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Veröffentlicht am 08.07.2017

nicht wirklich ein Thriller

DEMUT
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Harry Svensson hat lange genug als Reporter für eine Stockholmer Zeitung gearbeitet, um die verschiedenen schwedischen Promis zu kennen. Eines Tages findet er in einem Hotel in Malmö zufällig den Blues-Sänger ...

Harry Svensson hat lange genug als Reporter für eine Stockholmer Zeitung gearbeitet, um die verschiedenen schwedischen Promis zu kennen. Eines Tages findet er in einem Hotel in Malmö zufällig den Blues-Sänger Tommy Sandell tief schlafend neben einer toten Frau. Er findet das zwar eigenartig, aber wirklich auffällig kommt es ihm erst vor, als er kurz darauf in Göteborg über einen äußerst ähnlichen Fall stolpert. Sollte hier ein Serienmörder sein Unwesen treiben?

Das Buch liest sich sehr flüssig. Es erzählt die Geschehnisse aus der Sicht von Harry Svensson, was dazu führt, dass man ihn als Leser manchmal schütteln möchte, wenn er Alleingänge unternimmt. Nur ab und zu kommt ein Kapitel aus der Sicht des Mörders, über den man so mit der Zeit zwar einiges erfährt, von dem mir aber lange nicht klar war, wer er ist.

Harry Svensson ist als Person wie auch als Ermittler ein sehr angenehmer Zeitgenosse: Entspannt unterwegs arbeitet er dann, wenn ihm ein Thema auffällt, über das er schreiben möchte und hat so die Zeit, sich den Recherchen in diesem Fall zu kümmern. Beeindruckend fand ich, wie viel er dafür durch Schweden und bis nach Dänemark gefahren ist - wobei ich manchmal nicht sicher war, ob die Fahrzeiten so hinkommen können. Aber davon hängt bei dem Fall nichts ab, im Gegenteil: Das Buch spielt über einen längeren Zeitraum (mehrere Monate, fast ein Jahr).

Diese lange Zeitspanne führt meiner Meinung nach auch dazu, dass lange nicht wirklich Spannung aufkommt. Vom Stil her ist es fesselnd, es ist interessant, wie sich alles anlässt, aber wirklich Spannung aufgebaut hat sich erst in den letzten ca. 100-150 Seiten. Gerade, wo dieser Thriller 732 Seiten umfasst, ist das schon wenig. Durch die Kombination aus interessantem Thema und sympathischem, cleverem Ermittler hat mich das nicht ganz so sehr gestört, aber wenn man sich auf einen mitreißenden, packenden Thriller freut, kann "Demut" vermutlich auch eine Enttäuschung darstellen.

Vom Stil her würde ich Mats Olsson z.B. mit Håkan Nesser in eine Reihe stellen, dessen Bücher oft als "Roman" gekennzeichnet sind, was ihnen deutlich eher gerecht wird. Wesentlich dürfte hierzu beitragen, dass Olsson alle Figuren (ob Hauptcharaktere oder Nebenfiguren) und Schauplätze recht detailliert beschreibt. So kann man als Leser im Kopf wunderbar mitreisen - während der eigentliche Fall kaum ein Stück voran kommt. Wer Schweden und Dänemark mag, bekommt hier eine kleine Reise geboten - wobei ich auch da vermute, dass es Leser gibt, denen die Beschreibungen zu ausführlich sind.

Nichtsdestotrotz werde ich die Reihe weiter verfolgen (wobei ich aktuell noch keine Informationen zu einem zweiten Band finden konnte).

Fazit: Auch wenn "Demut" sich eher als Roman entpuppt hat, finde ich es gut und für Fans von Håkan Nesser u.ä. empfehlenswert. Allerdings sollte man sich nicht von dem Begriff "Thriller" leiten lassen.

---- Start einer Reihe -------

Veröffentlicht am 20.06.2017

Geheimnis um eine jüdische Sage

Papierjunge
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In Stockholm werden eine Erzieherin und zwei Jungen ermordet. Die Morde scheinen schon deshalb zusammenzuhängen, weil alle Opfer der jüdischen Salomon-Gemeinde angehören. Als dann auch noch die Schwester ...

In Stockholm werden eine Erzieherin und zwei Jungen ermordet. Die Morde scheinen schon deshalb zusammenzuhängen, weil alle Opfer der jüdischen Salomon-Gemeinde angehören. Als dann auch noch die Schwester des einen Jungen verschwindet, beginnt für das Team um Alex Recht und Fredrika Bergman ein Wettlauf gegen die Zeit - doch ihnen fehlt jeglicher Anhaltspunkt.
Währenddessen kämpft Eden Lundell mit einem Geist aus ihrer Vergangenheit, der sie eingeholt hat. Doch was will er von ihr?


Kristina Ohlsson knüpft mit dem "Papierjunge(n)" sowohl an "Himmelsschlüssel" als auch an "Sterntaler" an - spätestens hier lohnt es sich, die Vorgänger zu kennen, wobei beide Male grob skizziert wird, was vorher geschehen war. Man wird also nicht ganz im Dunkeln gelassen, aber wer genauere Informationen möchte, dem sei die Reihenfolge ans Herz gelegt. Wobei es hier um zwei Personen geht, die an den Ermittlungen beteiligt sind, der Fall an sich kann auch losgelöst gelesen werden.


Wie schon bei den Vorgängerbänden hat mich Kristina Ohlsson auch hier gefesselt. Immer, wenn ich das Buch weglegen wollte, musste ich mich regelrecht dazu zwingen. Die Kapitel sind nicht zu lang und die Perspektive wechselt immer wieder: Mal ist man bei Fredrika, dann bei Alex, dann beim Täter, dann wieder bei jemand ganz anderem... es ist immer gut erkennbar, wo man sich gerade befindet, aber so wird eben auch Spannung aufgebaut, indem man erst einige Kapitel später wieder in die Sichtweise einer bestimmten Person eintauchen kann. Das fand ich in diesem Fall vor allem an dem Punkt interessant, wo immer wieder eine zukünftige Handlung skizziert wurde, aber erst mal nicht klar war, um wen es geht, sondern nur, dass es furchtbar sein wird. Dabei wird eine falsche Fährte gelegt, der ich auch prompt aufgesessen bin. Mehr kann ich dazu aus spoilertechnischen Gründen nicht sagen...


Dabei arbeitet Kristina Ohlsson sehr eng am Fall, das Privatleben ihrer Hauptermittler spielt kaum eine Rolle - eigentlich nur dann, wenn es auch für den Fall relevant ist. So wird kaum Zeit für Nebenschauplätze "verschwendet", sondern selbst da, wo die Ermittlungen kaum voran kommen, bleibt man bei den Ermittlern und/oder den Betroffenen. Lediglich bei einer Figur hatte ich das Gefühl, dass sie ab ungefähr der Hälfte (oder etwas später) kaum noch vorkam, nämlich Peder. Wobei ich die (berechtigte) Hoffnung habe, dass er bei einem neuen Band der Reihe wieder auftauchen könnte.


Bei diesem Band empfand ich das Spannungslevel zwar nicht ganz so hoch wie bei den Vorgängerbänden, aber die Spannung war vorhanden und auch nicht gerade niedrig. Ich glaube, hier machte es einiges aus, dass die Taten erst in sehr kurzer Abfolge geschahen und dann aber auch bald aufhörten, so dass dann die Ermittlungen so richtig einsetzen konnten.


Fazit: Spannend, geheimnisvoll - wie man es von Kristina Ohlsson gewohnt ist.


Reihenfolge:
1. Aschenputtel
2. Tausendschön
3. Sterntaler
4. Himmelsschlüssel
5. Papierjunge

Veröffentlicht am 12.06.2017

Das Leben eben

Das Leben fällt, wohin es will
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Maries Leben besteht in erster Linie aus Party, Flirts, ihrem Nebenjob und netten Abenden mit ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Hanna. Doch eines Tages bietet ihre große Schwester Christine sie um ...

Maries Leben besteht in erster Linie aus Party, Flirts, ihrem Nebenjob und netten Abenden mit ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Hanna. Doch eines Tages bietet ihre große Schwester Christine sie um ein Gespräch, in dem sie ihr eröffnet, dass sie Krebs hat. Zudem bittet sie Marie, sich während der Chemo um ihre Kinder zu kümmern und sie in der familieneigenen Werft zu vertreten. Um die Kinder kümmert Marie sich gerne, doch um die Werft macht sie seit vielen Jahren eher einen Bogen - nicht zuletzt, weil sie mit Daniel Behnecke, der mit Christine die Werft leitet, so überhaupt nicht klarkommt.

Und wieder konnte ich einen Roman von Christine Hülsmann kaum aus der Hand legen! Der Roman liest sich einfach locker-leicht und so flüssig, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Dabei sind seine Themen nicht die einfachsten: es geht einmal um Christines Krebserkrankung und zum anderen darum, dass Marie ihren Platz im Leben findet. Doch wer den Stil von Petra Hülsmann kennt, weiß, dass das nicht zwingend mit schwerer Kost verbunden sein muss, sondern auch locker-spritzig daher kommen kann.

Dazu trägt schon Marie als Hauptfigur sehr viel bei, die eine quirlige junge Frau ist, die das Leben von der lockeren Seite sieht und zu ihrer Meinung steht, egal, wen sie vor sich hat. Dass sie sich damit nicht immer beliebt macht, weiß sie selbst. Ihr ist das auch nicht egal, aber sie lässt sich nicht verbiegen und das macht sie sympathisch. Gleichzeitig stellt sie ihren eigenen Spaß sofort hinten an, als ihre Schwester sie um ihre Unterstützung bei der Chemo bittet.

Wie alle anderen Charaktere des Romans hat auch Marie das Herz am rechten Fleck. Neben ihr fand ich Christine mit am eindrücklichsten, die lernen muss, dass Krebs haben heißt, nicht immer nur stark sein zu können bzw. dass die Stärke sich manchmal auch auf andere Arten zeigt, als man es bisher gewohnt war. Als Leser begleitet man sie durch eine schwierige Zeit mit Abgründen, deren Tiefe sie sich vermutlich selbst nicht hätte vorstellen können. Ich habe lange nicht mehr so mit Charakteren mitgelebt und mitgelitten wie mit Marie und Christine, deren Schicksal mir sehr unter die Haut ging.

Auch die übrigen Charaktere haben ihre Eigenheiten und Besonderheiten - und ein besonderer Charakter findet auch wieder seinen Auftritt: Knut, der Taxifahrer. Ich muss ja zugeben, dass ich auf ihn schon ein bisschen gewartet habe... Übrigens erfährt man als kleines Bonbon auch, wie es mit den Protagonisten aus den übrigen Romanen von Petra Hülsmann gerade so steht. Das fand ich sehr nett, irgendwie wirkt Hamburg auf die Art immer wie ein überschaubares Dorf, wo alle Fäden bei Knut zusammenlaufen.

"Das Leben fällt, wohin es will" ist ein toller Roman für den Sommer, der es schafft, eine schwere Thematik von einer leichten, undramatischen Seite anzugehen. Letzten Endes bleibt die Erkenntnis, dass man nicht alles in der Hand hat - aber aus dem, was man in der Hand hat, kann man schon so einiges machen.

Fazit: Ein toller locker-leichter, aber nicht seichter Roman - wie man es von Petra Hülsmann gewohnt ist. Klare Empfehlung!

Veröffentlicht am 09.05.2017

packender Krimi um das Geheimnis eines Dorfes

Im Wald
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In Ruppertshain, der Heimat von Oliver von Bodenstein, geht mitten in der Nach ein Wohnwagen in Flammen auf. Die einzige mögliche Zeugin macht einen komplett verwirrten Eindruck und ist als mögliche Täterin ...

In Ruppertshain, der Heimat von Oliver von Bodenstein, geht mitten in der Nach ein Wohnwagen in Flammen auf. Die einzige mögliche Zeugin macht einen komplett verwirrten Eindruck und ist als mögliche Täterin nicht auszuschließen. Kurz darauf wird eine alte Dame im Hospiz ermordet. Oliver von Bodenstein ermittelt mit seinem Team, muss aber feststellen, dass er zunehmend erschüttert ist, weil er viele der Involvierten seit seiner Kindheit kennt, angefangen bei dem zweiten Opfer. Doch hilft ihm sein Wissen? Oder wird er dadurch befangen?
Als sich herausstellt, dass all das mit Ereignissen zu tun hat, die 40 Jahre zurück liegen und bei denen Bodensteins damaliger bester Freund ums Leben kam, machen die Bewohner Ruppertshains dicht. Doch Pia Sander (geb. Kirchhoff), die die Ermittlungen übernommen hat, gibt nicht auf.

Nele Neuhaus hat hier einen Krimi abgeliefert, den ich verschlungen habe, den ich allerdings mit größeren Zwangspausen lesen musste. Hier zeichnete sich allerdings dieser Krimi durch seine große Einprägsamkeit aus, so dass ich trotz einer Vielzahl von Charakteren (was ja typisch für Nele Neuhaus ist) auch nach längerer Pause noch wusste, wer bisher wie an dem Fall beteiligt ist. Die Vielzahl der Charaktere und ihre Entwicklung ist es auch, wegen der ich nur empfehlen kann, die Krimis in der richtigen Reihenfolge zu lesen. So hat man gute Chancen, den Überblick zu behalten und findet sich in den Büchern oft besser zurecht.

Besonders spannend fand ich hier die Rolle Bodensteins, der zwar nicht direkt involviert ist, der aber dadurch, dass er schon seine Kindheit in Ruppertshain verbracht hat und so ziemlich alle Beteiligten oder zumindest ihre Familien kennt, sehr wichtig für die Ermittlungen ist. Abgesehen davon wird hier sehr deutlich, wie Dorfgemeinschaften funktionieren und wie schwer es selbst für die Polizei sein kann, eine solche Gemeinschaft ohne einen Insider zu knacken.

Der Krimi liest sich sehr flüssig und hat von Anfang an eine Grundspannung, die sich steigert. Nele Neuhaus versteht es, ihre Leser zu fesseln. Gleichzeitig tappte auch ich lange mit dem K11 im Dunkeln, denn obwohl Bodenstein die Freund- und Feindschaftsverhältnisse gut darlegen kann, kann er auch nicht sofort einen Täter benennen. So bleibt genug Raum für Theorien und Spekulationen - wie ich es von einem guten Krimi erwarte.

Am Ende gibt es allerdings eine Sache, bei der ich gespannt bin, wie es damit im 9. Band weitergeht. Es ist nicht direkt ein Cliffhanger, sondern eher eine Entwicklung im Team, die Fragen in Blick auf die Zukunft aufwirft und mich mit einer gewissen Spannung auf Band 9 warten lässt.

Fazit: Ein spannender Taunus-Krimi, den ich nur weiterempfehlen kann - zu der Empfehlung gehört für mich allerdings der oben schon gegebene Verweis auf die Reihenfolge.

Reihenfolge:
1. Eine unbeliebte Frau
2. Mordsfreunde
3. Tiefe Wunden
4. Schneewittchen muss sterben
5. Wer Sturm sät
6. Böser Wolf
7. Die Lebenden und die Toten
8. Im Wald

Veröffentlicht am 09.05.2017

Abschluss der Öland-Quadrologie

Inselgrab
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Es ist Sommer auf Öland, was heißt, dass die Insel mitten im Treiben der Hauptsaison steckt. Doch auf einmal passieren auf der Insel gruselige Dinge: Ein Wachmann wird erschossen aufgefunden, eine Hotelanlage ...

Es ist Sommer auf Öland, was heißt, dass die Insel mitten im Treiben der Hauptsaison steckt. Doch auf einmal passieren auf der Insel gruselige Dinge: Ein Wachmann wird erschossen aufgefunden, eine Hotelanlage hat verseuchtes Wasser in den Leitungen, ein Junge sieht ein Geisterschiff... Die Einheimischen versuchen, all das vor den Touristen geheim zu halten, um sich das Geschäft nicht zu verderben. Allerdings weiß niemand so wirklich, wo man bei der Suche nach dem Mörder anfangen sollte. Nur Gerlof hat eine Idee, wer zurück sein könnte, um eine alte Rechnung zu begleichen...

Auch dieser Band der Öland-Quadrologie arbeitet mit zwei Zeitschienen: dem Heute und einer in der Vergangenheit liegenden. Durch die in der Vergangenheit liegenden kann man als Leser auch relativ früh herausfinden, wer zurück sein könnte, wobei ich mir da eine Zeit lang nicht sicher war. Zumal es in dem Vergangenheitsstrang erst mal ein paar Irrwege gab, bei denen ich noch etwas über die schwedische Geschichte gelernt habe.

Das Buch liest sich zwar flüssig, hat manchmal aber auch ein bisschen mit Längen zu kämpfen. Diese sind jedoch da am schlimmsten, wo von der Hitze des schwedischen Sommers und der damit einhergehenden Lethargie die Rede ist. Es scheint ein bisschen, als wolle Johan Theorin einen an diesem Gefühl teilhaben lassen. Zum Glück sind diese Episoden recht kurz, da beide Stränge an sich eine Grundspannung haben und ich immer wissen wollte, wie es weitergeht und ob meine Vermutungen richtig sind.

Bei den Personen gibt es klare Sympathieträger wie Gerlof, aber auch Personen, die ich nicht zuordnen konnte und welche, die mir von Anfang an unsympathisch waren. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, dass die Figuren überzeichnet wären oder von ihrem Verhalten her direkt auf ihre Rolle innerhalb des Krimis zu schließen sein müsste.

Die Bücher der Öland-Quadrologie kann man zwar in der angegebenen Reihenfolge lesen, es gibt allerdings kaum Vorkommnisse, über die man in den Folgebänden Bescheid wissen müsste. Mit Gerlof hat die Reihe eine verbindende Figur, deren persönliche Situation zwar ab und zu eine Rolle spielt, aber so, dass man die wesentlichen Infos im entsprechenden Buch bekommt.

Fazit: Mit "Inselgrab" findet die Öland-Quadrologie zu einem würdigen Abschluss, den ich Fans von skandinavischen Krimis empfehlen kann.

Reihenfolge:
1. Öland
2. Nebelsturm
3. Blutstein
4. Inselgrab