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Veröffentlicht am 31.05.2020

Wahnsinnsauftakt der Dilogie!

Ashes and Souls (Band 1) - Schwingen aus Rauch und Gold
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Monatelang schlavenzelten wir schon um dieses Buch herum – ausnahmsweise wirklich mal keine troph’sche Übertreibung. Keine Ahnung, warum wir nicht zugriffen. Einfach keine Ahnung, aber zum Glück kam dieser ...

Monatelang schlavenzelten wir schon um dieses Buch herum – ausnahmsweise wirklich mal keine troph’sche Übertreibung. Keine Ahnung, warum wir nicht zugriffen. Einfach keine Ahnung, aber zum Glück kam dieser Moment dann doch endlich bei unserem ersten „After-Shotdowm-Bucheinkauf“. Voller Stolz lag nun diese Schönheit (jaaaaa, ganz großer Coverliebe) in unserem Körbchen und lachte uns an.

Der Klappentext preist mit folgenden Highlights diesen Auftakt der Dilogie an. Da wären zum Einen die recht ungewöhnliche Location Prag, an sich schon sehr vielversprechend. Des Weiteren die Gabe der Protagonistin, die für uns so auch noch nicht da gewesen war. Sie sieht Menschen, welche bald sterben werden ohne Farbe – als Graue. Und zum Anderen wird von einem seit 12 Jahren bestehenden Ungleichgewicht gesprochen. Ein schlauer Zug der Klappentextautoren oder wahrlich ein Werk mit ganz besonderen Aussichten?

Ein Werk mit ganz besonderen Aussichten, ja. Anfangs lernt man die liebe Protagonistin Mila kennen und macht sich ohne große Umschweife direkt auf den Weg in die Hauptstadt Tschechiens. Ava Reed fackelt nicht lange und stürzt uns direkt ins Abenteuer. Nicht jedoch ohne Tiefe. Sofort lernen wir die Gründe des Gleichgewichts zwischen Licht und Schatten und Gut und Böse kennen. Es verschwimmt umgehend die eigene Sicht darauf. Bedeutet nun Schatten gleich böse? Und ist Licht gleich gut? Auf all diese Punkte des Klappentextes wird innerhalb kürzester Zeit eingegangen und man fühlt sich nie abgehangen. Die Autorin schafft es wird innerhalb weniger Seiten einen wahnsinnigen Spannungsbogen aufzubauen.

Viel wird geschrieben über Autoren, die ihre Charaktere perfekt zeichnen. Oft haben wir das auch schon bei anderen Werken ins Feld geführt. Aber nun ja, man lernt nie aus… Die Personen in diesem Buch, sind perfekt genau so wie sie sind. Vielschichtig, mysteriös, im perfekten Maße liebens- und auch hassenswert. An den richtigen Stellen witzig, nachdenklich, ängstlich, wütend und liebenswert. Ein neuer Maßstab wurde gesetzt, was diese Kategorie betrifft.

Natürlich geht es um Mila, ihre neu entdeckte Fähigkeit und ihre Geschichte, die Vergangenheit zu verstehen. Allerdings greifen Asher und Triel sofort ins Geschehen ein und zeigen nicht nur die nachdenkliche, neugierige Protagonistin, sondern auch das Leben in der anderen Sphäre. Das Thema von „Gut und Böse“ wird direkt wieder aufgegriffen und sorgt dafür, dass man sich sofort auf eine Seite (wir verraten natürlich nicht welche) schlägt. Besonders haben wir in diesem Werk auch die Nebendarsteller lieben gelernt. Diese überzeugen ebenfalls durch ihre unaufdringliche, aber omnipräsente Art. Natürlich ist aus „jeder Kategorie“ jemand dabei. Witzig, schusselig, mitfühlend, aber auch arrogant, brutal und bösartig. Liebe Leser, ihr merkt, es gab da so einige Personen. Im Übrigen wurden wir in diesem Roman Fans von nicht zu kategorisierenden „Haustieren“. In Mim und Pan waren wir auf Anhieb schockverliebt und freuen uns einfach darauf, im nächsten Teil sabbernde Zeit mit ihnen zu verbringen. Denn für Monster, die keine sind, haben wir einfach ein großes Herz.

Zum Schreibstil von Ava Reed müssen wir uns an dieser Stelle auch noch auslassen. Wie bereits oben erwähnt, wird dieser Roman nie langweilig. Jeder Satz, fast jedes Wort macht hier einfach Sinn. Obwohl wir die Geschichte von einem personalen Erzähler geschildert bekommen, eröffnet die Autorin uns als Leser die Gefühlswelt der Protagonistin in wunderbarer Form, die nicht kitschig wird. Der Perspektivenwechsel ist auch mehr als gelungen, da man sich direkt in die beschriebene Person hineinversetzen kann.

Die Autorin hat etwas gemacht, was nicht viele Autoren bereit sind zu tun geschweige denn stilistisch umsetzen können. Sie hat mit unseren eigenen, christlich verwurzelten Moralvorstellungen gespielt. Licht ist nicht immer Gut und das Dunkel ist nicht immer Böse. Es war faszinierend seinen eigenen Wandel mit zu erleben und wie sich seine eigenen Vorstellungen wandelten. Der Geniestreich darin lag wohl darin, dass dieser Wandel so logisch und nachvollziehbar war. Etwas, was nicht jeder geschafft hätte und woran wohl schon viele Autoren gescheitert sind. Doch nicht Ava Reed.

Dies, liebe Apos, waren die treffendsten Worte, die man zum Abschluss finden konnte. Wer eine Fantasy-Dilogie sucht, die nicht nur vor sich hinplätschert und die nicht einfach nur seichte Unterhaltung bietet, der sollte hier sofort zugreifen und abtauchen.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Empfehlenswerte Fortsetzung

Das Kind in mir will achtsam morden
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Fast zwei Monate ist es her, dass Apos und Troph zusammen mit einem renommierten Journalisten in einem Café saßen und brav Fragen beantworten. Der große Erfolg von "Achtsam morden" und wahrscheinlich viele ...

Fast zwei Monate ist es her, dass Apos und Troph zusammen mit einem renommierten Journalisten in einem Café saßen und brav Fragen beantworten. Der große Erfolg von "Achtsam morden" und wahrscheinlich viele weitere tolle Ideen, veranlasste den Autor ein weiteres Buch zu verfassen. Und so kommt es, dass die zwei erneut Kaffee schlürfend einem Journalisten gegenüber sitzen und begierig auf seine Fragen warten. Diesmal jedoch das Gesicht in die Sonne streckend - der große Vorteil eines Maibuches.

J: Danke, dass ihr es wieder einrichten konntet. Hättet ihr gedacht, dass wir uns zu diesem Thema so schnell wieder sehen?

T: Ganz und gar nicht! Welch überraschende und freudige Begegnung!

J: Der erste Teil schien in sich eine abgeschlossene Geschichte. Hattet ihr dennoch bestimmte Erwartungen was die Handlung betrifft?

T: So gar nicht. Meine einzige Hoffnung war, dass ich genauso schmunzeln muss und dieses Werk ebenfalls verschlinge.

A: Dem stimme ich zu. Bezogen auf die Handlung hatte ich keinerlei Vorstellungen, aber dennoch die Hoffnung, dass es genauso unterhaltsam und absurd wie der erste Teil ist.

J: Und was sagt ihr? Wurden diese Erwartungen erfüllt?

T: Was das Schmunzeln und Verschlingen betrifft: absolut ja!

A: Und absurd war es diesmal auch. Definitiv Erwartung erfüllt.

J: Beim letzten Mal habe ich euch gefragt, welche Personen außer dem Protagonisten ihr besonders mochtet. Welche waren es diesmal oder sind es sogar dieselben?

T: Ich habe eine Hassliebe zu Björns Frau entwickelt, muss ich gestehen. War sie doch wirklich die ganzen zwei Bände über eine ultimativ unsympathische Person, hat sie es durch eine Brandrede am Ende geschafft, mich sehr glücklich und zufrieden zurückzulassen. Den wahren Charakter einer Person entdeckt man scheinbar wirklich immer in Ausnahmesituationen.

A: Sascha, der Kindergartenleiter, hat sich in diesem Teil zu meinem absolutem Liebling gemausert. Er hatte im ersten Teil schon seine Momente, aber war dennoch recht unauffällig. Aber hier hat er durch trockenen Humor und absoluten unsinnige Ideen brilliert. Ein Hochgenuss für alle Zyniker.

J: Nun geht es in diesem Buch ja offensichtlich um die Beschäftigung mit dem inneren Kind. Konntet ihr da etwas für euch mitnehmen?

T: Na klar doch! Das innere Kind erleichtert es, alle noch so sinnlosen Entscheidungen zu legitimieren! Kindisches oder auch kindliches Verhalten wird damit absolut gesellschaftstauglich.

A: Und wir haben von nun an stets eine Ausrede für unser irrationales Verhalten parat. Wer vermag unsere Handlungen schon negativ zu beurteilen, wenn wir es auf unser gekränktes, mit emotionalen Hämatomen übersätes, inneres Kind schieben. Das würde niemand wagen.

J: Ihr habt mir beim letzten Mal von vielen lustigen Szenen erzählt. Ich erinnere da gern an einen Kofferraum und ein Thermometer. Konnte das Buch damit wieder aufwarten?

T: Tatsächlich konnte es das. Ein großes Thema in diesem Buch war der Klimawandel und der damit unmittelbar zusammenhängende Konsum von "Fruchtquetschies" von Kindern. Karsten Dusse hat das Unmögliche geschafft und diese beiden Dinge verknüpft. Ein absolutes Highlight.

A: Wenn wir schon beim Klimawandel sind, darf eine Szene auch nicht unbeachtet bleiben. Der Elternbeirat des Kindergartens tagt und es werden auf eine sehr amüsante Art und Weise Vorschläge zur Klimarettung unterbreitet. Ein Highlight!

J: Was bleibt euch aus diesem Buch nachhaltig im Gedächtnis?

T: Oh Nachhaltigkeit ist wirklich ein großes Thema, gerade im Bezug auf dieses Werk. Ich möchte gerne auf meine Antwort von oben verweisen. Im Übrigen bleibt hängen, dass man sich mit seinen Eigenarten vielleicht einfach akzeptiert und die Achtsamkeit und das innere Kind nicht totanalysieren sollte.

A: Ich werde mich immer wieder an dieses Buch zurück erinnern, wenn mein Blick auf Fruchtquetschies fällt und die Erinnerung wird mich zum Schmunzeln bringen.

J: Zu allerletzt. Würdet ihr dieses Buch weiterempfehlen?

T: Aber so was von! Jeder, der etwas kurzweiliges zum Lachen sucht, sollte losziehen und das Werk lesen!

A: Und vor allen diejenigen, die das erste Buch gelesen haben, sollten auch zu diesem Werk greifen. Es rundet alles sehr stimmig ab!

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Wundervolles Werk, um Fernweh verschwinden zu lassen

Denn das Leben ist eine Reise
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Die Geschichte selbst funktioniert genauso, wie der Klappentext verspricht. Wir reisen mit Aimée und Len zum Glück ganz weit weg von ihrem Ehemann Per. Er schafft es wirklich innerhalb der ersten 50 Seiten ...

Die Geschichte selbst funktioniert genauso, wie der Klappentext verspricht. Wir reisen mit Aimée und Len zum Glück ganz weit weg von ihrem Ehemann Per. Er schafft es wirklich innerhalb der ersten 50 Seiten so unfassbar unsympathisch zu werden. Nicht nur, dass er Len nicht akzeptiert – nein ihm wäre es sogar ganz recht, würde er gar nicht existieren. Die Tatsache, dass Aimée zunächst trotzdem bleibt, kann man erstmal nicht ganz nachvollziehen, feiert aber den Schritt von ihr zu verschwinden. Der Anlass der Reise nach St. Ives ist zwar kein Schöner, aber sobald man mit den beiden im Bulli sitzt, wird man tatsächlich schon glücklich. Man spürt die neu gewonnene Freiheit einfach sofort. Dafür kann man Hanna Miller einfach nur ein großes Lob aussprechen. Jede Seite, die man mit Aimée, Len und den anderen Figuren in Cornwall verbringen darf ist ein Geschenk.

Ein Geschenk des wunderbar lockeren, trotzdem tiefgründigen Schreibstils der Autorin. Sie spielt hervorragend mit dem Bild des Meeres, der damit verbundenen Freiheit und Abgründen. Dieses Bild wird wirklich hervorragend mit dem gesamten Leben der Protagonistin verknüpft. Man spürt förmlich die Wellen, die Aimée immer wieder mitreißen, sowohl in die Höhe als auch in die Tiefe. Besonders die Rückblenden auf ihr gesamtes Leben helfen dabei sie zu verstehen und sie wirklich lieben zu lernen. Hanna Miller entwickelt Aimée wirklich von Seite zu Seite weiter und schafft es bis zum Schluss eine mutige, taffe Frau zu zeichnen, die sich gefunden hat.

Auch die Geschichten am Rande rahmen das Werk wirklich hervorragend ein. Jeder Charakter wird manchmal kurz, manchmal länger, aber immer konsequent gezeichnet. Man lernt ihre Mutter kennen und (teilweise) verstehen. Man liebt Len einfach mit jeder seiner Eigenarten. Genauso die Bewohner von St. Ives, die Aimée und ihre Familie einfach bedingungslos sofort aufnehmen. Wer immer etwas undurchsichtig bleibt ist Aimées alter Freund Daniel. So richtig schlau wird man aus ihm über den gesamten Lesezeitraum nicht, weiß aber seine liebevolle und hilfsbreite Art zu schätzen.

Alles in allem würde ich dieses Werk jedem weiterempfehlen, der gerade Fernweh hat. Mit diesem Buch auf dem Balkon wird man nach Cornwall entführt und wünscht sich, genauso wie Aimée, einfach dortbleiben zu können. Dieses Buch hat mich nicht enttäuscht. Ich habe geschmunzelt, den Kopf geschüttelt, war fassungslos und glücklich. Ein rundum gelungenes Werk!

Danke, liebe Hanna Miller, für diese Momente.

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Veröffentlicht am 31.03.2020

Ein skurriles Werk - mal anders rezensiert

Achtsam morden
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Die Schizothekare sitzen zusammen in einem Café mit einem renommierten Journalisten, seines Zeichens für den Feuilleton einer angesehen Großstadtzeitung zuständig und begierig Informationen für seinen ...

Die Schizothekare sitzen zusammen in einem Café mit einem renommierten Journalisten, seines Zeichens für den Feuilleton einer angesehen Großstadtzeitung zuständig und begierig Informationen für seinen längst überfälligen Artikel zu sammeln. Nebst einem Vanillemacchiato und einem heißem Moccha schmücken Brownies und Cheesecake den Tisch und runden die Situation kulinarisch ab. Schmatzend und schlürfend werden Fragen beantwortet. Das Leben ist manchmal hart.



J: Zu allererst würde ich gerne wissen, wie ihr darauf kamt "Achtsam Morden" von Karsten Busse zu lesen. Erzählt mal.

T: Naja, es lag auf einem der ersten Stapel, den wir in unserer Lieblingsbuchhandlung sahen und der Klappentext klang witzig.

A: Und wir sind Opfer unserer Zwänge. Das Cover und der Titel haben es geschafft unsere Aufmerksamkeit zu erregen, somit hatte der Klappentext auch eine Chance gelesen zu werden.

J: Nun seid ihr ja echt begeistert, sagt mal beispielhaft, was die Geschichte so für euch ausmachte.

T: Puuuuh, ich glaube, für mich war es absolut die sarkastische Darstellung der Achtsamkeitsregeln. Das Ganze eingebettet in eine "Mafiageschichte" - besser geht eigentlich nicht.

A: Ja, der Humor war schon teilweise sehr schwarz. Ab und an sogar nur sehr unterschwellig. Und es gefiel, dass es kein Krimi im klassischen Sinne war - ich meine wer hier für das achtsame morden zuständig war, war von Anfang an klar.

J: Welche Stelle ist euch denn besonders im Gedächtnis geblieben, bei der ihr herzhaft losgelacht habt?

T: Am Allermeisten und Lautesten habe ich beim Entdecken der Leiche im Kofferraum via Thermometer gelacht. So absurd und trotzdem irgendwie logisch. Da musste ich wirklich den Kaffee ausspucken vor Lachen.

A: Ich glaube eine richtige Stelle kann ich gar nicht so richtig hervorheben. Immer wieder für ein Grinsen hat die ganz eigene und damit komplett ins Absurde schweifende Auslegung der Achtsamkeitsregeln geführt. Ein Juwel.

J: Gab es denn auch was Ekliges ?

A: Ohne Spoilern zu wollen, aber ein abgetrennter Ringfinger, der von einem Raben stibitz wird, ist schon recht makaber.

T: Genauso wie eine vor sich hin gammelnde, entleerte Leiche im Kofferraum.

J: Welche Person außer dem Protagonisten habt ihr besonders lieb gewonnen? Gab es so jemanden?

A: Spontan fällt mir eine absolute Randfigur ein. Eine intellektuell recht bedürftige Referendarin, die BGH Urteil mit Textmarkern ausgemalt hat. Kein Tiefgang oder ähnliches, aber doch sehr unterhaltsam.

T: Ich habe den etwas trotteligen Kommissar ins Herz geschlossen. Er hat die richtige Spur, wird aber ausgebremst von seiner Gier nach einem Kitaplatz. Das war zu gut.

J: Habt ihr denn irgendetwas aus dem Buch gelernt? Immerhin geht es um Achtsamkeit.

A: Es geht darum wie wir Achtsamkeitsgebote nutzen können um Morde vor uns selbst zu rechtfertigen. Ist das eine ernst gemeinte Frage?

T: Najaaaa, also ich hab definitiv gelernt, dass man eindeutig auch zu achtsam sein kann. Es ist wohl besser, einfach mal nicht zu oft zu denken.

J: Und für euch selbst? Gab es irgendetwas, was ihr nun verinnerlicht habt?

A: Ich verweise auf meine vorherige Antwort.

T: Ich werde sicherlich niemals ein Achtsamkeitstraining besuchen.

J: Waren denn die Handlungen von dem Protagonisten eigentlich immer nachvollziehbar für euch?

T: Immer ist wirklich sehr pauschal. Sagen wir: unter Beachtung der vorgestellten Achtsamkeitsregeln: Ja.

A: Und unter Beachtung der jeweiligen Verdrehung dieser Regeln - von mir auch ein klares Ja.

J: Nennt mir drei Wörter, die die Stimmung des Werkes beschreiben.

A: Witzig, absurd & achtsma.

T: Positiv, sonnig & entspannt.

J: Ist es ein Werk, was nachhaltig bei euch im Gedächtnis bleibt oder ist der Gedanke nach kurzer Zeit wieder verhallt?

T: Oh, es bleibt wirklich nachhaltig im Gedächtnis - wann hat man schonmal einen mordenden, gut gelaunten, stinknormalen Mafiaanwalt als Protagonisten?!

A: Man muss tatsächlich öfters daran denken. Und meist zaubert es auch ein Lächeln auf die Lippen.

J: Und nun? Würdet ihr weitere Werke dieser Art lesen?

A: Logisch.

T: Eindeutig: Ja. Ohne wenn und aber.

J: Zu guter Letzt nun - würdet ihr das Werk weiterempfehlen? Wenn es bei euch Sterne gäbe, wie viele würde es bekommen?

T: Absolute Weiterempfehlung. Wer ein kurzweiliges, sarkastisches Werk sucht, der sollte definitiv zugreifen. Würde es Sterne geben, dann bekäme es doppelt so viele wie angegeben.

A: Immer zweimal mehr als Troph. Klare Empfehlung - auch für Leute, die dem Krimigenre nicht verfallen sind.

Eine geringe Aufmerksamkeitsspanne, in diesem Fall durch Sonnenschein hervorgerufen, lässt die beiden Antwortenden nun langsam auf ihre leeren Teller und auf die Uhr schauen. Sehnsüchtige Blicke durch das Cafefenster suggerieren zudem, dass eine baldige Flucht bevorsteht. Man möchte meinen, dass sie immer noch nicht gelernt haben einen Moment mit Achtsamkeit zu begegnen. Wer hat aber auch behauptet, dass sie perfekt sind?

@karstendusse - das ist ein klarer Bildungsauftrag!

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Bildhafte Erzählkunst auf den Pfaden der Dunkelheit ins Licht

Wie Eulen in der Nacht
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Ist man gerade in einem Leseflow, so greift man auch schon mal zu der ein oder anderen Subleiche. Hierbei besonders attraktiv: knapp 300 Seiten. Klingt nach einem Sonntagsbuch - vielleicht entdecken wir ...

Ist man gerade in einem Leseflow, so greift man auch schon mal zu der ein oder anderen Subleiche. Hierbei besonders attraktiv: knapp 300 Seiten. Klingt nach einem Sonntagsbuch - vielleicht entdecken wir ja tatsächlich ein Wunder, welches wir uns auch für die kommende Woche wünschen?!

Zumindest der Klappentext ("Jeder träumt von einem Wunder - aber nicht jeder ist bereit dafür") versprach uns so ein Erlebnis und wir dachten darüber nach, dass dieses Buch eventuell nur in auf unserem SuB lag, weil wir es schlicht und ergreifend übersehen haben. Entsprechend zufrieden und glücklich mit unserer Auswahl machten wir uns ans Werk. Wir erwarteten riesige Wunder, die uns in eine helle, gar euphorische Stimmung versetzen, Schmetterlinge im Bauch verursachen und grenzdebil grinsen lassen. Einen Protagonisten, der besondere Fähigkeiten hat und "dschinnartig" Wünsche und Wunder wahr werden lässt.

Bekommen haben wir auf den ersten Seiten ein Setting von Stephen King und die Erzählweise eines Paul Austers. Will heißen, wir befanden uns in Dunkelheit und wurden in eine merkwürdige, melancholische Stimmung katapultiert. Technische Erläuterungen und Personen auf Reisen durch die Wüste. Die erste Reaktion - ganz Troph entsprechend: "Hmpf. So wollt ich das jetzt aber nicht."

Ich denke es ist nicht vermessen, wenn man an dieser Stelle kurz seine Enttäuschung zum Ausdruck bringt und klar hervorhebt, dass man sich etwas anderes erhofft hat. Die von dir so treffend geschilderten Erwartungen, entsprachen nicht dem was uns im Kopf schwirrte. Doch kann auch nicht Eingetroffenes zu etwas Gutem werden. Über ein Wort werdet ihr hier noch des Öfteren stolpern: unverhofft. In diesem Sinne: Unverhofft kommt oft.

Die erste Hälfte des Werkes kann man wie oben schon angemerkt schwerlich beschreiben. Die Lesestimmung war wirklich sehr sehr getrübt, da das Buch es auch einfach nicht anders hergab. Die Protagonisten - es gibt eine ganze Menge davon - werkelten vor sich hin. Wir sprechen hier von einer Familie von "Heiligen", die Wunder wirken können und diversen Pilgern, die sich genau diese Wunder wünschen. Jeder ist hier jedoch gefühlt in seinem eigenen Trott mit seiner eigenen merkwürdigen Geschichte. Im besten Fall eine Geschichte, die realistisch und nachvollziehbar ist. Im schlimmsten Fall eine völlig Wirre, die es erstmal zu verstehen und zu verorten galt. Dies zog uns als Leser wirklich auch fast in die Hoffnungslosigkeit des Weiterlesens hinein. Inhaltlich werdet ihr, liebe Leser, nicht viel finden, da dieses Werk durch Emotionen geprägt von uns gelesen wurde. In diesem Sinne, lasst uns der zweiten Hälfte des Werkes huldigen.

Innerhalb von ein paar Seiten hellte sich die Stimmung des Werkes und dadurch natürlich auch bei uns deutlich auf. Die Besonderheit hier: sämtliche Darsteller, sei es Haupt- oder Nebendarsteller entwickelten sich. Sie schlossen sich auf eine sehr besondere Art, nämlich über eine inszenierte Radiosendung, zusammen. Beziehungen bildeten sich, Kommunikation untereinander fand endlich statt und alle zogen gefühlt an einem Strang. Einfach herrlich anzuschauen und mitzufiebern. Die Euphorie und das Grinsen starteten.

Kommen wir aber kurz zurück auf die Sachebene und richten unseren Blick auf die Wunder. Was sind Wunder? Was macht ein Wunder aus? Sind Wunder wirklich möglich? Wie erkennt man ein Wunder? Geschehen sie uns vielleicht jeden Tag und wir haben einfach nur diesen blinden Wunderfleck?

Laut Definition ist ein Wunder jedenfalls etwas, was in seiner Art, durch sein Maß an Vollkommenheit das Gewohnte und Übliche so weit übertrifft, dass es große Bewunderung und Staunen erregt.

Nun übertragen wir das kurz auf das hier rezensierte Werk und kommen zu dem Schluss - ja, passt. Irgendwie. Also weitestgehend schon, zumindest wenn Wunder immer paarweise auftreten und wenn sie auch gleichzeitig ein Sinnbild für die eigenen Dämonen sind, mit denen sich die Pilger auseinandersetzen müssen um das wahre Wunder zu erleben.

Das Wunder, welch eigenartig Ding.

Genauso eigenartig bzw. eigen wie der Stil der Erzählung, der hier wirklich noch Erwähnung finden sollte: wir reden hier nämlich von einer ganz besonderen Erzählweise, die Maggie Stiefvater uns präsentiert. Sie schafft es Stimmungen in rein erzählerischem Stil aufzufangen, ohne groß auszuholen und abzuschweifen. Dies schafft sie besonders durch diverse Bilder, die sie nach und nach zeichnet. Insbesondere die Eulen, die wir uns erst im Titel gar nicht erklären konnten, spielten eine große Rolle. Zunächst waren sie kurz erwähnt: "die Eulen waren immer dort, wo die Wunder sind". Mehr kam nicht. Gerieten in Vergessenheit und tauchten dann geballt in einem ganzen "Rudel" auf als es an der Zeit war. Damit wurde klargemacht, dass es sich um ein ganz besonderes Wunder bzw um eine riesige Entwicklung innerhalb der Geschichte handeln muss und der Spannungsbogen geriet alleine dadurch in überdimensionale Höhen.

Weiter gab es vollkommen unverhoffte Sprünge sowohl in die Vergangenheit als auch zu anderen Geschichten. Wie bereits oben kurz erwähnt, führte dies manchmal zu etwas Verwirrung, im weiteren Verlauf ergab jedoch einfach alles Sinn und war echt einfach toll.

Eines dieser Bilder, von denen du gerade so schwärmtest, sollte hier kurz hervorgehoben werden. Die Wüste Oklahomas wird auf eine sehr bildhafte und gefühlvolle Art vermenschlicht. Misstrauen und Zynismus sind zu Beginn ihre herausragendsten Eigenschaften. Aber auch eine Wüste kann vom Dunklen ins Helle wandern und so ward es: erfüllt von Liebe und einem übermächtigen Beschützerinstinkt entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte zu einem sympathischen Fleckchen Erde.


Abschließend könnte man sagen, dass dieses Buch eine Metapher für sich darstellt. Es geht die gleichen Wege wie seine Figuren und wandelt auf Pfaden, die von Schatten, Ärger und Zorn zu Licht, Liebe und Glück führen.

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