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Veröffentlicht am 10.07.2020

Existiert Gott?

Schweigen
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Der Roman „Schweigen“ des japanischen Autors Endô erschien 1966 und ist sein international bekanntestes Werk. Endô zählt als Christ in Japan zu einer religiösen Minderheit und hat sich sein Leben lang ...

Der Roman „Schweigen“ des japanischen Autors Endô erschien 1966 und ist sein international bekanntestes Werk. Endô zählt als Christ in Japan zu einer religiösen Minderheit und hat sich sein Leben lang mit seiner Religion auseinandergesetzt. Seine Überlegungen zu seinem Glauben und zum Thema Glaubenszweifel hat er immer wieder in seine Werke einfließen lassen.

Schweigen spielt im Japan des 17. Jahrhunderts: Japan schottet sich immer weiter von der westlichen Welt ab. Das Christentum wurde verboten, ebenso wie die Einreise von westlichen Missionaren. Der Protagonist ist der portugiesische Priester Sebastiao Rodrigues, der nach Japan reist, um zum einen seinen ehemaligen Lehrer Ferreira wiederzufinden, der Gerüchten zufolge in Japan vom Glauben abgefallen sein soll, zum anderen, um den „versteckten Christen“ zu helfen, welche heimlich ihren Glauben weiter ausleben.
Der Roman folgt Rodrigues Erlebnissen mit den japanischen Christen, seiner ständigen Flucht vor den japanischen Beamten und bietet einen Einblick in Rodrigues Glauben und seine sich langsam entwickelnden Glaubenszweifel. Begleitet wird er von Gottes Schweigen und der Frage „Gibt es wirklich einen Gott?“
Der Fokus liegt dabei auf Rodrigues Gefühlen und Gedanken, in die der Leser einen unmittelbaren Einblick erhält. Durch Endôs bildliche Sprache kann sich der Leser selbst in die Figur hineinversetzten und mit Rodrigues leiden. Die Figur ist extrem detailliert dargestellt und macht eine starke charakterliche Entwicklung durch, mit der der Leser zu Beginn nicht rechnet.

Die Themen des Romans sind sehr anspruchsvoll, man lernt zum einen viel über die Geschichte Japans, die Christenverfolgung, aber auch über theologische und ethische Fragen. Schweigen ist ein beeindruckender Roman, der noch lange nach dem Lesen nachdenklich macht!

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Mörder per App?

Der Fahrer
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Junge Hamburgerinnen bestellen nach einer durchgefeierten Nacht gerne mal per App einen Wagen für die Fahrt nach Hause. Nicht alle kommen dort an. Ein Serientäter treibt sein Unwesen in der Stadt und scheint ...

Junge Hamburgerinnen bestellen nach einer durchgefeierten Nacht gerne mal per App einen Wagen für die Fahrt nach Hause. Nicht alle kommen dort an. Ein Serientäter treibt sein Unwesen in der Stadt und scheint die Polizei zu verhöhnen, denn er postet mit dem Hashtag „Findemich“ ein Bild der Frauen im Netz. Die Frist von einem Tag ist höllisch kurz und die Polizei rotiert ordentlich.

Es handelt sich hier um den dritten Band der Kerner und Oswald Reihe. Den zweiten Teil habe ich leider verpasst, aber Vorkenntnisse waren zum Verständnis des Buches nicht notwendig.
Das Privatleben der beiden Ermittler hat hier etwas mehr Raum bekommen, was mich an sich nicht stört. Die Probleme des Hauptprotagonisten konnte ich aber nicht wirklich nachvollziehen. Den Lesefluss hat das aber nicht gestört.
Das Buch ist spannend geschrieben, die Charaktere sind gut und interessant aufgebaut. Ab und an erfährt man auch etwas aus der Perspektive des Täters, so dass man gespannt und neugierig bleibt. Bis zum Schluss gab es immer wieder neue Wendungen, so dass das Ende nicht voraussehbar war.
Alle Opfer waren in den sozialen Netzwerken rege unterwegs, es gibt hintergründig einen erhobenen Zeigefinger: Vorsicht mit Daten und Informationen!
Guter Thriller

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Zane und die Mayagötter

Zane gegen die Götter, Band 1: Sturmläufer (Rick Riordan Presents: abenteuerliche Götter-Fantasy ab 12 Jahre)
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Zane ist 13 Jahre alt, er lebt mit Mutter, Onkel und Hund in New Mexico. Er ist kein klassischer Held, anfangs ist er eher zurückhaltend, außerdem sind seine Beine unterschiedlich lang, so dass er einen ...

Zane ist 13 Jahre alt, er lebt mit Mutter, Onkel und Hund in New Mexico. Er ist kein klassischer Held, anfangs ist er eher zurückhaltend, außerdem sind seine Beine unterschiedlich lang, so dass er einen Stock zum Gehen benutzen muss. Dieses Handicap macht ihn zum Opfer von Spötteleien der Mitschüler, daher verbringt er seine Freizeit lieber mit Erwachsenen aus seinem Wohnumfeld, eine Hellseherin und einen Chilizüchter. Er treibt sich auch gerne in der Umgebung herum, vor allem bei seinem Vulkan.
Dies ist das Ausgangsszenario für einen Trilogieauftakt um Zane.
Die Idee, dass ein Junge einen göttlichen Elternteil hat und die Welt retten muss, ist nicht neu, funktioniert aber auch hier gut. Zusätzlich wird hier die Mayamythologie
mitverarbeitet, die auch kurz in einem Glossar vorgestellt wird, damit man sich in dieser fremden Welt besser zurechtfindet.
Nach einem etwas zähen Anfang bin ich gut in die Geschichte hineingekommen und fand zunehmend Spaß an dem Abenteuer. Die Charaktere fand ich teils skurril, aber interessant, Zane macht eine Entwicklung durch. Ich mochte den humorvollen Erzählstil, mir hat das Lesen Spaß gemacht, auf die Fortsetzung bin ich gespannt. Ein schönes Jugendbuch, das ich für die Altersgruppe ab 10 Jahren empfehlen kann, für Erwachsene eher bedingt geeignet.

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Neustart mit Hindernissen

Jeden Tag ein neuer Himmel
5

Charlotte tritt nach einem Trauerjahr eine Stelle im Londoner Kinderhospiz an.
In der Nähe ihres Hauses hört sie oft Straßenmusiker Sam, der auf seine Entdeckung wartet und vorübergehend bei seinem Bruder ...

Charlotte tritt nach einem Trauerjahr eine Stelle im Londoner Kinderhospiz an.
In der Nähe ihres Hauses hört sie oft Straßenmusiker Sam, der auf seine Entdeckung wartet und vorübergehend bei seinem Bruder Marc untergekommen ist. Eines Tages singt er das Lied „Daisy“ über eine Verflossene und Charlotte ist zu Tränen gerührt, da ihre verstorbene Tochter so hieß. Sam entgeht diese intensive Reaktion nicht, er wird neugierig und nach und nach lernen die Beiden sich kennen. Doch Charlottes negative Erfahrungen mit Männern, ihre Trauer und auch Sams Karriereplanung legen den beiden ungeahnte Steine in den Weg.

Die Autorin wechselt die Erzählperspektive zwischen den beiden sympathischen, aber sehr unterschiedlichen Hauptfiguren regelmäßig, so dass deren Innenansichten gut sichtbar werden. Das Schicksal dieser kontrastierenden Personen wird auf diese Weise wirkungsvoll ineinandergeflochten.
Einige Nebencharaktere bereichern die Geschichte, auch sie werden so detailliert beschrieben, dass man sie lebhaft vor Augen hat. Die beste Freundin Charlottes und den empathischen Bruder Sams möchte man gleich in den eigenen Freundeskreis aufnehmen, den kleinen Hamish nur zu gerne in den Arm nehmen.
Der Erzählstil ist einfühlsam und leicht zu lesen, so dass man gut in die Geschichte eintauchen kann.
Der Titel ist ein zentrales Zitat aus dem Buch, der sich so auf sehr schöne Weise beim Lesen erklärt.
Es werden auch einige ernste Themen aufgegriffen
- Hospizarbeit mit Kindern,
- Erwartungsdruck durch Eltern,
- Straßenkinder und Obdachlose, die versuchen sich über Wasser zu halten,
- das Geschäft mit den Medien, das sich gerne um reißerische Geschichten balgt und wie das für die Betroffenen ist.
Diese ernsten Themen werden natürlich nicht vertieft, sondern nur oberflächlich angeschnitten, aber gerade für das Genre Happy-Tears ist das ein ziemlich bunter Strauß, der gut eingebunden wurde.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich habe es gerne gelesen, obwohl einige Entwicklungen absehbar waren. Ich vergebe hier gerne 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Märchen über Geschwisterliebe und den Tod

Die Brüder Löwenherz
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In der Geschichte über die Brüder Karl und Jonathan Löwe schrieb Astrid Lindgren als eine der ersten Schriftstellerinnen über das Thema Tod speziell für Kinder.



Der totkranke Karl, der von seinem großen ...

In der Geschichte über die Brüder Karl und Jonathan Löwe schrieb Astrid Lindgren als eine der ersten Schriftstellerinnen über das Thema Tod speziell für Kinder.



Der totkranke Karl, der von seinem großen Bruder liebevoll Krümel genannt wird, erzählt aus seiner Perspektive die GEschehnisse.

Sein großer Bruder Jonathan versucht ihm die Angst vor dem Sterben zu nehmen und erzählt ihm Geschichten über das Land Nangijala, in das man für das nächste Leben nach dem Tod wechselt. Dort wird Krümel gesund sein, spielen können wie ein normaler Junge und viele Abenteuer erleben.

Als es zu einem Hausbrand kommt, rettet Jonathan seinem Bruder das Leben, in dem er mit ihm auf dem Rücken aus dem Fenster springt. An den Folgen des Sturzes stirbt Jonathan, Karl tröstet sich damit ihn bald in Nangijala wiederzusehen, was kurz darauf auch eintrifft.

Die Brüder treffen sich in dem neuen Land im Kirschblütental wieder. Karl genießt sein neues Leben in Gesundheit. Die Beiden heißen jetzt Löwenherz, so nannte eine Lehrerin Jonathan wegen seiner Tapferkeit.

Aus dem Nachbartal droht Gefahr, der Tyrann Tengil will das ganze Land mit Hilfe eines Drachen besetzen. Jonathan schließt sich den Widerstandskämpfern an. Karl bleibt zunächst zurück, folgt ihm dann aber, da er den großen Bruder in Gefahr wähnt.

Die Abenteuer, die die Beiden nun erleben, sind schon heftig, die Ereignisse überschlagen sich. Kämpfe, Ungeheuer und dramatische Wendungen gehen ineinander über. Karl mausert sich in der Geschichte von einem kränklichen, ängstlichen Jungen zu einem mutigen und selbstbewussten Jungen, der bereit ist für Überzeugungen einzustehen und dabei auch über sich selbst hinauswachsen kann.



Das Buch ist sehr spannend und bewegend, damit ist es nicht für zu kleine Leser oder sensiblere Kinder geeignet. Ich habe es als Kind schon geliebt und nun noch einmal gerne gemeinsam mit einer 11-jährigen gelesen, die auch viel Spaß an der Spannung und Dramatik hatte.

Das Thema Tod kommt in dem Buch immer wieder vor, es bleibt bis zum Schluss präsent. Die Frage: „Was kommt nach dem Tod?“ mit einem Wechsel in ein anderes Land, in dem alles besser wird, zu beantworten, mag für Einige banal oder auch verlogen erscheinen, kann für Kinder aber tatsächlich tröstlich oder auch Mut machend sein. Genau weiß es ja niemand was folgt, für Karl hat es funktioniert.

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