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Veröffentlicht am 13.04.2022

Eine persönliche Befreiungsgeschichte aus den Zwängen der Religion

Ultraorthodox
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„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“
Ludwig Wittgenstein- Philosoph

Akiva Weingarten wird 1984 in New York in eine ultraorthodoxe Gemeinschaft der Satmarer-Chassidim hineingeboren. ...

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“
Ludwig Wittgenstein- Philosoph

Akiva Weingarten wird 1984 in New York in eine ultraorthodoxe Gemeinschaft der Satmarer-Chassidim hineingeboren. Sein Leben ist von Anfang an durch die Regeln und Erwartungen der Gemeinde klar vorgezeichnet und verläuft in engen Bahnen. Schon als Kind leidet er an den zwei Grenzen seiner Welt, der Religion und der Sprache. Er wächst in einer in sich abgeschlossenen Welt auf, die das Anderssein der Anderen fürchtet.

Die Grenzen seiner Welt erdrücken ihn zunehmend. Dennoch wird er, wie es erwartet wird, Rabbiner und heiratet eine junge Frau, die er nicht liebt. Er versucht stetig den Ansprüchen gerecht zu werden und gerät dadurch immer mehr ins Zweifeln. Die Ehe mit Yalda verläuft von Anfang an problematisch, sie ist ihm geistig keine Partnerin, kann den Haushalt nicht führen und ist nicht in der Lage sich von ihrem schwierigen Elternhaus zu lösen. Das toxische Verhältnis zur Mutter prägt sie und diese Erfahrungen übertragen sich in den Alltag der jungen Ehe. Auch die drei Kinder schenken dem zweifelnden Mann keinen Grund zu bleiben. Und so zieht Akiva schließlich allein nach Deutschland und lässt seine Familie in Israel zurück.

Dieser Bruch mit seiner Frau und der Gemeinschaft verlief natürlich problemlos. Über seine Entwicklung, die Zweifel und den Aufbruch in ein neues Leben schreibt Akiva Weingarten in diesem autobiografischen Roman. Er versteht es einen leichten Ton anzuschlagen, so dass man trotz der vielen Fachbegriffe, die gut erläutert werden, locker durch die Seiten kommt.

In Berlin ist das Leben zunächst problematisch, es ist nicht einfach eine Bleibe zu finden. Um seine Scheidung von Yalda durchzusetzen, muss er vor ein belgisches Gericht. Auf dem Weg dorthin macht er eine Zufallsbekanntschaft, die ein Wendepunkt für ihn werden soll.

Akiva Weingarten beschreibt sein Leben sehr lebendig und auch die Reaktionen seines persönlichen Umfeldes auf seinen Ausbruch. Ich fand die Lektüre sehr interessant und die vielen Einblicke in die beiden fremden Welten waren spannend. Die persönliche Entwicklung des Autors, aber auch seiner Familie, sind wurden aufschlussreich geschildert.

Ein Ausflug in eine fremde Welt, in die man aufgrund der starken Abschottung und Regeln sonst keinen Einblick nehmen kann.

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Veröffentlicht am 11.04.2022

Mit dem Maulwurf unterwegs in der Natur

Der kleine Maulwurf: Über und unter der Erde
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Ein sehr schön gestalteter Naturführer für Kinder von 4 -10 Jahren. Der kleine Maulwurf und seine Freunde führen die Kinder durch drei Bereiche: "Unter der Erde", "Auf der Erde" und "Über der Erde". Es ...

Ein sehr schön gestalteter Naturführer für Kinder von 4 -10 Jahren. Der kleine Maulwurf und seine Freunde führen die Kinder durch drei Bereiche: "Unter der Erde", "Auf der Erde" und "Über der Erde". Es gibt Informationen rund um die heimischen Tiere und Pflanzen, die in dem jeweiligen Bereich leben. Die Kinder werden spielerisch zum Beobachten und zur Achtsamkeit angeleitet. Liebevolle Illustrationen vom kleinen Maulwurf und seinen Freunden aber auch viele Fotos laden zum Blättern und Betrachten ein.

In allen Bereichen gibt es nach den Informationen zur Tier- und Pflanzenwelt immer noch etwas zu den Themen Wissen und Forschen, diese Seiten sind mit tollen Vorschlägen für leicht nachmachbare Experimente angereichert, die uns begeistert haben. Danach folgen immer noch Vorschläge und Informationen zum Gärtnern und anschließend gibt es ein paar Rezepte, die man sehr gut gemeinsam mit den Kindern nachkochen kann. Schwierigkeitsgrad und Zubereitung sind dem Alter angepasst, dennoch kommt hier etwas Besonderes auf den Tisch. Beim Gärtnern und Kochen werden die Jahreszeiten etwas mit eingebunden und die eigenen Ernte wird in den Rezepten verwendet. So werden schöne Bögen geschlagen, die Lust aufs Nachmachen wecken und zum Durchhalten animieren, wenn die Ernte auf sich warten lässt.

Unsere Kinder waren besonders von der Regenwurm-Beobachtungsstation begeistert. Der Nachbau war fix umgesetzt und die Veränderungen haben die Kinder immer wieder zum Betrachten vor die Station gelockt. Dosenstelzen hatte ich als Kind, das war bis zu diesem Buch ganz in Vergessenheit geraten. Dieses einfache Projekt haben wir auch umgesetzt und hatten lustige Wettläufe damit im Garten.

Ein tolles Buch, dass unsere Kinder begeistert hat. Als Erwachsene hätte ich mir manchmal etwas mehr Informationen gewünscht, aber die Kinder waren mit der angebotenen Menge absolut zufrieden. Die vielen praktischen Anregungen und der Aspekt Achtsamkeit für die Umwelt sind super angekommen und die Begeisterung der Zielgruppe ist letztlich das was zählt.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

schwacher Reihenabschluss

Violas Versteck (Tom Babylon-Serie 4)
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Marc Raabe hat hier den Abschluss der Reihe um Tom Babylon vorgelegt in der es immer auch darum ging, was mit seiner Schwester Viola geschehen ist, die vor vielen Jahren als 10jährige verschwand und die ...

Marc Raabe hat hier den Abschluss der Reihe um Tom Babylon vorgelegt in der es immer auch darum ging, was mit seiner Schwester Viola geschehen ist, die vor vielen Jahren als 10jährige verschwand und die er schon seit langem intensiv sucht.
Sowohl das Cover als auch der Erzählstil sind super. Sascha Rotermund hat das Buch, genau wie die Vorgänger, super eingelesen.
Die Handlung und die Auflösung des Rätsels um Viola waren dagegen leider etwas mau.
Tom und Sita ermitteln diesmal gezwungenermaßen getrennt, so dass man hier auf ihr ermittlerisches Zusammenspiel leider verzichten musste. Während Tom in London nach einer Amnesie ermittelt, wird Sita in einer psychiatrischen Klinik festgesetzt. Die fiktive Vi begleitet Tom aber wie gewohnt.
Beide Stränge fand ich unglaubwürdig, auch wenn sie spannend und kurzweilig erzählt wurden, lediglich die Zeitsprünge fand ich anfangs etwas schwer zu verfolgen. Das große Geheimnis, dass Violas Verschwinden auslöste und auch ihr verstecktes Leben überzeugten mich nicht, das war etwas schade, aber insgesamt habe ich die Reihe gerne verfolgt.

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Veröffentlicht am 08.04.2022

skurrile Eigenbrötlerin ermittelt

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Nachbar
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Ein neuer Cosy Krimi im Stile von Mrs. Marple ermittelt in Britannien. Judith Potts ist 77 Jahre alt, lebt zurückgezogen in einem alten Herrenhaus, entwirft Kreuzworträtsel und schwimmt gerne nackt in ...

Ein neuer Cosy Krimi im Stile von Mrs. Marple ermittelt in Britannien. Judith Potts ist 77 Jahre alt, lebt zurückgezogen in einem alten Herrenhaus, entwirft Kreuzworträtsel und schwimmt gerne nackt in der Themse. Bei einem Bad hört sie einen Schuss und wähnt ihren Nachbarn in Gefahr. Sie schwimmt nach Hause und ruft die Polizei, die jedoch nicht gründlich sucht. So muss die rüstige Dame das Auffinden der Leiche und die anschließende Aufklärung des Mordes, dem noch weitere folgen, übernehmen.
Die Idee ist nicht neu und hätte dennoch gut als funktionieren können, wenn den Charakteren ein wenig mehr Leben eingehaucht worden wäre und die Handlung etwas glaubwürdiger gewesen wäre.
Judith hat bisher zu niemanden im Ort eine engere Beziehung, spricht nicht einmal mit den Nachbarn. Im Laufe der Ermittlungen findet sie aber unterstützende Freundinnen in einer Hundesitterin und einer Pfarrersgattin. Diese Drei werden schließlich auch von der ermittelnden Polizistin ernsthaft eingebunden - naja ...
Christine Prayon hat das Hörbuch gut eingelesen und trotz einiger Längen und der bereits genannten Kritikpunkte habe ich gerne zugehört. Das Finale war dann jedoch eine Katastrophe: ein Mörder, der sich von seinem Opfer so lange hinhalten lässt, bis absolut unglaubwürdige Rettungsaktionen geschehen, waren einfach etwas over the top.
Eher für eingefleischte Fans britischer Cosy Krimis, die nicht so großen Wert auf eine authentische Ermittlungsarbeit legen. Von mir gibts 2,5 Sterne

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Schwesternbande

Sommerschwestern
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Das schöne schlichte Cover des Hörbuchs hat mich direkt angesprochen. Monika Peetz hat hier über eine nicht ganz leichte Familienzusammenführung geschrieben. Vier erwachsenenSchwestern haben sehr unterschiedliche ...

Das schöne schlichte Cover des Hörbuchs hat mich direkt angesprochen. Monika Peetz hat hier über eine nicht ganz leichte Familienzusammenführung geschrieben. Vier erwachsenenSchwestern haben sehr unterschiedliche Entwicklungen hinter sich. Ihre Lebensentwürfe und Ansichten zeigen keinerlei Gemeinsamkeiten und so haben sie sich zunehmend aus den Augen verloren. Die Familie hat früh den Vater verloren, er starb bei einem Unfall im alljährlich aufgesuchten Urlaubsort Bergen, in Holland. Die Mutter war den Kindern keine Stütze, sondern wandte sich einem neuen Mann zu. Das Verhältnis der Kinder zur Mutter ist dadurch angespannt und auch wegen deren intriganten Art. Die Mutter trommelt die Familien nun in ein Ferienhaus in Holland zusammen, über den Grund hüllt sie sich zunächst in Schweigen. Vor Ort treffen die Emotionen aufeinander, es geht nicht nur friedlich zu, aber es werden ersten Schritte aufeinander zu gemacht und auch Selbsterkenntnisse.

Wir lernen die Protagonisten unterschiedlich genau kennen, am meisten Raum wird Yella eingeräumt. Häufig fand ich die Erzählart zu langatmig, auch fehlte mir manchmal Tiefgang. Der verkorksten Mutter wurde wenig entgegengesetzt, Aufarbeitungen der Beziehungen waren nicht zu erkennen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es aber genau so bei vielen Familien ablaufen würde, echte Klärung und Reflexion findet ohne weiters nicht statt. Die Geschichte wurde von Ilka Teichmüller gut eingelesen. Das Zuhören fiel leicht, hinterließ aber keinen bleiben Eindruck.

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