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Veröffentlicht am 29.03.2017

Paris von seiner unromantischen Seite

Paris, du und ich
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Während eines Schüleraustauschs verliebt sich Emma in Alain - doch dieser muss natürlich nach ein paar Wochen zurück in seine Heimat Paris. Deshalb fasst Emma den Entschluss, ihn in den Herbstferien mit ...

Während eines Schüleraustauschs verliebt sich Emma in Alain - doch dieser muss natürlich nach ein paar Wochen zurück in seine Heimat Paris. Deshalb fasst Emma den Entschluss, ihn in den Herbstferien mit einem Treffen zu überraschen. Doch als sie vor seiner Tür steht, öffnet nicht Alain ihr, sondern seine Freundin Chloé. Emma ist am Boden zerstört, will ihre Niederlage aber auch nicht sofort zu Hause eingestehen und bleibt also erst mal in Paris in einem Hostel, wo sie sich ihrem Liebeskummer hingibt. Als sie nach ein paar Tagen das Hostel für einen Ausflug in die Stadt verlässt, lernt sie in einem Bistro Vincent kennen, der eigentlich mit seiner Freundin eine romantische Zeit in Paris verbringen wollte und kurz vor der Abreise von ihr sitzen gelassen wurde. Noch im Bistro fassen die Beiden einen Entschluss: Sie wollen Paris kennenlernen, aber bitte von seiner unromantischen Seite - eben auf ihre ganz eigene Art.

Adriana Popescu hat mit ihrem zweiten Jugendroman wieder ein locker-leicht zu lesendes Buch geschrieben, dass leider viel zu schnell zu Ende war. Die Seiten flogen nur so dahin, ich hab es nur ungern an die Seite gelegt. Dazu haben auch die Protagonisten beigetragen: Emma, der man ihre 16 Jahre zwar manchmal anmerkt, die dafür aber schon sehr selbständig ist und die mir einfach von Anfang an sympathisch war. Alain hingegen kam mir von Anfang an wie ein typischer Pariser Play Boy vor, für den Emma halt eine nette Abwechslung war. Dagegen ist Vincent erst mal ein lieber Kerl, der von seiner Ex ziemlich enttäuscht wurde und bei dem man direkt merkt, dass er und Emma ähnliche Vorstellungen von ihrer Zeit in Paris und vom Leben haben. Allerdings hat er seine Momente, in denen er ziemlich eigen ist und ich ihn dadurch auch ziemlich anstrengend fand. Dass er lange nicht darüber reden will, was los ist, macht die Sache nicht wirklich besser, aber da dieses Verhalten bei ihm nicht von Dauer ist, fand ich ihn ansonsten ziemlich nett.

Vom Grundthema her ahnt man, worauf das Buch hinausläuft, gleichzeitig schafft Adriana Popescu aber, dass es auch noch einige Überraschungen gibt. Abgesehen davon schafft sie es, Paris, Emma, Vincent und Co so lebendig vor einem erscheinen zu lassen, dass es einfach Spaß macht. Ich wäre gerne sofort nach Paris gefahren oder hätte zumindest ein paar französische Leckereien hier gehabt =)

Fazit: Nicht nur für Jugendliche ein Lesegenuss

Veröffentlicht am 29.03.2017

fesselnder Schwedenkrimi

Tausendschön
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An Mittsommer wird ein Mädchen vergewaltigt. 15 Jahre später sterben ein Pfarrerehepaar und mehrere andere Menschen unter eigenartigen Umständen, so dass die Polizei um Alex Recht und die schwangere Fredrika ...

An Mittsommer wird ein Mädchen vergewaltigt. 15 Jahre später sterben ein Pfarrerehepaar und mehrere andere Menschen unter eigenartigen Umständen, so dass die Polizei um Alex Recht und die schwangere Fredrika Bergman nach Hintergründen und möglichen Zusammenhängen sucht. Doch das ist nicht so einfach, weil wichtige Zeugen nicht auffindbar sind oder nicht kooperieren wollen. Und es sterben immer wieder Menschen...

Dieser Krimi hat einen großen Sog entwickelt, ich konnte ihn kaum weglegen. Dazu kommt, dass es jede Menge Puzzleteile gibt, bei denen man zwar mit den Ermittlern vieles ausprobiert, sich aber lange kein so richtiges Bild entwickelt und man immer viele Teile in der Hand hält, die man einfach nicht unterkriegt. Einige davon fügen sich auch erst ganz am Ende ins Bild - angefangen bei der Frage, welches Mädchen vergewaltigt wurde, bei der ich immer wieder aufs Glatteis geführt wurde. Die "richtige" Auflösung kommt dann auch erst ganz am Schluss, so dass die Spannung lange erhalten bleibt.

Was auch zur Spannung beiträgt ist, dass die Ermittler zwar ein Privatleben haben, dieses aber keine große Rolle spielt. Dabei geht es gerade bei Alex Recht und Fredrika Bergman auch zu Hause hoch her, wo man auch lange nur bedingt weiß, was los ist und bei Fredrika bis zum Ende nur bedingt klar ist, wo es hingeht. Dabei macht sie als Person durch die Schwangerschaft eine interessante Veränderung durch: Mitunter wirkt sie wie die Einzige im Team, die noch mitdenkt und überhaupt teamfähig ist. Sogar mit ihrem Kollegen Peder kommt sie klar, obwohl der wirklich schwierig ist. Und der neue Kollege Joar arbeitet zwar an sich gut, ist aber auch irgendwie komisch.

Fazit: Eine Reihe, die ich sehr gerne weiter verfolge und nur empfehlen kann!

Reihenfolge:

1. Aschenputtel

2. Tausendschön

3. Sterntaler

4. Himmelschlüssel

5. Papierjunge

Veröffentlicht am 29.03.2017

Spannung um eine stumme Autorin

Sterntaler
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Die Kinderbuchautorin Thea Aldrin hat seit Jahrzehnten kein Wort mehr gesprochen. Ihre Umwelt hat sich daran gewöhnt, zumal sie inzwischen in einem Pflegeheim lebt. Dort ist sie nach einigen schrecklichen ...

Die Kinderbuchautorin Thea Aldrin hat seit Jahrzehnten kein Wort mehr gesprochen. Ihre Umwelt hat sich daran gewöhnt, zumal sie inzwischen in einem Pflegeheim lebt. Dort ist sie nach einigen schrecklichen Ereignissen in ihrem Leben eingezogen und lebt seitdem recht zurückgezogen. Abgesehen davon, dass sie jeden Samstag einen Blumenstrauß bekommt, zu dem eine Karte gehört, auf der "Danke steht". Einmal hat eine Studentin sie besucht, doch kurz danach wurde sie ermordet und zwei Jahre später im Wald vergraben wieder gefunden - womit das Team um Alex Recht und Fredrika Bergman einen neuen Fall zu lösen haben. Doch es ist von Anfang an ein Fall, in dem es viele Verdächtige und Theorien gibt, so dass das Team kaum hinterher kommt. Als dann noch eine zweite Leiche und mit der Zeit eine dritte auftaucht, wird die Sache auf der einen Seite verzwickter, auf der anderen Seite werden manche Zusammenhänge mit den Identifizierungen der anderen Leichen erst wirklich deutlich.

Das war wieder ein Krimi von Kristina Ohlsson, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Langsam bekomme ich bei jedem weiteren Buch von ihr Angst, dass sie doch irgendwann mal nachlässt, aber bisher hat sie mich nicht enttäuscht. Dazu kommt, dass ihre Bücher sich eh schon sehr flüssig lesen, aber auch von Anfang an eine Grundspannung da ist, die sich steigert und die auch während der Recherchen und Ermittlungen nicht verloren geht.

Auch in "Sterntaler" spielt das Privatleben der Ermittler eine Rolle, insbesondere das von Fredrika, Peder und Alex, allerdings verwebt sich das so mit dem Fall, dass es nur bedingt als Privatleben auffällt. Es ist eher so, dass man merkt, wie schwierig es im Polizeialltag werden kann, Beruf und Privates zu trennen bzw. warum bestimmte Regelungen und Gesetze wichtig sind. Aus den Privatangelegenheiten ergibt sich letzten Endes auch ein Cliffhanger (finde ich zumindest), weil so einiges offen bleibt, was das Leben auf dem Revier durchaus beeinflussen könnte.

Es macht übrigens Sinn, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, gerade hier wurde auch auf die beiden Vorgänger Bezug genommen, was man zwar auch so verstehen kann, wo ich mir aber vorstellen könnte, dass es umgekehrt nach "Sterntaler" nur noch bedingt Spaß macht, "Aschenputtel" und "Tausendschön" zu lesen.

Fazit: Eine klare Empfehlung für alle Fans von skandinavischen Krimis - lasst euch nicht davon abschrecken, dass es eine Reihe ist!

Reihenfolge:

1. Aschenputtel

2. Tausendschön

3. Sterntaler

4. Himmelschlüssel

5. Papierjunge

Veröffentlicht am 29.03.2017

fesselndes 2-Generationen-Drama

Ein Bild von dir
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Sophie und Edouard Lefèvre leben in Frankreich während des Ersten Weltkriegs. Edouard kämpft auf der Seite Frankreichs, während Sophie zuhause die Familie beisammen hält und zusieht, dass alle irgendwie ...

Sophie und Edouard Lefèvre leben in Frankreich während des Ersten Weltkriegs. Edouard kämpft auf der Seite Frankreichs, während Sophie zuhause die Familie beisammen hält und zusieht, dass alle irgendwie über die Runden kommen. Da ihr Dorf stark vom Krieg betroffen ist und sich dort auch deutsche Soldaten einnisten, ist das gar nicht so einfach. Geblieben ist ihr von Edouard nur ein Gemälde, das er von ihr angefertigt hat. Da sie lange nichts von ihm gehört hat, durch die Soldaten in ihrem Dorf aber weiß, wie mit gefangenen französischen Soldaten umgegangen wird, ist sie bereit, dieses Bild dafür zu geben, etwas über Edouards Verbleib zu erfahren.

Etwa hundert Jahre später trauert Liv um ihren Mann David, der zwar schon vier Jahre tot ist, was aber nichts daran ändert, dass sie viel zu wenig Zeit mit ihm verbringen konnte und er generell viel zu früh gestorben ist. Geblieben ist ihr das gemeinsame Haus, das er designed hat und ein Gemälde, das er ihr einmal geschenkt hat. Doch durch Kriegswirren ist nicht mehr nachvollziehbar, wie das Gemälde in Davids Besitz gekommen ist und so sieht sich Liv auf einmal der Gefahr ausgesetzt, das Bild auch noch zu verlieren.

Jojo Moyes hat hier ein Werk geschaffen, das mich begeistert, fasziniert und zutiefst bewegt hat. Sie behandelt mit dem 1. Weltkrieg in Frankreich ein Thema, von dem ich bisher dachte, dass ich einiges darüber wusste, um dann mit diesem Buch zu merken, dass mein Wissen sich auf die einschlägig bekannten Themen aus dem Geschichtsunterricht beschränkte. In diesem Buch geht es darum, wie unterschiedlich die französische Bevölkerung überhaupt mit dem Thema 1. Weltkrieg konfrontiert war und wie mit inhaftierten französischen Soldaten und der Bevölkerung von Seiten der deutschen Besatzer umgegangen wurde. Auch das Thema im "Heute" war für mich ziemlich neu: Die Familie eines Künstlers kann versuchen, seine Gemälde, die im 1. oder 2. Weltkrieg auf oft kaum nachvollziehbare Weise den Besitzer gewechselt haben, mit Hilfe eines Anwalts zurückzuholen. Im Falle von Enteignungen ist dies eine Möglichkeit, wie Familien ihren Besitz auch nach Jahrzehnten noch wiederbekommen können, doch wurden nicht alle Bilder enteignet. Zumal oft eine lange Geschichte hinter dem Weg der Bilder zu ihren aktuellen Besitzern liegt.

Beide Protagonistinnen sind auf ihre Weise starke Frauen, die es in ihrer Zeit alles andere als leicht haben und sehen müssen, wie sie klarkommen. Doch beide haben das Herz am rechten Fleck und tun, was sie können und was getan werden muss - in Sophies Fall bezieht das auch ihre Familie und ihr Dorf mit ein. Während Sophie um kein Manöver den Deutschen gegenüber verlegen ist und ab und zu gebremst werden muss, kreist Liv zum Teil ziemlich um sich selbst, was ich zwischendurch ziemlich anstrengend fand. Wäre da nicht ihr Engagement ihrer obdachlosen Nachbarin gegenüber, hätte ich sie von Anfang an für eine ziemliche Egoistin gehalten. Allerdings merkt man auch ziemlich schnell, dass sie sich einfach an das klammert, was ihr von David noch geblieben ist - was man unter den gegebenen Umständen auch verstehen kann.

Das Buch liest sich sehr flüssig und spannend, ich wollte es nicht aus der Hand legen. Jojo Moyes hat es einfach raus, historische Sachverhalte in einen fesselnden Roman zu packen und mit der Gegenwart zu verbinden - und dabei Themen anzusprechen, die nicht in jedem Roman vorkommen. Ihre Bücher sind eigentlich nie einfach und lassen mich auch im Nachhinein lange nicht los und so ist es auch mit "Ein Bild von dir". Ich bewundere beide Frauen (Sophie noch mehr als Liv) für das, wofür sie stehen und was sie getan haben.

Fazit: Ein packender Roman über 2 Generationen, die "nur" über ein Bild miteinander verbunden sind, die aber jede mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat.

Reihenfolge:

1. Die Tage in Paris (Vorgeschichte)

2. Ein Bild von dir

Veröffentlicht am 29.03.2017

charmante Kurzgeschichte

Die Tage in Paris
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Sophie ist bei ihrem Verlobten Edouard Lefèvre, einem bekannten Maler, in Paris zu Gast. Als Mädchen vom Lande findet sie das Leben in der Großstadt spannend und aufregend, aber gleichzeitig ist das Leben ...

Sophie ist bei ihrem Verlobten Edouard Lefèvre, einem bekannten Maler, in Paris zu Gast. Als Mädchen vom Lande findet sie das Leben in der Großstadt spannend und aufregend, aber gleichzeitig ist das Leben als Verlobte eines zwar bekannten, aber nicht wohlhabenden Künstlers nicht nur eitel Sonnenschein. Ungefähr 100 Jahre später sind Liv und David auf Hochzeitsreise in Paris, nachdem sie ziemlich schnell geheiratet haben. Doch als sich für David ein paar lukrative Geschäfte in Paris ergeben, stellt Liv ihre Beziehung in Frage.

Beide Geschichten werden in "Ein Bild von dir" zusammengeführt, dieses Büchlein enthält die Vorgeschichte der beiden Paare, um die es in dem Buch eigentlich geht. Und wie man es von Jojo Moyes nicht anders gewohnt ist, hat man es mit starken Charakteren, einer spannenden Handlung und einem Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte zu tun. Beiden Paaren ist nur der Ort, an dem sie sich befinden, gemein, ansonsten könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Dennoch haben es beide auf ihre Art nicht leicht und müssen auf ihre eigene Art einen Weg finden, damit umzugehen.

Das eBook liest sich in einem Rutsch weg, es war viel zu schnell vorbei. Dabei hat es Witz und Charme und nicht die Gedrängtheit mancher Kurzgeschichten, in denen irgendwie alles seinen Platz finden muss. Wobei diese Geschichte den Vorteil hat, dass sie "nur" die Vorgeschichte ist und die eigentliche Entfaltung dann in "Ein Bild von dir" folgt, wobei auch das Schreiben einer Vorgeschichte schon eine Kunst sein kann.

Fazit: Für Fans von Jojo Moyes, die "Ein Bild von dir" lesen wollen oder schon gelesen haben sehr zu empfehlen.