Die Autorin Franziska Waltz sowie ihre Kollegen Claus Schönhofer und Norbert Peter bescheren uns tödliche Weihnachten mit einer Kurzgeschichten-Sammlung, die mir viel Spaß bereitet hat.
Ursprünglich ...
Die Autorin Franziska Waltz sowie ihre Kollegen Claus Schönhofer und Norbert Peter bescheren uns tödliche Weihnachten mit einer Kurzgeschichten-Sammlung, die mir viel Spaß bereitet hat.
Ursprünglich hat mich vor allem das Cover angesprochen, das ich herrlich finde! Und das Beste ist: Im Buch selbst gibt es weitere Zeichnungen (allerdings nicht in Farbe) mit ähnlich gearteten Motiven. Großartig!
Allerdings stehen natürlich nicht die Bilder im Mittelpunkt, sondern die Geschichten. War ich von der ersten noch enttäuscht, weil sie abrupt endete, so konnten mich die restlichen acht Geschichten überzeugen. Dank allerlei österreichischer Begriffe und Wortwendungen waren für mich die Kurzgeschichten schon rein sprachlich ein Gewinn. Zudem haben die Autorin und die Autoren erfreulicherweise darauf verzichtet, bierernste Erzählungen abzuliefern, so dass ich während der Lektüre immer wieder schmunzeln musste.
Die Kurzgeschichten sind abwechslungsreich, nicht allzu blutig, teilweise herrlich fies und vor allem unterhaltsam. Sie passen hervorragend in die Advents- und Weihnachtszeit und ich habe mich dabei ertappt, nach Österreich reisen zu wollen (wegen des Schnees, den es dort offenbar noch gibt, nicht wegen der Mordsgeschichten ).
Eines der für mich faszinierendsten Sport-Spektakel ist die alljährlich stattfindende Tour de France. Deshalb war ich sehr interessiert an Stephan Klemms Buch zu ebenjenem Ereignis. Obwohl "Tour de France: ...
Eines der für mich faszinierendsten Sport-Spektakel ist die alljährlich stattfindende Tour de France. Deshalb war ich sehr interessiert an Stephan Klemms Buch zu ebenjenem Ereignis. Obwohl "Tour de France: Kein Berg zu hoch, kein Weg zu weit" mit einem Preis von 36 Euro nicht gerade billig ist, lohnt sich der Kauf meiner Meinung nach.
Denn Stephan Klemm liefert: In 21 Kapiteln (in Anlehnung an die Tour als Etappen bezeichnet) beleuchtet er alle Aspekte der Tour de France in einem sehr angenehm zu lesenden Schreibstil. So erzählt er von den Anfängen - und wie es überhaupt zu der "Erfindung" der Tour de France kam - bis einschließlich der Tour de France 2024, geht auf Sieger, Verlierer, Doping, Organisation, den Trubel drumherum, die 5maligen Gewinner, Jan Ullrich, die Tour de France Femmes, das Publikum, die ASO und so weiter ein.
Immer wieder blickt er auch hinter die Kulissen, nutzt immer wieder - aber erfreulicherweise nicht übermäßig - Archivmaterial, zitiert - ebenfalls nicht übermäßig, sondern nur dort, wo es Sinn ergibt - aus bereits erschienenen anderen Büchern zum Spektakel, kann aber vor allem auch auf eigene, persönliche Einblicke und Interviews zurückgreifen. Das macht dieses Buch auch für Kenner*innen höchst interessant und hebt Stephan Klemms Beitrag aus der Masse heraus.
Sehr interessant ist dabei, dass Klemm es schafft, die Balance aus purer Freude an dem Sport und dem Ereignis zu transportieren, aber auch unschöne Entwicklungen zu benennen und einzuordnen. Klemm ist damit ein umfassendes Werk gelungen.
Anfangs hielt ich die Einordnung des Verlags als "neues Standardwerk" für zu hoch gegriffen, aber je mehr ich in das Buch versank, desto mehr musste ich mir eingestehen, dass Klemm durchaus genau das gelungen ist: ein Standardwerk in deutscher Sprache zum größten und bekanntesten Radrennen der Welt. Das muss man erst einmal schaffen.
So informativ das Buch ist, so unterhaltsam ist es auch. Zum einen trägt der eingangs erwähnte angenehme Schreibstil dazu bei, dass sich das Buch gut lesen lässt, zum anderen werden nicht nur (viele) Fakten aneinandergereiht, sondern immer wieder interessante oder amüsante Anekdoten eingeflochten.
Jedes Kapitel (bzw. jede Etappe) beginnt mit einem passenden (Farb-) Foto, dann folgt der Text. Die Aufmachung eignet sich, das Buch entweder in der vorgegebenen Reihenfolge zu lesen oder es immer wieder in die Hand zu nehmen und ein Kapitel nach Wahl zu lesen.
Einziges Manko ist meiner Meinung nach, dass es auffallend viele Flüchtigkeitsfehler (Rechtschreibung und Grammatik, soweit ich erkennen kann nicht die Fakten an sich betreffend) in den Druck geschafft haben. Die Häufigkeit hat mich sehr gestört und ist angesichts des Preises des Buches nah an einer Unverschämtheit.
Ansonsten ist Stephan Klemms "Tour de France: Kein Berg zu hoch, kein Weg zu weit" uneingeschränkt empfehlenswert für alle, die sich ein bisschen oder stark für die Tour de France interessieren.
"Bright Young Women" ist völlig anders als ich es erwartet hatte - und hat dadurch meine Erwartungen übertroffen.
Zunächst einmal: Dem Buch liegen offenbar die Morde des Ted Bundy zugrunde, allerdings ...
"Bright Young Women" ist völlig anders als ich es erwartet hatte - und hat dadurch meine Erwartungen übertroffen.
Zunächst einmal: Dem Buch liegen offenbar die Morde des Ted Bundy zugrunde, allerdings taucht sein Name in dem Buch nicht auf. Der Fokus liegt vielmehr auf den Opfern bzw. den Überlebenden. Es ist diese Verschiebung des Fokus, die das Buch für mich zu etwas besonderem macht
Alles beginnt mit einem Brief, den die Ich-Erzählerin Pamela im Jahr 2021 erhält. Dieser Brief, von dem wir anfangs nur die Einleitung zu lesen bekommen, lässt Pamela Revue passieren. Denn Pamela hat nicht nur die Mordserie im Verbindungshaus in Florida überlebt, sie ist sogar die einzige Augenzeugin. Und so erfahren wir durch sie, was damals geschah - vor allem auch, was nach der Tat geschah: wie sie von der Polizei behandelt wurde, von den Behörden, von Richtern, den Medien und so weiter und so fort - und wie sie sich emanzipierte und langfristig zu sich selbst fand.
Ähnlich verhält es sich mit Ruth, der zweiten Ich-Erzählerin im Buch. Ruth - das ist von Anfang an klar, wird eines der Opfer des "Angeklagten" (wie der Täter im Buch genannt wird) sein. Sie bildet das emotionale Fundament, ist das Opfer, das uns vor Augen führt, dass alle Opfer völlig sinnlos und unverdient gestorben sind. Ruth ist ein Kniff der Autorin, uns nicht nur mit (teils grausamen) Fakten zu konfrontieren, sondern wirklich mitzufühlen. Das gelingt ihr sehr gut.
Die Autorin vermischt in "Bright Young Women" gekonnt die realen Ereignisse mit fiktiven Elementen. Dabei arbeitet sie hervorragend die gesellschaftlichen Zustände in den 70er Jahren heraus, die eine Mordserie wie die von Ted Bundy überhaupt möglich machten. Das Erschreckendste daran ist, dass vieles von dem, was damals galt, auch heute noch gilt, wenn auch nicht mehr so stark ausgeprägt und so offensichtlich. Und doch habe ich mich immer wieder dabei ertappt, dass ich dachte, dass ich beschriebene Situationen und/oder Denkmuster leider nur allzu gut kenne.
Auch arbeitet die Autorin sehr gut heraus, dass viel von der Faszination für Ted Bundy und andere Serienmörder vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Medien und Behörden die Täter überhöhen und ihnen Attribute zuschreiben, die nicht zutreffend sind. Im Fall von Behörden liegt das oft daran, von eigenen Fehlern ablenken zu wollen, indem sie Täter als intelligenter und gewiefter darstellen, als sie tatsächlich waren bzw. sind. Im Fall der Medien ist es der Versuch, eine Story zu verkaufen.
Und was ist mit den Opfern, sowohl den getöteten als auch den überlebenden? Denen wird meist keine Beachtung geschenkt und wenn, dann sollen sie gefälligst der ihnen zugeteilten Opferrolle gerecht werden, sonst haben sie im Zweifel auch noch verdient, was ihnen angetan wurde.
"Bright Young Women" ist kein Thriller und kein klassischer True-Crime-Roman. Insofern sollte man keinen Pageturner erwarten. Der Roman ist über weite Strecken nicht unbedingt spannend. Trotzdem hat er mich gepackt, eben weil er so anders ist und die ausgetretenen Pfade weitgehend verlässt.
Und auch wenn "Bright Young Women" kein Spannungsfest ist, ist die Gerichtsverhandlung im letzten Drittel des Romans für mich kaum auszuhalten gewesen und bildet einen spannungsgeladenen Höhepunkt. Ruths Schicksal wiederum hat mich emotional gepackt. Ansonsten verspürte ich während des Lesens auch viel Wut über die (damaligen) gesellschaftlichen Verhältnisse, das Versagen der Behörden, die Rolle der Medien und so weiter.
Aber es gibt auch Hoffnung: Die Emanzipationsgeschichten von Pamela und Ruth und auch die letzten Kapitel bieten nicht nur Hoffnung, sondern ein versöhnliches Ende.
Alles in allem hat mir "Bright Young Women" sehr gefallen. Herausragend ist der vor allem der Ansatz, nicht den Täter in den Vordergrund zu stellen. Tatsächlich war mir bis zu diesem Buch gar nicht bewusst, wie sehr wir uns auf die Täter fokussieren, wie wir ihnen dadurch eine Plattform bieten, die wir den Opfern dadurch aber leider entziehen. Schon allein dafür bin ich der Autorin dankbar.
Mit "Velvet Winter - Wintertage wie Samt und Seide" ist Theresa Baumgärtner ein wunderbares (Koch-) Buch gelungen, das dazu einlädt, immer wieder in die Hand ...
Ein wunderschönes Buch mit tollen Rezepten
Mit "Velvet Winter - Wintertage wie Samt und Seide" ist Theresa Baumgärtner ein wunderbares (Koch-) Buch gelungen, das dazu einlädt, immer wieder in die Hand genommen zu werden.
Schon der Einband sieht nicht nur einladend aus, sondern fühlt sich auch angenehm samtig an. Ich nehme es immer wieder gerne in die Hände, weil es sich schlicht so gut anfühlt.
Innen geht es genauso schön weiter. Die Bilder von Melina Kutelas sind allesamt wunderschön und machen Lust, die vorgestellten Orte zu besuchen und präsentierten Rezepte nachzukochen oder zu backen.
Letzteres - die Rezepte nachzukochen bzw. zu backen - habe ich sofort in die Tat umgesetzt, weil ich wissen wollte, ob der Rezeptteil etwas taugt. Und ich teile erfreut mit, dass er etwas taugt. Teilweise sind mir die Portionsgrößen einen Tick zu klein geraten (wir sind drei sehr gute Esser), aber grundsätzlich stimmen die Mengenangabe und ich hatte keine Probleme, die Rezepte umzusetzen. Vor allem aber sind die Gerichte tatsächlich schmackhaft.
Auch wenn die Texte und die Bilder Großbritannien - und hier vor allem Oxford und die Cotswolds - feiern, sind die Rezepte nicht rein britisch, sondern eher eine Melange, die aber britisch inspiriert ist. Mir gefällt das.
Natürlich ist alles stark romantisiert. Bilder, Texte und Rezepte sind auf eine Art präsentiert, dass Sehnsüchte geschürt werden nach Schnee, Kaminfeuer, gutem Essen und so weiter und so fort. Mir hat das gefallen. "Velvet Winter - Wintertage wie Samt und Seide" ist eine Einladung und ich bin ihr gerne gefolgt.
Super ist auch die Idee, dass dem Buch ein bisschen Geschenkpapier im Stil des Buchcovers beigefügt ist (auf der Rückseite des Geschenkpapiers befindet sich ein anderes Motiv, so dass man sich aussuchen kann, welche Seite einem besser gefällt).
Mir gefällt dieses Buch außerordentlich gut. Einziger Wermutstropfen war für mich, dass am Ende der gute Eindruck durch Eigenwerbung der Autorin für ihr "Hazelnut House" geschmälert wird. So sehr ich es verstehen kann, war das für mich wie ein schlechtes Dessert in einem ansonsten gelungenen Menü.
Wer sich selbst ein Geschenk machen möchte oder ein Geschenk für jemanden sucht, der macht mit diesem Buch nichts falsch: Es ist sowohl Coffee-Table- als auch Rezeptbuch und wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
"Ein Mörder auf der Gästeliste" ist der erste (Cosy-) Krimi, den ich von Alexandra Fischer-Hunold gelesen habe. Das Buch richtet sich an ein Publikum AB 12 Jahre. Ich betone das Wort "ab", weil es in diesem ...
"Ein Mörder auf der Gästeliste" ist der erste (Cosy-) Krimi, den ich von Alexandra Fischer-Hunold gelesen habe. Das Buch richtet sich an ein Publikum AB 12 Jahre. Ich betone das Wort "ab", weil es in diesem Fall zutreffend ist.
Ich gehöre sicher nicht zur Kern-Zielgruppe, trotzdem habe ich mich ehrlich gesagt von Anfang bis Ende bestens unterhalten gefühlt.
Aber der Reihe nach.
Die Freundinnen Lilly und Zelda haben sich zu Weihnachten etwas ganz besonderes ausgedacht. Sie möchten Zeldas Mutter und Großvater miteinander versöhnen. Zelda Mutter - Harriet - hat nämlich vor vielen Jahren aus Zelda unbekannten Gründen den Kontakt zu Augustus Evans abgebrochen. Aber Zelda möchte unbedingt ihren Großvater kennenlernen und so hat sie ihn ohne Wissen ihrer Eltern zu Weihnachten in das Hotel eingeladen, in dem die Eltern arbeiten und wo sie auch wohnen. Wie Lilly bereits am Anfang der Geschichte erwähnt: Hätten sie gewusst, was sich daraus entwickelt, hätten sie die Einladung wohl lieber sein lassen, denn schon kurz nach der Ankunft von Augustus Evans und seiner Entourage brechen nicht nur alte Wunden auf, sondern es gibt auch einen Toten zu vermelden.
Erzählt wird das Geschehen aus Lillys Perspektive. Lilly ist Waise und Krimi-Fan. Genau genommen liebt sie vor allem die Kriminalgeschichten von Agatha Christie - und das passt ganz wunderbar zu dem, was in "Ein Mörder auf der Gästeliste" passiert.
Wie Alexandra Fischer-Hunold es geschafft hat, der jugendlichen Ich-Erzählerin glaubhafte Sätze in den Mund zu legen, ohne dass es peinlich oder aufgesetzt wirkt, hat mir sehr gefallen. Allein dafür zolle ich ihr schon Respekt. Dadurch ist der Roman einerseits glaubwürdig, andererseits auch für Erwachsene weit jenseits des empfohlenen Lesealters ab 12 Jahren gut lesbar. Ich musste jedenfalls nicht mit den Augen rollen.
Das Ambiente des Romans ist natürlich klasse: Ein Hotel, das in einem Tudor-Haus entstanden ist, dessen Managerin (Zeldas Mutter Harriet) jedes Zimmer individuell eingerichtet hat, mit Kaminen, einer Bibliothek, an einem See gelegen, dann ist auch noch Weihnachten und Zeldas Vater Gerald ein begnadetet Koch - allein das lässt schon ein ungemeines Wohlgefühl aufkommen.
Gleichzeitig ist die Geschichte gut durchdacht. Zum einen sind alle Charaktere schlüssig aufgebaut und jede/r wird - wenn auch klischeebeladen - ganz nebenbei im Lauf der Geschichte so charakterisiert, dass für die Leser/innen die Handlungsweisen nachvollziehbar sind. Sehr schön ist hierbei, dass die Charakterisierungen nicht ausufern.
Überhaupt hat Frau Fischer-Hunold erfreulicherweise durchweg das richtige Tempo gewählt. Weder habe ich mich gelangweilt noch hatte ich den Eindruck, durch den Roman gehetzt zu werden.
Wie das auch in einem klassischen Agatha-Christie-Roman der Fall ist, kommen praktisch alle Menschen, die in dem Roman auftauchen, als Täter/in in Frage. Und wie bei Agatha Christie ist die Auflösung am Ende ziemlich überraschend.
"Ein Mörder auf der Gästeliste" bietet allerlei Klischees: Das eingeschneite Hotel, dessen Lage und Einrichtung, die Weihnachtsdeko und das Weihnachtsessen und so weiter und so fort sind wie aus dem Klischee-Lehrbuch. Und doch hat mich das aus zwei Gründen nicht gestört: Zum einen werden die Klischees liebevoll zelebriert und sind offenbar eingesetzt worden, den Wohlfühl-Charakter des Krimis zu untermauern. Zum anderen gibt es immer wieder feine Brüche - zum Beispiel, wenn die Charakter doch nicht so eindimensional sind wie ursprünglich gedacht.
Fazit: Wer (nicht nur, aber auch) zur Weihnachtszeit gemütlich auf dem Sofa sitzen, ein Tässchen Tee trinken und einen guten Cosy-Krimi lesen möchte, ist - auch als Erwachsene/r - mit "Ein Mörder auf der Gästeliste" bestens beraten. Ich jedenfalls habe mich super unterhalten gefühlt. Der Cosy-Krimi ist an den richtigen Stellen spannend, hat ein durchweg super Tempo, bietet allerlei Wohlfühlmomente und macht schlicht und ergreifend Spaß!