Profilbild von Schnuppe

Schnuppe

Lesejury Star
offline

Schnuppe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schnuppe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2023

Mord in der Bloggerszene

Nicht ein Wort zu viel
0

Andreas Winkelmann hat hier aus einer Hemingway Anekdote eine geniale Grundlage für einen Thriller gelegt. Es geht darum mit fünf Worten eine spannende Geschichte zu erzählen. Dieses Motto findet sich ...

Andreas Winkelmann hat hier aus einer Hemingway Anekdote eine geniale Grundlage für einen Thriller gelegt. Es geht darum mit fünf Worten eine spannende Geschichte zu erzählen. Dieses Motto findet sich im Titel sehr schön wieder.

Die Buchhändlerin Faja ist in ihrer Freizeit auch Bloggerin. Am Abend einer Lesung mit einem prominenten Autor erhält sie von einem befreundeten Blogger ein Video. Sie sieht ihn mit Frischhaltefolie an einen Stuhl gefesselt und mit einem Schild um den Hals. Dies enthält die Aufforderung eine spannende 5-Wort Geschichte zu erzählen, sonst stirbt ihr Freund. Zunächst hält sie dies für einen Scherz, am nächsten Morgen holt die Realität sie ein.
Dieser Mord ist der Auftakt zu einer Serie.
Der ermittelnde Beamte versucht eine Lösung zu finden, bald findet er Unterstützung in einem Kollegen, der an einem anderen Fall arbeitet, beide Fälle scheinen irgendwie zusammen zu gehören. Beide Ermittler haben ein schweres Päckchen zu tragen. Die Fälle und das Privatleben spielen immer wieder eine Rolle, zeitweise ergeben sich interessante Parallelen.

Winkelmann erzählt abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der wichtigen Figuren. Die kleinen Cliffhanger vor dem Wechsel zu nächsten Person machen neugierig auf den Fortgang. Die privaten Geschichten der Ermittler sind interessant und auch die vorgestellte Bloggerszene bietet einiges. Eine Fortführung als Reihe ist hier gut möglich.
Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen.
Trotz der interessanten Grundidee konnte mich dieses Buch nicht vollends überzeugen. Irgendwann war bei mir trotz der guten Bausteine die Luft und die Spannung raus. Die Auflösung des Falls hat mich nicht überzeugt, die Motive und die Forderungen des Täters erschienen mir nicht wirklich schlüssig.
Hier gab es deutlich Luft nach oben, da habe ich bereits weit bessere Bücher des Autors gelesen. Von mir gibt es 3,5 Sterne, die ich aufrunde, wo es nötig ist. Winkelmann Fan bleibe ich dennoch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.07.2023

Ausbaufähig

Die Spur der Aale
0

Greta Vogelsang ist Staatsanwältin für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte in Frankfurt. In ihrem Bereitschaftsdienst wird sie zu einem Leichenfund am Main gerufen. Der Tote ist ein Zollfahnder mit ...

Greta Vogelsang ist Staatsanwältin für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte in Frankfurt. In ihrem Bereitschaftsdienst wird sie zu einem Leichenfund am Main gerufen. Der Tote ist ein Zollfahnder mit dem sie gelegentlich zu tun hatte. Zunächst ist sie froh, dass sie den Fall abgeben kann, der offiziell in ihre alte Abteilung gehört.
Der Tote hatte Vogelsang unlängst per Mail Erkenntnisse in einem Schmugglerfall avisiert, daher lässt der Fall sie nicht los. Eine Einmischung ist nicht ganz leicht, da die Hierarchien und klaren Zuständigkeiten beachtet werden müssen. Vogelsang ermittelt schließlich auf eigene Faust.

Die Schmuggelware Glasaale ist interessant, ich musste das Thema erst einmal googeln, da es im Buch selbst nicht umfassend erklärt wird.
Der auktoriale Erzählstil wird gelegentlich durch Kapitel aus der Sicht der Beteiligten Paul und Mian unterbrochen, die auf tragische Weise in die Geschehen geraten sind. Insgesamt lässt sich der Stil leicht lesen, wirkt an einigen Stellen aber noch etwas eckig.

Vogelsang ist durchaus eine sympathische Figur, die sich neben der Arbeit noch um ihre Eltern kümmert. Durch die an Demenz erkrankter Mutter ist der Alltag nicht immer leicht. Halt findet sie bei ihrem Lebensgefährten Mika und den beiden Katzen Marx und Engels.
Die Figuren blieben etwas fern, hier hätte der Autor durch ausführlichere Beschreibungen und Verwendung der Vornamen mehr Nähe schaffen können.

Der Fall an sich war spannend, leider wurde er ohne Wendungen präsentiert, was zu Lasten des Spannungsbogens ging. Hier gab es ordentlich Luft nach oben.
Am Ende gibt es eine Andeutung, die auf die Fortsetzung hindeutet. Das Buch ist der Reihenauftakt zu einer neuen Serie. Aufgrund des interessanten Resorts der Staatsanwältin würde ich hier nochmal einen Versuch wagen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2023

späte Liebe

Der Liebende
0

Monsieur Haslinger, ein katholischer Priester im Ruhestand, lebt sehr zurückgezogen und bescheiden in Brüssel. Hin und wieder ist er noch als Seelsorger tätig, er liebt es sich um seine Pflanzen zu kümmern ...

Monsieur Haslinger, ein katholischer Priester im Ruhestand, lebt sehr zurückgezogen und bescheiden in Brüssel. Hin und wieder ist er noch als Seelsorger tätig, er liebt es sich um seine Pflanzen zu kümmern und hin und wieder mit seinem Freund eine Partie Schach zu spielen. Als die lebenslustige Madame Jansen, eine ehemalige Diplomatin, ins Nachbarhaus einzieht, erfährt Monsieur Haslingers Leben eine Wendung. Die Beiden können sich über ihre Balkone sehen und unterhalten. Zunächst beobachtet er sie fasziniert, schon bald unterhalten sie sich und verbringen Zeit miteinander. Das Kennenlernen ist geprägt von der gegenseitigen Sympathie und Fürsorge. Madame Jansen hegt keinerlei Berührungsängste, ist offen und genießt das Leben, sie lädt den neuen Freund auf eine gemeinsame Reise in ihr Ferienhaus am Meer ein. Haslinger hat immer zölibatär gelebt und scheut die Blicke und Meinung der Anderen, lässt sich aber auf das Abenteuer ein. Für Beide wird es eine besondere Zeit, für ihn hält das Leben noch ein `erstes Mal´ bereit, für sie ein `letztes Mal´.
Der Autor spinnt gekonnt französisches Lebensgefühl in den Roman ein und stellt sympathische Protagonisten und ernste Themen vor: Achtsamkeit, Lebensfreude, Zölibat, Seelsorge, Sterbehilfe, späte Liebe und ihre Körperlichkeit, sich selbst neu entdecken und kennenlernen.
Obwohl das Buch sehr kurz ist und vieles Wichtige gar nicht besonders breit ausgewalzt wird, entstanden bei mir sehr lebendige Bilder von den Protagonisten und die Themen brachten mich auch nach Beenden des Buches noch zum Nachdenken. Die Intensität der Gefühle und auch die Tragik am Ende sind berührend. Ab und an hätte ich mir ein paar Zeilen mehr gewünscht, aber schlussendlich war es so doch perfekt.
Ein Ja zum Leben und der Liebe und dass man altersunabhängig den Mut haben sollte, Gelegenheiten zu ergreifen, wenn sie sich bieten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.07.2023

etwas überladen

Das Licht zwischen den Schatten
0

Der Klappentext und die Leseprobe haben mich sehr neugierig auf diese Geschichte gemacht. Die Autorin erzählt ein Familienepos über die Jahre 1919 - Ende 1989.
Im Mittelpunkt stehen drei Personen, von ...

Der Klappentext und die Leseprobe haben mich sehr neugierig auf diese Geschichte gemacht. Die Autorin erzählt ein Familienepos über die Jahre 1919 - Ende 1989.
Im Mittelpunkt stehen drei Personen, von denen jeweils eine im Fokus eines Kapitels steht. Konrad hat seinen Vater im ersten Weltkrieg verloren und wächst mit seinem Bruder bei der Mutter in Berlin auf. Er möchte gerne Medizin studieren. Das Mädchen Brigitte wächst in der Nachkriegszeit auf, sie erfährt spät einige Tatsachen zu ihrer Herkunft, die sie verunsichern und ihre weiteren Lebensentscheidungen beeinflussen. Der Sportler André wächst in der DDR auf und möchte hoch hinaus.
Erst mit dem Lesefortschritt ergibt sich der Zusammenhang zwischen den Personen. Die geschilderte Zeit ist sehr interessant, aber etwas weniger wäre in meinen Augen mehr gewesen. Die Autorin greift sehr viele geschichtliche Fakten auf. Sowohl die Vergehen des Naziregimes als auch die perfiden Methoden der DDR werden thematisiert, die RAF, der Mossad, der Mauerfall ... alles was in der Zeit bemerkenswert war, hat hier Eingang gefunden, so als ob eine Liste abgearbeitet wurde. Mir war es etwas zu überfrachtet. Statt dessen hätte ich mir eine bessere Ausarbeitung der Charaktere gewünscht, hier erschien mir einiges zu platt und dem Zweck untergeordnet. Auch wenn das dicke Buch sich aufgrund des Erzählstils gut lesen lies, blieb ich aufgrund der genannten Kritikpunkte am Ende etwas unzufrieden zurück.
Von mir gibt es 3,5 Sterne, die ich aufrunde wo es nötig ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2023

polnische Genussreise ohne Fleisch

Polen vegetarisch
0

Der Autor bietet mit diesem Buch eine wunderbare Genussreise durch Polen an, wobei er die Rezepte gelungen modifiziert hat, so dass sie völlig ohne Fleisch auskommen. Dennoch hat man hier nicht das Gefühl, ...

Der Autor bietet mit diesem Buch eine wunderbare Genussreise durch Polen an, wobei er die Rezepte gelungen modifiziert hat, so dass sie völlig ohne Fleisch auskommen. Dennoch hat man hier nicht das Gefühl, dass etwas fehlt.

Das schwere ca. A4 große Buch ist sehr schön gestaltet und es macht Spaß darin zu blättern, um immer neue Gerichte zu entdecken, die unbedingt möglichst sofort ausprobiert werden müssen. Die einzelnen Rezepte finden jeweils mit einem ansprechenden Foto auf einer Doppelseite Platz (nur einige weniger sind mehrere Seiten lang), wo sie nach einer kurzen Vorstellung / Einleitung übersichtlich beschrieben werden. Es gibt immer eine genaue Zutatenliste, durchnummerierte Arbeitsschritte, Portionsangaben, Koch- und Zubereitungszeiten. Auf Nährstoffangaben wurde leider verzichtet. Häufig finden sich unter dem Rezept einer oder mehrere Tipps zu Alternativen, Abwandlungen oder Beilagen.

Die Rezepte sind in acht Kapitel untergliedert: 1.Frühstück, 2.Brot & Gebäck, 3. Suppen, 4. Hauptgerichte, 5. Salate & Beilagen, 6. Piroggen, Knödel & Co. 7. Desserts & Kuchen, 8. Marmeladen, Eingemachtes & Co. Damit wird wirklich der ganze Tages- bzw. Jahreslauf abgedeckt, auch für festliche Gelegenheiten kann man hier fündig werden. Neben dem Rezeptteil gibt es noch einige kurze erläuternde Kapitel sowie ein Register.

Wir haben in den vergangenen Wochen recht viele Rezepte nachgekocht und -gebacken und waren immer wieder begeistert von den tollen leckeren Gerichten. Kalte Rote Bete Suppe mit Gurke, Radieschen und Dill oder Buttermilchsuppe mit Kartoffeln oder Sauerkrautsuppe, alles lecker, sogar die Kinder waren begeistert. Besonders die Arbeit für die Piroggen hat sich gelohnt. Die Füllung mit Linsen und getrockneten Tomaten oder auch süße Blaubeerpiroggen mit Honigsauerrahm wird es bei uns öfter geben. Auch der etwas arbeitsintensivere Hefekuchen mit Mohnfüllung hat sich mehr als gelohnt. Die Anreicherung der Füllung mit Nüssen, Aprikosen und Orangenlikör überraschte uns angenehm.

Uns gefällt diese Buch ausgezeichnet. Wir werden weiterhin daraus kochen und freuen uns schon auf viele neue kulinarische Genussmomente.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil