Einblick in die Welt der Traumproduktion
Das Kaufhaus der TräumeWas wäre, wenn es einen Ort gäbe, an dem unsere Träume von kreativen Künstlern liebevoll erstellt und im Tausch gegen Emotionen erworben werden könnten? Abenteuerträume, romantische Träume, Erinnerungsträume, ...
Was wäre, wenn es einen Ort gäbe, an dem unsere Träume von kreativen Künstlern liebevoll erstellt und im Tausch gegen Emotionen erworben werden könnten? Abenteuerträume, romantische Träume, Erinnerungsträume, ja selbst Albträume gäbe es dort im Sortiment, manche sogar nach Kundenwunsch erstellt und zum vorher festgelegten Zeitpunkt ausgeliefert. Autorin Lee Mi-ye hat sich für uns an die Fersen von Penny geheftet, einer jungen Bewohnerin des Ortes, und diese besondere Welt der Träume durch Pennys Augen für uns ausgekundschaftet.
„Meiner Meinung nach ... gleichen Schlaf und Traum ... in diesem sich hektisch fortsetzenden linearen Leben einem Komma, das vom Gott der Zeit gesetzt wurde.“ (Zitat Penny, S. 32)
Penny beginnt ihre Anstellung im Kaufhaus Dallergut, der ersten Adresse für Träume nebst vielen kleinen Traum-Manufakturen im Ort. Neben der Legende, auf welcher dieser Ort basiert, lernt man nach und nach verschiedene Traumproduzenten sowie Traumarten beispielhaft kennen. Dabei ist das Buch episodenhaft aufgebaut, Penny bleibt als eine Art Bindeglied gemeinsam neben den anderen Bewohnern des Ortes eher im Hintergrund. Entsprechend gibt es auch keinen eindeutigen roten Faden, anhand dessen sich der Roman bis zu einem Finale entlang hangelt, sondern man erlebt eher auf fantastische Weise die Welt hinter den Träumen sowie einige Träumende und was ihre Träume ausmachen und bewirken.
Das Worldbuildung bleibt ebenfalls sehr dezent, da es weniger um das Erkunden der Welt geht als vielmehr um das Wirken der Träume. Hier sind es die kleinen Details, wie dass die Träumenden barfuß und im Pyjama in den Ort kommen, welche das Buch bereichern.
Neben der fantastischen Idee gefielen mir auch die eingewobenen Bezüge zu realen Problemen, Begebenheiten und gesellschaftlichem Verhalten. Auch wenn Penny in erster Linie eine Art Stilmittel ist, um die Welt auszukundschaften, empfand ich sie als ein wenig zu desinteressiert und naiv, um Interesse für ihren Charakter zu entwickeln, schade. Zudem wunderte ich mich, dass ein für alle Zeitzonen geöffnetes Traumkaufhaus ausverkauft sein konnte - an dem Punkt, wie an einigen anderen, war die Geschichte noch nicht so ganz stimmig. Was den Lesegenuss aber nur geringfügig minderte.
Das Kaufhaus der Träume ist eine liebevolle Idee einer Welt mit Traum-Manufakturen und Traumkünstlern, welche statt des gewohnten, westlichen Superlativs einen episodenhaften Einblick in diesen besonderen Ort bietet.