Ergreifende Novelle ohne jedes Pathos - lesenswert
Wir und EsEs gibt sie manchmal, die Kleinode, die sich hinterrücks in den Kopf schleichen. "Wir und es" ist so ein Kleinod. Gerade einmal 103 umfasst das schmale Bändchen und doch wird es mich noch lange beschäftigen.
Larissa ...
Es gibt sie manchmal, die Kleinode, die sich hinterrücks in den Kopf schleichen. "Wir und es" ist so ein Kleinod. Gerade einmal 103 umfasst das schmale Bändchen und doch wird es mich noch lange beschäftigen.
Larissa Schwarz hat ein tolles Buch abgeliefert und ich bin ihr ausgesprochen dankbar, dass sie sich gegen jeden Kitsch und jede Rührseligkeit, jedes Aufblasen entschieden hat. Das macht dieses Buch so gut und herzzerreißend.
Ich persönlich mag keine Schmonzetten und dieses Büchlein ist zum Glück keine. Ich mag, dass Larissa Schwarz ihre Leser*innen als intelligente Wesen wahrnimmt, denen man nicht alles servieren muss. Die Geschichte hat Lücken, es gibt Zeitsprünge, der jeweilige Ich-Erzähler wechselt permanent und all das hat mir Spaß gemacht, weil ich mich nicht für dumm verkauft gefühlt habe.
Auch dass Larissa Schwarz ihrer Geschichte vertraut hat und sie nicht unnötig aufgeblasen hat, sie nicht unnötig romantisiert oder gar ins Schnulzige hat abdriften lassen, trägt zum positiven Eindruck bei.
Und dann ist da die Geschichte: Eigentlich sind es fünf Geschichten, denn fünf Freunde erzählen von sich. Und das ist spannender, als man zunächst annehmen mag. Denn wie sich die Wege kreuzen, wie sich deren Leben auseinander entwickelt und wie es doch immer wieder zu Überschneidungen kommen, wie die Realität sie einholt, diese grausame Realität, wie sich alles zusammenfügt, das ist wunderbar zu lesen.
Im letzten Drittel werden nicht nur den Ich-Erzählern (und speziell der Anwaltstochter), sondern auch uns die Augen geöffnet - und das ist herzzerreißend.
Und dann ist da das Ende und natürlich ist auch das frei von Rührseligkeit und ich danke Larissa Schwarz, dass sie das Buch und speziell das Ende genau so geschrieben hat, wie sie es geschrieben hat.
Am Ende ist das Buch zwar ein Plädoyer für mehr Toleranz und Offenheit "anderen" gegenüber, es ist aber auch ein Buch über Identität an sich, über die Entwicklung, die Menschen durchmachen.