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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2021

Spannend und äusserst perfide

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Ein neuer Fall für Europols Super-Recognizerin Inga Björk: Fünf Personen wurden entführt und in Glasröhren gesteckt, über online gestellte Aufgaben können andere Menschen über deren Schicksal mitentscheiden: ...

Ein neuer Fall für Europols Super-Recognizerin Inga Björk: Fünf Personen wurden entführt und in Glasröhren gesteckt, über online gestellte Aufgaben können andere Menschen über deren Schicksal mitentscheiden: Leben oder Tod? Weder ist klar, was hinter dieser perfiden Tat steckt noch ob die Opfer zufällig ausgewählt wurden. Mit ins Boot holt sich Inga Björk wieder Christian Brand, der dank seiner schnellen Auffassungsgabe und effektiven Entscheidungen die Ermittlungen zügig vorantreibt.
Ein Thriller, der Spannung bis zur letzten Seite verspricht. Der Leser erhält vom Autor Andeutungen, welche erste Vermutungen ermöglichen - nur, um diese wieder über den Haufen werfen zu müssen, weil ein Detail noch nicht so recht passt. Sämtliche Hintergründe, welche zu der aussergewöhnlichen Tat führten, sind durchdacht und spannend inszeniert, die Ermittlungen wirken authentisch und professionell.
Auch im zweiten Band des Ermittlerteams gibt es wieder einige Einblicke in deren Persönlichkeit, eine Kenntnis des ersten Bandes ist jedoch nicht notwendig. Besonders gefallen hat mir neben dem recht komplexen Fall die aussergewöhnliche Durchführung der Entführung, da haben sich Täter und Autor etwas ziemlich Ausgefallenes einfallen lassen.
Ein äusserst spannender und abwechslungsreicher Thriller mit sympathischen Ermittlern und einem aussergewöhnlichen Fall, der zum Mitermitteln einlädt. Definitive Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Von der (In)-Stabilität digitaler Systeme

Systemfehler
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In mehreren europäischen Ländern kommt es zu digitalen Aussetzern, welche sich kontinuierlich steigern. Zunächst beginnt es mit kleinen Ausfällen in der Stromversorgung, dem folgen schon bald Internet ...

In mehreren europäischen Ländern kommt es zu digitalen Aussetzern, welche sich kontinuierlich steigern. Zunächst beginnt es mit kleinen Ausfällen in der Stromversorgung, dem folgen schon bald Internet und Mobilfunk. Die Steuerung des Verkehrswesens sowie weite Bereiche der Infrastruktur brechen zusammen, Verletzte und Todesopfer sind die Folge. Natürlich läuft dadurch auch die Versorgung mit Wasser, Energie und Lebensmitteln nicht mehr reibungslos. Zunächst hat Teenager Ben noch Sorge, er sei für den ganzen Schlamassel verantwortlich, da er heimlich ein Online-Videospiel gespielt hat, welches genau solche Szenarien beinhaltet. Durch seine Fehler gerät zunächst sein Vater als IT-Experte ins Visier des BND, an dessen Schuld der zuständige Ermittler jedoch schnell zweifelt. Dann überschlagen sich die Ereignisse und das Chaos in Europa bricht aus.
Sowohl Idee als auch Umsetzung des Romans empfand ich als sehr gelungen. Hauptsächlich geht es um den IT-Experten Daniel Faber, der auf eigene Faust versucht, die Drahtzieher der Cyberangriffe ausfindig zu machen, um seine Unschuld zu beweisen. Ihm gegenüber steht Nelson Carius, der als neuer Mitarbeiter des BND auf die zunächst noch harmlos wirkenden digitalen Ausfälle angesetzt wird. Entsprechend wechseln die Perspektiven, zu denen noch weitere anderer Charaktere hinzukommen, wodurch die Handlung sehr abwechslungsreich ist. Auch ist das Szenario selbst, wie nach und nach immer mehr digitale Systeme ausfallen mitsamt den Auswirkungen auf mehreren Ebenen, realistisch und verständlich aufgebaut. Kritik muss ich hierbei leider anbringen: Einigen Charakteren hat der Autor ein unnötig naives Handeln angedichtet wie z. B., dass eine intelligente Frau bei Stromaussetzern dennoch in einen Aufzug steigt - der natürlich prompt ausfällt, oder dass eine andere Frau sich beim Ausfall des Internet als erstes Sorgen macht, nicht mehr die Supermarktangebote online durchstöbern zu können. Ebenso fielen mir zu früh manche männliche Personen zu aggressiv aus. Ohne so manches Klischee-Verhalten wär der Roman perfekt gewesen. Davon abgesehen bietet der Roman eine angenehme Spannung, die Jagd nach den Drahtziehern des Cyberwar gestaltet sich immer umfangreicher und endet in einem kleinen Showdown, nicht ohne auf dem Weg dahin einigen Menschen das Leben zu kosten.
Ein spannendes „was wäre, wenn“-Szenario, welches verdeutlicht, wie abhängig bereits viele Systeme von einer funktionierenden digitalen Infrastruktur sind und wie instabil dieses System in Wirklichkeit ist.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Amazonen und der Trojanische Krieg

Die Götter müssen sterben
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Die Amazonen, Töchter des Kriegsgottes Ares, werden von Göttin Artemis in den Krieg gegen Troja geführt, auf dass sie sich beim Niedergang Trojas an ihren Feinden rächen können. Von Artemis für dieses ...

Die Amazonen, Töchter des Kriegsgottes Ares, werden von Göttin Artemis in den Krieg gegen Troja geführt, auf dass sie sich beim Niedergang Trojas an ihren Feinden rächen können. Von Artemis für dieses Vorhaben mit besonderen Fähigkeiten gesegnet wird ausgerechnet die Nicht-Amazone Areto, welche sich den Kämpferinnen nach einem Überfall auf den Palast des Theseus anschloss.
Ein faszinierendes Epos der Dark Fantasy, welches die Amazonen frei von maskulinen Vorurteilen zeichnet. Weder sind sie männerhassende Emanzen noch Bikiniathletinnen mit niedrigem IQ, wie in manch anderen Werken dargestellt. Sie sind ein Volk des Kampfes, welches sich ebenso Sklaven und Huren hält wie die Griechen, wenn auch mit deutlich mehr Toleranz. Eine freie Wahl des Geschlechts sowie der sexuellen Neigungen ist hier normal, mit expliziten Szenen muss ebenso gerechnet werden wie mit Kampfhandlungen.
Sehr gefielen mir die umfangreichen Darstellungen der unterschiedlichen Charaktere, von denen viele in der bekannten Sagen- und Götterwelt wiederzufinden sind. Die Stärke des Romans ist jedoch zugleich auch dessen Schwäche: Die Autorin hat sich die Mühe gemacht, viele Charaktere äusserst komplex zu gestalten, zeigt Träume und Erinnerungen an frühere Szenen, wechselt zu vielen Nebenschauplätzen. Dadurch bekommt man ein umfangreiches Gefühl für die Personen und warum sie wie handeln und entscheiden, gleichzeitig fühlte ich mich jedoch beim Lesen durch noch einen und noch einen Einschub vor lauter Input manchmal wie erschlagen. Ebenso geht die Haupthandlung dadurch nur äusserst langsam voran. Erfrischend waren die Götter und Halbgötter, die wiederholt in die Handlung eingriffen, wobei deren Kämpfer manchmal vor brutaler und sexueller Gewalt ebenso wenig zurückschreckten wie die Soldaten Griechenlands, diese gefühlt sogar noch überboten.
Ein durchaus beeindruckender und bildgewaltiger, stellenweise recht brutaler Roman, dem anzumerken ist, wieviel Arbeit darin steckt. Besonders lobenswert ist die Darstellung der Amazonen, endlich nicht durch Ängste und Sexualfantasien männlicher Erzähler verklärt. Die Erzählung gestaltet sich als äusserst komplex und vielschichtig, was die Haupthandlung ein wenig ausbremst, dafür wiederum ein komplettes Eintauchen in eine götterdurchzogene Zeit rund um den Trojanischen Krieg bietet. (4,5/5 Sternen)

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Aufregend, spannend und voller Überraschungen

Flüsterwald - Durch das Portal der Zeit: Ausgezeichnet mit dem LovelyBooks-Leserpreis 2021: Kategorie Kinderbuch (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 3)
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Sehnsüchtigst erwartet und sofort im Abenteuer versunken: In Band 3 der Flüsterwald-Reihe reisen die Kinder Lukas und Ella gemeinsam mit Elfe Felicitas, Beschützerkatze Punchy und Menok Rani in die Vergangenheit ...

Sehnsüchtigst erwartet und sofort im Abenteuer versunken: In Band 3 der Flüsterwald-Reihe reisen die Kinder Lukas und Ella gemeinsam mit Elfe Felicitas, Beschützerkatze Punchy und Menok Rani in die Vergangenheit der Stadt Winterstein zu einer früheren Ausgabe von Ellas Großvater, Professor Archibald von Thun. Nur durch dessen Blut können sie den Entdecker des Flüsterpulvers in der Gegenwart aus dem Baumgefängnis befreien. Natürlich läuft von vorn bis hinten alles anders als geplant. Diesmal ist es aber nicht Felicitas‘ Schuld - Ehrenwort!
Auch der dritte Band steckt voller Abenteuer, spannender und lustiger Szenen und jeder Menge Überraschungen. Neben neuen magischen Details und Wesen darf diesmal auch der Dunkle Magier ein wenig mitmischen und lädt zum Spekulieren ein, wer wohl hinter dem gefährlichen Feind des Flüsterwaldes stecken könnte. Auch erfährt man ein Geheimnis um Felicitas, welches sie selbst noch nicht wusste. Und Rani darf wieder ein wenig ganz aus seiner Perspektive erzählen, in der er natürlich der absolute Oberheld ist. Schmunzler sind da garantiert.
Ein gelungener dritter Band eines fantastischen Abenteuers, wieder mit vielen liebevollen Details, Überraschungen, Action und Humor. Die Illustrationen zu Beginn eines jeden Kapitels machen das Buch auch optisch wieder zu einem Highlight. Absolute Leseempfehlung, kann ich euch flüstern.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Fängt stark an, lässt stark nach

Der dunkle Schwarm
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Programmiererin Atlas alias Oracle verdient sich im Jahr 2100 illegal ein wenig Geld durch den Diebstahl und Verkauf von Erinnerungen dazu, bevorzugt Industriespionage. Eine Besonderheit ihres Mindchip-Implantats ...

Programmiererin Atlas alias Oracle verdient sich im Jahr 2100 illegal ein wenig Geld durch den Diebstahl und Verkauf von Erinnerungen dazu, bevorzugt Industriespionage. Eine Besonderheit ihres Mindchip-Implantats macht es möglich, dass sie mehr Zugriffsmöglichkeiten in den Hives, so eine Art Gedanken-Gruppenchats, hat als normalerweise üblich. An ihrer Seite arbeitet Julien, ein ehemaliger Kampfandroide und für Atlas Beschützer und Familie in einem. Ihr neuester Auftrag stellt jedoch alle bisherigen Aufträge in den Schatten: Noah bittet sie, den Mord an seiner Schwester aufzuklären, welche bei einem Anschlag auf einen gesamten Hive getötet wurde. Zufall? Ökoterrorismus? Oder steckt einer der Großkonzerne dahinter?
Was zunächst wie ein Kriminalfalll in einer dystopischen Zukunft wirkt, entwickelt sich Schritt für Schritt zu einem gesellschaftskritischen Science-Fiction-Thriller. Der Erdball ist ausgebeutet und mit 11 Milliarden Menschen restlos überbevölkert, die Schere zwischen arm und reich klafft weit auseinander. Echte Lebensmittel und schulische Bildung sind den Reichen vorbehalten, während in den unteren Bereichen der Megacities im ewigen Schatten die Armen ums Überleben kämpfen. Eine Vereinigung names „The Cell“ macht im Kampf für die Umwelt seit langem radikal Stimmung gegen die Konzerne. Zudem lassen sich einige interessante Zukunftstechnologien im Roman entdecken.
Atlas mogelt sich in dieser Welt durch - woher sie ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten hat, weiß sie nicht. Als Charakter ist sie eine durchaus interessante Figur: Tough, intelligent, aber leider auch recht distanziert und einsam. Zwar entwickelt sie sich im Laufe des Romans weiter, allerdings wird dies enttäuschenderweise nur erwähnt, statt diese Charakterentwicklungen richtig miterleben zu können. Ebenso missfiel mir, dass sie mit der Zeit „from zero to hero“-Eigenschaften entwickelte, ihre Fähigkeiten auf unerklärliche Weise passend zur Handlung immer umfangreicher wurden, bis es ab einem gewissen Punkt auf mich nur noch unglaubwürdig wirkte. Neben der angedeuteten Gesellschaftskritik vermisste ich eine ethische Auseinandersetzung mit den Androiden, die mal dem Menschen gleichgestellt wirkten, dann aber plötzlich nur wie „Dinge“ behandelt wurden. Das blieb im Roman leider genauso undeutlich wie das Setting selbst, welches ich mir anhand einiger eingeworfener Details doch größtenteils selbst zurechtfantasieren musste. Hintergründe zur Entwicklung der ADICs (wofür steht diese Abkürzung?), der implantierten Hive-Chips, finden sich leider auch nicht im Buch. Der Spannungsbogen, welcher zunächst vielversprechend aussah, nahm zum Ende hin leider auch rapide ab, da es statt überraschender Twists nur noch eine vorhersehbare, gradlinige Handlung ohne viel Tiefgang gab.
Auch wenn die Idee faszinierend ist, hat mich doch der diesmal recht detailarme Stil nicht überzeugen können. Zuviel blieb oberflächlich oder wurde nicht ausreichend erläutert, manches driftete zum Ende hin in den Superlativ ab, blieb oberflächlich und vorhersehbar. Gelungene SF war das leider nicht, sorry.

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