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Veröffentlicht am 05.08.2022

Einblick in die Welt der Traumproduktion

Das Kaufhaus der Träume
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Was wäre, wenn es einen Ort gäbe, an dem unsere Träume von kreativen Künstlern liebevoll erstellt und im Tausch gegen Emotionen erworben werden könnten? Abenteuerträume, romantische Träume, Erinnerungsträume, ...

Was wäre, wenn es einen Ort gäbe, an dem unsere Träume von kreativen Künstlern liebevoll erstellt und im Tausch gegen Emotionen erworben werden könnten? Abenteuerträume, romantische Träume, Erinnerungsträume, ja selbst Albträume gäbe es dort im Sortiment, manche sogar nach Kundenwunsch erstellt und zum vorher festgelegten Zeitpunkt ausgeliefert. Autorin Lee Mi-ye hat sich für uns an die Fersen von Penny geheftet, einer jungen Bewohnerin des Ortes, und diese besondere Welt der Träume durch Pennys Augen für uns ausgekundschaftet.

„Meiner Meinung nach ... gleichen Schlaf und Traum ... in diesem sich hektisch fortsetzenden linearen Leben einem Komma, das vom Gott der Zeit gesetzt wurde.“ (Zitat Penny, S. 32)

Penny beginnt ihre Anstellung im Kaufhaus Dallergut, der ersten Adresse für Träume nebst vielen kleinen Traum-Manufakturen im Ort. Neben der Legende, auf welcher dieser Ort basiert, lernt man nach und nach verschiedene Traumproduzenten sowie Traumarten beispielhaft kennen. Dabei ist das Buch episodenhaft aufgebaut, Penny bleibt als eine Art Bindeglied gemeinsam neben den anderen Bewohnern des Ortes eher im Hintergrund. Entsprechend gibt es auch keinen eindeutigen roten Faden, anhand dessen sich der Roman bis zu einem Finale entlang hangelt, sondern man erlebt eher auf fantastische Weise die Welt hinter den Träumen sowie einige Träumende und was ihre Träume ausmachen und bewirken.
Das Worldbuildung bleibt ebenfalls sehr dezent, da es weniger um das Erkunden der Welt geht als vielmehr um das Wirken der Träume. Hier sind es die kleinen Details, wie dass die Träumenden barfuß und im Pyjama in den Ort kommen, welche das Buch bereichern.
Neben der fantastischen Idee gefielen mir auch die eingewobenen Bezüge zu realen Problemen, Begebenheiten und gesellschaftlichem Verhalten. Auch wenn Penny in erster Linie eine Art Stilmittel ist, um die Welt auszukundschaften, empfand ich sie als ein wenig zu desinteressiert und naiv, um Interesse für ihren Charakter zu entwickeln, schade. Zudem wunderte ich mich, dass ein für alle Zeitzonen geöffnetes Traumkaufhaus ausverkauft sein konnte - an dem Punkt, wie an einigen anderen, war die Geschichte noch nicht so ganz stimmig. Was den Lesegenuss aber nur geringfügig minderte.
Das Kaufhaus der Träume ist eine liebevolle Idee einer Welt mit Traum-Manufakturen und Traumkünstlern, welche statt des gewohnten, westlichen Superlativs einen episodenhaften Einblick in diesen besonderen Ort bietet.

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Gute Idee völlig unrealistisch umgesetzt

Die versteckte Apotheke
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London, Ende des 18. Jahrhunderts: Für die Probleme der Frauen gibt es einen Geheimtipp, eine versteckte Apotheke, in welcher Nella die passenden Mittelchen unter der Hand an ihre Kundinnen verkauft. Egal, ...

London, Ende des 18. Jahrhunderts: Für die Probleme der Frauen gibt es einen Geheimtipp, eine versteckte Apotheke, in welcher Nella die passenden Mittelchen unter der Hand an ihre Kundinnen verkauft. Egal, ob es sich um Migräne, Menstruationsbeschwerden oder den untreuen Ehemann handelt, für alles weiß Nella eine Lösung, welche den Frauen Linderung verschafft. Manchmal auf radikale Weise. Auch die 12-jährige Eliza benötigt ein Mittel für ihre Hausherrin, deren Gatte immer mehr zum Problem wird. Fasziniert von der Möglichkeit der vielen Reagenzien steht Eliza schon bald erneut bei Nella im Raum.
London, Gegenwart: Die Amerikanerin Caroline reist allein nach London, um den Kopf frei zu bekommen. Sie steht vor einem Umbruch im Leben, an welchem nicht nur ihr untreuer Ehemann Schuld trägt. Doch erst ein Zufallsfund beim Mudlarking in der Themse weckt ihr über die Jahre eingeschlafenes Interesse, historische Details zu recherchieren. Hierbei stößt sie schon bald auf Nellas Vermächtnis.
Ich freue mich über Bücher, in denen starke Frauen Geschichte schreiben, gern auch im Wechsel mit Szenen in der Gegenwart. Die Beschreibung deutete darauf hin und der Einstieg hatte auch zunächst einen gewissen Sogeffekt auf mich. Was dann folgte war leider enttäuschend. Die vermeintlich intelligenten Frauen wurden mal wieder unnötig dämlich präsentiert. Da wär z. B. Nella, die aus persönlichen Gründen anderen Frauen eine giftige Revanche gegenüber der Männerwelt ermöglichen will und verständlicherweise im Geheimen arbeitet. Dann aber notiert sie sich detailliert, welcher Frau sie welches Gift für welches Opfer mitgegeben hat - bei einer Entdeckung das Todesurteil für die halbe Londoner Damenwelt! Warum macht sie solch einen Blödsinn, aus romantischer Verklärtheit? Mir völlig unverständlich. Ebensowenig wie Caroline, die in die Hausfrauenfalle getappt ist und für ihren Ehemann und dessen Karriere sämtliche eigenen Zukunftspläne auf Eis legte, bis dieser andere Frauen interessanter fand. Und nun versinkt sie in Selbstmitleid und findet einen geheimen Raum mitten in London gelegen, welchen die letzten 200 Jahre niemand entdeckt haben soll? Zu blöd, bei nächtlichen Erkundungen eine Taschenlampe mitzunehmen oder wenigstens ihr Smartphone vorher aufzuladen ist sie zudem, was die Frauenwelt selbst in der Gegenwart mal wieder unnötig dämlich wirken lässt. Als sie dann auch noch auf die primitive Mitleidstour ihres Ehemanns hereinfiel wär mir fast der Kragen geplatzt, ebenso dass sie Bestätigung von anderen benötigte, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Sind Frauen in den Augen der Autorin so? Ich hoffe nicht!
Stilistisch wird die Handlung aus den Perspektiven von Nella, Eliza und Caroline erzählt, was eine angenehme Abwechslung mit sich bringt. Dass alle drei Frauen unnötig naiv und theatralisch präsentiert werden in verschiedenerlei Hinsicht zeichnet enttäuschenderweise ein veraltetes Frauenbild, nach welchem das weibliche Geschlecht zu blöd ist, um vorrausschauend zu planen oder logisch zu denken und am Ende sowieso auf die Männerwelt hereinfällt. Diverse weitere unlogische Details unterstreichen das Ganze noch zusätzlich. Positiv zu erwähnen wär lediglich noch der Anhang mit ein paar von Nellas Rezepten, die sind ganz unterhaltsam zu lesen.
Naive Klischeecharaktere und eine unrealistische Handlung werden hier leider dem Versuch, ein starkes Frauenbild zu präsentieren, in keinster Weise gerecht.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Gefährliches Abenteuer neben oberflächlichem Hintergrund

Keeper of the Lost Cities – Die Flut (Keeper of the Lost Cities 6)
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Sophies menschliche Eltern wurden von den Neverseen entführt - nach Nightfall, dem mysteriösen Ort, welcher mit Keefe und seiner Mutter in Verbindung zu stehen scheint. Der Ort, welchen Sophie und ihre ...

Sophies menschliche Eltern wurden von den Neverseen entführt - nach Nightfall, dem mysteriösen Ort, welcher mit Keefe und seiner Mutter in Verbindung zu stehen scheint. Der Ort, welchen Sophie und ihre Freunde bislang vergeblich gesucht haben. Hilfe erhalten sie ausgerechnet von der gegnerischen Seite: Keefes Mutter ist bereit, gegen einen Deal zu helfen. Doch was die Elfen bei ihrer Suche an Geheimnissen herausfinden, sprengt jegliche Vorstellungskraft.
Mit dem Alter der Protagonisten wird auch deren Abenteuer nun etwas reifer. Im Gegensatz zu früher arbeiten die Kinder und Erwachsenen immer mehr im Team zusammen und auch die Aufgaben und Entdeckungen werden anspruchsvoller. Der Versuch der Autorin, mit den Vorurteilen gegen die Oger aufzuräumen, gelingt leider nur bedingt, da sie kurz darauf erneut den Ogerkönig mit einem üblen Klischee belegt, ziemlich enttäuschend. Dafür bringt eine neue Ogerfigur frischen Wind in die Erzählung, da diese, neben Sophies menschlicher Schwester, die Elfenwelt mit kritischen Augen als das sieht, was sie wirklich ist: Die Autorin lässt die arroganten Elfen leben, als sei jeder Tag Kindergeburtstag mit Glitzer, tollen Klamotten und Essen, welches nach Süßigkeiten und Fast Food schmeckt. Ein Umstand, wodurch diese Kitsch-Welt nie anderen Fantasiewelten das Wasser reichen wird.

„ Seine Vorstellung von einem aufregenden Abenteuer ist, sein Haar in die andere Richtung zu scheiteln.“ (Zitat S. 137)

Die Interaktionen zwischen den Charakteren machen mittlerweile richtig Spaß zu lesen, zumal hier und da auch ein paar freche Sprüche fallen, gewohnheitsmäßig von Keefe, aber auch von Tam Song. Nervig ist leider Sophies Einstellung, sich drei Jungen gleichzeitig warm zu halten, was mitterweile auch ihre Freunde kommentieren. Regelrecht erschreckend empfand ich Sophies Einstellung, ihren eigenen Spaß höher zu gewichten als die Sicherheit des Alicorns Silveny und ihrem ungeborenen Fohlen. Die Erwartung, sich nur zum Vergnügen für Sophie in Gefahr zu begeben, war mir regelrecht zuwider, zumal sie auch kein Problem damit hat, ihr Haustier allein in einem kleinen Käfig zu halten. Hier wird Tierquälerei zu Unterhaltungszwecken geduldet, ein no go!
Auch die magischen Fähigkeiten der Elfen wirken mittlerweile überzogen - wie kann es sein, das ein paar Teenager die magischen Barrieren mächtiger Elfen mal eben so im Vorbeigehen überwinden? Das Ganze hat schon den Charakter einer Elvengers-Truppe, in Anlehnung an Marvels Avengers. Ein wenig Gedankenkraft und Händeheben oder Händchenhalten, und schon fließen die Superkräfte, zumal das Unterhalten per Gedankenübertragung im Band diesmal auch Überhand nimmt. Erkennbar an jeder Menge kursivem Text. Und was die Geheimorganisation Black Swan betrifft frag ich mit, wie diese Gruppe überhaupt handlungsfähig ist, sobald die Kinder nicht mithelfen - scheinbar scheint der Laden nur aus einer handvoll Erwachsener zu bestehen, die sich u.a. als Geröllhaufen, Eisskulptur und unsichtbaren Mann zeigen. Sobald die Kinder nicht mitrecherchieren scheint da gar nichts mehr zu laufen - wie haben die das nur all die Jahre zuvor gemacht?
So unterhaltsam der Band auch ist, diese vielen Punkte verhindern leider, die Reihe auch nur annähernd mit anderen erfolgreichen Fantasyreihen zu vergleichen. Zu vieles bleibt oberflächlich, ungeklärt oder verfällt dem Superlativ. Wer sich daran nicht stört wird sich gut unterhalten fühlen.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Gelungenes Sequel mit viel Abwechslung

Heliosphere 2278 - Buch 1 - Der Anschlag
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Nach der erfolgreichen Serie Heliosphere 2265 darf man sich auf eine Rückkehr ins bekannte Universum samt seiner Charaktere freuen. Neben neuen Technologien und Allianzen lässt ein neuer, mächtiger Feind ...

Nach der erfolgreichen Serie Heliosphere 2265 darf man sich auf eine Rückkehr ins bekannte Universum samt seiner Charaktere freuen. Neben neuen Technologien und Allianzen lässt ein neuer, mächtiger Feind nicht lange auf sich warten. Beginnt das Rätsel zunächst damit, dass Admiral Jayden Cross eine plötzlich verschwundene Forscherin an einem mysteriösen Ort sucht, steht schon kurz darauf die gesamte Interstellare Allianz einer tödlichen Bedrohung gegenüber. Das ist zwar nicht Jaydens Verschulden, jedoch liegt es mal wieder an ihm, die Bedrohung für die Menschen rechtzeitig abzuwenden, bevor es zu spät ist. Eine Aufgabe, welche zunächst unlösbar scheint.
Zwar lässt sich der Band auch ohne Vorkenntnis der Serie Heliosphere 2265 lesen, allerdings hält sich der Autor nicht lang mit der Vorstellung von Charakteren und Technologien auf, so dass LeserInnen der Serie sich schneller in der Handlung zurecht finden. Doch auch ich hätte mir zur besseren Orientierung ein Glossar mit den wichtigsten Personen, Aliens, Welten und Technologien gewünscht, um mich leichter zurechtzufinden.
Inhaltlich wird es schnell spannend und die Handlung gestaltet sich als angenehm komplex, die Bedrohung schon bald als unlösbar. Insbesondere die Interaktionen der Charaktere sind wieder eine wahre Freude zu lesen, so manche Dialoge konnten mir ein Schmunzeln entlocken. Durch gewohnte Perspektivenwechsel bleibt es abwechslungsreich und ich hatte das Gefühl, an mehreren Orten gleichzeitig dabei zu sein, ohne in einem Handlungsstrang zwischendruch den Faden zu verlieren.
Wieder ein äusserst spannendes und unterhaltsames Science Fiction Abenteuer mit einem schon bald unlösbar scheinenden Problem.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Wer sind in Wirklichkeit die Bösen?

Als das Böse kam
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Bisher war es für Juno völlig normal, von der Aussenwelt abgeschottet mit der Familie auf einer Insel zu leben und sich vor den bösen Fremden in ihrem Bunker zu verstecken. Doch mittlerweile ist sie 16 ...

Bisher war es für Juno völlig normal, von der Aussenwelt abgeschottet mit der Familie auf einer Insel zu leben und sich vor den bösen Fremden in ihrem Bunker zu verstecken. Doch mittlerweile ist sie 16 Jahre alt und beginnt, die Dinge zu hinterfragen. Deswegen wagt sie es auch, sich entgegen der Anweisungen ihrer Eltern einem Mann vom Festland zu zeigen. Nicht ahnend, dass sie damit das Böse auf die Insel holt. Mit tödlichen Folgen.
Die Anfangsszenerie ist schon etwas ausgefallen: Eine Familie mit zwei Kindern im Teenageralter, die fast schon sektenähnlich völlig abgeschottet und weltfremd aufgezogen werden. Dank Junos zögerlichem Aufbegehren kommt es zwar zügig zu Veränderungen und etwas später zu überraschenden Erkenntnissen, Juno bleibt dabei jedoch stets etwas naiv und bisweilen unglaubwürdig. Insbesondere, dass bei einer Lüge jedesmal ihr Finger zucken soll, empfand ich für die Handlung ziemlich zurecht konstruiert. Die Eigenart, nicht immer ganz logisch zu handeln, hat sie im Roman jedoch nicht für sich allein gepachtet, was die Handlung zusätzlich hier und da konstruiert wirken lässt. Das nimmt der Spannung, welche mit einigen Wendungen daherkommt, unnötig den Wind aus dem Segel. Ebenso wie ein paar Logikfehler, schade. Ansonsten ist der Stil zwar bildhaft und unterhaltsam, ich empfand es insgesamt doch eher auf jüngere LeserInnen zurechtgeschnitten. Zumal man den Thriller aus Junos Perspektive erlebt.
Ein Thriller mit mäßiger Spannung und nicht ganz nachvollziehbarer Handlung, der primär vom Aufdecken der Wahrheit lebt.

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