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Veröffentlicht am 09.07.2020

Zane und die Mayagötter

Zane gegen die Götter, Band 1: Sturmläufer (Rick Riordan Presents: abenteuerliche Götter-Fantasy ab 12 Jahre)
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Zane ist 13 Jahre alt, er lebt mit Mutter, Onkel und Hund in New Mexico. Er ist kein klassischer Held, anfangs ist er eher zurückhaltend, außerdem sind seine Beine unterschiedlich lang, so dass er einen ...

Zane ist 13 Jahre alt, er lebt mit Mutter, Onkel und Hund in New Mexico. Er ist kein klassischer Held, anfangs ist er eher zurückhaltend, außerdem sind seine Beine unterschiedlich lang, so dass er einen Stock zum Gehen benutzen muss. Dieses Handicap macht ihn zum Opfer von Spötteleien der Mitschüler, daher verbringt er seine Freizeit lieber mit Erwachsenen aus seinem Wohnumfeld, eine Hellseherin und einen Chilizüchter. Er treibt sich auch gerne in der Umgebung herum, vor allem bei seinem Vulkan.
Dies ist das Ausgangsszenario für einen Trilogieauftakt um Zane.
Die Idee, dass ein Junge einen göttlichen Elternteil hat und die Welt retten muss, ist nicht neu, funktioniert aber auch hier gut. Zusätzlich wird hier die Mayamythologie
mitverarbeitet, die auch kurz in einem Glossar vorgestellt wird, damit man sich in dieser fremden Welt besser zurechtfindet.
Nach einem etwas zähen Anfang bin ich gut in die Geschichte hineingekommen und fand zunehmend Spaß an dem Abenteuer. Die Charaktere fand ich teils skurril, aber interessant, Zane macht eine Entwicklung durch. Ich mochte den humorvollen Erzählstil, mir hat das Lesen Spaß gemacht, auf die Fortsetzung bin ich gespannt. Ein schönes Jugendbuch, das ich für die Altersgruppe ab 10 Jahren empfehlen kann, für Erwachsene eher bedingt geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.07.2020

Neustart mit Hindernissen

Jeden Tag ein neuer Himmel
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Charlotte tritt nach einem Trauerjahr eine Stelle im Londoner Kinderhospiz an.
In der Nähe ihres Hauses hört sie oft Straßenmusiker Sam, der auf seine Entdeckung wartet und vorübergehend bei seinem Bruder ...

Charlotte tritt nach einem Trauerjahr eine Stelle im Londoner Kinderhospiz an.
In der Nähe ihres Hauses hört sie oft Straßenmusiker Sam, der auf seine Entdeckung wartet und vorübergehend bei seinem Bruder Marc untergekommen ist. Eines Tages singt er das Lied „Daisy“ über eine Verflossene und Charlotte ist zu Tränen gerührt, da ihre verstorbene Tochter so hieß. Sam entgeht diese intensive Reaktion nicht, er wird neugierig und nach und nach lernen die Beiden sich kennen. Doch Charlottes negative Erfahrungen mit Männern, ihre Trauer und auch Sams Karriereplanung legen den beiden ungeahnte Steine in den Weg.

Die Autorin wechselt die Erzählperspektive zwischen den beiden sympathischen, aber sehr unterschiedlichen Hauptfiguren regelmäßig, so dass deren Innenansichten gut sichtbar werden. Das Schicksal dieser kontrastierenden Personen wird auf diese Weise wirkungsvoll ineinandergeflochten.
Einige Nebencharaktere bereichern die Geschichte, auch sie werden so detailliert beschrieben, dass man sie lebhaft vor Augen hat. Die beste Freundin Charlottes und den empathischen Bruder Sams möchte man gleich in den eigenen Freundeskreis aufnehmen, den kleinen Hamish nur zu gerne in den Arm nehmen.
Der Erzählstil ist einfühlsam und leicht zu lesen, so dass man gut in die Geschichte eintauchen kann.
Der Titel ist ein zentrales Zitat aus dem Buch, der sich so auf sehr schöne Weise beim Lesen erklärt.
Es werden auch einige ernste Themen aufgegriffen
- Hospizarbeit mit Kindern,
- Erwartungsdruck durch Eltern,
- Straßenkinder und Obdachlose, die versuchen sich über Wasser zu halten,
- das Geschäft mit den Medien, das sich gerne um reißerische Geschichten balgt und wie das für die Betroffenen ist.
Diese ernsten Themen werden natürlich nicht vertieft, sondern nur oberflächlich angeschnitten, aber gerade für das Genre Happy-Tears ist das ein ziemlich bunter Strauß, der gut eingebunden wurde.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich habe es gerne gelesen, obwohl einige Entwicklungen absehbar waren. Ich vergebe hier gerne 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.06.2020

Erinnerungen an einen Deichgrafen

Schimmelreiter
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Diese Novelle von Theodor Storm widmet sich der Sage des Hauke Haien, einem Deichgrafen mit tragischem Schicksal.

Hauke beschäftigt sich schon als Kind sehr mit Landvermessung und dem Deichbau. Er beobachtet ...

Diese Novelle von Theodor Storm widmet sich der Sage des Hauke Haien, einem Deichgrafen mit tragischem Schicksal.

Hauke beschäftigt sich schon als Kind sehr mit Landvermessung und dem Deichbau. Er beobachtet das Meer und stellt Überlegungen zur Verbesserung der Deiche an. Als junger Mann verdingt er sich als Knecht, bei dem Deichgrafen Volkerts. Er hilft diesem mehr bei seinen Aufgaben als Deichgraf als im Stall und verliebt er sich in dessen Tochter Elke, dadurch zieht er den Unmut des Großknechts auf sich.

Hauke möchte gerne Deichgraf werden, doch das ist nur möglich, wenn er eine größere Fläche Land besitzt. Das Erbe seines mittlerweile verstorbenen Vaters ist nicht ausreichend. Als Elkes Vater verstirbt und ein neuer Deichgraf bestimmt werden soll, gibt Elke bekannt mit Hauke verlobt zu sein. Durch die Hochzeit erhält Haukes genügend Grundbesitz, um das Amt schließlich doch zu erhalten.

Der Titel des Buches bezieht sich auf das Pferd Haukes, einen schönen Schimmel, mit dem er oft unterwegs ist. Er hat das Tier im heruntergekommenen Zustand von einem Durchreisenden gekauft und wieder aufgepäppelt. Ein Pferdeskelett vor Jeversand ist verschwunden, seit der Schimmel bei Hauke ist. Der Aberglaube lässt die Menschen einen Zusammenhang sehen und sie meinen, dass es sich bei dem Schimmel um das Pferdeskelett handelt und der Teufel seine Hände im Spiel hat.

Hauke ficht dies nicht an und er setzt weiter seine Pläne in die Tat um. Gegen den Willen der Bevölkerung lässt er einen neuen Deich in der Form bauen, wie er ihn schon lange geplant hat.

Der Unmut gegen ihn wächst weiter, als er nicht zulässt das etwas Lebendiges im neuen Deich eingegraben wird, wie es der Brauch will. Auch dass er durch den Bau neues Land gewinnt, stößt vielen als Vorteilnahme auf.

Hauke patrouilliert mit seinem Schimmel auf dem neuen Deich, der gut funktioniert. Der alte Deich ist jedoch völlig marode. Der alte Großknecht und die Arbeiter sehen darin keine Bedrohung und Hauke lässt sich gegen besseres Wissen von ihnen überzeugen keine neuen großen Baumaßnahmen vorzunehmen.

Jahre später wird ihm und seiner Familie diese Entscheidung zum Verhängnis: während eines großen Sturms kommt es zu einem spannenden und tragischen Finale.

Das Ganze wird von einem alten „Schulmeister“ erzählt, der nach Abschluss seiner Erzählung nochmal auf den Aberglauben bezüglich des Pferdes Bezug nimmt und den von Hauke geschaffenen Deich würdigt.

Storm lässt diese Geschichte von verschiedenen Erzählern nach mündlicher Überlieferung berichten, damit und mit dem alten Sprachstil wirkt es tatsächlich so, als ob einem jemand aus der guten alten Zeit berichtet. Durch die Gebräuche und den herrschenden Aberglauben wird der Eindruck einer Sage noch verstärkt, es erscheint nicht wie ein Zeitzeugnis eines tatsächlichen Deichgrafen, dass es vordergründig sein soll. Hauke vereint verschiedene widersprüchliche Charaktereigenschaften in sich. Er ist intelligent und liebevoll, kann aber auch sehr aggressiv oder gleichgültig sein. Er lebt sein Leben nach seiner rationalen Auffassung und setzt diese auch durch, wenn andere Menschen und Gebräuche dagegen sind. So päppelt er den Schimmel auf, rettet einen Hund, der im Deich vergraben werden sollte und wird von einer alten Frau verflucht, weil er ihren Kater getötet hat. Mit diesen allesamt weißen Tieren „versündigt“ sich Hauke für seine Mitmenschen wiederholt gegen die Natur, die sich später an ihm übel rächt. Aberglaube und Vernunft liegen hier in einem interessanten Widerstreit, das ist für die geschilderte Zeit sehr typisch. Da der neue Deich die Jahre überdauert ist der Sieg des Aberglaubens nur vordergründig.

Ein spannendes Lesestück mit einer schönen Sprache, dass trotz des altmodischen durch die unheimlichen Elemente toll unterhält.

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Veröffentlicht am 28.05.2020

Vater Panda und Sohn

Pandatage
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Pandatage erzählt die tragische Geschichte von Danny und seinem 11-jährigen Sohn Will, die lernen müssen ohne Ehefrau Liz bzw. Mutter auszukommen. Trotz des schweren Verlustes und weiterer Schicksalsschläge ...

Pandatage erzählt die tragische Geschichte von Danny und seinem 11-jährigen Sohn Will, die lernen müssen ohne Ehefrau Liz bzw. Mutter auszukommen. Trotz des schweren Verlustes und weiterer Schicksalsschläge erzählt der Autor mit leichter Hand und einer Prise Humor von deren täglichen Über-Leben. Sehr emotional wird geschildert, wie die Beiden ihre Trauer überwinden und zu einem Team zusammenwachsen.

Danny ist sehr früh Vater geworden und hat immer viel gearbeitet, um für den Lebensunterhalt zu sorgen. Als seine Frau tödlich verunglückt, steht er plötzlich allein mit Allem da. Sein Sohn hat den Unfall miterlebt und ist verstummt. Danny verliert seine Arbeit und der Verlust der Wohnung droht aufgrund von Mietschulden.
Er sucht nach neuen Möglichkeiten und kauft ein Pandakostüm, um sich als Tanzbär zu verdingen. Leider ist er auch darin nicht wirklich gut. („Soll ich einen Krankenwagen rufen…? …heißt das du hast gerade keinen Anfall…“)
Als Will den Panda im Park trifft, beginnt er mit diesem zu sprechen, denn er weiß nicht, dass sein Vater in dem Kostüm steckt.

Die rund 380 Seiten lassen sich gut lesen, der Schreibstil ist angenehm und locker. Das Buch ist schön gestaltet mit einem recht schlichten Cover, das mir gut gefällt. Es gibt sogar ein farblich passendes Lesebändchen. Die einzelnen Kapitel beginnen immer mit einem kleinen Pandamotiv.

Neben Danny und Will kommen noch viele Nebenfiguren vor, die ebenso liebevoll beschrieben wurden, wie die Hauptdarsteller der Geschichte. Die meisten wichtigen Personen sind hier tatsächlich vielschichtig angelegt. Da ist ein toller Lehrer, den man allzu gerne auch für seien Kinder hätte, eine zynische Tänzerin, die Danny Unterricht gibt und sich seiner annimmt und Ivan, Dannys Kollege und Freund.
Die Unterstützung, die Danny und Will durch diese Personen erhalten sind sehr warmherzig. So schaffen es die Beiden sich endlich richtig kennenzulernen und gemeinsam den Alltag zu bestehen, nach und nach können sie die Trauer überwinden, die Depression hinter sich lassen und gewinnen an Hoffnung und Selbstvertrauen. Besonders für Will ist das wichtig, da er in der Schule gemobbt wird.
So schneidet der Autor mehrere schwierige Themen an und zeigt, wie durch Freundschaft und Mut geholfen werden kann, das Ganze immer wieder aufgelockert durch Situationskomik und Humor, wo es denn passt.
Die Geschichte hat mir bis auf das Ende mit dem Vermieter sehr gut gefallen.
Dennoch insgesamt eine schöne emotionale warmherzige Geschichte, die auch nach Beendigung des Buches noch einen Nachhall hat.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Huldas letzter Fall

DUNKEL
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Hulda Hermannsdóttir, Kommissarin bei der Polizei Reykjavík, steht ein paar Monate vor ihrer Pensionierung, als ihr Chef ihr plötzlich ihr Büro benötigt. Sie soll möglichst heute noch in den Ruhestand ...

Hulda Hermannsdóttir, Kommissarin bei der Polizei Reykjavík, steht ein paar Monate vor ihrer Pensionierung, als ihr Chef ihr plötzlich ihr Büro benötigt. Sie soll möglichst heute noch in den Ruhestand gehen, um für einen jungen vielversprechenden Kollegen Platz zu machen. Hulda kann sich mit dem Ruhestand nicht anfreunden und kämpft um 2 Wochen und einen Fall ihrer Wahl. Hulda ist eine gestandene und eigentlich erfolgreiche Polizistin, aber sie wurde beruflich von der männerdominierten Hierarchie immer übergangen. Ihr Mann und ihre Tochter sind verstorben, Hulda wirkt auf die Kollegen wie eine verbitterte Frau.
In ihren letzten Tagen bei der Polizei möchte sie den Tod einer jungen Russin, der ein Jahr zurückliegt, aufklären. Der ermittelnde Beamte konnte als Liebling des Chefs eine schlampige Arbeit riskieren, schließlich ging es „nur“ um eine Asylantin. Sehr schnell findet sie einige Anhaltspunkte, an denen sie anknüpfen kann.
Unterbrochen wird diese Kriminalgeschichte durch die Bezüge zu Huldas letztem Fall, den sie wegen des vorzeitigen Ruhestandes unabgeschlossen abgeben musste. Aber auch durch zeitlich zurückliegende Einblendungen, um eine junge Mutter, die um ihr Kind kämpft und ein Paar, das einen Ausflug in das winterliche Hinterland macht.
Während Hulda versucht den aktuellen Fall zu lösen, sucht sie gleichzeitig nach einem neuen Platz für ihr zukünftiges Leben, indem sie Kontakt zu einem Wanderfreund aufbaut. Aber auch ihre jüngste Familiengeschichte scheint sie zunehmend zu beschäftigen.

Es handelt sich hier um einen Trilogieauftakt, der ungewöhnlicher Weise mit Huldas letzten Fall beginnt. Wie der Autor nun auf vorangegangene Fälle eingehen möchte und wie er die Bände miteinander verknüpft, erwarte ich gespannt. Nach einem etwas gestelztem Anfang, den mich nur meine Vorliebe für Island durchhalten ließ, hat mich das Buch doch sehr fesseln können. Zunehmend kam es zu neuen Wendungen und Entwicklungen, die man so nicht vorhersehen konnte. Huldas Charakter hat sich im Laufe des Buches als vielschichtig und interessant dargestellt. Ihr Lebensumfeld hat es ihr zu keiner Zeit leicht gemacht, einige Entwicklungen und Entscheidungen werden so im Laufe der Geschichte verständlich. Der Titel stellt einen guten Bezug zum Inhalt her, der sich erst bei der Lektüre erschließt.
Gelungener Auftakt mit Luft nach oben.




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