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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.01.2022

bereichernde Einblicke

Der Erinnerungsfälscher
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Abbas Khider hat in "Der Erinnerungsfälscher" auch autobiografisches einfliessen lassen. Er gibt hier über Erinnerungsfragmente die Geschichte des irakischen Flüchtlings Said wieder, die sehr zu fesseln ...

Abbas Khider hat in "Der Erinnerungsfälscher" auch autobiografisches einfliessen lassen. Er gibt hier über Erinnerungsfragmente die Geschichte des irakischen Flüchtlings Said wieder, die sehr zu fesseln weiß.

Said hat in Deutschland lange um seine Einbürgerung kämpfen und bangen müssen. Diese Erlebnisse haben ihn, ebenso wie die lange Flucht und die fluchtauslösenden Erlebnisse in der Heimat, sehr geprägt.
Seinen Reisepass trägt er immer bei sich, so ist er bestens vorbereitet, als der Bruder aus Bagdad sich meldet, weil die Mutter im Sterben liegt. Kurzentschlossen geht er zum Flughafen, bucht einen Flug und macht sich auf den Weg. Dabei blickt er zurück auf sein Leben.
Der Titel erklärt sich aus Saids Problem: er kann sich nicht vollständig erinnern, so füllt er die Lücken selbst - ob dies eine mögliche Krankheit, Folgen des Erlebten oder schlicht ein Schutzmechanismus ist, kann der Leser nur vermuten. Doch paradoxerweise werden daher die wesentlichen Eckpunkte dieses Lebens besonders eindrücklich spürbar.
Wir erfahren, wie ein Asylant sich in Deutschland fühlt und wie fragil seine Situation stets ist. Diese Ungewissheit und Angst hinterlassen Spuren.

Said schafft es das Abitur nachzuholen und Fuß zu fassen. Er hat Frau, Kind und Arbeit in Deutschland und ist doch immer durch seinen Namen und sein Aussehen klar der Außenseiter.
Das Leben in Deutschland, aber auch im Irak wird auf eindrücklich Art erlebbar. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Leben hier und dort, aber auch zwischen den Zurückgebliebenen und dem Fortgegangenen werden sehr gut herausgearbeitet.
Ein tolles Buch, dass mir viele Eindrücke beschert hat, die mir bisher fremd waren. Ein gelungener Brückenschlag in ein fremdes Leben.

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Veröffentlicht am 30.01.2022

irreführender Titel

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Matt Haig legt mit diesem Buch eine Studie eines wahnhaften Verhaltens vor, die sehr verstörend wirkt, eine Triggerwarnung hätte ich daher für angebracht gehalten.
Der Autor erzählt durch Terence Cave, ...

Matt Haig legt mit diesem Buch eine Studie eines wahnhaften Verhaltens vor, die sehr verstörend wirkt, eine Triggerwarnung hätte ich daher für angebracht gehalten.
Der Autor erzählt durch Terence Cave, einem Vater, der seine Tochter zwanghaft kontrollieren und schützen will. Der Mann hat bereits seine Mutter und seine Ehefrau auf sehr dramatische Weise verloren. Besonders der Verlust der Ehefrau bzw. dessen Umstände haben den Mann geprägt. Seine Zwillinge behandelt er sehr ungleich, was natürlich Folgen hat. Als der Sohn Reuben vor seinen Augen tödlich verunglückt, beginnt eine unglückselige Fokussierung auf die Tochter Bryony.
Die Charaktere sind nicht sympathisch, das ist für eine gute Geschichte auch nicht notwendig. Sehr ausführlich kann man Terence Abdriften begleiten. Seine Tochter begehrt verständlicherweise auf, viele Probleme haben vermutlich schon viel früher ihren Ursprung. Dem stets bevorzugten Töchterchen wurden sonst keine Grenzen gesetzt. Ob sie tatsächlich so schön und begabt ist, wie der Vater sie schildert sei dahingestellt.
Matt Haig lässt den Leser hier in den Weg des Wahn eintauchen, der Fahrt aufnimmt. Mir war diese Entwicklung sehr vorhersehbar, dadurch verlor die Geschichte an Reiz. Die Sicht der anderen Protagonisten hätte ich als Ergänzung gerne erfahren.
Der Titel und das schöne Cover weisen auf eine nette Geschichte hin, die man hier nicht erhält. Die Übersetzung des englischen Titels mit der eindeutigen Aussage "Im Besitz von Mr. Cave" und das eindrückliche Originalcover geben da schon eher einen konkreten Hinweis.
Insgesamt betrachtet ein interessantes Buch, das mich auch nach der Lektüre noch beschäftigt hat. Der irreführende Titel in Verbindung mit dem lieblichen Cover, die fehlende Triggerwarnung und die zu einseitige Erzählperspektive führen in meiner Bewertung leider zu klaren Abstrichen.
Eher ein Buch für Menschen, die sich gerne mit schwierigen Charakteren beschäftigen bzw. auf seelische Abgründe einlassen.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Serienauftakt um ein Team der Küstenwache

Flut
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Dani Pettrey hat mit "Flut" einen soliden Serienauftakt vorgelegt, der noch etwas Luft nach oben hat.

Teammitglieder der Küstenwache, um die es hier hauptsächlich geht, wurden ermordet, der Wunsch dies ...

Dani Pettrey hat mit "Flut" einen soliden Serienauftakt vorgelegt, der noch etwas Luft nach oben hat.

Teammitglieder der Küstenwache, um die es hier hauptsächlich geht, wurden ermordet, der Wunsch dies aufzuklären ist groß. Aber noch andere Fälle spielen hier eine Rolle und man weiß länger nicht, ob sie zusammengehören und falls ja, wie. Finn Walker hat an den Geschehnissen zu knapsen, er war mit den Opfern befreundet. Nun soll er auch noch auf die Investigativ-Journalistin aufpassen, deren Leben von einem Drogenkartell bedroht wird. Ihre Einstellung und ihre Neugier den neuen Fall zu klären, machen diese Aufgabe ebenso schwer wie die Tatsache, dass sie sich bereits kennen.

Dani Pettrey hat eine lockeren Erzähltstil, der sich leicht lesen lässt. Sie erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven, die sich der Leser jedoch selbst erschließen muss, da die Kapitel nur mit fortlaufenden Nummern übertitelt sind. Aufgrund der Geschehnisse und der vielen Personen brauchte es ein wenig zum ankommen.

Nachdem ich gut in die Geschichte hineingefunden hatte, ließen mich der Aufbau und der Spannungsbogen das Buch kaum aus der Hand legen. Die meisten Charaktere sind gut angelegt und man konnte sie sich alle vorstellen. Gut gefielen mir die eingeschobenen Stoßgebete sowie der leise mitschwingenden christlichen Hintergrund.

Die Fälle wurden letztlich vollständig geklärt und es gab am Ende einen kleinen Anreiz, der auf den Folgeband neugierig macht.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Schwesterngeschichte einer schwedischen Bäckerfamilie

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
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Das Äußere des Buches weist schon auf den Ort des Geschehens hin, das fröhliche blau gelb steht für Schweden, die Kanne mit den Backutensilien für die Bäckerfamilie, um die es sich hier dreht. Titel und ...

Das Äußere des Buches weist schon auf den Ort des Geschehens hin, das fröhliche blau gelb steht für Schweden, die Kanne mit den Backutensilien für die Bäckerfamilie, um die es sich hier dreht. Titel und Cover passen sehr gut zu der Geschichte über die fünf Schwestern Hannah, Ingrid, Matilda, Ebba und Ulla. Die drei Erstgenannten unterstützen im elterlichen Betrieb, die beiden jüngeren Zwillingsschwestern besuchen noch die Schule.

Nach dem Prolog aus dem Juni 2020 geht es zurück in den Juni 1936, wo die Handlung beginnt und sich bis zum März 1940 fortführt. In kurzen Kapiteln erzählt die Autorin aus unterschiedlichen Perspektiven der älteren Schwestern in einem kurzweiligen lebhaften Stil.

Die Zeiten sind hart und die Bäckerei erwirtschaftet nicht genug Gewinn, der Vater nimmt eine Stelle in Lappland an, um die finanzielle Lage zu verbessern. Die Schwestern arbeiten in der Bäckerei mit und suchen nach neuen Ideen für Einkünfte. Sie eröffnen ein Gartenkaffee, um Touristen zu bewirten. Ihre Spezialitäten haben einen guten Ruf. Einige der Rezepte sind im Buch enthalten und lassen sich wunderbar nachbacken.

Über die Handlung möchte ich nicht zu viel verraten, aber es ist eine abwechslungsreiche Handlung rund um die gut ausgearbeiteten Charaktere mit individuellen Problemen. Der Zusammenhalt der Familie kommt gut zu Tage und durch den beschreibenden Stil kann man sich alle Ort sehr gut vorstellen.

Das Buch ist ein Wohlfühlroman und bringt doch ab und an Fakten aus der schweren Zeit, in der er spielt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich der Kreis nicht ganz schließt, nach dem Prolog in der Zukunft verbleibt die Geschichte in der Vergangenheit.

Ich habe die Zeit mit der Familie Lindholm sehr genossen und hoffe auf eine Fortsetzung des Romans.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Informativer Katzenbildband mit vielen Rasseportraits

Die Eleganz der Katze
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Der große schwere Band ist etwas unhandlich und muss zum Lesen auf dem Tisch abgelegt werden, aber das ist beim Aufschlagen schnell vergessen. Die zahlreichen großformatigen wunderschönen Fotos sind beindruckend. ...

Der große schwere Band ist etwas unhandlich und muss zum Lesen auf dem Tisch abgelegt werden, aber das ist beim Aufschlagen schnell vergessen. Die zahlreichen großformatigen wunderschönen Fotos sind beindruckend.

Über 50 Rassekatzen werden hier ausführlich portraitiert. In 5 Kapiteln gibt es viel zur Geschichte der Katzen zu erfahren. Vom Altertum bis heute hat die Katze einen festen Platz in unserm Leben, wenn auch immer in unterschiedlicher Rolle. Von der angebeteten Gottheit über verteufeltes Hexentier und effektiver Schädlingsbekämpfer hat das heute so beliebte Haustier hinsichtlich des Ansehens eine Wandlung erfahren. Gleich geblieben ist den Katzen ihre Unabhängigkeit, wenn man sie nicht einsperrt. Die anmutigen charaktervollen Wesen suchen sich ihre Menschen selber aus.

Die informativen Texte legen ein Hauptaugenmerk auf die Zucht, was auch sehr interessant ist. Das Beste für mich sind aber die vielen Fotos, die dafür sorgen, dass ich dieses Buch immer wieder zur Hand nehme, um ein wenig darin zu schmökern.

Ein tolles Buch für Alle, die Katzen mögen.