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Veröffentlicht am 29.03.2017

amüsanter Blick auf die bescheuerte Republik

Alle doof bis auf ich
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Dietmar Wischmeyer kennt man z.B. aus der Heute-Show (ZDF), wo er mit seinem "Logbuch der Bekloppten und Bescheuerten" immer wieder seine Sicht auf die aktuelle politische Lage und die darin involvierten ...

Dietmar Wischmeyer kennt man z.B. aus der Heute-Show (ZDF), wo er mit seinem "Logbuch der Bekloppten und Bescheuerten" immer wieder seine Sicht auf die aktuelle politische Lage und die darin involvierten Personen kundtut. In diese Richtung passt auch sein Buch "Alle doof bis auf ich. Die bescheuerte Republik", in dem er in vielen kurzen (2-3 Seiten) Kapiteln die verschiedenen alltäglichen Situationen oder Gegenstände unter die Lupe nimmt.

Dabei reichen seine Betrachtungen von Themen wie "Work Life Balance" über "Smoothies" zu "Der Tod". Mindestens mit einem Augenzwinkern, manchmal ziemlich böse, meistens mit einem ordentlichen Schuss Sarkasmus analysiert Wischmeyer die Vorgeschichte, den aktuellen Zustand und wohin das ganze in seinen Augen führen könnte. Dabei geizt er auch nicht mit Schimpfworten, wo es mir mitunter auch ein bisschen viel wurde. Da er auch oft dieselben Kraftausdrücke gebraucht, haben diese mit der Zeit gewisse Abnutzungserscheinungen. Klar gehört das zu seinem Stil, davon lebt auch sein Vortrag z.B. in der Heute-Show, aber bei einem Buch kann das auch schon mal übers Ziel hinausgehen.

Dabei teile ich grundsätzlich viele seiner Feststellungen, z.B., dass der Mensch dem Menschen oft die Butter auf dem Brot nicht gönnt und sich gerne auf bestimmten Fernsehsendern vorführen lässt, wie es auch schlimmer geht. Dass wir irgendwann die Saurier von morgen sein werden und es fraglich ist, ob und wer unsere Knochen finden wird. Dass die Sache mit dem Biosprit leider nicht bis zum Ende durchdacht wurde. Die Liste ließe sich hier noch lange fortsetzen. Wischmeyer analysiert pointiert, bitterböse, aber leider oft mit einem sehr wahren Kern. Amüsant sind seine Feststellungen außerdem noch, auch wenn ich eher schmunzeln als laut lachen musste.

Ich habe immer mal kleine Häppchen des Buches gelesen - wenn ich mehr am Stück gelesen habe, gingen die einzelnen Kapitel sehr ineinander über und das war mir dann doch zu schade drum.

Fazit: Für Fans von Heute-Show und Co sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 29.03.2017

spannende und interessante Einblicke

Der Adolf in mir
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Serdar Somunçu beschreibt in seinem Buch "Der Adolf in mir" wie seine Karriere begonnen hat: Mit der Idee, das eigentlich Undenkbare zu tun, nämlich, aus Adolf Hitlers "Mein Kampf" zu lesen und damit auf ...

Serdar Somunçu beschreibt in seinem Buch "Der Adolf in mir" wie seine Karriere begonnen hat: Mit der Idee, das eigentlich Undenkbare zu tun, nämlich, aus Adolf Hitlers "Mein Kampf" zu lesen und damit auf Tournee zu gehen. Was als Idee begann, entwickelte sich zu 1.500 Auftritten in sechs Jahren, bei denen von Auftritten vor begeistertem vollem Haus, gelangweilten Schülern, Bombendrohungen und Lesungen in ehemaligen KZs alles dabei war. Davon, was diese Lesungen mit Serdar Somunçu gemacht haben, mal ganz abgesehen.

In diesem Buch wird erklärt, wie die Idee entstand, wie Serdar Somunçu sich lange als Künstler durchschlagen musste und welche Erfahrungen er später dann auch mit privaten Fernsehsendern und ihren Comedyformaten gemacht hat. Interessant ist auch, welche Rolle Erlebnisse aus seiner Kindheit dabei spielen. Es ist eine faszinierende Entwicklung, die ja mit Adolf Hitler und später der Sportpalastrede zwar eine klare Richtung hat, sich aber auch weiter entwickelt bis hin zum Hassprediger "Hassias", als der Somunçu aktuell immer wieder auf Tour ist.

Das Buch liest sich sehr flüssig, manchmal amüsant, oft regt es auch zum Nachdenken an. Es sind spannende Einblicke in das Leben eines Kabarettisten, der seinen Platz in der Arbeitswelt finden muss, ihn sich erkämpft und dabei aber kaum absehen kann, wohin in das letztendlich bringen wird bzw. was das zwischendurch mit ihm machen wird. Somunçu beschreibt die Auswirkungen mitunter mit einem Augenzwinkern, bei seinen Alpträumen aber auch ganz nüchtern.

Fazit: Klare Empfehlung an alle, die Serdar Somunçu aus der Heute-Show und von seinen Auftritten her kennen und sich für den Menschen dahinter und seine Geschichte interessieren.

Veröffentlicht am 29.03.2017

guter skandinavisch-deutscher Krimi

Rotwild
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Ein Lehrer wird mit Pfeilen durchbohrt gefunden, seine Darstellung erinnert an frühchristliche Märtyrer - doch dann gibt es weitere Tote, die Kommissarin Ingrid Nyström und ihre Kollegin Stina Forss daran ...

Ein Lehrer wird mit Pfeilen durchbohrt gefunden, seine Darstellung erinnert an frühchristliche Märtyrer - doch dann gibt es weitere Tote, die Kommissarin Ingrid Nyström und ihre Kollegin Stina Forss daran zweifeln lassen, dass es sich wirklich um religiöse Ritualmorde handelt. Stattdessen befinden sie sich auf einmal in einem politischen Fall, in dem Stinas Verbindungen nach Deutschland noch von Vorteil sein können...

Irgendwie haben mir es die beiden ungleichen Ermittlerinnen angetan: Ingrid Nyström, die altgediente und erfahrene Kommissarin, die in diesem Fall nicht immer so ganz bei der Sache ist, weil sie private Probleme umtreiben - die aber nie Überhand nehmen. Daneben Stina Fors, die nach dem letzten Fall erst mal wieder auf Streife geschickt wurde, um Erfahrungen zu sammeln. Dabei fühlt sie sich in diesem Bereich komplett unterfordert und hat keine Lust darauf, sondern freut sich, als sie für den aktuellen Fall wieder ins Boot geholt wird. Der Fall an sich ist sehr lange sehr rätselhaft, ich hab lange nicht durchschaut, worum es eigentlich geht. Dabei ist die Lösung wirklich plausibel, auch wenn der letztendliche Schluss mich leider etwas unbefriedigt zurückgelassen hat. In einem Punkt war ich froh, dass es eine ausführliche Leseprobe gibt, aber was den eigentlichen Fall angeht fürchte ich, dass es nicht mal für eine Fortsetzung reichen wird.

Das Buch liest sich sehr flüssig, ich wollte immer wissen, wie es weitergeht und bin so mancher falschen Fährte aufgesessen. Das Ermittlerteam hat auch so seine Eigenheiten, steht aber nie so im Fokus, dass diese Überhand nehmen, sondern sie eher menschlich machen. Auch wenn ich von dem Ende nicht begeistert bin, werde ich die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen.

Fazit: Ein guter schwedisch-deutscher Krimi, den ich Fans des Genres nur empfehlen kann.

Reihenfolge:

1. Später Frost

2. Rotwild

3. Aus eisiger Tiefe

4. In stürmischer Nacht

Veröffentlicht am 29.03.2017

die große Liebe steht in den Sternen

Solange am Himmel Sterne stehen
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Rose McKenna lebt am Cape Cod, wo sie eine Familienbäckerei aufgebaut hat, die inzwischen ihre Enkelin führt. Besonders mag Rose den Abend, wenn die Sterne aufgehen und sie bei ihrem Anblick an ihre Familie ...

Rose McKenna lebt am Cape Cod, wo sie eine Familienbäckerei aufgebaut hat, die inzwischen ihre Enkelin führt. Besonders mag Rose den Abend, wenn die Sterne aufgehen und sie bei ihrem Anblick an ihre Familie und ihre Lieben denkt, die sie verloren hat. Doch sie spürt, dass sie von ihnen und ihrem Weg ans Cape erzählen muss, denn ihre Erinnerung lässt sie mehr und mehr im Stich - sie hat Alzheimer. Und ohne ihre Erzählung wird bald niemand mehr an das junge Paar denken, das sich damals im Jahr Dezember 1942 in Paris gefunden hat. Da aber ihre "guten" Tage immer weniger werden, gibt sie ihrer Enkelin Hope ein paar Stichworte und schickt sie nach Paris, um der Geschichte und ihren Protagonisten nachzugehen. Und was Hope erfährt, berührt sie sehr.

Die Geschichte wird nicht nur als "herzzerreißend" beschrieben, sie ist es auch. Man kennt ja inzwischen manche Liebesgeschichten, die ihren Ursprung in der Zeit des 2. Weltkriegs haben, aber selten hat mich eine so berührt wie diese. Kristin Harmel hat einen Stil, der nicht rührselig ist, einem die Geschichte und ihre Figuren aber trotzdem auf eine Art nahe bringt, dass man mit ihnen lebt, lacht und leidet. An sich hat sie viel ins Buch gebracht, aber es wurde mir an keiner Stelle zuviel. Stattdessen liest sich das Buch sehr flüssig, ich wollte es kaum aus der Hand legen.

Das lag auch an den Protagonistinnen, die zwar alle ihr Päckchen zu tragen haben, aber damit umzugehen wissen und zumindest versuchen, sich nicht unterkriegen zu lassen. So versinkt das Buch nicht von Anfang an in Depressionen, auch wenn es wirklich nicht gut aussieht. Doch Roses Zustand und ihr Versuch, ihre Geschichte zu erzählen, lenken Hope und ihre Tochter von ihren eigentlichen Problemen ab und gibt ihnen eine neue Aufgabe - die letzten Endes auch zur Lösung der eigenen Probleme beiträgt.

Fazit: Ein Buch, das zwar nicht immer leicht ist, aber trotzdem wunderschön und einem zeigt, dass es manchmal auch anders weitergeht. Klare Empfehlung!

Veröffentlicht am 29.03.2017

Ölands Geheimnisse

Blutstein
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Per Mörner hat ein Haus auf Öland geerbt und freut sich, nach seiner Scheidung und der schweren Erkrankung seiner Tochter einen Neuanfang machen zu können. Doch schon allein der Start auf Öland ist dramatisch, ...

Per Mörner hat ein Haus auf Öland geerbt und freut sich, nach seiner Scheidung und der schweren Erkrankung seiner Tochter einen Neuanfang machen zu können. Doch schon allein der Start auf Öland ist dramatisch, als sein Sohn fast von einem Auto überfahren wird. Der Fahrer stellt sich als sein Nachbar Max heraus, der mit seiner Frau Vendela immer wieder auf Öland lebt. Doch bei Per wird es nicht ruhiger: Als er seinen Vater abholen will, muss er feststellen, dass jemand dessen Haus angezündet hat und kann seinen Vater gerade noch retten. Doch die Frage bleibt: Wer trachtet Jerry Morner nach dem Leben? Und warum? Anlass bietet dessen Vergangenheit als Pornoproduzent genug, aber konkrete Verdächtige und Zusammenhänge findet Per kaum.

Währenddessen versinkt Vendela in der Welt der Elfen, die es auf Öland gibt und die schon in ihrer Kindheit viel für sie getan haben, von denen sie aber auch weiß, dass man genau sein muss in dem, was man sich wie wünscht.

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, da mich die beiden Vorgänger sehr begeistert haben. Leider sackt dieses Buch dagegen sehr ab. An vielen Stellen plätschert es so dahin, wo die Vorgänger gruselig und rätselhaft waren, fehlt ihr einiges oder findet höchstens in Momentaufnahmen statt. Das ist sehr schade, zumal auch der "Fall" immer wieder in den Hintergrund gedrängt wird und ich mich immer wieder daran erinnern musste, worum es eigentlich geht. Die Nebenhandlungen sind auch nicht uninteressant, aber sie rücken doch sehr in den Vordergrund. Dazu kommt, dass ich mich mehrfach gefragt habe, warum Per nicht die Polizei mehr einbezieht, sondern sich wieder und wieder selbst in Gefahr bringt... da hatte es dann schon was von schlechten Horrorfilmen, leider. Gegen Ende wurde es dann spannender, was auch daran lag, dass die Nebenstränge kaum vorkamen und auch mal wirklich was passierte, aber bis dahin war das Buch leider eher zäh.

Fazit: Leider kein Highlight der Öland-Quadrologie...

Reihenfolge:

1. Öland

2. Nebelsturm

3. Blutstein

4. Inselgrab