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Veröffentlicht am 11.07.2020

Familie extrem

Vaters Wort und Mutters Liebe
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Die vierzehnköpfige Familie Toimi wohnt im finnischen Tornedal, nahe der schwedischen Grenze. Die Eltern, Siri und Pentti, sind sehr gegensätzlich. Während die Mutter der Kinder versucht alles ordentlich ...

Die vierzehnköpfige Familie Toimi wohnt im finnischen Tornedal, nahe der schwedischen Grenze. Die Eltern, Siri und Pentti, sind sehr gegensätzlich. Während die Mutter der Kinder versucht alles ordentlich und liebevoll zusammenzuhalten, ist der Vater ein herrischer, liebloser manchmal auch brutaler Sturkopf, um den die Kinder gerne einen großen Bogen machen. In dem ungemütlichen familiären Klima bleibt es nicht aus Front zu beziehen, der Großteil steht dabei auf Seiten der Mutter.
Die erwachsenen Kinder sind teilweise ausgezogen, teils sogar ins Ausland geflüchtet, die jüngeren Geschwister leben bei den Eltern. Zu Weihnachten gibt es ein Familientreffen, das mit einem Unfall einen tragischen Anfang findet und dessen Folgen sich dramatisch zuspitzen.
Der Leser begleitet die Familie über die Festtage ins neue Jahr hinein. Die einzelnen Kapitel sind den sehr unterschiedlichen Kindern und der Mutter gewidmet, so dass man über jeden etwas mehr erfährt, hierbei gibt es auch große Zeitsprünge, da sich aus der Vergangenheit teils die Eigenheiten der jeweiligen Person erklären, manchmal tun sich wahre Abgründe auf.

Die Autorin hat hier einen Wälzer über eine Familie geschrieben, in der Liebe, Loyalität, Hass und Sprachlosigkeit sehr nahe beieinanderliegen und der Auslöser für vielfältige Kommunikations- und Beziehungsprobleme sind, man wird immer wieder von Entscheidungen der Einzelnen überrascht. Die vielen einzelnen Erzählungen /Perspektiven fügen sich am Ende zu einem Ganzen zusammen, das dies gelingt, hatte ich anfangs nicht gedacht.
Die Autorin wählt einen ungewöhnliche Erzählstil, ab und an spricht sie den Leser direkt an und bringt ihn so näher ans Geschehen, viele Formulierungen wirkten jedoch irgendwie unrund, der Spannungsbogen war nicht immer stimmig. Insgesamt konnte ich das Buch aber schlecht aus der Hand legen und war immer neugierig, wie sich diese Familiengeschichte weiterentwickelt.
Hier hat wirklich jeder sein Päckchen zu tragen, wie in einer Studie wird aufzeigt, wie sich Kinder ohne feste Basis und Liebe entwickeln und wie sie später in diesen Prägungen gefangen sind.
Am Ende bleibt man wie so oft im Leben mit der Frage zurück, ob jemand die Geschehnisse frühzeitig hätte erkennen und verhindern können.
Ein lesenswertes Buch mit kleinen Schwächen, das aber nachdenklich stimmt und nachhallt.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Samurai trifft Priester

Samurai
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Der Roman „Der Samurai“ des japanischen Autors Shûsaku Endô erschien erstmals 1980. Endô zählt als Christ zu einer religiösen Minderheit in Japan. Er hat sein Leben lang mit seiner Religion auseinandergesetzt ...

Der Roman „Der Samurai“ des japanischen Autors Shûsaku Endô erschien erstmals 1980. Endô zählt als Christ zu einer religiösen Minderheit in Japan. Er hat sein Leben lang mit seiner Religion auseinandergesetzt und seine Überlegungen zu seinem Glauben immer wieder in seinen Werken thematisiert.
„Der Samurai“ ist ein historischer Roman, der im frühen 17. Jahrhundert spielt. Der japanische Samurai Hasekura Rokuemon und der spanische Franziskanerpriester Velasco werden von der japanischen Regierung nach Nueva España entsendet, um dort transatlantische Handelsbeziehungen einzuleiten. Nachdem Sie dort scheitern, reisen sie weiter nach Spanien und schließlich zum Vatikan, um ihren Auftrag doch noch zu erfüllen…

Der Roman begleitet die zwei Protagonisten auf ihrer gemeinsamen Reise. Dabei wechselt die Erzählperspektive immer wieder zwischen den beiden Figuren, wodurch der Leser einen detaillierten Einblick in die Lebenssituation und Gedanken beider Figuren erhält.
Während Velasco als Priester versucht, die mitreisenden Japaner zum Christentum zu bekehren, lehnt der Samurai dies entschieden ab. Auf seiner Reise lernt er aber immer mehr über die fremde Religion und die westliche Kultur.
Besonders spannend an diesem Roman ist genau dieser Einblick in die Unterschiede der westlichen und japanischen Kultur und Religion sowie mitzuverfolgen, wie sich die beiden Figuren annähern und einander zu verstehen versuchen. Die Figuren sind dabei extrem detailliert beschrieben und entwickeln sich im Laufe des Romans weiter.

Der Roman ist nicht leicht zu lesen, da die Themen vielfältig und anspruchsvoll sind und die ereignisreiche Reise zeitweise sehr lang erscheint. Es lohnt sich dennoch, sich die Zeit für diesen Roman zu nehmen, da man viel über die Geschichte und Kultur Japans und die Geschichte des Christentums lernt, aber auch nach dem Lesen noch darüber nachdenkt, was menschliches und moralisches Handeln bedeutet.

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Existiert Gott?

Schweigen
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Der Roman „Schweigen“ des japanischen Autors Endô erschien 1966 und ist sein international bekanntestes Werk. Endô zählt als Christ in Japan zu einer religiösen Minderheit und hat sich sein Leben lang ...

Der Roman „Schweigen“ des japanischen Autors Endô erschien 1966 und ist sein international bekanntestes Werk. Endô zählt als Christ in Japan zu einer religiösen Minderheit und hat sich sein Leben lang mit seiner Religion auseinandergesetzt. Seine Überlegungen zu seinem Glauben und zum Thema Glaubenszweifel hat er immer wieder in seine Werke einfließen lassen.

Schweigen spielt im Japan des 17. Jahrhunderts: Japan schottet sich immer weiter von der westlichen Welt ab. Das Christentum wurde verboten, ebenso wie die Einreise von westlichen Missionaren. Der Protagonist ist der portugiesische Priester Sebastiao Rodrigues, der nach Japan reist, um zum einen seinen ehemaligen Lehrer Ferreira wiederzufinden, der Gerüchten zufolge in Japan vom Glauben abgefallen sein soll, zum anderen, um den „versteckten Christen“ zu helfen, welche heimlich ihren Glauben weiter ausleben.
Der Roman folgt Rodrigues Erlebnissen mit den japanischen Christen, seiner ständigen Flucht vor den japanischen Beamten und bietet einen Einblick in Rodrigues Glauben und seine sich langsam entwickelnden Glaubenszweifel. Begleitet wird er von Gottes Schweigen und der Frage „Gibt es wirklich einen Gott?“
Der Fokus liegt dabei auf Rodrigues Gefühlen und Gedanken, in die der Leser einen unmittelbaren Einblick erhält. Durch Endôs bildliche Sprache kann sich der Leser selbst in die Figur hineinversetzten und mit Rodrigues leiden. Die Figur ist extrem detailliert dargestellt und macht eine starke charakterliche Entwicklung durch, mit der der Leser zu Beginn nicht rechnet.

Die Themen des Romans sind sehr anspruchsvoll, man lernt zum einen viel über die Geschichte Japans, die Christenverfolgung, aber auch über theologische und ethische Fragen. Schweigen ist ein beeindruckender Roman, der noch lange nach dem Lesen nachdenklich macht!

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Mörder per App?

Der Fahrer
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Junge Hamburgerinnen bestellen nach einer durchgefeierten Nacht gerne mal per App einen Wagen für die Fahrt nach Hause. Nicht alle kommen dort an. Ein Serientäter treibt sein Unwesen in der Stadt und scheint ...

Junge Hamburgerinnen bestellen nach einer durchgefeierten Nacht gerne mal per App einen Wagen für die Fahrt nach Hause. Nicht alle kommen dort an. Ein Serientäter treibt sein Unwesen in der Stadt und scheint die Polizei zu verhöhnen, denn er postet mit dem Hashtag „Findemich“ ein Bild der Frauen im Netz. Die Frist von einem Tag ist höllisch kurz und die Polizei rotiert ordentlich.

Es handelt sich hier um den dritten Band der Kerner und Oswald Reihe. Den zweiten Teil habe ich leider verpasst, aber Vorkenntnisse waren zum Verständnis des Buches nicht notwendig.
Das Privatleben der beiden Ermittler hat hier etwas mehr Raum bekommen, was mich an sich nicht stört. Die Probleme des Hauptprotagonisten konnte ich aber nicht wirklich nachvollziehen. Den Lesefluss hat das aber nicht gestört.
Das Buch ist spannend geschrieben, die Charaktere sind gut und interessant aufgebaut. Ab und an erfährt man auch etwas aus der Perspektive des Täters, so dass man gespannt und neugierig bleibt. Bis zum Schluss gab es immer wieder neue Wendungen, so dass das Ende nicht voraussehbar war.
Alle Opfer waren in den sozialen Netzwerken rege unterwegs, es gibt hintergründig einen erhobenen Zeigefinger: Vorsicht mit Daten und Informationen!
Guter Thriller

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Zane und die Mayagötter

Zane gegen die Götter, Band 1: Sturmläufer (Rick Riordan Presents: abenteuerliche Götter-Fantasy ab 12 Jahre)
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Zane ist 13 Jahre alt, er lebt mit Mutter, Onkel und Hund in New Mexico. Er ist kein klassischer Held, anfangs ist er eher zurückhaltend, außerdem sind seine Beine unterschiedlich lang, so dass er einen ...

Zane ist 13 Jahre alt, er lebt mit Mutter, Onkel und Hund in New Mexico. Er ist kein klassischer Held, anfangs ist er eher zurückhaltend, außerdem sind seine Beine unterschiedlich lang, so dass er einen Stock zum Gehen benutzen muss. Dieses Handicap macht ihn zum Opfer von Spötteleien der Mitschüler, daher verbringt er seine Freizeit lieber mit Erwachsenen aus seinem Wohnumfeld, eine Hellseherin und einen Chilizüchter. Er treibt sich auch gerne in der Umgebung herum, vor allem bei seinem Vulkan.
Dies ist das Ausgangsszenario für einen Trilogieauftakt um Zane.
Die Idee, dass ein Junge einen göttlichen Elternteil hat und die Welt retten muss, ist nicht neu, funktioniert aber auch hier gut. Zusätzlich wird hier die Mayamythologie
mitverarbeitet, die auch kurz in einem Glossar vorgestellt wird, damit man sich in dieser fremden Welt besser zurechtfindet.
Nach einem etwas zähen Anfang bin ich gut in die Geschichte hineingekommen und fand zunehmend Spaß an dem Abenteuer. Die Charaktere fand ich teils skurril, aber interessant, Zane macht eine Entwicklung durch. Ich mochte den humorvollen Erzählstil, mir hat das Lesen Spaß gemacht, auf die Fortsetzung bin ich gespannt. Ein schönes Jugendbuch, das ich für die Altersgruppe ab 10 Jahren empfehlen kann, für Erwachsene eher bedingt geeignet.

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