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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2017

vielschichtiges Hörvergnügen

Wir können alles sein, Baby
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Julia Engelmann erzählt in ihren Poetry Slam-Texten viel aus ihrem Leben, ihren Gedanken. Davon, welche Erwartungen an sie gestellt werden, welche Träume und Pläne sie hat, aber auch, was diese Träume ...

Julia Engelmann erzählt in ihren Poetry Slam-Texten viel aus ihrem Leben, ihren Gedanken. Davon, welche Erwartungen an sie gestellt werden, welche Träume und Pläne sie hat, aber auch, was diese Träume und Pläne ins Wanken, manchmal sogar zu Fall bringt. Dass vielleicht manchmal mehr im Kopf passiert als in der Realität. Dass es aber oft nur ein bisschen Mut braucht, um Dinge anzugehen, im Großen wie im Kleinen, dass dieser Mut aber auch da schon nötig ist, wo man nach etlichen Jahren versuchen will, mal wieder einen Handstand zu machen.

Die Texte greifen den Titel "Wir können alles sein, Baby" in unterschiedlicher Weise auf. Mal bestätigen sie ihn, machen einem Mut, etwas zu verändern, aber mal machen sie auch deutlich, dass es manchmal auch unmöglich ist, alles zu sein, der Alltag und das Leben es aber (gefühlt oder tatsächlich) von einem verlangt. Dass es manchmal aber auch wichtig ist, sich zurückzulehnen und zu sehen, wo man steht, wer man ist und was man will, so dass man nicht in die Gefahr kommt, sich verbiegen zu lassen. Für meinen Geschmack sind allerdings in manchen Texten ein paar Phrasen zu viel. Vielleicht ist das ein Stilmittel (dafür kenne ich mich beim Slammen zu wenig aus), vielleicht bin ich da auch bei manchen Phrasen/Sätzen ein bisschen empfindlich, aber bei manchen Texten war es mir zu viel. Dafür gibt es andere Texte, die ich so unterschreiben würde und die ich bestimmt noch oft hören werde, so dass im Endeffekt eine gute Mischung entsteht. Abgesehen davon glaube ich, dass man die Texte in unterschiedlichen Lebenssituationen sehr unterschiedlich wahrnimmt oder wo einem beim wiederholten Hören unterschiedliche Sachen auffallen.

Es sind die Texte einer jungen Frau, die sich viele Gedanken über das Leben macht und diese auch mit der Welt teilt. Dabei merkt man auch, welche Texte ihr besonders nahe gehen, wo sie sich beim Lesen reinsteigert, manchmal fast atemlos spricht, fast rappt. Da die Texte sehr persönlich sind, ist es umso schöner, dass Julia Engelmann sie selber spricht, zumal ich so auch Lust bekommen habe, sie einmal bei einem Poetry Slam zu erleben.

Fazit: Ein Hörvergnügen, das ich mir noch öfter gönnen werde, weil ich merke, dass es noch viel bereithält.

Veröffentlicht am 29.03.2017

amüsante ChickLit

Pantoffel oder Held?
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Franzi muss feststellen, dass ihr Freund Fabian sie die Hälfte ihrer Beziehung über betrogen hat. Die Konsequenz ist klar: Ab sofort ist er die längste Zeit ihr Freund gewesen. Doch wo kriegt man in 10 ...

Franzi muss feststellen, dass ihr Freund Fabian sie die Hälfte ihrer Beziehung über betrogen hat. Die Konsequenz ist klar: Ab sofort ist er die längste Zeit ihr Freund gewesen. Doch wo kriegt man in 10 Wochen eine männliche Begleitung für die Hochzeit der eigenen Schwester her, die sich als Hochzeitstermin ausgerechnet Franzis Geburtstag ausgesucht hat? Praktischerweise arbeitet Franzi für eine Werbeagentur, die gerade eine Kampagne für DreamTeam, eine Online Partnerbörse, erstellt. Dabei geht es nicht nur um Übereinstimmungen in Fragebögen, sondern auch um genetische Kompatibilität. Und da Franzi Mitarbeiterrabatt bekommt, probiert sie es gleich mal aus. Aber leider ist die Sache mit der genetischen Kompatibilität doch nicht alles, so dass sie erst mal einige verrückte Dates ertragen muss...

Bei Jana Voosen weiß man, was man kriegt: Frauenbücher, die sich mindestens so flüssig lesen wie ein Caramell Macchiato und deren weibliche Hauptfiguren das Herz am rechten Fleck haben. Dazu noch ein paar Typen, mal ein bisschen skuriller, mal ein bisschen normaler und schon hat man ein paar schöne Lesestunden =) "Pantoffel oder Held" ist da keine Ausnahme und auch hier weiß man eigentlich recht schnell, auf was es hinausläuft, aber der Weg dahin ist so amüsant, dass man ihn nicht missen möchte. Dabei liest sich das Buch so gut, dass ich es kaum aus der Hand legen wollte.

Franzi war mir sofort sympathisch. Man merkt schnell, dass sie eigentlich schwer in Ordnung und eine tolle Frau ist, dass sie aber auch ihre Unsicherheiten hat. Dazu gehört vor allem, dass sie oft merkt, wenn etwas schief läuft oder sie jemand schlecht behandelt, sie aber oft den Mund nicht aufkriegt. Ein Problem, das ich durchaus kenne... Allerdings liegt hier auch ein Kritikpunkt: An manchen Stellen lässt Franzi sich dann doch sehr viel gefallen, wo ich mich gefragt hab, ob sie wirklich so verzweifelt ist oder ob sie doch ein bisschen den Sinn dafür verloren hat, was ok ist und was nicht.

Dazu kommt, dass ich das Prinzip der Partnerbörse schon zweifelhaft finde. Klar ist Franzi als Angestellte einer Werbeagentur erst mal nicht in der Position, das komplett in Frage stellen zu können, aber gleichzeitig sieht sie es als völlig normal an, dass ihr erzählt wird, mit wem sie Kinder haben sollte und bei wem es quasi "eigenes Risiko" ist, weil angeblich die Fehlgeburtenrate höher sein könnte. Natürlich gehört diese Partnerbörse zum Grundkonzept der Handlung, aber ich finde die Idee schon zweifelhaft und hab eigentlich immer ein bisschen darauf gewartet, dass Franzi auch darauf kommt. Ausgerechnet dieser Einwand kommt dann aber von Freds Seite... Das fand ich schade, hat aber umgekehrt dem Lesevergnügen, das wegen des Stils von Jana Voosen sehr hoch war, nicht wirklich einen Abbruch getan.

Fazit: Ein amüsantes Stück ChickLit, gut geeignet für einen Nachmittag auf der Couch

Veröffentlicht am 29.03.2017

Wer ist hier der/die Böse?

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
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Rachel pendelt jeden Morgen mit dem Zug nach London und am späten Nachmittag wieder nach Hause. Dabei bleibt der Zug fast jeden Tag an einer ähnlichen Stelle wegen eines Bahnsignals stehen. Rachel gehört ...

Rachel pendelt jeden Morgen mit dem Zug nach London und am späten Nachmittag wieder nach Hause. Dabei bleibt der Zug fast jeden Tag an einer ähnlichen Stelle wegen eines Bahnsignals stehen. Rachel gehört nicht unbedingt zu den Menschen, die im Zug lesen, dafür beobachtet sie ihre Umwelt und schaut viel aus dem Fenster. Durch das Bahnsignal sieht sie oft ein Paar, dem sie sich mit der Zeit so verbunden fühlt, dass sie ihnen fiktive Namen gibt und sich Hintergrundgeschichten zu ihnen und ihren Leben ausdenkt. Doch eines Tages beobachtet sie ausgerechnet an diesem Haus etwas Schockierendes - und einige Tage ist Jess, wie Rachel die Frau nennt, verschwunden. Rachel erschrickt und versteckt sich. Und als sie schließlich mit der Polizei redet, hält die sie für eine Lügnerin.

Das Buch ist international auf den Bestsellerlisten, weshalb meine Erwartungen recht hoch waren. Und leider wurden sie nicht wirklich erfüllt: Die Handlung ist zwar interessant und auch spannend, es gibt aber auch viele Momente, in denen Rachel, aber auch andere Protagonisten mir ziemlich auf die Nerven gingen und das Lesen sehr zäh wurde. Natürlich kann nicht alles glatt laufen, natürlich können Ermittler ätzend sein, natürlich können Protagonisten zögerlich sein oder noch zusätzliche Probleme haben, aber in der Summe kann das auch zuviel sein. Hätte es den Hype nicht gegeben, wäre das Buch vermutlich bei mir besser weggekommen, weil die Erwartungen nicht ganz so hoch gewesen wären.

Dabei ist der Plot mal etwas anderes, weshalb mich das Buch auch so angesprochen hat. Allerdings war es sehr unterschiedlich, wie gut ich mit dem Buch voran kam. Vom Stil her las sich das Buch sehr flüssig, es war mehr das Verhalten der Protagonisten, das mitunter dazu geführt hat, dass ich kaum Lust auf das Buch hatte oder nicht wirlich voran kam. Umgekehrt gab es auch Stellen, die so spannend waren, dass ich die Zeit vergessen habe. Auch habe ich mitgerätselt und hätte lange nicht sagen können, warum "Jess" verschwunden ist oder wer dahinter steckt.

Die Protagonisten haben jede und jeder ein ordentliches Päckchen zu tragen - auch wenn es zunächst nicht wirklich danach aussieht. Mit der Zeit erfährt man allerdings viel, was bei wem passiert ist, wer welche Verbindung zu wem hat,... Durch diese Informationen versteht man auch manches dann besser, was aber nicht heißt, dass man alles nachvollziehen kann.

Fazit: Ein spannendes Buch, das aber leider sehr gehyped wurde.

Veröffentlicht am 29.03.2017

Familienbande

Winter und Schokolade
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Magali, Colette und Jaqueline sind Schwestern von einer Familie, deren Wurzeln in Belgien liegen und die daher weiß, was gutes Essen ist. Allerdings leben die Schwestern sehr weit voneinander entfernt: ...

Magali, Colette und Jaqueline sind Schwestern von einer Familie, deren Wurzeln in Belgien liegen und die daher weiß, was gutes Essen ist. Allerdings leben die Schwestern sehr weit voneinander entfernt: Jaqueline lebt wieder in Brüssel, Colette lebt in Kalifornien und Magali ist in Pennsylvania in der Nähe ihres Vaters geblieben. Der Kontakt zu ihm ist sehr spärlich, weil er seit dem frühen Tod der Mutter sehr kauzig geworden ist und sich zurückgezogen hat. Umso überraschender kommt es für seine Töchter, als er alle drei zu Weihnachten zu sich bittet.

Dabei ist auch das Verhältnis der Schwestern untereinander nicht das Beste. Im Endeffekt leiden sie alle noch am Tod der Mutter, die gestorben ist, als sie noch Kinder waren. Gleichzeitig hat jede auch ihre eigenen Baustellen: Magali ist erfolgreiche Autorin von Kochbüchern und würde gerne einen Roman schreiben, Colettes Arbeitsvertrag an der Uni wurde wegen Umstrukturierungen nicht verlängert und Jaqueline ist zwar als klassische Sängerin erfolgreich, dafür klappt es mit der Familienplanung nicht, was auch ihre Beziehung belastet.

Das Buch liest sich sehr flüssig. Die ersten ca. 50 Seiten fand ich ein bisschen zäh, aber danach flogen die Seiten nur so dahin. In jedem Kapitel geht es um eine der Schwestern, bis diese im letzten Viertel des Buches an Weihnachten vereint sind und also keine eigenen Kapitel mehr nötig sind. Davor gibt es Verbindungen durch Telefonate, aber durch die unterschiedlichen Situationen ist es auch spannend zu lesen, was gerade bei wem passiert.

Die Schwestern sind sehr unterschiedlich, wobei das auch daher kommt, dass die Lebenssituationen sehr unterschiedlich sind: Magali ist verheiratet und hat zwei Kinder, Jaqueline hätte gerne Kinder und Colette ist gerade der Freund weggelaufen. Dazu kommen dann auch unterschiedliche Mentalitäten, in denen sie leben. Gleichzeitig merkt man auch Ähnlichkeiten und ähnliche Ansichten. Es ist ein spannender Familienroman, der viel darüber sagt, wie sich eine Familie entwickeln kann.

Bei den weiteren Protagonisten gab es allerdings einige, die ich ziemlich anstrengend fand, allen voran Wayne - aber bei ihm war das auch so gewollt. Es gab noch andere, aber da würde jede Erklärung einen Spoiler bedeuten, deshalb lasse ich es. Es gab einige Situationen, in denen ich gerade Magali gerne mal den Kopf zurecht gerückt hätte. Zum Glück taten das ab und zu andere.

Schön fand ich, dass nach jedem Kapitel, das von Magali, der Köchin der Familie, gehandelt hat, ein passendes, typisch belgisches Rezept vorgestellt wurde. Diese reichen von richtigen Pommes zu belgischer heißer Schokolade und anderen Leckereien - die man nach der Lektüre dieses Buches auch dringend haben möchte. Wenn das Buch eines ist, dann appetitanregend =)

Allerdings muss ich sagen, dass ich mit dem Ende noch ein bisschen hadere. Auf der einen Seite war es kurz und knapp, auf der anderen Seite war es mir fast zu knapp. Wenigstens 30 Seiten mehr hätten es dann doch sein können. Dafür, dass die Enthüllung ja auch angekündigt wurde, kommt sie und die Reaktion darauf dann sehr kurz.

Fazit: Ein schönes, appetitanregendes Buch für die Advents-/Weihnachtszeit, das ich nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 29.03.2017

spannende Vergangenheitsbewältigung

Die Engelmacherin (Ein Falck-Hedström-Krimi 8)
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Ebba und Mårten sind, nachdem sie ihren Sohn auf tragische Weise verloren haben, auf die Insel Valö gezogen. Ebba gehört das alte Ferienheim, das sie von ihren Eltern geerbt hat. Allerdings verbindet sich ...

Ebba und Mårten sind, nachdem sie ihren Sohn auf tragische Weise verloren haben, auf die Insel Valö gezogen. Ebba gehört das alte Ferienheim, das sie von ihren Eltern geerbt hat. Allerdings verbindet sich mit diesem Haus die tragische Geschichte von Ebbas Familie, die am Abend vor Ostersonntag in den 1970ern auf einmal spurlos vom Abendessen verschwunden ist. Die Polizei, die einen anonymen Hinweis bekam, fand damals nur die einjährige Ebba, die alleine im Esszimmer war, vom Rest der sechsköpfigen Familie fehlte jede Spur. Doch jetzt bedeutet dieses Haus für Ebba und Mårten einen Neuanfang - bis jemand gleich in der ersten Nacht, die sie auf der Insel verbringen, ein Feuer in ihrem Haus legt, dem sie beinahe zum Opfer fallen. Doch wer trachtet den beiden nach dem Leben? Und hängt das vielleicht noch mit dem Verschwinden von Ebbas Familie zusammen?

Ich bin ein sehr großer Fan der Krimis von Camilla Läckberg und habe mich gefreut, wieder ein paar Tage mit Erica Falck, Patrik Hedström und Co verbringen zu können. Das Buch liest sich gewohnt flüssig und von Anfang an spannend. Parallel wird in eingeschobenen kurzen Kapiteln die Geschichte von Dagmar erzählt, der Tochter der Engelmacherin von Valö. Es ist lange nicht klar, wie alles zusammenhängt, aber da Camilla Läckberg nicht zum ersten Mal mit diesem Konzept arbeitet, weiß man, dass es einen Zusammenhang geben muss.

Auch ich war in diesem Fall lange ratlos, was damals passiert ist und wer hinter dem aktuellen Anschlag auf Ebba und Mårten stecken könnte und warum. Dabei erwacht das Polizeirevier von Tanum trotz größter Sommerhitze zu Höchstform, selbst Gösta ist auf einmal richtig aktiv bei den Ermittlungen. Wobei ihm dieser Fall besonders am Herzen liegt, da es damals einer seiner ersten Fälle als junger Polizist war und es ihn wurmt, dass die Polizei kaum einen richtigen Hinweis fand. So ist er in diesem Fall tatsächlich der größte Experte für die Fakten und gleichzeitig so motiviert wie lange nicht. Da kann auch Mellberg diesmal nicht viel kaputt machen, zumal der sich viel lieber um die schwangere Paula kümmert. Damit ist dieses Mal Gösta der Charakter, der sich am meisten entwickelt und über den man wieder etwas mehr erfährt, während gerade Erica dieses Mal für einiges Kopfschütteln auf meiner Seite gesorgt hat.

Fazit: Gefühlt steigert sich Camilla Läckberg von Buch zu Buch... klare Empfehlung!

Bei dieser Reihe sollte man sich an die Reihenfolge halten, da die privaten Entwicklungen mitunter schon eine größere Rolle spielen:

1. Die Eisprinzessin schläft
2. Der Prediger von Fjällbacka
3. Die Töchter der Kälte
4. Die Totgesagten
5. Engel aus Eis
6. Meerjungfrau
7. Der Leuchtturmwärter
8. Die Engelmacherin
9. Die Schneelöwin