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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2017

fesselnde Fortsetzung

Minus 18 Grad
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Ein Auto rast nach einer Verfolgungsjad im schwedischen Helsingborg ins Hafenbecken. An sich sieht alles nach einem Unfall aus, doch bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Fahrer schon länger tot ...

Ein Auto rast nach einer Verfolgungsjad im schwedischen Helsingborg ins Hafenbecken. An sich sieht alles nach einem Unfall aus, doch bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Fahrer schon länger tot war. Das Team um Fabian Risk tappt lange im Dunkeln - alle Theorien scheinen zu abwegig. Doch auch der beste Mörder macht irgendwann einen Fehler...

Parallel dazu gibt es im schwedisch-dänischen Grenzgebiet einige Fälle von Morden an Obdachlosen. Da diese oft nach Suizid aussehen und/oder Alkohol im Spiel ist, bleibt auch hier lange ein Rätsel, wer dahinter steckt.

Auch der dritte Band um Fabian Risk und sein Team war wieder spannend bis zur letzten Seite. Ich hatte viele Theorien, wer es warum gewesen sein könnte, aber letzten Endes traf keine zu. Stattdessen tauchten immer wieder neue Fragen auf, die zwar mit der Zeit beantwortet wurden, aber diese Antworten waren mitunter auch ziemlich waghalsig und erschreckend. Stefan Ahnhem gewährt hier Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele, von denen ich hoffe, dass sie wirklich Ausnahmeerscheinungen sind - und das bezieht sich auf beide Handlungsstränge. Nach einigen Geschehnissen musste ich einmal tief durchatmen, weil ich kaum glauben wollte, dass Menschen zu so etwas in der Lage sind.

Die Protagonisten haben alle ihr Päckchen zu tragen, allerdings wird in dieser Reihe das Private nur sehr am Rande behandelt. Familie Risk ist nach wie vor sehr fragil und entsprechend vorsichtig ist der Umgang miteinander. Fabian arbeitet viel, versucht aber, gerade zu seinem Sohn Theo nicht den Kontakt zu verlieren. Da dieser aber mitten in der Pubertät steckt und noch an so einigen Erlebnissen zu knabbern hat, ist das alles andere als einfach.

Der Roman liest sich sehr flüssig, ich hab ihn immer nur ungern aus der Hand gelegt. Die Spannung und Tempo werden ziemlich gut durchgehalten, so dass ich den Ermittlern irgendwann nur noch gewünscht habe, dass sie mal zum Durchatmen und nachdenken kommen.

Die Auflösungen fand ich plausibel, zum Teil auch überraschend, allerdings bleiben einige Stränge offen, inklusive einem kleinen Cliffhanger. Ich hoffe sehr, dass es darum im nächsten Band gehen wird, wobei das dann auch heftig und hässlich werden dürfte.

Fazit: Ein packender Thriller, der mich in einigen Punkten bisher nicht losgelassen hat.

Reihenfolge:
1. Und morgen du
2. Herzsammler
3. Minus 18°

Veröffentlicht am 05.03.2017

fesselnder Jugendroman

To all the boys I’ve loved before
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Lara Jean ist die Mittlere von drei Schwestern, wovon die Ältere gerade zum Studieren das Haus verlassen hat. Jetzt muss sie nicht nur damit klar kommen, dass sie jetzt das Vorbild für ihre kleine Schwester ...

Lara Jean ist die Mittlere von drei Schwestern, wovon die Ältere gerade zum Studieren das Haus verlassen hat. Jetzt muss sie nicht nur damit klar kommen, dass sie jetzt das Vorbild für ihre kleine Schwester ist (ihre Mutter ist schon lange gestorben), sondern erfährt auch noch, dass jemand ihre Liebesbriefe verschickt hat. Bei diesen Liebesbriefen handelt es sich nicht um "normale" Liebesbriefe, sondern um Briefe, die Lara Jean den Jungen geschrieben hat, in die sie einmal verliebt war, mit denen sie aber nie so wirklich zusammengekommen ist. Doch da einige von ihnen nie wirklich aus ihrem Leben verschwunden sind, sondern z.B. noch in ihre Schule gehen, steckt Lara Jean nun - zu allem anderen - noch in Erklärungsnot...

Lara Jean ist für eine Jugendliche (ca. 16/17 Jahre alt) schon recht reif. Sie hat zwar einige Punkte, in denen auch sie noch erwachsen werden muss, aber sie ist keine verzogene Teenie-Göre mit verqueren Ansichten, wie man sie aus manch anderen Jugendromanen kennt. Dazu kommt, dass sie und ihre Schwestern sich sehr nahe stehen, sich aber auch herrlich normal streiten können. So entsteht eine Familie, in die auch ich mich wunderbar eindenken konnte und die mir sehr sympathisch war.

Bei den beiden Jungs, die die wesentlichen Rollen in Lara Jeans Leben spielen, sah es da mit der Sympathie schon anders aus. Josh wirkt wie der Traumtyp einer Jugendlichen, aber an manchen Punkten wird er ziemlich zickig, was ich schon anstrengend fand. Peter dagegen ist der Mädchenschwarm, der gerade von der Beautyqueen des Jahrgangs verlassen wurde, als ihn Lara Jeans Brief erreicht. Er ist der Typ Junge, vor dem man Lara Jean gerne warnen möchte, bei dem man aber merkt, dass sie vielleicht auch ihre Erfahrungen machen muss und dass vielleicht auch er eine Chance verdient, dass sie ihn kennenlernt.

Das Buch liest sich sehr flüssig, die Seiten sind nur so dahingeflogen. Ich konnte richtig in das Buch eintauchen und auch ein ganzes Stück mit Lara Jean mitleben, mitleiden und mitlieben. Mit ihr tauschen würde ich zwar nicht unbedingt wollen, aber an vielen Stellen konnte ich gut nachvollziehen, wie es ihr geht und warum sie handelt, wie sie handelt.

Allerdings bin ich unsicher, ob dieses Buch wirklich eine Fortsetzung braucht oder ob es nicht bei dem Ende hätte bleiben können. Wobei ich auch feststellen muss, dass ich mich auf ein Wiedersehen mit Lara Jean und Co freue, aber die Messlatte liegt schon ziemlich hoch.

Fazit: Nicht nur für Jugendliche ein fesselnder Roman.

Reihenfolge:
1. To all the boy I've loved before
2. I still love you

Veröffentlicht am 05.03.2017

fesselnder zeitgeschichtlicher Roman

Sturmherz
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Das Verhältnis von Alexa Petri und ihrer Mutter Cornelia ist seit Alexas 11. Lebensjahr äußerst angespannt. Alexa hat darunter lange gelitten und sich inzwischen damit arrangiert. So lebt und arbeitet ...

Das Verhältnis von Alexa Petri und ihrer Mutter Cornelia ist seit Alexas 11. Lebensjahr äußerst angespannt. Alexa hat darunter lange gelitten und sich inzwischen damit arrangiert. So lebt und arbeitet sie schon seit einiger Zeit in Berlin, während ihre Mutter in Hamburg geblieben ist. Doch jetzt liegt ihre Mutter nach einem Schlaganfall im Koma und es muss ein Vormund bestimmt werden. Da es außer Alexa keine direkten Verwandten mehr gibt, möchte sie die Vormundschaft übernehmen - ohne, dass sie weiß, was eigentlich so wirklich der Wille ihrer Mutter gewesen wäre. Also durchforstet sie die Wohnung ihrer Mutter, in der Hoffnung, etwas wie eine Patientenverfügung zu finden - doch stattdessen stößt sie auf Fragmente der Vergangenheit ihrer Mutter. Wie ihre Mutter als junge Frau große Pläne hatte - und wie sie ein Opfer der Hamburger Sturmflut wurde.

Corina Bomann hat sich für dieses Buch ein interessantes Hintergrundthema ausgesucht, von dem ich bisher noch nicht viel gelesen habe: Die Hamburger Sturmflut 1962. Dieses Thema wird vor allem in den Rückblenden um Cornelias Vergangenheit ausführlich behandelt: Was es für die Hamburger Bevölkerung bedeutete und für Cornelia im Besonderen. Das ganze Szenario ist sehr anschaulich dargestellt, ich hatte zwischendurch Bilder von verzweifelten Menschen und reißenden Wassermassen vor Augen. Wobei Corina Bomann generell sehr anschaulich schreibt.

Auch die Figuren sind so beschrieben, dass man mit der Zeit meint, sie vom Wesen her zu kennen und mitunter überrascht ist, was für Züge außerdem in ihnen stecken und woher so manche Eigenart kommt. Gerade letzteres wird erst bei Cornelia und dann bei ihrer Mutter Stück für Stück aufgedeckt. Auch die Figuren, die eigentlich nur eine Nebenrolle spielen, sind mit Liebe zum Detail ausgearbeitet.

Die Handlung spielt zum Großteil im Hamburg der heutigen Zeit. Neben Rückblenden wird Cornelias Vergangenheit durch Alexas Recherchen Stück für Stück aufgedeckt. Cornelia ist mit großer Begeisterung dabei und findet endlich Antworten auf Fragen, die sie sich schon lange gestellt hat.

Nachdem ich bisher nur Bücher von Corina Bomann kannte, die sich mit größeren Zeitsprüngen befassten und über mehrere Generationen reichten, war ich gespannt, wie mir die Mutter-Tochter-Konstellation gefallen würde. Zusammen mit dem Thema "Hamburger Sturmflut" hat sie mich überzeugt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil es so fesselnd geschrieben ist und ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Wobei ich von den Rückblenden auch noch mehr hätte lesen können...

Fazit: Wie man es von Corina Bomann gewohnt ist: Interessante historische Hintergründe und eine fesselnde Geschichte in der heutigen Zeit.

Veröffentlicht am 15.01.2017

interessanter Roman auf Basis historischer Fakten

Über uns der Himmel, unter uns das Meer
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1946 machen sich 600 sogenannte "Kriegsbräute" mit einem Flugzeugträger auf den Weg nach England, wo sie ihre Ehemänner wiedersehen und bei ihnen bleiben werden. Dabei haben sie sie mitunter seit Jahren ...

1946 machen sich 600 sogenannte "Kriegsbräute" mit einem Flugzeugträger auf den Weg nach England, wo sie ihre Ehemänner wiedersehen und bei ihnen bleiben werden. Dabei haben sie sie mitunter seit Jahren nicht mehr gesehen und sich vor der Hochzeit kaum kennengelernt. So ist es für sie ein Aufbruch ins Ungewisse und für die meisten ein Abschied für immer von ihren Familien, da es damals sehr kostspielig und langwierig war, von Australien nach England zu kommen. Dennoch herrscht an Bord generell eine gute Stimmung - und das, obwohl neben den Frauen noch die "übliche Besatzung" von Soldaten und Maschinisten an Bord ist, die wegen der Frauen enger zusammenrutschen müssen. Abgesehen davon gelten sehr strikte Regeln, damit es möglichst zu keinen Kontakten zwischen Männern und Frauen kommt. Dem Kapitän, einem eingefleischten Junggesellen, ist die Beförderung der Frauen auf seinem Schiff nämlich eigentlich gar nicht recht.

Eine der Frauen ist Frances, die sich zusammen mit Jean, Avice und Margaret eine Kabine teilt. Die Frauen kommen aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen und haben die Reise mit sehr unterschiedlichen Gefühlen angetreten: Avice, Tochter aus besserem Haus, kann es kaum erwarten, ihren Joe zu sehen und früher als ihre ältere Schwester zu heiraten. Margaret ist schwanger und freut sich zwar auf ihren Ian und ihre bald kommende kleine Familie, doch oft nagt auch die Unsicherheit an ihr. Jean stammt aus sehr einfachen Verhältnissen, ist erst 16 und oft noch sehr kindlich. Und schließlich Frances hat im Krieg als Krankenschwester auf einem Kriegsschiff gearbeitet und ist sehr schweigsam und zurückgezogen. Wie zu erwarten, kommt es in dieser Kabine oft zu Spannungen, doch mit der Zeit entwickelt sich auch ein großes Gemeinschaftsgefühl.

Den Einstieg ins Buch fand ich etwas anstrengend, weil man zuerst eine ältere Dame kennenlernt, die mit ihrer Enkelin eine Indienreise unternimmt und dabei auf das Wrack der "Victoria" stößt. Man erfährt nicht, welche der vier Damen, die man nach einem Zeitsprung einzeln kennenlernt, es nun ist. Die vier Damen lernt man in ihrer jeweiligen australischen Heimat kennen und begleitet sie dann (ebenfalls einzeln) auf das Schiff, die "Victoria". Bis hierhin war die Erzählung zwar flüssig zu lesen, wirkte aber oft ein bisschen abgehakt. Das besserte sich, als das Schiff in See stach und die Frauen sich in einer Kabine finden, so dass ihre Erzählstränge zusammengeführt werden.

Die Geschichte liest sich weiterhin sehr flüssig. Durch Geschehnisse an Bord wird immer wieder Spannung aufgebaut, auch die Dramatik steigert sich immer wieder. Dafür, dass so viele Frauen an Bord sind, halten sich die Zickereien netterweise im Rahmen, wobei kein Charakter sich verbiegt. Die Geschichte gibt gut wieder, wie es bei einer so langen Überfahrt immer wieder zu besseren und anstrengenderen Zeiten zwischen den Kabinenbewohnerinnen und den Menschen auf dem Schiff kommt. Man begleitet die Männer und Frauen auf der letzten Fahrt der "Victoria", die anschließend verschrottet werden soll.

Jojo Moyes greift mit ihrem Roman ein Stück Geschichte auf, das mir bisher fremd war, das ich aber sehr spannend fand. Durch die verschiedenen Charaktere baut sie die verschiedenen Schicksale der Kriegsbräute ein - von denen, die unterwegs aus unterschiedlichen Gründen wieder zurückgeschickt werden über die, die in England nicht abgeholt werden und jene, die dort von ihrem Mann abgeholt werden und hoffen, glücklich zu werden. Im Nachhinein klingt das so, als könnte die Geschichte konstruiert wirken, aber das tut sie beim Lesen nicht. Die Charaktere zeigen viele Facetten, die durch die lange Zeit an Bord an ihnen zum Vorschein kommen. Mich hat die Geschichte sehr gefesselt, vom Stil wie vom Thema her.

Fazit: Ein interessanter und fesselnder Roman über eine Frauengruppe der Nachkriegszeit.

Veröffentlicht am 24.10.2016

berührendes Jugendbuch

Mein bester letzter Sommer
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Tessa war immer die Vorzeigetochter, bei der das Klavierspiel so perfekt war wie fast alles, was sie gemacht hat. Nebenbei hat sie noch auf den perfekten ersten Freund für den perfekten ersten Kuss gewartet ...

Tessa war immer die Vorzeigetochter, bei der das Klavierspiel so perfekt war wie fast alles, was sie gemacht hat. Nebenbei hat sie noch auf den perfekten ersten Freund für den perfekten ersten Kuss gewartet - um dann zu erfahren, dass sie für das Warten eigentlich gar keine Zeit mehr hat. Sie ist schwer krank und hat nur noch einige Wochen zu leben, was sie wütend macht und frustriert. Bis sie zufällig Oskar kennenlernt und sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Doch Oskar durchschaut sie und ihre Fassade und lädt sie ein, ihn auf einem Roadtrip durch Italien zu begleiten. Und so erlebt Tessa ihren letzten besten Sommer, voller Abenteuer, Emotionen und Zeit.

Ich habe das Buch aus privaten Gründen mehrfach für längere Zeit zur Seite legen müssen - und bin jedes Mal wieder super reingekommen. Allein das sagt schon viel über den Schreibstil und die Intensität der Geschichte aus, finde ich. Wenn ich das Buch dann wieder zur Hand genommen habe, fühlte es sich immer ein bisschen wie ein nach-Hause-kommen an - auch wenn ich immer wusste, dass es nur auf Zeit ist und das Ende ziemlich traurig werden würde. Darauf lässt schon der Titel schließen und ich kann nur empfehlen, bei der Lektüre Taschentücher in Reichweite zu haben. Ich habe mit den Figuren gelacht, geweint, gelitten, hätte aber auch Tessa und ihre Schwester gerne manchmal zur Rede gestellt. Und in der Haut von ihren Eltern hätte ich schon gar nicht stecken wollen...

Oskar tritt da als positiver Gegenpol in Tessas Leben, in den sie sich prompt verliebt. Sie versucht zwar, ihre Krankheit vor ihm zu verstecken, aber letzten Endes darf sie erfahren, dass er sie trotzdem liebt und auch an ihren Narben nichts abstoßendes findet. An solchen Punkten merkt man allerdings, dass Tessa eben auch ein Teenager ist, mit allen Unsicherheiten, die dazugehören.

Hat man einmal mit dem Buch angefangen, will man es nicht mehr aus der Hand legen - und will gleichzeitig doch nicht, dass es endet. Der Schreibstil von Anne Freytag in Verbindung mit dem Inhalt fesselt einen schon sehr, wobei eben der Inhalt bei mir auch zu einem Bedarf an Pausen geführt hat, den ich sonst nicht von mir kenne. Das klingt vielleicht widersprüchlich, ist es für mich aber nicht. Zumal manche Begebenheiten oder auch Sätze einfach auch mal sacken müssen.

Auch wenn "Mein bester letzter Sommer" in der Kategorie "Jugendbuch" zu finden ist, kann ich es Erwachsenen nur empfehlen. Es ist kein leichtes Thema, gerade auch mit Blick darauf, dass man vielleicht selbst Kinder hat, aber es ist trotzdem ein sehr sehr gutes Buch.

Fazit: Ich habe selten ein so lebensbejahendes Buch gelesen - absolut empfehlenswert!