentlich will diese nur eine Nacht bleiben und dann weiterfahren - der Plan gefällt Lila umso besser, als sie sieht, dass Ella eigentlich aus einer nicht so dollen Gegend stammt. Doch gleichzeitig sieht sie, wie Ella aufgenommen wird, dass sie ziemlich überstürzt auf die Uni gegangen sein muss - dass irgendetwas vorher passiert sein muss. An der Uni waren Ella und sie eher locker befreundet, doch nun wird ihre Freundschaft enger. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass Ella und Micha, ihr langjähriger bester Freund (Freund?) sich wieder annähern. Dabei hat sie gerade ihn mit ihrem Weggang ziemlich vor den Kopf gestossen...

Ich muss leider immer mehr feststellen, dass der Young Adult-Bereich nicht so wirklich meins ist. Ich finde die Bücher zwar nett, aber die Protagonisten sind mir in der Regel zu anstrengend, da sie lieber weglaufen, statt ihre Probleme zu klären. Hier ist das teilweise anders - aber leider auch nicht immer. Ella ist ziemlich tough, aber auch ziemlich angeschlagen von dem, was vor ihrem Weggang vor acht Monaten passiert ist. Dieses Ereignis war heftig, aber gleichzeitig finde ich die Vorstellung, dass auch andere denken, dass sie schon alles verarbeitet haben sollte, heftig. Manches braucht einfach seine Zeit. Gut fand ich, dass Micha nicht zu lange nachtragend ist, was ihren Weggang angeht, aber insgesamt hat mir bei den Beiden ein bisschen was gefehlt, irgendwie fehlte mir ein bisschen was. Mir ist die Beziehung zwischen Lila und Ella präsenter, als die von Micha und Ella - und um letztere geht es. Da das Buch recht kurz ist (285 Seiten) entstehen wenigstens keine Längen, aber leider hat es auf mich auch nicht den Sog entwickelt, den andere beschrieben haben. Schade!

Fazit: Bei Young Adult muss man anscheinend wissen, ob man es mag oder nicht... Einfach mal ausprobieren!

Reihenfolge:
1. Das Geheimnis von Ella und Micha
2. Für immer Ella und Micha

Veröffentlicht am 09.10.2017

rätselhafter Amoklauf

Das Nebelhaus
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Leonie, Yasmin, Philipp und Timo waren vor vielen Jahren beste Freunde, die sich in der Aktivistenszene kennengelernt haben. Inzwischen haben sich ihre Wege getrennt, jeder ist beruflich wie privat seinen ...

Leonie, Yasmin, Philipp und Timo waren vor vielen Jahren beste Freunde, die sich in der Aktivistenszene kennengelernt haben. Inzwischen haben sich ihre Wege getrennt, jeder ist beruflich wie privat seinen Weg gegangen: Leonie ist Erzieherin, Yasmin besitzt einen Esoterikladen und spielt in der Fußgängerzone Panflöte, Philipp ist erfolgreicher Architekt und Timo versucht, sich als Schriftsteller über Wasser zu halten. Über das Internet kommen sie wieder in Kontakt und Philipp lädt die ganze Clique zu sich nach Hiddensee ein. Doch dann geschieht eine Tragödie...

Zwei Jahre später untersucht die Journalistin Doro Kagel den Fall der "Blutnacht von Hiddensee", um eine große Reportage darüber zu schreiben. Doch schon bald stößt sie auf jede Menge Ungereimtheiten...

Das war mal wieder ein Krimi, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Er beginnt relativ ruhig, doch schon früh merkt man, dass eine gewisse Spannung in der Luft liegt. Die Freunde sind sich fremd geworden und wundern sich, was aus den Anderen geworden ist - was umso deutlicher wird, da sie sogar gemeinsam mit einem Auto anreisen und dann eben alle bei Philipp und dessen Familie wohnen.

Die Kapitel behandeln abwechselnd das Jahr 2010, als die Clique auf Hiddensee ist und das Jahr 2012, in dem Doro Kagel ihre Reportage schreiben soll. Einige Kapitel, vor allem in der zweiten Hälfte des Buches, enden mit fiesen Cliffhangern, so dass man gar nicht aufhören kann zu lesen. Insgesamt liest sich das Buch sehr flüssig - auch da, wo es eher ruhig zugeht, liest es sich ganz locker weg. Die Spannung baut sich von Anfang an auf, man merkt förmlich, dass etwas in der Luft liegt, dazu das abgelegene Haus auf der Insel, wo es schon mal eher neblig wird...

Die Charaktere sind alle so dargestellt, dass man sie quasi vor sich sieht. Dass manche etwas blass und ungreifbar wirken, ist so gewollt. Vor allem Leonie ist so jemand, die man die ganze Zeit als komisch empfindet. Man merkt, dass etwas mit ihr nicht stimmt, aber man kann nicht sagen, ob sie einfach mit ihrem Leben unzufrieden ist, vor etwas Angst hat oder ob mehr dahinter steckt.

Bis zu dem - ziemlich überraschenden Ende - hat mich das Buch gefesselt. Ich hatte einige Theorien, wer es gewesen sein könnte, aber da auch bis kurz vor Ende nicht ganz klar ist, wer in dieser Nacht gestorben ist und wer nicht, fehlt einem die Basis für Überlegungen. Das macht es noch reizvoller, finde ich. Auf den Täter/die Täterin (will ja hier nix verraten) wäre ich auch nicht gekommen - obwohl es eigentlich ziemlich naheliegend ist.

Fazit: Sehr zu empfehlen! Zumal ich bisher nichts herausgefunden habe, dass er Teil einer Reihe wäre... =)