Profilbild von Schnuppe

Schnuppe

Lesejury Star
offline

Schnuppe ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schnuppe über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2022

christliches Bildersachbuch über Tiere

Erstaunliche Tiere
0

In diesem Bilderbuch werden 46 unterschiedliche Tiere altersgerecht vorgestellt. Es gibt immer eine Doppelseite für eine Tierart. Die Bilder sind gezeichnet, Gestaltung und Farbgebung sind natürlich aber ...

In diesem Bilderbuch werden 46 unterschiedliche Tiere altersgerecht vorgestellt. Es gibt immer eine Doppelseite für eine Tierart. Die Bilder sind gezeichnet, Gestaltung und Farbgebung sind natürlich aber kindgemäß und freundlich. Die Texte sind kurz und beschränken sich auf wenige Merkmale der vorgestellten Art. Über eine Besonderheit wird zur Schlussaussage eingeleitet, die jeweils fett gedruckt ist. Hier gibt es weiterführende Gedanken mit einem Bezug zu Gott und unserem Alltag. Diese wiederkehrenden christlichen Botschaften sind sehr unterschiedlich, aber immer verständlich für Kinder, so dass sich verschiedene Gesprächsanlässe ergeben.

Das wunderschöne großformatige Bilderbuch bietet viel Beschäftigungs- und Gespächsmöglichkeiten. So kann man die einzelnen Tiere betrachten und benennen, die Besonderheiten dieser Tiere nachlesen und ggfs. im Gespräch ergänzen, denn das eine oder andere Tiere kennen die Kinder sicherlich schon. Der Text kann vorgelesen und die vorgegebenen Gesprächsanlässe genutzt werden. Besonders gut haben uns die Pinguine gefallen, abschließend wird hier vermerkt: "Manche Tiere sind wirklich komisch. Sie haben Flügel und können nicht fliegen! Doch Gott wollte sie genauso und hat ihnen andere Fähigkeiten gegeben. Dich wollte Gott auch genau so, wie du bist!" (S.33) Eine schöne Botschaft für Kinder, die ihren Platz immer wieder finden müssen oder vielleicht mit Unsicherheiten kämpfen. Der Aufforderung nach dem Text über die Delfine sind die Kinder nur zu gerne nachgekommen: "Welches Lied singst du am liebsten? " hat ihnen Spaß gemacht.

Ein empfehlenswertes christliches Bilderbuch für Kindergartenkinder.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.07.2022

100 intensiv gelebte Jahre

Violeta
0

Violeta del Valle erblickt 1920 das Licht der Welt, während die spanische Grippe wütet, eine grausame Pandemie. 100 Jahre später, als die Corona Pandemie die Welt lahm legt, stirbt sie. Dazwischen liegt ...

Violeta del Valle erblickt 1920 das Licht der Welt, während die spanische Grippe wütet, eine grausame Pandemie. 100 Jahre später, als die Corona Pandemie die Welt lahm legt, stirbt sie. Dazwischen liegt ein bewegtes reiches Leben. Aus diesem erzählt Violeta ihrem Enkel auf sehr intensive und authentische Weise. Die Weltwirtschaftskrise, der Selbstmord des Vaters wegen Spekulationsverlusten, der anschließende Umzug aufs Land, das Einleben und sesshaft werden dort kann man lebhaft mitverfolgen. Die junge Violeta ist ein Freigeist und lebt dies, soweit es in der Zeit möglich ist. Manches Mal fällt sie nur knapp auf die Füße, denn die Frauen hatten in diesen Zeiten viel weniger Rechte als Männer, Konten und Geld durften sie nicht kontrollieren.
Violeta setzt sich immer wieder für Mitmenschen ein, diese Nebenfiguren kann man in dem Buch auch gut kennenlernen. Nebenher gibt es immer wieder Berichte über die politische Situation, das Zeitgeschehen.
Ein wunderbarer Roman über eine Frau, die das Leben voll ausgekostet und geliebt hat. Sie setzte sich für andere Frauen ein und hat sich auch stets selbst weiterentwickelt. Der Erzählstil ist wie immer bei Isabel Allende kurzweilig und schön zu lesen. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten, ich empfehle es gerne weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.07.2022

Spaziergang durch ein unbekanntes NY

NEW YORK - Wie es keiner kennt
0

Susan Kaufman war jahrelang früh morgens auf Fotosafari in den Straßen von NY unterwegs. Sie hielt fest, was sie besonders ansprach, schöne Architektur, besondere Türen und Häuserfronten. In diesem Bildband ...

Susan Kaufman war jahrelang früh morgens auf Fotosafari in den Straßen von NY unterwegs. Sie hielt fest, was sie besonders ansprach, schöne Architektur, besondere Türen und Häuserfronten. In diesem Bildband sind Fotos der Stadtteile Greenwich Village, West Village, East Village, NoHo & Nolita, SoHo, Gramercy Park, Murray Hill, Upper East Side, Carnegie Hill und Brooklyn Heights. Die Bilder sind allesamt sehr schön, es macht Spaß sie anzusehen, man bekommt Lust den Spaziergang nachzulaufen. Die malerischen Orte, die üppigen Blumenläden und menschenleeren Plätze sind gut in Szene gesetzt. Sie entsprechen dem Titel des Buches sehr, es wird ein unbekanntes NY gezeigt. Niemals hätte ich soviel schöne idyllisch anmutende Orte in dem quirligen NY vermutet. Neben dem Schwerpunkt der Fotografin hätte ich aber gerne noch ein paar Fotos der Straßenzüge gehabt, die einen Gesamteindruck des Viertels vermittelt hätten. Zu jedem Viertel gibt es am Kapitelabschluss eine kleine Karte, auf dem die Lieblingsorte der Autorin eingezeichnet sind, so dass man die fotografierten Orte wiederfinden könnte. Die Texte zu den einzelnen Stadtteilen sind sehr kurz, die Untertitel zu den Bildern auch, der Fokus liegt eindeutig auf den Bildern. Schön ist die Einbindung aller Jahreszeiten, die Winterbilder vermitteln einen besonderen Charme.

Der Bildband kommt eher klein daher (etwas weniger als A4), der sehr starke Einband liegt aber gut in der Hand und vermittelt neben den tollen Fotos einen sehr wertigen Eindruck.

Insgesamt hatte ich mir vorab ein breiteres Spektrum vorgestellt, hier wird ein sehr kleiner Teil NY´s sehr speziell betrachtet. Die frühen Morgenstunden sind menschenleer, die Motive beschränken sich zu einem Großteil auf Türen. Dennoch macht das Ansehen des Buches Spaß, wer sich länger in NY aufhält hat sicher Spaß daran auf den Pfaden der Autorin zu wandeln und ein wenig Beschaulichkeit in der Weltstadt zu erleben.

Für Fotobegeisterte und NY-Fans ein tolles Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 20.07.2022

überraschendes Sittenporträt

Mädchen auf den Felsen
0

Dieser Roman wurde in den 70er Jahren von Jane Gardam verfasst und nun erst ins Deutsche übersetzt.

Die Handlung ist in den 30er Jahre in der englischen Provinz nahe der Küste angesiedelt. Der dominante ...

Dieser Roman wurde in den 70er Jahren von Jane Gardam verfasst und nun erst ins Deutsche übersetzt.

Die Handlung ist in den 30er Jahre in der englischen Provinz nahe der Küste angesiedelt. Der dominante Vater Kenneth Marsh ist ein übereifriger Primal Saints Prediger, sein frömmelndes Gehabe bestimmt den Familienalltag. Seine Frau Elinor hat gerade einen Jungen zur Welt gebracht. Das schreiende hässliche Ding ist der achtjährigen Margaret ein Dorn im Auge, sie weiß nichts mit ihm und der ihn allezeit fürsorglich umsorgenden Mutter anzufangen. Der Vater schenkt der aufgeweckten Tochter, die manchmal wie ein lebendes Bibellexikon daherkommt, keine Beachtung. Sie ist irgendwie ein bisschen übrig, damit sie dies nicht so schlimm empfindet, darf sie jeden Mittwochnachmittag einen Ausflug mit dem neuen 18-jährigen Hausmädchen Lydia unternehmen. Lydia ist der Neuzugang im Haus, wie ein unpassender Paradiesvogel in einer grauen Umwelt, die der Hausherr als Prüfung annimmt, um sie auf den rechten Weg zu führen. Die unglaublich hochmütige Borniertheit dieser Einstellung, stösst der Hausfrau sauer auf und ist dem Hausherrn gar nicht klar.

Die unterschiedlichen Charaktere werden sehr lebendig dargestellt und besonders Lydias Wesen mischt den Alltag der Familie auf, auch wenn sie versucht sich anzupassen, weil sie für ihre Familie Geld verdienen muss.

Die Ausflüge führen Margaret und Lydia immer wieder zu einem Anwesen, mit Altersheim und Psychiatrie. Dies ist das Elternhaus der Jugendfreunde Elinors, die sie mit Margaret eines Nachmittags besucht. Die Geschwister wurden von der Mutter enterbt und leben neuerdings wieder in der gleichen Stadt wie die Marshs, während deren kranke Mutter noch in dem Haus weilt.

Lange plätschert die Handlung etwas vor sich hin, unterhält aber durch die unterschiedlichen Charaktere und die Fragen und Reaktionen Margarets auf die Beobachtungen ihres Umfeldes. Auf einen Schlag ändert sich die Beschaulichkeit, die Erzählstränge kreuzen und verbinden sich. Die eisernen gesellschaftlichen Regeln werden munter gebrochen und die Geheimnisse schneller offenbar als den Beteiligten lieb ist. Die rasanten Folgen, die dadurch ausgelöst werden, sind dramatisch.

Gardam hat mit dieser unterhaltsamen Geschichte ein Sittengemälde geschaffen, dass die Bigotterie und Ignoranz von Margarets Umfeld entlarvt und anprangert. Insbesondere der Vater scheitert an seinen eigenen Ansprüchen, Lydia wird ihm zum Verhängnis, wobei er hier selbst die treibende Kraft für seinen Untergang ist. Lydias Wutrede bringt dies gut auf den Punkt. Während ihre Eltern sich in egoistischen Kurzschlussreaktionen verfangen und dabei auf schon fast komische Weise entdeckt werden, geht Margaret auf die Felsen am Meer, um nachzudenken. Dieser harmlose Ausflug setzt erneut unglaubliche Kettenreaktionen frei. Die Autorin hat hier mit Ironie und bitterbösem Humor eine unterhaltsame Geschichte kreiert, die insbesondere durch Margaret und Lydia sehr lebendig wirkt. Der Blick hinter die Fassaden zeigt alte Verletzungen, gescheiterte Lebensträume, einengende Frömmelei aber auch überbordende Lebenslust.

Ein Werk, dass sich langsam steigert und dann immer mehr Fahrt aufnimmt, bis zu einem fulminanten Ende. Mir hat das Buch sehr gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.07.2022

Lügen fürs Überleben

Die Lüge
0

"Menschen können bemerkenswert gehaltlos sein."

Mikita wird nach dem Tod der alleinerziehenden Mutter von seinem Onkel Slawa adoptiert. Die Oma ist zu alt und Mikis Mutter hat sich diese Lösung gewünscht, ...

"Menschen können bemerkenswert gehaltlos sein."

Mikita wird nach dem Tod der alleinerziehenden Mutter von seinem Onkel Slawa adoptiert. Die Oma ist zu alt und Mikis Mutter hat sich diese Lösung gewünscht, obwohl sie Probleme wegen der Homosexualität des Bruders kommen sah. Slawa versteckt seine Liebe zum Lebenspartner Lew geschickt. Die Beziehung und auch das Leben des Jungen werden zunächst auf den Kopf gestellt. Miki muss sich bei den Beiden einleben und Lew akzeptieren, von dem er bis dato nichts wusste. Lew muss sich auch erst an die Konkurrenz gewöhnen und einen Zugang zu dem Kind finden. Das größte Problem ist jedoch die homophobe Umgebung in Russland. Miki muss lügen, die Familienverhältnisse dürfen nicht offenbar werden, damit die Leute und vor allem das Jugendamt nicht auf den Plan kommen. Eine große Herausforderung und Belastung für ein Kind, die sich weiter durch sein Leben zieht und große Auswirkungen auf sein Seelenleben hat.

Slawa und Lew sind fantastische Eltern, die sich wunderbar ergänzen und gut für den Jungen sorgen. Sie meistern viele Probleme und stehen letztlich immer fest zueinander und zu Miki.

Mikis Kindheit und Jugend, seine Selbstzweifel und -findung erlebt der Leser hautnah mit. Es gibt einige dramatische Wendungen, an denen er fast scheitert und die berührend sind.

Über viele beschriebene Situationen wird ganz klar Gesellschaftskritik an Russland geübt, das wurde sehr gut eingeflochten und wirkt authentisch. Viele der Vorurteile und Probleme sind aber übertragbar. Die Schwierigkeit Dinge zu akzeptieren, die anders oder neu sind, ist kein russisches Monopol.

Der Autor hat in diesem Buch eigene Erfahrungen mit eingearbeitet. Vieles wirkt sehr authentisch, das liegt unter anderem an der einfachen direkten Erzählweise. Da er durch Miki erzählt, passt dies gut, denn ein Kind denkt und redet eher schnörkellos. Es gibt es viele schöne Textstellen, die berührend sind und eine wahren Kern haben. So wird man immer nah an der Geschichte gehalten, möchte wissen wie es weitergeht und hofft immer für Miki, dies trifft auch bei typischen Pubertätsproblemen zu, nicht nur bei den übermächtigen sexuellen Einstellungen und Lügengebilden. Mich hat dies Buch sehr angesprochen und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Letztlich hat sich der Wunsch der Mutter für ihren Sohn erfüllt. Er hatte die Gelegenheit hinter gesellschaftliche Schablonen zu blicken und konnte lernen frei zu denken. Gerne hätte ich noch mehr über das Leben dieser besonderen Familie gelesen. Ein sehr gelungenes Debüt über Konventionen und Normen, sowie den Wunsch nicht aufzufallen.

Von mir gibt es fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere